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Besuchsbericht von der Gamescom 2015 in Köln…

( …und warum es beim Gaming in Bibliotheken gar nicht nur ums Spielen geht)

Mittwoch, den 05.08.15 war es mal wieder so weit, der Auftakttag der wichtigsten (meint größten) Spielemesse Europas – der Gamescom – lockte wieder viele Spielebegeisterte nach Köln. Wenn man wissen will, was sich im Gaming-Kosmos Neues tut, muss man auf die Gamescom fahren. Denn nur hier treffen Gaming-Kult,- Kultur, -Business, Bildung und natürlich Spaß in einer Dimension aufeinander, die deutlich macht, dass digitale Spiele als Teil der Medienwelt einfach nicht mehr wegzudenken sind. Auch Bibliotheken experimentieren zunehmend damit, digitale Spiele in ihre Arbeit mit einzubinden. Also hieß es auch für mich als Fachstellengamingbeauftragter: auf nach Köln!

Meine Erkundung der Koelnmesse begann mit einem Gang über die Internationale Firmenausstellung für das Fachpublikum. Anschließend habe ich das Jugendforums NRW in Halle 10 besucht, auf dessen Stand diverse Jugendmedienprojekte vorgeführt und am Sonntag auch das Finale der Deutschen Games Schulmeisterschaft ausgespielt wurde.

Turnier-PCs für die deutsche Games Schulmeisterschaft

Turnier-PCs für die deutsche Games Schulmeisterschaft

Als Gamescom Erstling mag man sich vielleicht wundern, wie viele Dinge es hier tatsächlich zu sehen gibt, die gar nicht oder nur indirekt etwas mit dem Spielen von Games zu tun haben. Für „Wiederkehrer“ ist aber klar, dass die Gamescom neben einer Messe auch eine Kulturveranstaltung und ein Treffpunkt ist.

Weiter ging meine Tour durch das Cosplay-Village, einem extra eingerichteten Bereich für kostümierte Spielefans, die zumindest an den öffentlichen Tagen der Messe schon zum Inventar gehören. Am Fachbesuchertag gab es bereits einige verkleidete Elfen und Orks zu bestaunen, diese blieben aber eher unter sich.

Cosplay-Village auf der Gamescom.

Cosplay-Village auf der Gamescom.

Als nächstes ging es vorbei an der am lauten Sägen und Hämmern zu erkennenden Zone des Case-Modding Wettbewerbs. Dieser findet jedes Jahr in Köln statt. Hier werden im Laufe von 24 Stunden aus einfachen PC-Rechnergehäusen wahre Kunstwerke gebastelt und geschraubt. Etwas weiter kommt man vorbei an diversen E-Sport Bühnen und gelangt dann nach einem kurzen Schlenker durch die Merchandise Halle zum Kernstück des Events, der Spieleausstellung. Hier kämpfen die Moderatoren mit Mikrofonen bewaffnet um die Aufmerksamkeit der Messebesucher.

Die Bühnenlandschaft der "Entertainment-Area"

Die Bühnenlandschaft der „Entertainment-Area“

Neben den Bühnen mit diversen Events und Ankündigungen zukünftiger Entwicklungen, gibt es hier auch die Möglichkeit einige der Spieleneuheiten der größten Spieleschmieden der Welt anzuspielen (lange Wartezeiten vorausgesetzt). Auch sehr lohnend ist immer ein Besuch in der so genannten „Retro-Games-Area“. Hier werden Spielekonsolen vergangener Jahre ausgestellt. Wer möchte, kann sie auch ausprobieren.

Als Bibliotheksmitarbeiter kann man auf der Gamescom viele Eindrücke sammeln und viele Neues über Gaming lernen. Digitale Spiele sind mittlerweile ein Milliardengeschäft und haben sich abseits von der Arbeit öffentlicher Bibliotheken zu einer der wichtigsten und meistgenutzten Mediengattungen weltweit entwickelt. Aber worum geht es für Bibliotheken beim Gaming eigentlich?

Gaming ist ein Themenfeld, bei dem das bisherige Kerngeschäft der Bibliotheken „Verleih von physischen Datenträgern“ nicht mehr greift. Das ist eine Entwicklung, die – so hoffe ich – Bibliotheken dazu bewegt neue Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Denn anders als bei Printmedien kann durch den Verleih des physischen Datenträgers kein vollständiger Zugang zu diesem Medium geschaffen werden. Erstens benötigt man zur Nutzung immer auch ein entsprechendes Endgerät. Zweitens sind nicht alle Titel auf physischen Datenträgern verfügbar und drittens reicht das Spielen eines Computerspieles nicht aus um die Kultur des „Gaming“ in allen ihren Facetten zu begreifen.

Retro-Gaming-Area

Retro-Gaming-Area

Dies sollte dazu führen, dass Bibliotheken über das Thema „Zugang zu Informationen und Medien“ grundsätzlich nachdenken und verstehen, dass der Verleih von Medien nur eine mögliche Strategie ist, diesen zu schaffen.

Es geht nicht darum parallele Vertriebsstrukturen für beliebte Spiele bereitzustellen und somit in Konkurrenz zum Handel zu treten. Es geht auch nicht darum Digitale Spiele zu instrumentalisieren um Kindern und Jugendlichen Bibliotheken schmackhaft zu machen. Es geht darum Zugang zu einer Mediengattung und zu einer Kultur zu schaffen und den Prozess der Mediennutzung zu unterstützen und zu begleiten. Dieser Ansatz geht deutlich über das hinaus, was Bibliotheken mit dem Verleih von physischen Datenträgern erreichen können. Er schließt vor allem Infrastruktur und Veranstaltungsarbeit mit ein, über die Sie in den nächsten Beiträgen unserer Gaming-Blogreihe mehr erfahren können.

Robin Horn

2 Kommentare

  1. cwolff

    Guter Einblick! Gerne würde ich im nächsten Jahr wieder einen berufsbezogenen „geleiteten“ Besuch starten. Wäre es möglich, das von der Bezirksregierung anzubieten?

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