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Makerspace, Gaming, Qi Gong – Bibliothek als Dritter Ort

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken u.a. durch die finanzielle Förderung von innovativen Projekten. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW stellt in lockerer Reihenfolge interessante Praxisbeispiele aus verschiedenen Förderprogrammen in Form von Gastbeiträgen auf ihrem Blog vor. Der vorliegende Beitrag stellt das Konzept der Stadtbibliothek Kreuztal als „Dritter Ort“ vor.

Bibliothek als Dritter Ort

Bibliotheken sind heute mehr als nur Ausleihstellen für Medien. Sie sind Lernort, Treffpunkt, bieten Bildungsangebote ebenso wie Inspiration für Jung und Alt. Die Stadtbibliothek Kreuztal hat im Rahmen eines vom Land geförderten Projektes ihr Konzept für den „Dritten Ort“ neu gestaltet. Nicht nur ein breit gefächertes Veranstaltungsangebot wurde auf den Weg gebracht. Auch die Aufenthaltsqualität wurde durch neue Möbel deutlich verbessert.

Bitte Platz nehmen….

Was wäre die Bibliothek als „Dritter Ort“, wenn Sie nicht zum Verweilen einlädt? Deshalb hat die Stadtbibliothek Kreuztal zur Steigerung der Aufenthaltsqualität auch einen zusätzlichen Besuchersessel mit passendem Tisch angeschafft. Dort können sich Besucherinnen und Besucher mit Hilfe des neuen Massagegurtes entspannen. Ein Querläufer-Regal dient zur Präsentation von Literatur und Bilderschienen mit passenden Rahmen ermöglichen die Präsentation von Ausstellungen. Ein mobiles Disco-Licht ermöglicht variable stimmungsvolle Beleuchtung für unterschiedliche Veranstaltungsangebote.

Die Bibliothek lädt ein…

Zur Etablierung als neuer Veranstaltungsort in der Stadtmitte hat die Stadtbibliothek Kreuztal ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm zusammengestellt:

Kreuztal_Bibliothek als Dritter Ort_Fotos_16_06_02_03Die neu konzipierte Veranstaltungsreihe „Aktive Mittagspause“ lud zu insgesamt sieben Veranstaltungen ein. Das Konzept beinhaltete:

  • kurze Veranstaltungen in der Mittagszeit
  • lokale Akteurinnen und Akteure (z.B. aus dem benachbarten Rathaus)
  • kostenfreier Eintritt
  • Möglichkeit der Anschlusskommunikation
  • zum Thema passende Literaturangebote

Themen waren:

  • Fotografie-Tipps
  • Kettenhemden anfertigen
  • Rudel-Singen
  • Qi Gong
  • Thera-Band-Übungen
  • MITTAGShäppchen oder MITTAGSschnittchen– sanfte Bewegungsübungen
  • Lesung mit Anna-Lena Kahnau

Die Veranstaltungen waren unterschiedlich stark besucht. Bis zu 30 Personen fanden sich in der Bibliothek zur Mittagszeit ein.

2015 etablierte sich auch ein Spieletreff in der Stadtbibliothek. Dort werden regelmäßig im Veranstaltungsraum kompliziertere Brett- und Rollenspiele gespielt. Diese Veranstaltungen organisieren die Teilnehmenden selber. Die Bibliothek bietet ihre Räumlichkeiten als nichtkommerzieller Veranstaltungsort an.

Auch für die jungen Leserinnen und Leser hat sich die Stadtbibliothek Kreuztal etwas Neues einfallen lassen. So wurde zur Umsetzung der digitalen Literaturvermittlung das Portal „Onilo“ in die Angebotspalette aufgenommen.

„Onilo ist ein auf Schulen und andere öffentliche Bildungseinrichtungen spezialisiertes Portal, das Inhalte zur Leseförderung und Wissensvermittlung bereitstellt. Onilo fokussiert sich dabei auf die pädagogische Aufbereitung von beliebten, erfolgreichen und besonderen Bilder- und Kinderbüchern aus dem erzählenden Bereich. ….

