Der Katalog ist das Rückgrat einer Bibliothek. Früher befand er sich in Holzkästen. Man konnte ihn sehen und anfassen. Heute versteckt er sich im Computer. Der Schatz ist nicht mehr sichtbar.
Aber – die Digitalisierung der Kataloge eröffnet der Bibliothek neue Möglichkeiten. Sie bietet die einmalige Chance, digitale und reale Welt mit einander zu verknüpfen. Wie das funktioniert, haben einige Bibliotheken im Pilotprojekt „Lernort Bibliothek – Kataloganreicherung“ bereits getestet.
Nicht nur in NRW, sondern bundesweit, beteiligen sich viele Bibliotheken am Sommerleseclub. Warum die tolle Leistung der Kinder nicht im Katalog sichtbar machen? Bitten Sie doch Schülerinnen und Schüler ihre Meinung über ihr Lieblingsbuch der Sommerleseclub-Saison im Katalog zu veröffentlichen. Direkt in der Bibliothek gemeinsam mit den Lesepaten, denen die Kinder gerade die Fragen zum Buch beantwortet haben. Eine kleine Belohnung steigert die Motivation sicherlich.
Und damit die tolle Zusatzleistung auch tatsächlich wahrgenommen wird, bietet LibraryThing for Libraries beispielsweise die Möglichkeit Rezensionen einem „Begriff“ zuzuordnen – ähnlich einem Tag/Schlagwort. Auf diese Weise können die Rezensionen in einem Blog-Widget angezeigt werden. Teile des Kataloges werden wieder sichtbar. Die Stadtbibliotheken Düsseldorf, Grevenbroich, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort, Hattingen, Rheinberg und Viersen haben bereits Erfahrungen gesammelt.
Was mit dem Sommerleseclub funktioniert, könnte man auch auf den Buchpreis des Deutschen Buchhandels oder andere Literaturpreise übertragen. Wie wäre es mit der Idee, die preisgekrönten Bücher durch den Literaturkreis der Bibliothek rezensieren zu lassen. Auch hier besteht die Möglichkeit, die Rezensionen in einem Blog-Widget über LibraryThing for Libraries zu bewerben.
Oder Leser können die neusten Bestseller kostenlos entleihen, wenn Sie anschließend eine Bewertung im Katalog vornehmen.
Die Stadtbibliothek Emmerich hat sich auf die Suche nach Partnern gemacht: dem örtlichen Buchhändler, der jugendliche Testleser um ihre Meinung zu aktuellen Jugendbüchern bittet, wurden die Rezensions- und Bewertungsmöglichkeiten im Bibliothekskatalog vorgestellt. Auch Deutschlehrer, Elterngruppen in Kindergärten, Literaturkreise, den Sportverein… könnte man auf bestimmte Aktionen und Themen ansprechen.
Interessante Anregungen für neue Veranstaltungsformate findet man auch auf anderen Internet-Plattformen. So wurde im Rahmen der didacta 2012 die Social Tagging-Plattform www.artigo.org vorgestellt. Hier können Kunstwerke von Nutzern gemeinsam verschlagwortet werden. Und damit dies nicht zu langweilig wird, wurden hierfür extra Spiele entwickelt. Erarbeitet wurde das Projekt von Kunsthistorikern, Informatikern und Computer-Linguisten der LMU in München. Gefördert wird es von der DFG. Schauen Sie es sich doch einfach einmal an:
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Mit etwas Phantasie können sich Bibliotheken neue Veranstaltungsformen rund um den Katalog erschließen. Wie können diese Formate entwickelt werden? Das Team muss seine Kunden kennen. Es könnte die Augen nach Partnern offen halten – bewährten und neuen. Und das nicht nur in der realen Welt, sondern auch im Internet. Welche Literaturplattformen gibt es, auf denen sich die Bibliothek vielleicht engagieren könnte? Welche ihrer Kundengruppen hätte vielleicht Lust, dies gemeinsam mit der Bibliothek zu tun? Welche Plattform könnte man den Bibliotheksbesuchern ans Herz legen? Und gibt es Plattformen, die auf den ersten Blick nichts mit Bibliothek oder Literatur zu tun haben, deren Konzepte man aber auf das Thema Literatur übertragen könnte?
Alles schön und gut, wird der eine oder andere jetzt denken. Wie sollen wir das überhaupt alles leisten? Vielleicht arbeiten Sie ja bereits in anderen Projekten eng mit Bibliotheken in Ihrer Region zusammen? Könnte man die Zusammenarbeit hier nicht erweitern?
Katalog digital und real – wir finden, Kataloganreicherung kann neue Welten eröffnen. Welche Ideen haben Sie bereits in die Tat umgesetzt?