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Lernort Bibliothek – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Teil 24

Die Projekt-Erfahrungen der Öffentlichen Bücherei St. Martin

Die Öffentliche Bücherei St. Martin in Rheinbach ist die kleinste Bibliothek im Projekt. Sie ist in kirchlicher Trägerschaft und erfüllt auf der Grundlage eines Vertrages mit der Kommune die Aufgabe einer Stadtbibliothek. Drei hauptamtliche Kräfte werden von einem Team Ehrenamtlicher Mitarbeiter unterstützt.

Die Erfahrungen im Projekt „Lernort Bibliothek“ beschreibt Bibliotheksleiterin Astrid Schulz so:

„Ein Projekt, das mich von Anfang an begeistert hat. Ein Motto, dem sich das hauptamtliche Team und ein Teil des ehrenamtlichen Teams der Öffentlichen Bücherei St. Martin in Rheinbach verpflichtet sehen. Seit Jahren arbeiten wir konsequent daran, die Bibliothek als Lernort und Erlebnisort für Kindergartenkinder, Grundschüler, Schüler der Sekundarstufe 1 und natürlich Erwachsene zu etablieren. Das Projekt „Lernort Bibliothek“ ist eine Weiterentwicklung des schon Vorhandenen und hilft, neue Konzepte zu entwickeln. Für uns ist es wichtig das aktuelle Mediennutzungsverhalten der Kunden und der potentiellen Bibliotheksnutzer aufzugreifen und ihnen nützliche, informative und unterhaltende Angebote im Internet und im Bibliotheksraum anzubieten.

Die Mitarbeit bei der theoretischen Konzeptentwicklung gestaltete sich sehr gut und war ermutigend. Bibliotheken der Grundversorgung, aus kleineren Kommunen mit knapper Personaldecke und geringem Finanzbudget können bei so notwendigen Veränderungen mitziehen. Doch als es daran ging, die Theorie in Praxis umzusetzen, tauchten erste Schwierigkeiten auf.

Für die Einrichtung eines neuen Lernbereiches in der Bibliothek fehlen trotz großzügiger Landesförderung die Gelder. Das 2010 entwickelte Raumkonzept ist so, wie es in den anderen Projektbibliotheken realisiert wird, in unserer Einrichtung nicht umsetzbar. Der Raumbedarf ist zu groß und die damit verbundenen Einrichtungskosten sind zu hoch. Doch wir denken über eine daran angepasste kleinere Lösung nach und hoffen, diese in der Folgezeit realisieren zu können.

Da dieser Projektteil für Rheinbach zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht realisiert werden konnte, entschied ich mich für die Teilnahme an der Online-Gruppe, die sich mit möglichen Online-Angeboten und den für die Realisierung erforderlichen Rahmenbedingungen beschäftigte. Parallel dazu wurden alle Teams in Schulungen auf die Umsetzung eigener Web2.0-Angebote vorbereitet.

In Rheinbach musste ich fortbildungsbegeistertes Personal unter den Ehrenamtlern finden, das die Web 2.0 Schulung mit absolvierte. Eine Bibliothek heißt ja Lernort, weil die Angestellten und ehrenamtlich Engagierten ebenfalls bereit sind zu lernen und neue Wege zu gehen.

Eine Homepage haben wir schon lange. Mit Hilfe der Fachhochschule Köln arbeiten wir derzeit an einem Relaunch.

Unser Zeitplan sah zunächst vor, im November 2010 ein erstes Web2.0-Angebot – einen Blog oder einen Facebook-Account – einzurichten. „Wunschdenken“ mussten wir leise enttäuscht feststellen, denn irgendwie blieben die dafür vorgesehenen Zeitfenster verschlossen. Das Ziel verschob sich. Wir waren alle mit uns und der Situation unzufrieden.

Doch wo ein Wille ist…: Ende Januar ging es endlich an den Start. In Vorgesprächen haben wir geklärt, was wir wie und wo (Homepage, Blog, Facebook) zeigen und mitteilen wollen – zumindest schon einmal auf Facebook. Und irgendwie geht es seitdem. Die zuständige Kollegin postet schon einmal von zu Hause, wenn sie etwas Interessantes findet. Ich habe Ideen und gebe sie vertrauensvoll weiter, weil ich weiß, sie werden in Facebook auftauchen. Weitere Kolleginnen erhielten eine kurze Einweisung, wie man in Facebook postet und werden hier in Zukunft mitmachen.

Unser Blog existiert. Das ist der im Moment zutreffende Ausdruck. Wir suchen nach Mitschreibern im Team der Ehrenamtlichen, die Ideen zu Beiträgen haben und Lust, diese Ideen in Texte zu packen. Die eifrigsten Mitarbeiterinnen sind hier unsere weiblichen, jugendlichen Mitstreiterinnen, die den Blog mit Lesetipps versorgen – aber nur wenn sie Zeit und Freude daran haben. Im Klartext heißt das, dieses Angebot ist noch ausbaufähig.

Immer wieder aufs Neue muss das Verhältnis von „klassischer“ Bibliotheksarbeit und Internetaktivitäten ausgelotet werden. Mit Flexibilität und Engagement ist es möglich, diesen neuen Bereich zu integrieren. Aber wir müssen klären, was im bisher Alltäglichen reduziert werden kann. Daneben möchten wir neue Mitarbeiter finden, die den Bereich Internet mitbetreuen und ausbauen helfen. Doch auch bei ökonomischer Aufteilung der verfügbaren Arbeitszeit unserer hauptamtlichen Kräfte, empfinden wir die Betreuung unseres neuen Online-Angebotes als zeitaufwändig.

Wir sind auf dem Weg, in winzigen Schritten – wir bewegen uns. Das ist ein gutes Gefühl. So haben wir die Zeit, ein Auge auf unsere Nutzer und deren Wünsche zu haben. Die Langsamkeit eröffnet die Möglichkeit – hoffentlich in sehr naher Zukunft – das Lerntempo von Bibliothek und Bibliothekskunden anzupassen. Und vielleicht können wir als Bibliothek irgendwann auch im Online-Bereich so up to date sein, dass wir für unsere Nutzer weiterhin zeitgemäß, wichtig, hilfreich und interessant sind.“

Astrid Schulz

Öffentliche Bibliothek St. Martin in Rheinbach

http://www.facebook.com/pages/%C3%96ffentliche-B%C3%BCcherei-St-Martin-Rheinbach/170616502976205

 http://buechereirhb.wordpress.com/

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