Der Fachkräftemangel macht auch vor Bibliotheken nicht Halt. Immer häufiger finden daher Menschen mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen ihren Weg in den Bibliotheksalltag – als sogenannte Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Das bringt frischen Wind, neue Perspektiven und wertvolle Kompetenzen. Doch um diese Potenziale bestmöglich zu entfalten, braucht es ein strukturiertes und wertschätzendes Onboarding.
Warum Onboarding gerade für Quereinsteiger entscheidend ist
Quereinsteiger*innen kommen oft mit viel Motivation, aber meist wenig Fachwissen in bibliotheksspezifische Abläufe. Ein gelungener Einstieg entscheidet darüber, wie schnell sie sich zurechtfinden, sich einbringen können – und ob sie langfristig bleiben. Denn Unsicherheit, fehlende Orientierung und ein unklarer Rollenrahmen führen schnell zu Frustration.
Ein gutes Onboarding ist daher mehr als eine kurze Einarbeitungsphase: Es ist eine strategische Investition in Bindung, Motivation und Qualität.
Was Quereinsteigende mitbringen – und was sie brauchen
Stärken von Quereinsteiger*innen (individuell verschieden):
- Neue Perspektiven (z. B. aus Pädagogik, Buchhandel, IT, Kulturmanagement, Journalismus)
- Kommunikations- oder Projektkompetenz
- Digitale Affinität oder kreative Ansätze für Veranstaltungsarbeit
Herausforderungen:
- Kein bibliothekarisches Fachvokabular
- Unsicherheit im Umgang mit Systemen (z. B. Katalogisierung, Ausleihsoftware)
- Unkenntnis von Zielgruppenbedürfnissen, rechtlichen Rahmenbedingungen oder bibliotheksspezifischen Aufgaben
Ein erfolgreiches Onboarding gleicht diese Unterschiede systematisch aus – und schafft Raum, die mitgebrachten Stärken einzubringen.
Bausteine eines gelungenen Onboardings
1. Begrüßung und Orientierung
Ein strukturierter erster Tag mit persönlicher Begrüßung, Rundgang, Vorstellung des Teams und einer Begrüßungsmappe hilft, sich willkommen zu fühlen. Ein klarer Ablaufplan für die ersten Wochen gibt Sicherheit.
2. Einführung in die Arbeitsbereiche
Schrittweise Einarbeitung in zentrale Prozesse: Ausleihe, Rückgabe, Recherche, Veranstaltungsplanung, Medienbearbeitung etc. Idealerweise mit einer erfahrenen Ansprechperson („Buddy“), die Wissen weitergibt und für Fragen erreichbar ist.
3. Schulung und Fortbildung
Quereinsteiger*innen profitieren von niedrigschwelligen Fortbildungsangeboten – z. B. zu Bibliothekssoftware, Recherchetechniken, Medienpädagogik oder Veranstaltungsplanung. Auch E-Learning-Formate oder Online-Tutorials sind hilfreich.
4. Feedback und Austausch
Regelmäßige Feedbackgespräche ermöglichen Rückmeldung, Klärung offener Fragen und Anpassung der Einarbeitung. Austausch mit anderen Quereinsteiger*innen (z. B. über Netzwerktreffen) schafft zusätzliche Unterstützung.
5. Perspektive und Integration
Einbezug in Teammeetings, Projektarbeit oder Weiterbildungsangebote signalisiert: Du gehörst dazu. Perspektivgespräche helfen, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und das eigene Profil weiter zu schärfen.
Fazit: Onboarding mit Herz und Struktur
Quereinsteiger*innen sind eine wertvolle Ressource für Bibliotheksteams – wenn man sie gut abholt. Ein durchdachtes Onboarding schafft Vertrauen, Orientierung und Lernräume. Es fördert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern stärkt auch das ganze Team durch Vielfalt, neue Ideen und gegenseitiges Lernen.
Und nicht zuletzt: Wer sich willkommen fühlt, bleibt gerne.
Weiterführende Literatur und Quellen
Fachartikel und Studien:
- „Quereinsteiger in der Bibliothek“ in: BuB – Forum Bibliothek und Information, Ausgabe 04/2020. b-u-b.de
- Haarhaus, Lisa (2019): Onboarding an wissenschaftlichen Bibliotheken – Eine Analyse am Beispiel der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Bachelorarbeit. serwiss.bib.hs-hannover.de
Weitere hilfreiche Ressourcen:
Blog der FU Berlin: Onboarding in wissenschaftlichen Bibliotheken. blogs.fu-berlin.de