Lernort Bibliothek – Gastbeitrag der Stadtbibliothek Paderborn
„Die Stadtbibliothek Paderborn ist für den Einzugsbereich von 145.000 Paderborner Einwohnern zuständig. Wir haben zwar 28 Stellen (verteilt auf 38 Personen), sind aber allein mit der Zentralbibliothek auf 4 Standorte in der Innenstadt verteilt. Einer dieser Standorte ist die Kinder- und Computerbibliothek (Wegezeit von der Hauptstelle: 10 Minuten).
Zeitgleich mit der Teilnahme am Projekt „Lernort Bibliothek“ hatte die Bibliothek weitere Großprojekte in Angriff genommen: Einführung von RFID, Umstieg auf eine andere Bibliothekssoftware, Umbau der Zentralbibliothek und Überführung der Stadtteilbibliotheken ins Ehrenamt. Deshalb hatten wir kurz überlegt, ob wir überhaupt an dem Projekt „Lernort Bibliothek“ teilnehmen können. Die einmalige Chance an diesem zukunftsträchtigen Projekt teilzunehmen, hat uns aber letztendlich doch dazu bewegt einfach „Ja“ zu sagen und diesen Schritt zu wagen.
Bisher können wir sagen, dass sich dieser Schritt sehr gelohnt hat. Auch wenn wir vielleicht langsamer vorankommen als gewünscht – wir wären wahrscheinlich von einem Projekt ins nächste gerutscht oder von einer Großbaustelle in die nächste, ohne dass wir systematisch in die Social-Media-Welt weiter eingetaucht wären.
Vor Beginn des Projekt „Lernort Bibliothek“ ist die Stadtbibliothek Paderborn schon eigene Schritte in die Welt des Web 2.0 gegangen. Im März 2011 ist die Stadtbibliothek dem sozialen Netzwerk Facebook beigetreten. Außerdem gibt es seitdem einen Blog, der den monatlich stattfindenden Offenen Computertreff in der Computerbibliothek thematisch begleitet. Beide Social-Media-Plattformen wurden vorerst nur von einer kleinen EDV-affinen Gruppe Kollegen bearbeitet.
Das eigentliche Projekt „Lernort Bibliothek“ begann für die Stadtbibliothek mit den ersten Schulungstagen im Juli 2011. Oke Simons erläuterte je 12 Kollegen an 2 aufeinanderfolgenden Tagen die verschiedenen Elemente des Web 2.0. Facebook, Blogs, Link-Sammlungen und vieles mehr, waren nun kein Fremdwort mehr. Die 2 Tage gaben einen interessanten Einblick in das neue Thema, waren aber auch aufgrund der vielen, teilweise völlig neuen Begriffe und der Fülle an Informationen für einige Kollegen sehr anstrengend. Für die Facebook-Seite waren die Schulungstage jedoch eine Art Startschuss. Die bestehenden Unsicherheiten im Umgang mit der Plattform wurden abgebaut und eine kleine Gruppe von Kollegen begann mit verschiedenen Posts zu experimentieren.
Der zweite Schritt in die Social-Media war der erste Besuch von Christoph Deeg im November 2011. Herr Deeg nahm uns mit in die faszinierende Welt des Web 2.0. Am Ende des Tages wollten wir alle direkt loslegen und in den verschiedenen Gruppen aktiv werden. Leider hielt sich die anfängliche Euphorie aufgrund von verschiedenen Umstrukturierungsmaßnahmen nicht lange. Der anstrengende Arbeitsalltag, den die Einführung von RFID, der damit verbundene Hausumbau, die Einführung einer neuen Bibliothekssoftware, sowie die Umgestaltung der Ablauforganisation von Herbst 2011 bis weit ins Jahr 2012 mit sich brachte, ließ die aktiven Social-Media-Ambitionen schnell in den Hintergrund treten. Lediglich eine kleine Gruppe aus 2-3 Mitarbeitern war noch weiterhin aktiv, um die bestehende Facebook-Seite mit immer größerem Erfolg zu pflegen.
Neben der Facebook-Seite sollte jedoch als Hausarbeit aus Herrn Deegs ersten Besuch noch ein weiteres Web 2.0-Werkzeug eingeführt werden. Die Wahl fiel auf ein internes Wiki, um die Kommunikation untereinander zu verbessern. Dies wurde durch eine Kollegin in Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung erstellt. Nach Abschluss der Vorarbeiten wurde jeder Kollege im Wiki geschult, um die Akzeptanz von Anfang an zu gewährleisten. Durch die intensiven Schulungsmaßnahmen und die Einfachheit des Wikis wurde dieses Ziel auch erreicht: die Kollegen verwenden das neue Tool und sehen es als nützliches Hilfsmittel an.
