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Analyse-Tipps als wertvolle Ergänzung zur Effizienzwertanalyse: Ein Leitfaden für Bibliotheken

Die Effizienzwertanalyse ist ein unverzichtbares Werkzeug für Bibliotheken, um ihre Bestände optimal an den Bedürfnissen und Interessen ihrer Nutzer*innen auszurichten. Durch die systematische Erfassung und Analyse von Ausleih- und Bestandsdaten können Bibliotheken die Effizienz einzelner Bestandsgruppen bewerten und fundierte Entscheidungen zur Bestandsentwicklung treffen. Diese Methode ermöglicht es, sowohl Überbestände als auch Lücken im Sortiment zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Die Fachstelle setzt im Rahmen ihrer Strategieentwicklungsprogramme auf eine Methode, bei der die statistische Auswertung der Daten um sogenannte spezifische Aktionsbeschreibungen ergänzt wird. Diese bieten praxisnahe Empfehlungen, die über die rein quantitative Analyse hinausgehen. Sie unterstützen Bibliotheken dabei, auch qualitative Aspekte wie Medienpräsentation, Aktualität und Zielgruppenrelevanz zu berücksichtigen. Dadurch wird die Effizienzwertanalyse zu einem umfassenden Werkzeug, das Bibliotheken in ihrer strategischen Bestandsplanung unterstützt.

Ziel der Effizienzwertanalyse

Das Ziel der Effizienzwertanalyse ist es, anhand von Kennziffern den Aufbau der einzelnen Bestandsgruppen passgenau an der Nachfrage auszurichten. Dafür werden Bestandszahlen der jeweiligen Bestandsgruppe sowie des Gesamtbestandes mit den Ausleihzahlen ins Verhältnis gesetzt. Auf diese Weise lässt sich erkennen, in welchen Gruppen Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig lassen sich Konsequenzen für die künftige Verteilung des Medienetats ableiten.

Vorbereitung der Effizienzwertanalyse

Grundsätzlich gehört zur Pflege des Medienbestandes auch die Aussonderung von beschädigten bzw. nicht mehr genutzten Beständen. Beschädigte Medien werden i.d.R. weniger ausgeliehen und verursachen schlechte Effizienzwerte. Gleiches gilt für Medien, die über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausgeliehen werden. Deshalb sollten mithilfe von Null-Listen (seit mindestens einem Jahr nicht ausgeliehene Medien) mindestens alle zwei Jahre die Bestände bereinigt werden. Spätestens im Vorfeld einer Effizienzwertanalyse empfiehlt es sich, den Bestand zu bereinigen.

Ausführung und Zeitrahmen

Um einen Trend zu erfassen und evtl. Besonderheiten in einzelnen Jahren zu erkennen, empfehlen wir eine jährliche Durchführung der Effizienzwertanalyse. Für die Entscheidungsfindung sollte jeweils ein Zeitraum von drei Jahren in den Blick genommen werden. So können auch Veränderungen bei der Bestandsnutzung beispielsweise durch eine neue Medienpräsentation oder eine neue Anschaffungspolitik überprüft werden. Besonders vor Neueinrichtungsprojekten, der Einführung von RFID-Verbuchung o.ä. sollte eine Bereinigung des Bestands und die Überprüfung der Erwerbungsstrategie mithilfe der Effizienzwertanalyse erfolgen.

Tabellenvorlage

Eine Auswertung ist in Form einer Exceltabelle am einfachsten umzusetzen. Die folgende Tabelle wurde in unserer Fortbildung „Den roten Faden finden – wir entwickeln eine Bibliotheksstrategie“ bereits erfolgreich eingesetzt und steht zum Download zur Verfügung:

Zu beachten ist, dass nur physische Medien und deren Ausleihen in die Effizienzwertanalyse einfließen (DBS-Fragen 13 und 14.1). E-Medien können nicht mit einbezogen werden.

Die Effizienzwertanalyse ist unabhängig von der Art der Aufstellung des Bestandes zu nutzen (z.B. Allgemeine Systematik für Bibliotheken, Interessenskreise). Nach Bedarf können die Mediengruppen weiter untergliedert werden oder um weitere Gruppen wie zum Beispiel jahreszeitliche Literatur ergänzt werden.

Ggf. muss die Tabelle an die Systematik Ihrer Bibliothek angepasst werden. Zum Schutz vor Fehlern sollten die hinterlegten Formeln aber nicht verändert werden.

In der Tabelle hinterlegte Formeln:
– Ausleihe einer Sachgruppe x 100 / Gesamtausleihe = %-Anteil an der Gesamtausleihe
– Bestand einer Sachgruppe x 100 / Gesamtbestand = %-Anteil am Gesamtbestand
– Ausleihen / Bestand = Umsatz
– Ausleihanteil / Bestandsanteil = Effizienz

In Bibliothekssystemen sollten die Zentrale und jede Stadtteilbibliothek eine eigene Effizienzwertanalyse erstellen. Den Effizienzwert aller Standorte zu addieren ist nicht zu empfehlen. Ein direkter Vergleich zwischen Stadtteilbibliotheken ist möglich, sollte aber immer alle Faktoren (Lage, Barrierefreiheit, Zielgruppen, Öffnungszeiten etc.) berücksichtigen.

