Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken u.a. durch die finanzielle Förderung von innovativen Projekten. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW stellt in lockerer Reihenfolge interessante Praxisbeispiele aus verschiedenen Förderprogrammen in Form von Gastbeiträgen auf ihrem Blog vor. Der vorliegende Beitrag stellt das Projekt „Willkommensräume“ vor.
Für die Stadtbücherei Münster galt im Jahr 2016 besondere Aufmerksamkeit den Herausforderungen infolge der globalen Fluchtbewegungen. Die sowohl für die Schutzsuchenden als auch für das ressortübergreifende Unterstützungssystem herausfordernde Situation der Ankunft und Aufnahme verlangte sensible, bedarfsgerechte und niederschwellige Vorgehensweisen. Sowohl die Menschen, die hier Zuflucht gefunden haben, als auch die vielen Helferinnen und Helfer benötigten Orientierung, Information und Vermittlung.
Ein Angebot für geflüchtete Menschen schaffen
Gemeinsam mit der Bibliotheksleiterin Monika Rasche haben sich drei Kolleginnen und eine Honorarkraft mit dem Ziel zusammengesetzt, das Angebot der Stadtbücherei für die Zielgruppe und ihre Betreuer sowohl mit analogen als auch mit digitalen Medien zu erweitern. Diesem Angebot sollte real und virtuell Raum gegeben werden.
Was erreicht werden sollte:
- Flüchtlinge willkommen heißen
- Ehrenamtliche und hauptamtliche Lehrkräfte und Betreuer in ihrer Arbeit unterstützen
- Entsprechende Medienangebote vorhalten
- Dem Angebot in der Bibliothek Raum geben
- Aktiv werden, um die Zielgruppe zu erreichen
Mit vielen praxisnahen Angeboten hatte die Stadtbücherei schon vor Projektantrag auf die neuen Anforderungen infolge des Flüchtlingsstroms reagiert – bisher finanziert aus Eigenmitteln und Spendengeldern und mit Unterstützung des Freundeskreises. Doch mit den Projektmitteln aus der Bibliotheksförderung des Landes NRW ließ sich das Projekt „Willkommensräume“ erst realisieren.
„Ankommen in Deutschland“
Im Eingangsbereich der Stadtbücherei konnte der Themenbereich „Ankommen in Deutschland“ eingerichtet werden. Zusätzlich angeschaffte Wörterbücher, Sprachlehrprogramme, Sprachspiele, leicht verständliche Lektüren, Bilderbücher, didaktische Materialien, Bände mit Hintergrundwissen zu Flucht und Einwanderung, zu Recht und Religion können in neuem Mobiliar präsentiert werden. Der Zugang zu allen Büchern und Medien für die Zielgruppen (geflüchtete Menschen, Lehrkräfte, haupt- und ehrenamtliche Betreuer) ist hier an zentraler Stelle der Bücherei unkompliziert möglich. Tische und Stühle laden zum Aufenthalt und Lernen ein.
Das Angebot an Thementaschen und Bilderbuchboxen, das in Schulen und Kitas zum Einsatz kommt, konnte rund um das Thema Integration erweitert werden.
Romane in Arabisch und Farsi – bisher nicht im Angebot der fremdsprachigen Literatur – wurden eingekauft.
Ein Sprachlernraum, in dem an fünf neu ausgestatteten PC-Arbeitsplätzen der Zugriff auf das interaktive Sprachlernprogramm „Rosetta Stone“ möglich ist, wurde eingerichtet. Hier können Zugewanderte mit Grundkenntnissen der deutschen oder englischen Sprache selbstständig oder gemeinsam mit Mentoren ihre Deutschkenntnisse vertiefen und erweitern.
Um den Flüchtlingen den Zugang zur Bibliothek zu erleichtern, gibt es Informationen und Nutzungshinweise in verschiedenen Sprachen, sowohl in gedruckter Form als auch auf der Homepage.
Außerdem wurde eine mehrsprachige App entwickelt, mit der man via Smartphone auf Entdeckungsreise durch die Stadtbücherei gehen kann. Den Leitern von Integrationskursen werden Materialien zur Verfügung gestellt, mit denen die Gruppe die Stadtbücherei selbstständig erkunden kann. Leider ist es aus personellen Gründen nicht möglich, für alle Gruppen Führungen anzubieten.
Um die Angebote bekannt zu machen, wurden Informationsveranstaltungen für Multiplikatoren durchgeführt. Die Homepage der Stadtbücherei wurde um die Seite: „Bücherei interkulturell“ erweitert.
Integration wird gelebt
Geht man heute durch die Stadtbücherei, sieht man an vielen Plätzen Menschen beiderlei Geschlechts und sichtbar ferner Herkunft. Die Bibliothek ist attraktiv, weil man hier in Ruhe lernen kann – auch gemeinsam mit Mentoren – und weil sie über WLAN verfügt. Inzwischen sind ca. 500 geflüchtete Menschen als Büchereikunden registriert. Die Stadtbücherei ist ein Ort, an dem tagtäglich Integration gelebt wird.
Der Medienbestand aus dem Themenbereich „Ankommen in Deutschland“, die Thementaschen und Bilderbuchboxen und auch die Romane in Arabisch und Farsi werden ungebrochen gut ausgeliehen.
Der Sprachlernraum wird von geflüchteten Menschen genutzt, aber noch sind die fünf Plätze nicht ausgelastet. Hier wird es in diesem Jahr noch umfassendere Werbemaßnahmen geben, darunter auch direkte Kontakte zu Multiplikatoren.
Die Stadtbücherei Münster stellt sich vor:
Münster, kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, hat ca. 310.000 Einwohner. Die Stadtbücherei – seit 25 Jahren in ihrem modernen Gebäude am Alten Steinweg – eröffnet unabhängig von Alter und Herkunft allen Menschen den Zugang zu Wissen, Medien und Informationen. Sie gehört als öffentliche Bibliothek zur Bildungslandschaft der Stadt und trägt zur Lebendigkeit des städtischen Kulturangebots bei.
Weitere Informationen auf der Webseite der Bibliothek:
- Homepage: http://www.stadt-muenster.de/buecherei
- Facebook: https://www.facebook.com/stadtbuecherei.muenster
Ansprechpartner:
Andrea Kreuzheck
Stadtbücherei Münster
Alter Steinweg 11
48143 Münster
E-Mail: Kreuzheck[at]stadt-muenster.de