Im Herbst 2012 startete dann die zweite Runde des Partnerbibliotheksprogramms.
Der Wunsch wurde laut, nun wieder alle Kollegen in die aktive Arbeit miteinzubeziehen, um die Arbeitsbelastung gleichmäßiger zu verteilen.
Am Anfang stand der zweite Besuch von Christoph Deeg. Jeder Kollege wurde einzeln nach seinen Erfahrungen, Wünschen und Kritikpunkten um den Bereich Social Media befragt. Die Meinungen zum bestehenden Wiki waren durchweg positiv. Die Bestrebungen auch aktiv am Facebook-Auftritt mitzuwirken, waren jedoch eher verhalten, hauptsächlich aufgrund von Skepsis bzw. Unsicherheit im Umgang mit der Plattform, aber auch aufgrund von Zeitmangel. Herr Deeg vermittelte jedoch sehr plastisch, dass der Weg von Bibliotheken in die Welt des Web 2.0 führen muss. Als Ergebnis des Tages sollten die Kollegen erneut in Facebook geschult werden, um die Akzeptanz zu stärken. Außerdem sollte sich eine Gruppe mit der Vorbereitung eines Twitter-Accounts beschäftigen.
In der Zeit bis zum 2. Coaching-Tag fanden zusätzlich noch 2 Schulungstage zum Thema „Effektiv recherchieren im Internet“ mit Jürgen Plieninger statt. Auch hier wurden wieder 12 Kollegen in ihrer Informationskompetenz geschult. Leider fielen die Schulungstage für die zweite Gruppe krankheitsbedingt aus und werden erst noch nachgeholt.
Der dritte Besuch von Christoph Deeg stellt den vorläufigen Wendepunkt in den Social Media – Bestrebungen dar. Immer noch war nur ein kleiner Teil aktiv beteiligt. Dies sollte sich jedoch ändern. Die Arbeit in den von Herrn Deeg vorgestellten Gruppen sollte wiederaufgenommen werden, um wirklich alle Kollegen mit ins Boot zu holen.
Alle Kollegen haben gemeinsam beschlossen und auch so abgestimmt, dass wir in der Stadtbibliothek Paderborn die 4 Gruppen Monitoring, Community, Content und Support mit allen Kollegen besetzen. Dieser Beschluss ist im letzten Jahr schon einmal gefasst worden – aber leider nicht konsequent umgesetzt worden.
Deshalb werden wir die Gruppen jetzt so einsetzen, dass bei unseren monatlichen Web 2.0-Treffen immer mindestens je 2 Vertreter aus den 4 Gruppen vor Ort sein müssen. Diese beiden Gruppen-Sprecher wechseln monatlich, so dass jeder im Laufe der Zeit etwas aktiv vorweisen muss.
Unsicherheiten sollen in den einzelnen Gruppen, in der Anwendung von beispielsweise Twitter, in hausintern organisierten und durchgeführten Mini-Schulungen in der Computerbibliothek ausgeräumt werden. Somit hoffen wir den Zeitumfang zu begrenzen. Die kleinen spezifischen Schulungen scheinen weniger zeitintensiv zu sein, als die Aneignung der unterschiedlichen Web 2.0-Anwendungen durch jeden Kollegen allein. Wir hoffen auch durch die Schulungen wirklich alle Mitarbeiter mit ins Boot zu holen – niemand soll aufgrund von fehlenden Kenntnissen und Unsicherheiten außen vor bleiben.
Die Mitarbeiter treffen sich jetzt wieder in den Gruppen und arbeiten Konzepte aus, wie die Inhalte von der Monitoring zur Content-Gruppe und dann zur Community-Gruppe weitergegeben werden. In monatlichen Social-Media-Treffen werden die Aktivitäten vorgestellt und evaluiert und weiter Ideen ausgetauscht.
Abschließend bleibt zusagen, dass die ersten Schritte in das Web 2.0 gemacht sind. Die Werkzeuge müssen sich jedoch noch etablieren und in den bibliothekarischen Arbeitsalltag eingebunden werden. Dabei ist es wichtig, die Notwendigkeit der Verwendung diese Tools zu erkennen und sich in der Welt des Web 2.0 als Bibliothek und somit Vermittler von Informationskompetenz zu etablieren.“
Anna Drescher, Stadtbibliothek Paderborn, Dezember 2012
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