Nach Eintragen der Ausleih- und Bestandszahlen für jede Bestandsgruppe werden der %-Anteil an der Gesamtausleihe, der %-Anteil am Gesamtbestand, die Effizienz und der Umsatz automatisch anhand der hinterlegten Formeln berechnet.

Der Idealwert für die Effizienz liegt bei 1,0. In diesem Fall ist der Anteil der Bestandsgruppe am Gesamtbestand und ihr Anteil an der Gesamtausleihe identisch. Da dies nur selten der Fall ist, hat sich als Faustregel für die Bewertung des Ergebnisses in der Praxis folgende Einordnung bewährt:

  • Effizienz unter 0,8: zu viel Bestand bzw. Nachfrage ist zu gering
  • Effizienz über 1,2: zu wenig Bestand bzw. Nachfrage ist zu groß

Tipps für die Ergebnisanalyse

Nach vorliegen der Effizienzwerte folgt die Analysephase. Für eine bessere Ergebnisbewertung wurde diese Tabelle um drei Prüfverfahren, sogenannte Aktionsbeschreibungen, ergänzt. Diese werden in der o.g. Tabelle automatisiert angezeigt:

„Analysieren und erweitern“ (Der Bestand ist im Verhältnis zur Nutzung zu klein): Die hohe Nutzung der Mediengruppe bestätigt die Wirksamkeit der aktuellen Erwerbungsstrategie, dennoch ist das bestehende Angebot derzeit nicht ausreichend, um die hohe Nachfrage zu decken. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Bestandsgruppe in den folgenden Jahren zwingend weiter ausgebaut werden muss. Denn damit verbunden sind Auswirkungen auf den verfügbaren Etat für andere Bestandsgruppen, da der Gesamtetat i.d.R. nicht erhöht wird. Darüber hinaus ergeben sich Konsequenzen für die Bestandspräsentation. Falls neue Medien untergebracht werden müssen, könnte es erforderlich sein, auf die Frontalpräsentation zu verzichten oder zusätzliche Regale aufzustellen. Dies könnte jedoch zu einer weniger ansprechenden Präsentation der Medien führen, was sich möglicherweise negativ auf die Ausleihzahlen auswirken würde. Es empfiehlt sich daher, die Untergruppen der Bestandsgruppe genauer zu analysieren, um Ausleihschwerpunkte zu identifizieren und zunächst gezielt diese Bereiche auszubauen.

„OK“ (Bestandsgröße und Ausleihzahlen stehen in einem ausgewogen Verhältnis): Die Erwerbungsstrategie kann weiterverfolgt werden. An den Werbemaßnahmen und der Medienpräsentation muss nicht zwingend etwas verändert werden.

„Prüfen“ (Der Bestand ist im Verhältnis zur Nutzung zu groß): In diesem Fall empfehlen wir die Prüfung folgender Punkte:

  • Präsentation und Standort der Bestandsgruppe prüfen: Ist die Bestandsgruppe im Raum nicht sichtbar oder schwer zugänglich? Finden sich die Nutzer*innen in der Bibliothek nicht ohne Hilfe zurecht und benötigen häufig die Unterstützung der Mitarbeitenden? Ist das Regal zu voll und keine Frontalpräsentation möglich? Ist das Leitsystem aussagekräftig?
  • Passen die Zielgruppen der Bibliothek zur Bestandsgruppe? Hier kann ein Blick ins Bibliothekskonzept hilfreich sein! Evtl. trifft die Bestandsgruppe nicht die Interessen der Nutze*innen? Vielleicht sind die Öffnungszeiten für potentiell Interessierte ein Hindernis? Gibt es bessere Alternativangebote im Umkreis?
  • Werbung: Ist nicht bekannt, dass die Bibliothek über dieses Angebot verfügt? Wird der Bestand ausreichend beworben? Bspw. durch Veranstaltungen zum Thema. Ist der Bestand im OPAC leicht zu finden? Barrieren wie Bestandslisten für Sonderbestände anstelle von Katalogeinträgen sind evtl. eine Erklärung.
  • Aktualität der Medien: Eine große Anzahl veralteter Medien in einer Bestandsgruppe erweckt den Eindruck, dass keine aktuellen Medien vorhanden sind. In diesem Fall sollten optisch und inhaltlich veraltete Medien konsequent aussortiert werden. Gleichzeitig sollte der Fokus auf einer ansprechenden Frontalpräsentation der aktuellsten Medien liegen.
  • Medienart prüfen: Ist die Medienart noch aktuell und relevant für die Zielgruppe? Beispielsweise verlieren Hörbücher auf CDs für Kinder zunehmend an Bedeutung, seit es Streaming-Angebote und die beliebten Toniefiguren/Hörfiguren gibt.

