Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken u.a. durch die finanzielle Förderung von innovativen Projekten. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW stellt in lockerer Reihenfolge interessante Praxisbeispiele aus verschiedenen Förderprogrammen in Form von Gastbeiträgen auf ihrem Blog vor. Der vorliegende Beitrag stellt das Konzept der Stadtbücherei Ahlen zur Steigerung der Medienkompetenz mittels Gaming vor.
Medienkompetenz für Kinder und Mitarbeiter
Die Stadtbücherei Ahlen verfolgte mit der Umsetzung Ihres Gaming-Projekts „Steigerung der Medienkompetenz- digitale Spiele & Veranstaltungen“ mehrere Ziele. Neben dem Aufbau eines Bestands von Konsolenspielen, mit welchem die starke Nachfrage seitens der Nutzer gedeckt werden sollte, sollte auch eine Steigerung der Medienkompetenz sowohl aufseiten der Nutzer als auch der Bibliotheksmitarbeiter erreicht werden. Das Projekt beinhaltete demnach nicht nur die Anschaffung von Medien, sondern forderte darüber hinaus eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Gaming anhand einer Mitarbeiter-Fortbildung und eines Elterninformationsabends.
Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter lag zum Zeitpunkt der Durchführung des Projekts bei 42 Jahren. Sie gehörten nicht zu den sogenannten „Digital Natives“ oder der Gamer-Generation. Allerdings bestand die Bereitschaft, sich mit dem Thema Gaming zu beschäftigen.
Zielgruppe des Projekts sollten insbesondere Jungen zwischen acht und zwölf Jahren sein. Da den Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit gegeben werden sollte vor Ort spielen zu können, wurde eine Gaming-Zone aufgebaut und mit einer Konsole ausgestattet.
Verortung der Gaming-Zone
In der Planungsphase stellte die Verortung der Gaming-Zone im Haus das größte Problem dar, weil sowohl entsprechende Medien als auch die Spielfläche an der gleichen Stelle Platz finden sollten.
Die Stadtbücherei ist in einem über 100 Jahre alten ehemaligen Schulgebäude mit drei Stockwerken untergebracht. Die Nutzungsfläche für den Publikumsverkehr beläuft sich auf 2.175 qm. Ein Großteil der Raumes ist allerdings aufgrund der großzügigen Verkehrsflächen nicht nutzbar. Nach langer Überlegung wurde der Zeitschriften- und AV-Medienbestand vom Erdgeschoss in den ersten Stock umgeräumt, um Platz für die Gaming-Zone zu schaffen.
An Gaming-Equipment wurden eine Playstation 4 sowie zwei Nitendo 3Ds als Handheld-Konsolen sowie Spiele wie „FIFA“, „Super Mario“ und „Final Fantasy“ angeschafft. Zudem wurden ein rotes Sofa und Sitzsäcke gleicher Farbe gekauft sowie ein Schrank mit abschließbarer Tür für die Konsole, welche von einem Tischler angerfertigt wurde. Um die Vermittlung des Angebots und der in diesem Zusammenhang notwendigen Medienkompetenz zu gewährleisten, veranstaltete die Bibliothek eine Fortbildung für die Mitarbeiter und einen Elterninformationsabend. Letzerer wurde von Thomas Erzberger- einem Medienpädagogen und Lehrbeauftragten für „Digitale Spielkultur“ an der Fachhochschule Bielefeld- durchgeführt.
Das Gaming-Projekt wurde innerhalb eines halben Jahres umgesetzt.
Game-Kultur trifft Kunst
Neben der Möblierung fällt die Gaming-Zone insbesondere durch ihre farbliche Gestaltung auf. Im Nachgang an das Projekt hat der Kunstkurs Q2 eines städtischen Gymnasiums in Ahlen die Wand hinter dem Gaming-Monitor mit Spielfiguren aus klassischen Konsolenspielen bemalt, um ein passendes Ambiente für das Spielvergnügen zu schaffen. Im Rahmen der Bildungspartnerschaft kamen die Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum jeden Montag in die Bibliothek, um die Wand mit Comic- und Video-Spielhelden wie Batman, Pikachu, Snoopy oder Darth Maul zu verschönern.
Die Einrichtung der Gaming-Zone hat sich für die Bibliothek als Erfolg erwiesen. Kinder- und Jugendgruppen kommen regelmäßig her, spielen und halten sich in dem Bereich auf. Auch die Nutzung der anderen Angebote für Jugendliche ist gestiegen. So werden beispielsweise auch die in der Nähe der Gaming-Zone aufgestellten Internet-PCs intensiver genutzt und die Konsolenspiele rege ausgeliehen.
Inzwischen wurde die Gaming-Zone um eine „Spielothek“ mit Gesellschaftsspielen und einen Tisch für das gemeinsame Spielen erweitert.
Das Projekt wurde unter der ehemaligen Büchereileitung Ute Czieslik-Mende durchgeführt. Verantwortlich für die künstlerische Gestaltung der Gaming-Zone in Zusammenarbeit mit dem Kunstkurs einer örtlichen Schule ist die neue Leitung Ewa Salamon.
Die Stadtbücherei Ahlen stellt sich vor:
Die Stadtbücherei Ahlen ist eine Öffentliche Bücherei in der Trägerschaft der Stadt Ahlen. Die Stadt Ahlen ist eine Kommune mit rund 53.000 Einwohnern am Rande des Münsterlandes nahe des Ruhrgebiets. Die Stadtbücherei verfügt über 36.000 Medien mit 150.000 Ausleihen und 45.000 Besuchern im Jahr. Die sechs hauptamtlichen Mitarbeiter teilen sich 4,28 Stellen.
Weitere Informationen auf der Webseite der Stadtbücherei Ahlen unter:
https://www.ahlen.de/start/themen/bildung-kultur/stadtbuecherei/
Ansprechpartnerin:
Ewa Salamon
Büchereileitung
Südenmauer 21
59227 Ahlen
SalamonE@stadt.ahlen.de