Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken u.a. durch die finanzielle Förderung von innovativen Projekten. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW stellt in lockerer Reihenfolge interessante Praxisbeispiele aus verschiedenen Förderprogrammen in Form von Gastbeiträgen auf ihrem Blog vor. Der vorliegende Beitrag stellt das Konzept „Make IT“ der Stadtbibliothek Greven vor, in welchem es darum geht, Kinder spielerisch für Making und Programmieren zu begeistern.
Da aus räumlichen und personellen Gründen ein Makerspace in der Stadtbibliothek Greven aktuell nicht umsetzbar ist, entstand die Idee eines „mobilen Makerspaces“. In der Stadtbibliothek Greven sprechen wir inzwischen von „Make IT“.
Bei den exzellenten Kontakten zu den Schulen vor Ort mit jährlich über 350 Klassenbesuchen in der Bibliothek lag der Gedanke nah, Schulen bei ihrem Weg in die digitale Welt zu unterstützen. In einem Auftaktworkshop mit dem ganzen Bibliotheksteam haben wir zusammen mit der Referentin Julia Bergmann verschiedene Tools ausprobiert und auf die Eignung für den Unterricht geprüft. Der Medienpass NRW, der seit Herbst 2017 in einer überarbeiteten Form vorliegt, wurde zur wichtigsten Planungsgrundlage. Von Anfang am Projekt beteiligt war Katja Möhring von der Medienberatung im Kreis Steinfurt, welche die Grundschulen im Kreis Steinfurt in Sachen Medienpass unterstützt, ebenso die Leitung der Stadtbücherei Ibbenbüren Dagmar Schnittker sowie das in Greven ansässige Künstlerehepaar Dresemann. Dank dieser und weiterer Kooperationspartner hatten wir eine enge Anbindung an den Partner Schule und konnten von den Erfahrungen, Kenntnissen und Tools der Stadtbücherei Ibbenbüren profitieren, während die Künstler für kreative Impulse im ansonsten notwendigerweise praxisorientierten und formalisierten Schulprojekt sorgten.
Das Projekt Make IT bekam ein eigenes Logo, das eine Klammer für die vielen Aspekte des Projektes schaffte:
- Robotik-Tools für die Schulen zum Ausleihen
- Einsatz von digitalen Apps und Programmen (Kahoot, Biparcours, Learning-Apps, Stop Motion Studio, Bilderbuchapps …) als Angebote für Klassen
- Workshops für Lehrer und Erzieher
- Make IT – Tage für Kunden der Bibliothek
- Gewinnung von Ehrenamtlichen für die Betreuung dieser und weiterer Aktionen zum Thema Make IT.
Robotik-Tools für die Schulen zum Ausleihen
Der Medienkompetenzrahmen NRW enthält seit Ende 2017 einen sechsten neuen Kompetenzbereich „Modellieren und Programmieren“, welcher in den Schulen berücksichtigt werden soll. Schüler sollen Algorithmen erkennen und Programme zur Problemlösung entwickeln. Mit welchen Tools lässt sich das am besten umsetzen?
Zu berücksichtigen waren die technischen Voraussetzungen in den Schulen. Wichtige Rahmenbedingungen (Wlan, Tablets und Beamer oder Fernseher in den Klassen) werden dort erst in den nächsten Monaten / Jahren realisiert. Außerdem sollen die neuen Robotikboxen in den Grundschulen von allen, oft unerfahrenen Lehrern mit der ganzen Klasse genutzt werden, nicht nur von AGs. Die Tools sollen Mädchen wie Jungen ansprechen und müssen finanzierbar sein.
Ozobots
Wir haben uns verschiedene Produkte angesehen und uns dann für Ozobots entschieden. Ozobots sind kleine Kugelroboter, die über Farbsensoren verfügen. Man kann sie ohne weitere digitale Geräte nutzen. Dann fahren sie Linien entlang und werden durch Farbcodes gesteuert: blau-schwarz-blau steht z.B. für schneller fahren. Dies eignet sich als einfacher Einstieg ab Klasse 3. Über ein Blockly-Programm können die Ozobots auch am Tablet oder PC programmiert werden und bieten so viele weitere Einsatzmöglichkeiten. Im Netz gibt es dazu Unterrichtsvorschläge bis zur 10. Klasse. Die Medienberaterin Katja Möhring hat für Klasse 3 und 4 zahlreiche Entdeckerkarten und neue Unterrichtsideen entwickelt, außerdem Tipps für Lehrer sowie Codes, die sich auf Etikettenbögen ausdrucken lassen und vieles mehr in einem Padlet zusammengestellt: https://padlet.com/kmoehring66/Ozobot
Die Bibliothek leiht vier Ozobot-Boxen aus, in denen diese Materialien enthalten sind. Die Boxen werden möglichst an einen ganzen Jahrgang einer Schule entliehen. Die Klassen können zu einem Auftaktworkshop in die Bibliothek kommen. Lehrern verschafft das einen einfachen Einstieg. Die Schüler sind äußerst motiviert und die ersten Rückmeldungen sehr positiv.