Effizienzwertanalyse am Beispiel einer Kleinstadtbibliothek

Als Beispiel zeigen wir die Effizienzwertanalyse einer Kleinstadtbibliothek aus NRW. Wegen eines bevorstehenden Umzugs in den nächsten Jahren plant das Bibliotheksteam eine Neukonzeption und will daher auch den Bestand überarbeiten.

In diesem Beispiel ist die Ausleihquote der Sachliteratur gering. Da es sich um eine Kleinstadt handelt und auch nach dem Umzug keine zusätzliche Fläche zur Verfügung stehen wird, sollte das Team sorgfältig prüfen, welche Bestandsgruppen künftig beibehalten werden. Auch zur Verbesserung der Bestandspräsentation sollte das Team über eine Bestandsreduzierung nachdenken. Aktuell ist eine Frontalpräsentation mangels Platz in den Regalen nicht möglich.

Lokale Besonderheiten

Gerade für den Aufbau eines attraktiven Sachbuchangebotes ist es hilfreich, die spezifischen lokalen Interessengruppen zu kennen. Welche Vereine gibt es vor Ort, welche Themen werden in der Öffentlichkeit diskutiert? Welche inhaltlichen Schwerpunkte stehen im Fokus der Kommunalpolitik? Eine Bibliothek muss nicht zu jedem Sachgebiet einen ausgebauten Bestand anbieten, aber auf lokale Bedarfe reagieren. In diesem Beispiel weist die Gruppe „Te – Technik“ eine außergewöhnlich hohe Nutzung und einen guten Umsatz auf. Dies sollte bei der weiteren Bestandsplanung berücksichtigt werden. Auf diese Weise wird nach und nach ein auf das Einzugsgebiet zugeschnittenes Bestandsprofil entwickelt.

Optimierung durch Makulieren

In unserem Beispiel werden die Bestandsgruppen „Re – Religion“, „Ph – Philosophie“ oder „Li – Literaturkunde“ kaum oder gar nicht nachgefragt. Wenn die angebotenen Medien aktuell und gut präsentiert und trotzdem nicht genutzt werden, sollte man in Erwägung ziehen, diese Bestandsgruppen künftig nicht mehr anzubieten. Der frei gewordene Regalplatz kann für eine bessere Präsentation anderer Bestandsgruppen genutzt werden. Beispielsweise könnte man testen, ob die Gruppen „Pr – Praxis-Ratgeber“, „Pä – Pädagogik“ und „Bi – Biografien“ durch eine bessere Frontalpräsentation der Medien höhere Effizienzwerte erzielen können. Im folgenden Jahr kann man die Wirkung der getroffenen Maßnahmen mittels der Effizienzwertanalyse überprüfen und auf diese Weise das Bestandsprofil weiter schärfen.

Sonderfall „Zeitschriften“

Die Mediengruppe „Zeitschriften“ sollte gesondert betrachtet werden. Hier kann die Aktionsbeschreibung „prüfen“ lauten, da die Ausleihe eher gering ist. In Bibliotheken mit hoher Aufenthaltsqualität, die zum Beispiel ein Lesecafé haben, kann die Vor-Ort-Nutzung von Zeitschriften jedoch hoch sein. In diesem Fall sollte die Nutzung der Zeitschriften in den Aufenthaltsbereichen beobachtet werden. Auf unsere Beispielbibliothek trifft dies nicht zu. Hier ist die Nutzung überdurchschnittlich hoch (Effizienzwert 2,66), obwohl nur wenige Sitzplätze zur Verfügung stehen.

Überprüfung alter Medientypen

Ähnlich wie bei Sachbüchern sollte auch bei „alten“ Medientypen wie Loseblattsammlungen, CDs und teilweise auch DVDs geprüft werden, ob sie den Bestand noch sinnvoll ergänzen. In unserem Beispiel könnten sie zugunsten von Konsolenspielen und Tonies/Hörfiguren aus dem Bestand genommen werden.

Bedeutung von untergeordneten Bestandsgruppen

Prüfhinweise bzw. Aktionsbeschreibungen für eine gesamte Bestandsgruppe können lediglich einen allgemeinen Trend anzeigen. Um fundierte Bestandsentscheidungen treffen zu können, sollte die Nutzung der zugehörigen Untergruppen detailliert analysiert werden. In unserem Beispiel lautet die Aktionsbeschreibung für die Gesamtgruppe „Non-Books“ „OK“, jedoch sollten die untergeordneten Mediengruppen für die Entscheidungsfindung einzeln überprüft werden.

Bei einer so großen Gruppe wie die der Romane, die in keine weiteren Untergruppen aufgeteilt ist, muss die weitere Analyse auf Ebene der Einzelmedien durchgeführt werden. In unserem Fall ist der Bestand im Verhältnis zur Nutzung zu groß. Ein möglicher Ansatz wäre die Aussonderung anhand einer Null-Liste sowie die Aussonderung von beschädigten Medien.

Fazit: Die Effizienzwertanalyse ist eine wichtige Grundlage für strategische Entscheidungen in Bibliotheken

Die Effizienzwertanalyse ist ein wertvolles Instrument zur Optimierung des Bestandsmanagements in Bibliotheken. Sie bietet eine objektive Grundlage, um die Effizienz von Bestandsgruppen zu bewerten und strategische Entscheidungen zu treffen. Durch regelmäßige Analysen können Bibliotheken den Aufbau ihrer Bestände besser an der Nachfrage ausrichten, Ressourcen effizienter einsetzen und ihre Angebote gezielt weiterentwickeln.

