Es war kein Aprilscherz, als Marianne Pohl auf der Baufachtagung 2014 am 1. April über den Einbau einer Guillotine in der Münchner Stadtteilbibliothek Hadern berichtete.
Munter erläuterte sie den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, was auf einen zukommen kann, wenn man eine RFID-Außenrückgabe in eine Brandschutzmauer einbaut. Dann müssen im Brandfall Bibliothek und Foyer auch bei der Außenrücknahme für 90 Minuten brandschutzsicher getrennt werden. Und dies kann man durch eine 10 cm dicke Stahlplatte erreichen, die sich im Brandfall vor der Rückgabeklappe herunter senkt – nach dem Prinzip einer Guillotine. Auch Badewannen-Container kommen in Münchner RFID-Anlagen zum Einsatz. Nämlich dann, wenn die eigentlichen Auffangcontainer über das Wochenende nicht genügend Kapazitäten haben. Dann kann man auch einen Wäschecontainer einsetzen. Not macht erfinderisch. So hatte Frau Pohl viele Tipps zum Thema Raumplanung und RFID-Gerätepark.
Überhaupt drehte sich auf der Baufachtagung, die die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland veranstaltet hat, viel um Technik. Denn Bibliotheken mit Zukunftsperspektive kommen ohne eine sehr gute Technikausstattung nicht mehr aus. Nur durch den Einsatz von geschickt in den Raum eingepasster Veranstaltungstechnik können die in der Regel die zu kleinen Flächen in Öffentlichen Bibliotheken für die Umsetzung attraktiver Angebote genutzt werden. Nur so lassen sich vielfältige Kooperationsangebote mit anderen Einrichtungen und Institutionen im Stadtteil realisieren.
Wie ein roter Faden zog sich deshalb durch die zweitägige Tagung die Aufforderung, bei Neu- und Umbau den Baupartnern im Detail deutlich zu machen, welche Anforderungen man an die Ausstattung der Bibliotheksräume hat. Dabei geht es nicht darum, eine Liste mit technischen Geräten bereit zu halten. Diese wird nach Beratung mit den Profis erst später erstellt. Vielmehr müssen sich Bibliotheken darüber klar werden, welche Konzepte sie verfolgen und wie sie ihr Angebot für ihre Zielgruppen gestalten möchten. Soll ein Veranstaltungsraum ausschließlich in Kombination mit Referenten bespielt oder soll er auch noch als Arbeitsraum für Schülergruppen genutzt werden, die sich hier alleine aufhalten? Diese Entscheidung hat unmittelbar Einfluss auf die Art der eingesetzten Technik und vor allem ihren Einbau. Je mehr Selbstbedienung durch die Kunden, umso weniger sichtbar sollte Technik untergebracht werden. Gute Planung und Umsetzung schont darüber hinaus das Personal – entfallen doch aufwändige Umbaumaßnahmen vor jeder Veranstaltung später im Echtbetrieb.
Neben den Planungsbeispielen zur Bibliothekstechnik wurden auch die verschiedenen Geräte selbst beleuchtet. Bei der Wahl von Mikrofonen, Scheinwerfern und Leinwand muss man genau wissen, wofür man sie einsetzen möchte. Funkmikrofone sind beispielsweise anzumelden und es fallen monatliche Gebühren an. Das wussten die wenigsten.
Während der Tagung wurden die Stadtteilbibliotheken Hasenbergl und Hadern besichtigt.
In der Münchner Stadtteilbibliothek Hasenbergl konnten die Teilnehmenden ein Bibliothekskonzept sehen, dass den Besuchern viel Raum und Aufenthaltsqualität bot. Für 40.000 Medien stehen 1300 Quadratmeter zur Verfügung. Da bleibt viel Platz für Gaming, zum Zeitunglesen und für Kooperationsveranstaltungen mit anderen Einrichtungen. Im neu gebauten Haus sind noch weitere Einrichtungen untergebracht. Hier konnten alle Partner ihre Wünsche in die Planungen mit einbringen.
In Hadern wurde ein ungewöhnlicher Bau aus den 80er Jahren saniert. Hier ist die Stadtteilbibliothek seit fast 30 Jahren in der ersten und zweiten Etage untergebracht. Für 28.000 Medien stehen 800 Quadratmeter zur Verfügung, weshalb die Bibliothek einen eher klassischen Eindruck vermittelt. Es fehlt an großzügigen Freiflächen.
Insgesamt stand die zweitägige Tagung unter keinem guten Stern. So mussten kurzfristig 4 Referentinnen und Referenten aus Krankheitsgründen ihre Teilnahme absagen. Das Münchner Vor-Ort-Team hat mit viel Engagement immer wieder das Programm umgestaltet. Hinzu kam, dass man die ursprünglich für eine Besichtigung vorgesehene Stadtteilbibliothek Westend aufgrund von Bauproblemen doch nicht besichtigen konnte. So kam der Stadtteil Hadern ins Programm. Die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen sagt Danke für die tolle Organisation vor Ort. Nur durch Kreativität und die spontane Bereitschaft der Münchner Kolleginnen und Kollegen, als Referenten einzuspringen, konnte die Veranstaltung durchgeführt werden.
Das Fazit der Tagung: Bibliotheken möchten Aufenthaltsqualität und Atmosphäre vermitteln und keine Aufbewahrungsorte für Medien sein. Technik und Raumplanung wachsen immer mehr zusammen. Es genügt nicht mehr, den Platz für Regale und einige Sitzplätze zu kalkulieren. Auch für die nächste Baufachtagung bleiben noch viele Themen offen.
Die Präsentationen werden in Kürze auf der Homepage der Fachstellenkonferenz veröffentlicht.