BeeBots
Für den Einsatz in Klasse 1 und 2 sind Ozobots zu filigran. BeeBots haben sich hier in Testgruppen zum Renner entwickelt. Sie lassen sich über wenige Knöpfe programmieren: gerade aus, rückwärts, links, rechts und Pause sind die Funktionen. Damit können sie vorher bestimmte Wege abfahren. Kinder fahren so Buchstaben ab oder entdecken eine Schatzkarte. Es gibt vielfältige Anwendungsideen. Besonders interessant ist die einfache Verknüpfung mit der analogen Welt. Genauso wie ein Roboter kann z.B. auch ein Kind „programmiert“ werden: ein Schritt nach vorne, dann rechts drehen ….
„Make IT“-Tage
Damit Bibliotheksbesucher die neuen Tools ausprobieren können, gibt es seit November am letzten Samstag im Monat einen „Make IT“-Tag. Mit regelmäßig bis zu 200 Besuchern ist dieser Tag ein großer Erfolg. Lego WeDo, Dash-Roboter, Calliope mini, LittleBits und eine Stop-Motion-Station mit der App „Stop Motion Studio“ laden zum Testen und Programmieren ein. Kinder zeigen, was sie in der Schule mit Ozobot und BeeBots gelernt haben. Das Künstlerpaar Dresemann gibt Hilfestellung. Ehrenamtliche Jugendliche konnten als Unterstützer gewonnen werden. Die Teilnehmer lernen viel voneinander und es herrscht eine insgesamt sehr kreative Atmosphäre. Besucher waren aufgefordert, ihre eigenen Projekte vorzustellen. Beispielweise zeigte eine Familie ihren Lego Mindstorms-Roboter, der einen Zauberwürfel in 2 Minuten lösen konnte. Daraus entstand eine Zusammenarbeit, die in der 1. Offenen Grevener Stadtmeisterschaft im Lego Mindstorms EV3 SumoWrestling am 7. April in der Stadtbibliothek mündete.
Workshops für Lehrer und Erzieher
In verschiedenen Workshops in der Bibliothek haben wir die neuen Tools, aber auch andere digitale Angebote für Klassen und Gruppen vorgestellt. Lehrerteams von Grundschulen und Kitas haben die Workshops besucht. Beim Studientag des Gymnasiums konnten Lehrer mittels eines Biparcours „Digitales“ ausprobieren. Immer ging es immer um die beschriebenen Robotik-Tools, um Programme für den Unterricht wie Kahoot, Biparcours, Bilderbuchapps, LearningApps, Stop Motion Studio, QR-Codes im Unterricht, Erklärvideos und weitere Techniktools wie den Anybook-Reader oder Tonieboxen oder Bücher, die Augmented Reality nutzen. Alles wurde auf die jeweilige Zielgruppe und den Medienpass NRW abgestimmt.
In mehreren Workshops zum Medienpass der Medienberatung NRW haben die Stadtbücherei Ibbenbüren und die Stadtbibliothek Greven Robotik-Tools für Lehrer vorgestellt. Unsere Tools haben wir den Medienberatern für Tests und weitere Fortbildungen ausgeliehen. Wir bekommen von ihnen regelmäßig Rückmeldungen über neue Produkte und Erfahrungen mit Tools in der Schule- eine Win-win-Situation.
Medienpass in den Schulen
Das Thema „Digitales“ boomt aktuell in den Schulen. Aktuell werden die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen. Der Medienpass muss bis 2019 / 2020 in den Lehrplänen der Schulen umgesetzt werden, weshalb vielerorts Medienkonzepte entwickelt werden. Viele Lehrer machen sich jetzt auf den Weg und die Medienberater der Kreise und Städte sind über Monate ausgebucht.
Eine gute Gelegenheit für die Stadtbibliothek Greven, sich als Kooperationspartner für das Thema Medienkompetenz zu profilieren. Der Imagewandel vom reinen Buchverleih-Ort zum Ansprechpartner im Bereich „Digitales“ gelingt und wird in der Zukunft wertvoll sein. Wir bieten den Schulen aktiv an, einzelne Punkte im Medienpass / Medienkompetenzrahmen durch unsere Angebote langfristig zu übernehmen.
Ausblick
Auch in 2018 wollen wir das Thema mit Unterstützung durch Landesmittel fortführen. Vom Schul- und Kulturausschuss der Stadt Greven wurde das neue Angebot sehr positiv aufgenommen.
Weitere Angebote für Kitas und weiterführende Schulen sollen folgen. An dem Prinzip den Schulen gut durchdachte Boxen zur Verfügung zu stellen sowie der Möglichkeit der Teilnahme an Auftaktworkshops, soll fest gehalten werden.
„Make IT“ ist in der Stadtbibliothek Greven ein großer Erfolg!
Die Stadtbücherei Greven stellt sich vor:
Greven ist eine nördlich bei Münster gelegene Mittelstadt mit ca. 37.000 Einwohnern.
Die Stadtbibliothek Greven verfügt über 5 1/2 Personalstellen und verzeichnet rund 130.000 Besuche im Jahr.
Weitere Informationen auf der Webseite der Stadtbibliothek unter:
https://www.greven.net/bildung_soziales_generationen/bildung/stadtbibliothek/startseite.php
sowie auf der Facebook-Seite der Bibliothek unter:
https://www.facebook.com/StadtbibliothekGreven/
Ansprechpartnerin:
Sigrid Högemann
(Bibliotheksleitung)
Kirchstraße 3
48268 Greven
E-Mail: sigrid.hoegemann@stadt-greven.de