Die Entscheidungen sollten aber nicht nur auf Basis der Nutzungszahlen getroffen werden. Auch sogenannte „bibliothekspolitische Entscheidungen“, möglichst auf der Grundlage des Bibliothekskonzeptes, sollten in die Entscheidungsfindung mit einfließen. So kann beispielsweise die Heimatliteratur auch bei geringen Ausleihquoten weiter im Angebot bleiben, da die Bibliothek die Dokumentation der örtlichen Geschichte als zentrale Funktion festgelegt hat.

Die Effizienzwertanalyse ist besonders bei strukturellen Veränderungen, wie Umzügen oder Neumöblierungen, unverzichtbar. Sie hilft, veraltete oder wenig nachgefragte Medien zu erkennen und gegebenenfalls auszusortieren. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, den verbleibenden Bestand attraktiv und aktuell zu präsentieren.

Die Ergänzung durch Aktionsbeschreibungen bzw. Prüfhinweise erleichtert die Ableitung konkreter Maßnahmen, die über reine Zahlen hinausgehen. Dabei werden auch qualitative Aspekte wie die Medienpräsentation, Zielgruppenansprache sowie das Bibliothekskonzept berücksichtigt. Dies fördert nicht nur die Bestandsoptimierung, sondern unterstützt auch die strategische Weiterentwicklung der Bibliothek im Einklang mit den Bedürfnissen der Nutzenden.

Die Effizienzwertanalyse bietet eine transparente und nachvollziehbare Grundlage für Diskussionen und Entscheidungen im Bibliotheksteam. Sie dient als Argumentationshilfe und fördert die Akzeptanz notwendiger Veränderungen.

Sie haben Fragen zur Effizienzwertanalyse? Dann sprechen Sie uns gerne an.

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Fortbildungsprogramm 2. Halbjahr 2024. Jetzt anmelden und weiterbilden!

Wir haben unser Fortbildungsprogramm für das zweite Halbjahr 2024 veröffentlicht, das wir in Kooperation mit dem ZBIW der TH Köln anbieten: 12 verschiedene Themen stehen auf der Agenda. Aufgrund der großen Nachfrage werden einige Seminare und Workshops erneut angeboten. Aber es gibt auch neue Angebote. So haben wir Impulse und Anregungen aus unserer #DigitiativeNRW aufgegriffen, zu denen wir erstmalig Fortbildungen anbieten. Neu ist auch ein Kurs für Quereinsteiger*innen, der kompakt das Grundwissen Bibliothek vermittelt.

Wie schon in den vergangenen Halbjahren, werden einige Seminare digital angeboten. Fortbildungen, für die eine Präsenz vor Ort besonders bedeutsam ist, finden in Tagungsräumen Öffentlicher Bibliotheken statt.

Das Fortbildungsprogramm für Öffentliche Bibliotheken NRW ist Teil der Landesförderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW und ist für die Beschäftigten aus Öffentlichen Bibliotheken in NRW kostenfrei.

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Regionale Bibliothekskonferenzen zur #DigitiativeNRW: Das große Warum auf den Punkt gebracht

Die Frühjahrskonferenzen der fünf Regierungsbezirke standen zum zweiten Mal ganz im Zeichen der #DigitiativeNRW. Herzlichen Dank noch einmal an alle gastgebenden Bibliotheken für ihre Gastfreundschaft. Und den 110 Bibliotheksbeschäftigten für ihre Teilnahme und ihre Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Denn auch dieses Mal fand auf allen Veranstaltungen ein lebendiger Austausch statt.

Standortbestimmung DigitiativeNRW: Was bereits entstanden ist – und was als nächstes kommt.

Zum Einstieg ging es um den Begriff und die Bedeutung der digitalen Transformation für die Bibliothekswelt. So wurde anhand einer Zwiebelgrafik noch einmal verdeutlicht, dass die digitale Transformation verschiedene Wirkungsebenen umfasst. Eine digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt sorgt bei den Menschen für neue Bedarfe und Erwartungen an Bibliotheken, auf die diese mit veränderten Angeboten reagieren müssen. Gleichzeitig verändert sich die Arbeitswelt der Beschäftigten in Bibliotheken. Neue Kompetenzen sind gefragt, einerseits bei der Weiterentwicklung der Angebote, andererseits an den Arbeitsplätzen selber.

Die AG-Maßnahmen unter der Lupe

Die Fachstelle hat die DigitiativeNRW ins Leben gerufen, um gemeinsam mit den Bibliotheksbeschäftigten über den Auftrag Öffentlicher Bibliotheken in einer digitalen Gesellschaft nachzudenken und sich in sicheren Dialogräumen darüber auseinanderzusetzen, was die Digitale Transformation für die öffentlichen Bibliotheken bedeutet. Auf den Regionalen Bibliothekskonferenzen im Herbst 2022 haben wir daher gemeinsam nach zentralen Fragestellungen gesucht, die die Bibliotheksleitungen mit Blick auf die Digitalisierung der Gesellschaft und den damit verbundenen Veränderungsprozess der Öffentlicher Bibliotheken beschäftigen. Mit dem Ziel den Blick zu schärfen für Bedarfe und Rahmenbedingungen.