Kernprodukt von Onilo sind die sogenannten Boardstories: Bilderbücher und stark bebilderte Kinderbücher, die für den Einsatz im Unterricht bzw. zur kollaborativen Arbeit in Gruppen digital aufbereitet und mittels spezieller Technologien wie interaktiven Whiteboards oder Beamern eingesetzt werden.

Für jede Boardstory wird ein Unterrichtskonzept entwickelt. Die Geschichte kann somit multimedial und zum Teil auch multilingual aufbereitet und mit Lernspielen, Verständnisfragen und interaktivem Unterrichtsmaterial angereichert werden.“[1]

Die Bibliothek nutzt Onilo für die Gestaltung von Schulklassen-Führungen und ermöglicht Lehrerinnen und Lehrern den Zugang zur Unterstützung für Nachhilfe und Leseförderung.

Auch für die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Lesepatinnen und –paten ist Onilo interessant. So stellte die Bibliothek das Portal bei einer Sitzung den Ehrenamtlichen vor. Gemeinsam mit den Lesepatinnen und –paten wurden neue Möglichkeiten der Leseförderung geplant und diskutiert.

Themen der Sitzung während des Projektzeitraums waren:

  • Austausch der Aktiven
  • Planung neuer Angebote
  • Klärung der bestehenden Bedarfe
  • Vorstellung neuer Möglichkeiten der Leseförderung (interaktive Bilderbücher, Kinderbuch-Apps, …)
  • Führung durch die neue Bibliothek

Die Lese- und Lernpatinnen und -paten kamen zahlreich zum Erfahrungsaustausch und freuten sich über gezielte Literaturtipps und die Vorstellung der neuen technischen Möglichkeiten. Zur Unterstützung der Leseförderaktionen hat die Bibliothek neue Literatur angeschafft, mit deren Hilfe die Lesepaten Kindergruppen Sachverhalte nahebringen, ihnen Deutsch beibringen und sie fürs Lesen begeistern können.

Interessant in diesem Zusammenhang war ein Besuch von Radio Siegen. Die Reporterin war auf der Suche nach Kinderangeboten in der Stadt und erfuhr bei ihren Nachfragen: „Gehen Sie doch mal in die Stadtbibliothek – die machen viel für Kinder“.

 Makerspaces – Orte des gemeinsamen Lernens….

„Makerspaces“ sind Orte des kollaborativen Lernens und Arbeitens an dem Menschen in eigenem Interesse an Projekten arbeiten und Dinge erstellen (bzw. machen) . Der Begriff „Dinge“ bleibt dabei bewusst undefiniert, denn der Nutzer soll in seiner Kreativität möglichst nicht eingeschränkt werden. Der Ort(, also der „space“) ist die Plattform, die Ausstattung und ggf. Material bereithält, sowie eine Möglichkeit zum direkten Austausch mit anderen Nutzern über eigene oder gemeinsame Projekte bietet. Dabei kann es auch durchaus Themenschwerpunkte wie z.B. Musik, Video, handwerkliches etc. geben.“[2]

Die Stadtbibliothek Kreuztal hat sich im Rahmen ihres neuen Konzeptes entschieden, den neu geschaffenen Veranstaltungsraum u.a. als Makerspace für Kinder und Jugendliche zu nutzen.

In Kooperation mit der Universität Siegen, sowie dem Hackspace Siegen (HaSi e.V.) konnte die Bibliothek insgesamt vier Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche anbieten. Ein neu konzipiertes Logo machte auf die Veranstaltungen aufmerksam.

Zusammen mit dem HaSi e.V. lud die Bibliothek zum „Scratch Day“ ein.

Aus der Pressemitteilung:

Am letzten Tag der diesjährigen Europe Code Week[3] veranstaltet die Stadtbibliothek Kreuztal in Zusammenarbeit mit HaSi e.V. einen Programmier-Workshop für Kinder.

Ihr seid in der 4. oder 5. Klasse und interessiert euch für Programmieren, Computer, Elektronik, Roboter, Internet? Dann seid ihr beim

Ferien-Workshop am Sonntag, 18.10.2015 von 14:00 – 18.00 Uhr

genau richtig. Hier beginnt ihr unter Anleitung zu programmieren und lernt so, die Welt um euch herum zu gestalten und zu verstehen.

