Die statistische Entwicklung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW 2023
Die Landesstatistik NRW 2023 erfasst sämtliche kommunalen öffentlichen Bibliotheken des Bundeslandes. Für die Auswertung wurden neben den Ergebnissen der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) 2023 auch die Resultate der Fachstellenumfrage 2023 (Zusatzfragebogen) einbezogen, welche alle zwei Jahre zu spezifischen Themen durchgeführt wird, die in der DBS nicht abgedeckt sind. Aufgrund eines Hackerangriffs auf die Südwestfalen-IT (SIT) konnten jedoch 34 Bibliotheken keine oder nur unvollständige Daten für das Berichtsjahr 2023 übermitteln. Dies muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden. Erfreulich ist, dass die Zahl der Entleihungen und der Besuche wieder fast auf dem Stand sind wie vor der Corona-Pandemie.
BASISDATEN NRW
(Basis: 269 Bibliotheksgemeinden)
Bibliotheksstandorte
Fahrbibliotheken
Stellen lt. Stellenplan
davon Bibliothekare
Gesamtbestand
Entleihungen
Gesamtausgaben
Medienetat
2021
479
9
2.461
724
17.394.454
39.423.336
227.064.915
21.394.662
2022
480
9
2.470
689
17.115.273
51.035.010
227.742.205
21.882.056
2023
481
9
2.488
676
17.032.097
53.227.800
236.682.398
22.026.331
MEDIENANGEBOT
Seit 2023 ist das Angebot an digitalen Medien weiter gewachsen, während der Bestand an physischen Medien leicht reduziert wurde.
2023 sind die Entleihungen noch einmal leicht angestiegen (+4,30%). Ca. 53 Millionen Entleihungen zeigen deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger das Medien-Angebot ihrer Bibliotheken wieder fast so umfangreich in Anspruch nehmen wie vor der Corona-Pandemie (55 Mio. in 2019).
Der Anteil der E-Medien an der Ausleihe ist von 15 auf 16% leicht gestiegen.
PERSONALSITUATION
Die Anzahl der Stellen laut Stellenplan zeigt im Dreijahresvergleich einen leichten Aufwärtstrend. Das Gesamt-Vollzeitäquivalent stellt die tatsächlich besetzten Stellenanteile dar. Danach konnten 2023 4,1% der Stellen nicht besetzt werden.
Für die Leistungsfähigkeit einer Bibliothek ist nicht die Zahl der „Stellen lt. Stellenplan“ ausschlaggebend, sondern die Anzahl der besetzten Stellen. Um einen Eindruck zu vermitteln, wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind, wurden die besetzten Stellen (Vollzeitäquivalente/VZÄ) von den Stellen lt. Stellenplan abgezogen.
Ob Personalstellen besetzt werden können, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Der zunehmende Fachkräftemangel, Reduzierung von Arbeitszeiten aus persönlichen Gründen, aber auch Besetzungssperren beeinflussen u.a. die Entwicklung. Dies ist bei der Interpretation der Daten zu beachten.
Bibliotheksbesuche
Auch im vergangenen Jahr sind die Besucherzahlen in den Öffentlichen Bibliotheken in NRW erneut deutlich gestiegen und nähern sich dem Niveau von 22.396.273 Besuchen aus der Vor-Corona-Zeit in 2019 an. Im Durchschnitt hat damit 2023 jeder Einwohner in NRW eine Öffentliche Bibliothek 1,2 Mal besucht.
Um die Besuchszahlen der eigenen Bibliothek besser einordnen zu können, zeigt die Grafik die durchschnittlichen Besucherzahlen pro Jahr, geclustert nach Einwohnerzahlen der Kommunen.
Veranstaltungsangebote
Mit 42.680 hat sich die Anzahl an Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr nur noch geringfügig erhöht. Aufgrund des Hackerangriffs der Bibliotheken in SIT-Kommunen konnten einige dieser Bibliotheken keine Veranstaltungsdaten in der Deutsche Bibliotheksstatistik melden. Dies ist bei der Interpretation der Daten zu berücksichtigen.