Diese Herangehensweise, einen ergebnisoffenen Prozess ohne konkrete Vorgaben zu starten, war ein außergewöhnlicher Prozess – auch für die Fachstelle. 5 Handlungsfelder konnten auf der Grundlage der gesammelten Fragen identifiziert werden – und bei keiner ging es um Technik und „irgendetwas mit online“.

  • Lobbyarbeit und Advocacy
  • Identität und Berufsbild
  • Ressourcenmanagement
  • Zielgruppen und Angebotsprofile
  • Führung, Teamentwicklung, persönliches Selbstverständnis

Im Rahmen eines NRW-weiten Beteiligungsprozesses haben sich 5 Arbeitsgruppen mit den Handlungsfeldern intensiv beschäftigt. Als Ergebnis sind 5 konkrete Maßnahmenvorschläge entstanden, die die Fachstelle umsetzen möchte:

  • Coaching als Unterstützung für Team und Leitung – ein Online-Stammtisch
  • Bibliotheksexkursionen – ein Schwarzes Brett für einen Blick über den Tellerrand
  • „Hier geht´s zur Sache“ – ein Online-Erfahrungsaustausch zu Angeboten und Zielgruppenarbeit
  • Den bunten Faden knüpfen – Qualifizierungsangebote zur Netzwerkarbeit
  • Neue Organisations- und Arbeitszeitmodelle in Bibliotheken – ein Pilotprojekt

Diese wurden auf den RBKs noch einmal genauer in den Blick genommen. Zum einen damit alle Teilnehmenden ein konkretes Bild von den Maßnahmen haben. Zum anderen wurde der Bogen zur digitalen Transformation gespannt und der Zusammenhang dieser Maßnahmen mit dem aktuellen Transformationsprozess Öffentlicher Bibliothek hergestellt. Die Teilnehmenden haben sich dafür mit der Frage „Warum ist diese Maßnahme für meine Bibliothek nützlich, um Veränderungen anzustoßen oder voranzutreiben?“ auseinandergesetzt.

Was? Warum? Wie? – der Golden Circle: Das große Warum auf den Punkt gebracht

Bei den RBKs geht es auch immer wieder darum, neue Methoden auch für den eigenen Bibliotheksalltag kennenzulernen. In dieser Runde war es der „Golden Circle“. Mithilfe der Golden Circle Methode machten sich die Teilnehmenden bewusst, welche wichtige Rolle die Bibliothek in der (digitalen) Transformation der Stadt spielen kann. Das Konzept basiert auf drei simplen, aber nicht immer leicht zu beantwortenden Fragen: Warum? Wie? Was? Anhand von konkreten Situationen hatten die Teilnehmenden die Aufgabe überzeugend erklären zu können, warum die Bibliothek vor Ort wichtig ist, was sie für ihre Kommune in einer digitalen Gesellschaft leistet und wie sie dies tut.

 „Veränderung lässt sich am einfachsten über Geschichten begreifen. Geschichten im Sinne eingängiger, kurzer Erzählungen über die wichtigen Zusammenhänge, die Komplexes herunterbrechen, indem sie das Wichtigste herausstellen und so im Gedächtnis bleiben. Jede Organisation, die im Dienst der Gesellschaft steht, hat so eine Geschichte, die erzählt, warum es wichtig ist, dass es sie gibt, wie sie handelt und was sie konkret tut. Diese Geschichten haben meist einen stabilen Kern, sie brauchen aber von Zeit zu Zeit ein Update mit neuen Akzentuierungen, wenn sich die Welt um sie herum verändert…“, erklärt Petra Büning die Idee hinter dem Konzept des Golden Circle.

NRW-Konferenz: Viele gute Gründe dabei zu sein

Zum Abschluss erfuhren die Teilnehmenden von der strategischen Ausrichtung und den Potenzialen der NRW-Abschlusskonferenz im Rahmen der #DigitiativeNRW am 13. Mai 2024 in Düsseldorf. Zur Konferenz im Schlösschen der Bezirksregierung sind Verantwortliche aus der Kommunalverwaltung und aus den Bibliotheken eingeladen, über die Entwicklungs-möglichkeiten Öffentlicher Bibliotheken zu diskutieren:

Welchen Auftrag können Bibliotheken künftig in einer digitalen Gesellschaft erfüllen? Was und wie können Öffentliche Bibliotheken zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen in ihrer Kommune beitragen? Worin liegt das Potenzial für die Einbindung der Bibliothek in Kommunale Strategien? Und gibt es konkrete Ansatzpunkte, um die Einbindung der Bibliotheken bereits jetzt voranzubringen?