Werdet kreativ, macht euer Projekt!

Ihr werdet unterstützt von echten „Hackern“ aus dem Hackspace Siegen. Mit euch erforschen sie auf spielerische Art die kreativen Möglichkeiten des Computers, machen Experimente und Projekte mit Elektronik, lernen zusammen Programmieren, hinterfragen Technik und das alles vor allem mit viel Spaß und ohne Lerndruck.

In Kooperation mit der Universität fanden folgende Workshops statt:

  • 3D-Druck – vom Computer in die echte Welt (4.10.2015)
  • Arduino – Löten, Programmieren, blinken, basteln (8.11.2015)
  • Wearables – Technik zum Anziehen (22.11.2015).

Kreuztal_Bibliothek als Dritter Ort_Fotos_16_06_02_02.jpgKinder und Jugendliche entwarfen 3D- Objekte und druckten sie auf den von den Uni-Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern mitgebrachten 3D-Druckern aus. Mit Arduinos bauten die Kinder kleine Würfel. Beim Wearables-Workshop benähten sie nach eigenen Entwürfen Stofftaschen mit leitfähigem Garn und LEDs und brachten sie so punktuell zum Leuchten. Mit Hilfe des neu angeschafften Apple-TV konnten auch passende iOS-Apps auf dem vorhandenen 66-Zoll-Bildschirm problemlos angesehen werden.

Gaming – Spaß für Jung und Alt…

Die generationenübergreifende Etablierung des Gaming Bereichs war ein weiterer Punkt zur Etablierung der Bibliothek als „Dritter Ort“:

Für diesen Projektbestandteil wurde ein Flyer entwickelt, der u.a. auch an die Senioreneinrichtungen der Stadt verteilt wurde. Außerdem wurden entsprechende Medien angeschafft (hauptsächlich Spiele, aber auch entsprechende Literatur für die jüngere Gaming- Zielgruppe).

Im Rahmen der Ferienspiele wurde eine ‚Wii U Mario Party 10‘ angeboten.

Darüber hinaus sollten die Kinder und Jugendlichen auch angeregt werden, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und nicht nur zu konsumieren. Deshalb wurde am 6.12.2016 ein Let’s Play Workshop mit „Medienwolf“ Heiko Wolf angeboten. Die Ergebnisse wurden auf Youtube hochgeladen:

https://youtu.be/3gLesIUfqdU

Gemeinsam mit dem Seniorenbeirat wurde versucht, auch Senioren für das Gaming zu begeistern. Das Presse-Echo war groß.

Im Rahmen des Projektes hat die Stadtbibliothek Kreuztal ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm zusammengestellt. Wie wurde zum Treffpunkt für Jung und Alt – zum „Dritten Ort“ in der Stadtmitte“


Die Stadtbibliothek Kreuztal stellt sich vor:

Kreuztal liegt im Kreis Siegen-Wittgenstein im Regierungsbezirk Arnsberg. Hier wohnen ca. 33.000 Menschen. Am 4. Februar 2015 bezog die Bibliothek neue Räumlichkeiten.

In der Bibliothek arbeiten zwei Bibliothekarinnen und acht Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste sowie Bibliotheksangestellte.

Weitere Informationen auf der Webseite der Stadtbibliothek unter: http://www.stadtbibliothek-kreuztal.de/

oder auf der Facebook-Seite der Stadtbibliothek unter: https://www.facebook.com/stabixtal/

und dem Blog der Stadtbibliothek unter: https://kreuztalers.wordpress.com/

Ansprechpartnerin:

Kirstin Krässel
Stadtbibliothek Kreuztal
Marburger Str. 10
57223 Kreuztal
E-Mail: k.kraessel[at]kreuztal.de

[1] https://www.onilo.de/ueberonilo/wasistonilo/

[2] https://oebib.wordpress.com/2014/01/16/makerspaces/

[3] “Europe Code Week is a grassroots initiative which aims to bring coding and digital literacy to everybody in a fun and engaging way.” http://codeweek.eu/

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