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re:publica 2016 – Bibliotheken vernetzt in der realen und digitalen Welt

Uns ist allen bewusst, dass sich das Bibliothekswesen im steten Wandel befindet. Dennoch – die digitale Revolution stellt die Bibliothekswelt vor eine so noch nie da gewesene Herausforderung. Im Alltag der Fachstelle zeigt sich das vor allem durch immer komplexere Projektanträge und Anfragen im Rahmen der Beratung. Gleichzeitig ist der Fort- und Weiterbildungsbedarf – sowohl bei uns selber, als auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bibliotheken – so hoch wie nie zuvor.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit – der Schlüssel zum Erfolg?

Damit wir als Fachstelle möglichst schnell auf die veränderten Bedarfe der Öffentlichen Bibliotheken reagieren können, müssen wir noch schneller als vor 10 Jahren neue Trends und Entwicklungen ausmachen. Bibliothekarische Fachkompetenz hilft hier alleine nicht mehr weiter. Unser Team besteht deshalb nicht mehr nur aus Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, sondern setzt sich aus den verschiedensten Professionen, wie z.B. Informationswirtschaft, Medienwirtschaft, Medienmanagement, Medienpädagogik und Innenarchitektur, zusammen.

Im Rahmen unserer Programme werden immer häufiger Experten aus weiteren Disziplinen einbezogen. Seit Jahren arbeiten wir z.B. im Rahmen der NRW-Initiative „Lernort Bibliothek“ mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich Social Media und Changemanagement zusammen. Der interdisziplinäre Austausch – sowohl online, als auch persönlich – hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

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Auf dem Weg zur Networking Area (re:publica 2016) Foto von Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW unter CC BY 2.0 Lizenz

re:publica – Blogger, Netzaktivisten und Interessierte im Dialog

Ein Beispiel für diesen interdisziplinären Austausch und die stärkere Vernetzung der Fachstelle war der Besuch der re:publica in 2016. Die re:publica bietet Gelegenheit für Blogger, Netzaktivisten und andere Interessierte aus den unterschiedlichsten Berufszweigen, über die digitale Gesellschaft, die neuesten Trends im Web und über das Für und Wider aktueller Technologie zu diskutieren.

„Nichts kommt dem Landleben gleich“

Wir hatten erstmals die Gelegenheit die Arbeit Öffentlicher Bibliotheken einem dem Internet so verbundenen Publikum zu präsentieren. Und so habe ich mich gemeinsam mit Robin Horn und Wibke Ladwig (Social Media Coach im Rahmen der „Lernort -Initiative“) auf den Weg nach Berlin gemacht.

Wibke Ladwig stellte unter dem Titel „Nichts kommt dem Landleben gleich“ die Arbeit Öffentlicher Bibliotheken im ländlichen Raum vor. Den Anwesenden wurde schnell klar, dass Bibliotheken heute nur noch wenig mit dem Bild von Bibliothek gemeinsam haben, was viele noch im Kopf haben. In der anschließenden Diskussion mit uns waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass die reale Arbeit der Bibliotheken in den Kommunen heute genau dem ursprünglichen Netzgedanken entspricht – also Vernetzung, Chancengleichheit, Neutralität, Kommunikation und Austausch.

Grundtenor O-Ton „Wenn ich gewusst hätte, dass das Bibliothek ist, dann wäre ich schon längst einmal in meine Stadtbibliothek gegangen“. Der Austausch in Berlin führte danach zu einem losen Kontakt per E-Mail und der Beobachtung von zahlreichen Social Media Accounts und Blogs im Netz im Fachstellenalltag.

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Wibke Ladwig im Rahmen der Präsentation „Nichts kommt dem Landleben gleich“ (re:publica 2016) Foto von Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW unter CC BY 2.0 Lizenz

Kommunen brauchen Orte der Vielfalt…

Darüber hinaus haben uns die Präsentationen im Rahmen der re:publica 2016 auf Ideen und Problemstellungen anderer Fachbereiche und Disziplinen aufmerksam gemacht. Ich möchte das am Beispiel des Vortrags des Soziologen Prof. Richard Sennett verdeutlichen. Der Beitrag mit dem Titel „The city as an open system“ hatte im ersten Moment nichts mit Bibliotheken zu tun. Es ging um die weltweiten Auswirkungen der Globalisierung auf die Stadtentwicklung.

Prof. Sennet sprach u.a. über „Core Investement“, welches dazu führt, dass man einem nach seinen Bedürfnissen geplanten Gebäude einen Standort nachträglich zuordnet. Der lokale Bedarf der jeweiligen Bevölkerung oder der Stadt bleibt bei den Planungen zunächst außen vor. Diese Art der Planung kann zu in sich „geschlossenen“ Stadtteilen führen und hat gleichzeitig Einfluss auf die Bevölkerung in den bereits bestehenden Stadtteilen. Die Stadtteile entwickeln sich getrennt voneinander, ein Austausch zwischen Stadtteilen mit einkommensstarker und einkommensschwacher Bevölkerung kommt nicht mehr zustande.

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Prof. Richard Sennet spricht über „the city as an open system“ (re:publica 2016) Foto von Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW unter CC BY 2.0 Lizenz

Im Vortrag wurden die „Upper West Side“ und der Stadtteil „Spanish Harlem“ in New York als Beispiele genannt. Um diese geschlossenen Systeme wieder zu öffnen und die Grenzen zwischen ihnen abzuschwächen, plädierte Prof. Sennet für funktionale Bauten wie z.B. einen Markt, der von der Bevölkerung beider Stadtteile genutzt werden kann. Orte der Vielfalt, die auch zu ungewöhnlichen Begegnungen führen, Orte der Kommunikation, der Kooperation und des Diskurses. Diese Kontakte sind unerlässlich für die Konzeption von offenen Systemen. Herr Horn und ich waren uns sofort einig: Prof. Sennet spricht über Öffentliche Bibliotheken. Das ist unser Lernort-Konzept. Hier gibt es Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung unserer Konzepte.

Fazit…

Neben dem guten Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Öffentlichen Bibliotheken in NRW ist ein Austausch außerhalb der Bibliothekswelt für die Fachstelle unerlässlich. Mithilfe von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen soll auf die Bedarfe der Bibliotheken reagiert werden.

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