Wir freuen uns mit den Entscheidungsträgern über das Potential und den Beitrag Öffentlicher Bibliotheken für die Gestaltung der digitalen Transformation in den Kommunen ins Gespräch zu kommen.

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Lüdinghausen: Bibliothek setzt Hörspielprojekt für Generation 60plus um

Die bunten Tonie-Boxen, mit denen Kinder spielendleicht Hörbücher oder Kindermusik mithilfe einer kleinen Tonie-Figur abspielen können, sind aus vielen Kinderzimmern, aber auch Büchereien, nicht mehr wegzudenken. Auch für ältere Generationen, die nicht so technik-affin sind, oder eine motorische Einschränkung haben, eröffnen sie einen ganz neuen Horizont. Allerdings gibt es bisher kaum Tonie-Figuren, die sich für Senior:innen eignen. Daher hat die Stadtbücherei St. Felizitas, gemeinsam mit der Stadt Lüdinghausen, ein Tonie-Projekt für die Generation 60plus ins Leben gerufen. In diesem Bericht schildert das Team der Bücherei seine Erfahrungen.

Viele Ehrenamtler unterstützen Tonie-Projekt

Mithilfe eines Aufrufes in der Lokalpresse im Sommer 2022 hat sich eine Vielzahl an ehrenamtlichen Unterstützer:innen aus verschiedenen Bereichen bei uns gemeldet. Neben vielen Vorleser:innen aus unterschiedlichen Altersgruppen, die die Texte eingelesen haben, konnten wir auch einige Autor:innen sowie Verlage für das Projekt gewinnen, die für das Projekt lizenzfrei unter namentlicher Nennung ihre Texte zur Verfügung stellten. Dank diesem ehrenamtlichen Engagement fand im November 2023 ein erstes Aufnahme-Wochenende in unseren Räumlichkeiten statt.

Unter den Ehrenamtlichen ist auch die freiberufliche Sprecherin Eva Osinski, die mit ihrem fachlichen und technischen Know-How die Aufnahmen auf eine professionelle Ebene erst ermöglicht hat. Dank ihrer Expertise entstand zwischen zwei Regalen mithilfe von Wolldecken und schallisolierenden „Brettern“ eine kleine Sprecherkabine.

Plauder- und Geschichten-Tonie

Im Rahmen des Projekts haben wir insgesamt zehn Tonie-Boxen und eine Vielzahl an Kreativ-Tonies angeschafft. Inhaltlich gibt es aktuell zwei Varianten: Auf dem so genannten Plauder-Tonie sind Geschichten für Senioren, die an einer Demenz erkrankt sind. Und auf dem Geschichten-Tonie Literatur für Menschen, die im Alter gern auf digitale Weise noch unterhalten werden möchten. Bisher konnten ein Plauder-Tonie sowie zwei unterschiedliche Geschichten-Tonies mit jeweils einer Spieldauer von ca. 60 Minuten aufgenommen werden. Weitere selbst bespielte Tonies sind in Planung.

Tonie-Boxen für Seniorenheime und im Verleih

Immer in Zweierpaaren gingen die Boxen in die örtlichen Seniorenheime und ins Krankenhaus – zwei bleiben in der Bücherei zum Verleih an Interessierte sowie Angehörige, die beispielsweise jemanden aus der Familie mit eingeschränkter Alterskompetenz pflegen. Der Austausch mit den örtlichen Einrichtungen erfolgt über die Leitungen der sozialen Dienste und der Verleih der Boxen ist über eine kleine Nutzungsvereinbarung zwischen den Einrichtungen und uns fest geregelt. Privatpersonen können mit ihrem Ausweis die Boxen, die komplett mit Ladekabel und den bisher drei bespielten Kreativ-Tonies für vier Wochen ausleihen. Obwohl die Tonies ein eigenständiges Projekt sind, laufen die Boxen über die Kategorie „Bibliothek der Dinge“ bei uns im System und werden ausschließlich als Gesamtpaket verliehen.

Bereits in Planung: Plattdeutsch-Tonie

Beim zweiten Aufnahmewochenende Ende April mit Frau Osinski sowie den ca. 30 Ehrenamtlichen flossen bereits erste Impulse und Rückmeldungen aus den Altenheimen mit ein, so dass beispielsweise aktivierende Elemente für den Plauder-Tonie eingesprochen wurden. Sehr wahrscheinlich wird es demnächst auch einen Plattdeutschen-Tonie münsterländer-art geben. Außerdem haben Schüler:innen der örtlichen Gymnasien aus den Klassen 6 und 7 im Rahmen eines Workshops verschiedene Textarten vertont. Dabei wurden kleine Nacherzählungen von Märchen, Balladen sowie eine Traumreise von den Jungen und Mädchen eingesprochen.

Übergabe der Tonie-Boxen an örtliche Seniorenheime

Projekt mit Nachahmer-Effekt

Die Resonanz aus der Bevölkerung, vor allem aus den Seniorenheimen, ist durchweg positiv und wir sind überwältigt, mit was für einem „Knall“ das Projekt hier in Lüdinghausen eingeschlagen ist. Außerdem freuen wir uns natürlich, dass es bereits die ersten Nachfragen aus Bücherei-Kreisen gab und das ähnliche Projekte beispielsweise von der Stadtbibliothek in Dorsten umgesetzt werden. Wir von der Bücherei St. Felicitas wollen das Projekt mit ca. zwei Aufnahme-Wochenenden kontinuierlich weiterführen und damit unsere eigene Senior:innen-Tonie-Bibliothek wachsen lassen.