Seit Jahrzehnten arbeiten die Bibliotheken in NRW mit unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen, um die Entwicklung von Lese-, Informations- und Medienkompetenz gezielt zu fördern. 2021 hat die Deutsche Bibliotheksstatistik erstmals die Zahl der Kooperationen erfasst. Die Statistik zeigt, dass Öffentliche Bibliotheken mit einer Vielzahl an Kooperationspartnern agieren. Durchschnittlich arbeitet jeder Standort mit 14 Kooperationspartnern zusammen. Im Regierungsbezirk Düsseldorf sind besonders viele Kooperationen zu verzeichnen. Das liegt vor allem an den 12 Großstädten in diesem Regierungsbezirk und der sich daraus ergebenden größeren Vielfalt der möglichen Kooperationspartner.
(Als Kooperation zählt die regelmäßige Zusammenarbeit der Bibliothek mit Partnern im Kultur- und Bildungsbereich. Dafür tritt die Bibliothek mindestens 1 mal jährlich in Kontakt mit diesen Partnern. Die Ergebnisse der Kontaktgespräche sind protokolliert. Gezählt werden Kooperationen mit schriftlich oder mündlich getroffenen Verträgen oder Vereinbarungen. Hier sind auch Kooperationen mit Schulen und KiTas zu zählen.)
Ein sicherer, kreativer und verantwortungsvoller Umgang mit Medien ist eine grundlegende Kompetenz zur selbst bestimmten Teilhabe in einer digitalen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund hat die Kultusministerkonferenz im Dezember 2016 die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ beschlossen, in der sich alle Länder auf einen gemeinsamen Kompetenzrahmen im Umgang mit Medien verständigt haben. Der „Medienkompetenzrahmen NRW“ ist eine verbindliche Grundlage für die sukzessive Überarbeitung aller Lehrpläne aller Schulformen der Primarstufe und Sekundarstufe I mit dem Ziel, dass das Lernen und Leben mit digitalen Medien zur Selbstverständlichkeit im Unterricht aller Fächer werden kann.
Als Orte der außerschulischen Bildung haben die Öffentlichen Bibliotheken für verschiedene Kompetenzbereiche des Medienkompetenzrahmens NRW vielfältige Angebote für die Medienkompetenzförderung durch Bibliotheken entwickelt. Auf dieser Basis arbeiten sie eng mit den Schulen in ihrem Einzugsgebiet zusammen. Haben 2021 32% von 162 Bibliotheken mit dem Medienkompetenzrahmen NRW gearbeitet, nutzen ihn 2023 bereits 36% der Bibliotheken.
Social Media
Auch im digitalen Raum sind die Angebote der Bibliotheken deutlich sichtbar. Während sie vor zehn Jahren fast ausschließlich auf Facebook präsent waren, nutzen Bibliotheken heute eine Vielzahl unterschiedlicher Plattformen. Besonders die Nutzung von Instagram hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Mehr als die Hälfte aller Öffentlichen Bibliotheken in NRW (57%) bieten regelmäßig digitale Angebote an. Das Fehlen von digitalen Angeboten ist häufig auf das Fehlen der erforderlichen Qualifikation, der geringen Personalstärke oder auf ein zu geringes Budget zurückzuführen.
Internetzugang
Barrierefreie Gebäude
Sonntagsöffnung
Nur 24 von 162 Bibliotheken haben angegeben, dass sie Sonntags geöffnet haben. 6 davon als Open Library, 9 mit eigenem Personal, 2 mit Ehrenamtlichen und 7 mit Wachdienst. Durch das Förderprogramm des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW zur Stärkung der Sonntagsöffnung in Bibliotheken wurde die Öffnung am Sonntag auch 2023 von Landesseite unterstützt.
_______________
Open Library
Nur wenige Bibliotheksstandorte geben an, dass sie ihre Räumlichkeiten den Nutzerinnen und Nutzern auch außerhalb der Servicezeiten, in denen bibliotheksfachliches Personal anwesend ist, zur Verfügung stellen. In 10 Bibliotheken wird dies durch den Einsatz eines Wachdienstes ermöglicht, in den anderen 10 Bibliotheken wird dies ausschließlich durch Technik geregelt. Dort erhalten die Nutzerinnen und Nutzer mit ihrem Bibliotheksausweis Zugang zu den Räumen, die aus Sicherheitsgründen videoüberwacht werden.
Kontakt
Bei Fragen und Anregungen rund um das Thema Statistik wenden Sie sich gern an das Statistik-Team der Fachstelle.
Sarah Potzkei-Sparla, sarah.potzkei-sparla[at]brd.nrw.de, 0211-475-3367
Katharina Ort, katharina.ort[at]brd.nrw.de, 0211-475-4016
Melina Kortmann, melina.kortmann[at]brd.nrw.de, 0211-475-4888