Der Deutsche Bibliotheksverband hat am 17. Juli 2015 seine Forderung nach einer Sonntagsöffnung für Stadtbibliotheken erneut bekräftigt. Der dbv nimmt Stellung zum Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Jahr 2014 und seiner in 2015 veröffentlichten Entscheidung zur Beschäftigung von Arbeitnehmern an Sonn- und Feiertagen. Er ist der Auffassung, dass Bibliotheken auch am Sonntag einen Beitrag zur sinnvollen Freizeitgestaltung leisten können.
Weitere Informationen: http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/positionen/2015_dbv-Positionspapier_Sonntags%C3%B6ffnung.pdf
Quelle: dbv-Newsletter Nr. 51 2015 (13. August)
„Auch ich möchte als Familienvater am Sonntag mit meinem Sohn eine Bibliothek besuchen.“ – das waren die Worte der zwischenzeitlich ausgeschiedenen Leitung der Stadtbibliothek Frankfurt/Oder auf der BIB MV 2015 in Nürnberg.
Vielleicht liegt liegt unser „Denkfehler“ darin, das der dbv und BIB denkt, bereits alle Bibliotheken haben Selbstverbuchung und bräuchten demnach nur einen, möglichst ehrenamtlichen, Wachdienst um das Haus zu öffnen. Explizit steht im Beitrag ja nur, das „Bibliotheken einen sinnvollen Beitrag leisten können“ – das schließt die darin arbeitenden BibliotheksWesen eindeutig nicht mit ein.
Zudem will ich nicht bestreiten, das sich das bei einigen Häusern auch lohnen würde – doch dafür ist das aktuelle Engagement meiner Meinung nach eindeutig zu hoch gehängt. Das allmähliche Ende des Ausleihzahlenhypes als betriebswirtschaftlicher Gral einer volkswirtschaftlichen Einrichtung braucht neue Nahrung – Besucherströme am besten 24/7 – zeigen am Horizont neue Möglichkeiten. Doch ach oh weh, mehr als 24/6 geht noch nicht. Dieses Optimierungspotential muss genutzt werden. Da werden die aktuellen Tatsachen im Bericht „Zur Lage der Bibliotheken“ der gleichen Organisation auch gerne wieder ausgeblendet.
Selbst Großstädte haben noch Schließtage in der Woche und zumeist um 21 Uhr geschlossen – bevor ich den Sonntag fordere sollten die anderen Tage erst einmal ausgeschöpft werden, denn auch da gibt es noch Gestaltungsmöglichkeiten für „einen Beitrag zur sinnvollen Freizeitgestaltung“.
Die Verbandsvertreter haben sich total in diese Idee verrannt, es ist scheinbar für sie das wichtigste Thema überhaupt.
Sie ignorieren einfach, dass die personellen Ressourcen in vielen Bibliotheken nicht einmal zu einer Samstagsöffnung ausreichen. Wie kann man nur so blauäugig sein, zu denken, dass die überschuldeten Kommunen zusätzliches Personal für Sonntagsöffnungen einstellen. Wahrscheinlicher sind Schließungen an anderen – publikumsstärkeren – Tagen oder der Betrieb mit Aushilfskräften. Was ein Schlag ins Gesicht von gut ausgebildeten Bibliothekaren ist, weil ihnen ihr Berufsverband damit bei dem Bemühen um Anerkennung ihrer Berufsausbildung und -erfahrung in den Rücken fällt. Oder es wird auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen, denen einfach noch mehr Arbeit aufgehalst wird.
Auch Bibliotheksmitarbeiter haben Familien und ein Recht auf ein Privatleben. Der Sonntag ist bereits genug ausgehöhlt worden. Wie soll man als Familie zusammenleben, wenn nie alle gleichzeitig frei haben?
Wer solche Verbände hat, braucht keine Feinde mehr!