Infos zu Lüdinghausen und zur Stadtbücherei:
Lüdinghausen, die Stadt der Wasserburgen, gelegen im südwestlichen Münsterland und am Rand zum Ruhgebiet, ist die drittgrößte Stadt des Kreis Coesfeld mit rund 24.000 Einwohnern. Die Stadtbücherei St. Felizitas ist in einer 485 qm² barrierefreien Räumlichkeit im Herzen der Innenstadt der Wasserburgenstadt untergebracht und bietet nicht nur für Familien eine breite Vielfalt an unterschiedlichen Medien an. Insgesamt sind fünf hauptamtliche Mitarbeiter:innen, verteilt auf drei Personalstellen, in der Stadtbücherei tätig. Unter ihnen auch die Medienpädagogin Julia Katthöfer, die das Tonie-Projekt betreut. Anfragen zum Projekt dürfen gern per Mail an info@buecherei-lh.de oder telefonisch unter 02591-5517 gestellt werden.

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Ankaras gerettete Bücher

In der ARD-Mediathek ist dieser interessanten Beitrag zu ungewöhnlichen Bibliotheken zu finden. In Ankara werden alte und weggeschmissene Bücher von Müllmännern gesammelt und kategorisiert, daraus ist mittlerweile eine einzigartige Müll-Bibliothek mit ca. 7000 Büchern entstanden. Diese befindet sich in der Brennerei einer alten Ziegelfabrik, die heute als Betriebshof der Müllentsorgung dient. Aufwendig umgebaut wurde diese von den Mitarbeitern des Müllentsorgungsbetriebs, der für seine sozialen Aktionen bekannt ist. Regelmäßig finden hier Besuche der örtlichen Schulen statt, um den Kindern die Bücher näher zu bringen und den Aspekt der Nachhaltigkeit zu vermitteln. Ein Müllwagen, der zur rollenden Bibliothek umgebaut wurde, ermöglicht zudem den ärmeren Regionen der Stadt den Zugang zu Büchern. Finanziert wurde der Umbau aus dem jährlichen Gewinn der Müllentsorgung. Teilhabe und Nachhaltigkeit stehen hier im Fokus. Ein Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara und der Müll-Bibliothek. Der Beitrag ist hier zu finden:

Quelle: ARD-Mediathek „GEO Reportage – Ankaras gerettete Bücher“ (25.06.2022)

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Landeskulturbericht 2022 beleuchtet auch Lage und Weiterentwicklung der Bibliotheken

Mit dem Landeskulturbericht legt die NRW-Landesregierung eine umfassende Bestandsaufnahme zur Lage der Kultur in Nordrhein-Westfalen und ihrer Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren vor. Auf insgesamt 347 Seiten gibt der Bericht detaillierte Einblicke in die unterschiedlichen Facetten des kulturellen Lebens in Nordrhein-Westfalen und dokumentiert die Wegmarken des 2017 begonnenen kulturpolitischen Aufbruchs im Rahmen der Stärkungsinitiative Kultur.

Verabschiedung des Bibliotheksgesetzes

Der Bericht beleuchtet auch die Situation und die Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Bibliothekswesens in NRW. So wurde 2022 das Kulturgesetzbuch verabschiedet, das auch ein Bibliotheksgesetz umfasst. Damit erfolgte eine rechtliche Verankerung der Bibliotheksförderung.

Ein Kapitel des Landeskulturberichts widmet sich der Kulturstärkungsinitiative des Landes, von dem auch die Bibliotheken in vielfältiger Weise profitieren.

Zusätzliche Mittel für die Provenienzforschung

Bisher fehlten vielen Museen, Bibliotheken und Archiven in Nordrhein-Westfalen die Ressourcen, um dem wichtigen Thema Provenienzforschung systematisch, flächendeckend und nachhaltig nachzugehen. In der Stärkungsinitiative des Landes wurden die Mittel für die Provenienzforschung sukzessive bis zu einem Förderbetrag von 300.000 Euro in 2022 erhöht.

Weiterentwicklung der Bibliotheken zu Bildungsorten

Die Landesregierung ist sich bewusst, dass der gesellschaftliche und technische Wandel von den öffentlichen Bibliotheken einen umfassenden Veränderungsprozess erfordert, für den viele noch nicht ausreichend gerüstet sind. Vor allem bei der Ausstattung der Bibliotheken, insbesondere in technischer Hinsicht, und bei der Qualifizierung des Personals, besteht Handlungsbedarf. Grundsätzlich ist eine umfassende, vor allem inhaltliche Neukonzeption von Bibliotheksservices und -angeboten erforderlich.

Die Landesregierung hat daher zusätzliche Mittel aus der Stärkungsinitiative in Hohe von 750.000 Euro jährlich vor allem dafür verwendet, die Qualität der Informations- und Literaturversorgung durch Bibliotheken zu verbessern und an moderne Anforderungen anzupassen. Den Schwerpunkt bildeten dabei Maßnahmen zur technischen Ausstattung und die Entwicklung digitaler Angebote, z. B. Gaming, Robotik und Maker Spaces. Die Rahmenbedingungen für die Aufgabenerfüllung öffentlicher Bibliotheken wurden so grundlegend verbessert – explizit auch im Hinblick auf die Anforderungen der Digitalisierung.

Bestandsaktualisierung kirchlicher Bibliotheken

Auch konnten durch die Stärkungsinitiative Mittel bereitgestellt werden, um in den ehrenamtlich geführten, zumeist kirchlichen, Büchereien dringend benötigte Aktualisierungen der Medienbestände vorzunehmen und eine attraktivere Ausstattung zu erreichen. In einem vierjährigen Sonderprogramm wurden mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro – jeweils 500.000 Euro von 2018 bis 2021 – diese Bedarfe bedient.

Förderprogramm zur Sonntagsöffnung in Bibliotheken

Vorgestellt wird auch die Initiative zur Sonntagsöffnung der Bibliotheken in NRW: Der nordrhein-westfälische Landtag hat im Oktober 2019 das Bibliotheksstärkungsgesetz verabschiedet, das es den Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen nun auch ermöglicht, auch sonntags zu öffnen.

Um für die Sonntagsöffnung nötige neue Konzepte zu erarbeiten, Personal zu finanzieren und die zusätzlichen Öffnungsstunden mit einem attraktiven Veranstaltungsprogramm zu bereichern, wurde im Rahmen der Stärkungsinitiative das Förderprogramm zur Sonntagsöffnung in Bibliotheken (ProSib) aufgelegt. Die Mittel aus der Stärkungsinitiative hierfür stiegen schrittweise bis zu einem Förderbetrag von 500.000 Euro in 2022 an.

Insgesamt ist im Bereich Literatur und Bibliotheken der Mittelaufwuchs um rund 2,6 Millionen Euro im Jahr 2022 gegenüber dem Jahr 2017 gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von circa 33 Prozent.

Förderung durch stufenübergreifende Programme

Im Landeskulturbericht werden auch eine Reihe von Programmen und Initiativen vorgestellt, von denen auch Bibliotheken profitieren konnten. So zum Beispiel das Programm „Dritte Orte“. Teil des Berichts sind auch stufenübergreifende Programme und Förderzugänge wie der Sommerleseclub (SLC), der von den öffentlichen Bibliotheken der beteiligten Städte (2021: 139 Kommunen) veranstaltet wird oder SchreibLand NRW, das das Literaturbüro NRW und der Verband der Bibliotheken des Landes NRW (vbnw) 2014 ins Leben gerufen haben.

Digitaler Wandel: Bibliotheken im Transformationsprozess

Am Beispiel der Bibliotheken Köln und Düsseldorf mit ihren vielfältigen neuen digitalen Angeboten wie dem Social-Media-Studio in Köln oder dem Library Lab in Düsseldorf macht der Bericht deutlich, was auch für Museen, Theater, Galerien und weitere Kultureinrichtungen gilt: Die zunehmende Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten, verändert aber auch die Orte selbst, da die Nutzung der Angebote nicht mehr zwingend die physische Präsenz vor Ort voraussetzt.

Dies zeigt, so der Landeskulturbericht, auch der Blick auf die NRW-Bibliotheken insgesamt. So ist die Zahl der öffentlichen Bibliotheken zwischen 2014 und 2019 um 122 gesunken. Fünf hauptamtlich geleitete Bibliotheken wurden seit 2014 geschlossen (-1,8 Prozent), bei Zählung aller Stadtteilbibliotheken sind es 24 Standorte (-4,8 Prozent). Von 2010 bis 2019 ist die Zahl der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken um 6,6 Prozent gesunken, die der einzelnen Standorte um 10,7 Prozent. Deutlich höher ist der Rückgang bei den neben- oder ehrenamtlich betreuten, überwiegend kirchlichen Büchereien: Hier sank die Zahl seit 2014 um knapp zehn Prozent, seit 2010 sogar um rund 16 Prozent.

Die Ausleihzahlen sind um mehr als zehn Millionen gesunken. Dagegen verzeichneten die Bibliotheken insgesamt ein Plus von fast 323.000 bei den physischen Besuchen. 2019 zählten die Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen fast 26 Millionen Besuche. Die Landesregierung sieht dies als Zeichen dafür, dass die Interessierten die Bibliothek nicht mehr nur als Ausleihstelle wahrnehmen, sondern zunehmend als Lern- und Begegnungsort und um dort auch neue Angebote wie Maker Spaces, Repaircafés und Kurse für Robotik und Gaming zu nutzen.

Der Landeskulturbericht steht auf der Website des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft zum Download zur Verfügung: https://www.mkw.nrw/kultur/rahmen-der-kulturpolitik/landeskulturbericht