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Besucherzählgeräte: Was ist vor dem Kauf zu beachten?

Der Beitrag wurde am 27.05.2020 um Informationen zur Zählung mittels optischer Sensoren aktualisiert.

Die Erhebung von Besucherzahlen mittels Besucherzählgeräten in Öffentlichen Bibliotheken ist als Teil des strategischen Bibliotheksmanagements ein wichtiges Instrument zur Erfolgsmessung. Anlässlich der Änderungen in der Deutschen Bibliotheksstatistik zum Berichtsjahr 2020 rückt dieses Thema abseits davon immer mehr in den Vordergrund. Ab 2020 werden ausschließlich Besucherzahlen als physisches Datum zur Messung der Frequentierung der öffentlichen Bibliotheken erhoben. Die Angaben zu aktiven Benutzern entfallen ersatzlos. Aber worauf sollte man vor dem Kauf eines Besucherzählgerätes achten? Hier einige Tipps.

Einen Anbieter von Besucherzählgeräten zu finden ist kein Hexenwerk. Eine kurze Internetrecherche fördert schnell zahlreiche Ergebnisse und Anbieter zu Tage. Moderne Sicherungsgates in Bibliotheken sind vielfach auch bereits ab Werk mit einer Möglichkeit zur Besucherzählung ausgestattet. Alternativ kann ein Besucherzähler aber auch nachträglich zugekauft werden.

Bei einem Zukauf hat man dann jedoch die Qual der Wahl. In den verschiedenen Preiskategorien gibt es Besucherzählgeräte mit diversen Funktionen, Ausstattungsmerkmalen und Auswertungsmöglichkeiten. Die Entscheidung für ein Besucherzählgerät hängt aber neben den finanziellen Möglichkeiten auch von der Frage ab, wie die erhobenen Daten eingesetzt werden sollen.

Klassisches Messverfahren mithilfe der Lichtschrankentechnik
In den meisten Bibliotheken in NRW werden Nutzer mittels Lichtschrankentechnik am Eingang gezählt. Die Vorteile dieser Technologie liegen in der einfachen Installation und kostengünstiger Umsetzung. Die absolut anonyme Zählung birgt zudem nur geringes Konfliktpotenzial mit Datenschutzvorgaben. Allerdings bietet die einfache Zählung mittels Lichtschranke auch nur überschaubare Auswertungsmöglichkeiten.

Bequemlichkeit hat bei Besucherzählgeräten ihren Preis. Die günstigsten Geräte zählen nur einfache Durchgänge. Bei diesen Geräten müssen die Mitarbeiter die abgelesene Zahl halbieren, damit nicht der Eingang und der Ausgang gezählt werden.

Dies entfällt bei Besucherzählgeräten, die Ein- und Ausgänge separat erheben. Diese Funktion kann auch nützlich sein, wenn die Bibliothek über mehrere Eingänge verfügt, da sich so zumindest gewisse Rückschlüsse auf Benutzerströme ziehen lassen.

Komplett ohne Ableseaufwand sind Besucherzählgeräte, die sich z.B. per USB mit der Bibliotheks-EDV verbinden lassen. Geräte dieser Kategorie werden in der Regel mit einer entsprechenden Software geliefert. In einigen Fällen lässt sich das Nutzerzählgerät auch direkt in das eigene Bibliotheksmanagementsystem einbinden. Hierfür sollte im Vorfeld Rücksprache mit der verantwortlichen EDV-Abteilung sowie dem Softwarehersteller gehalten werden, um eine Kompatibilität sicherzustellen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei Besucherzählern ist die Stromversorgung. Während einige Geräte mit Batterien betrieben werden, können andere auch an das Stromnetz angeschlossen werden. Hierfür müssen jedoch bauliche Rahmenbedingungen erfüllt und natürlich entsprechende Anschlüsse vorhanden sein. Vorteil dieser Systeme: Sie sind etwas verlässlicher, da bei diesen Geräten das Auswechseln der Batterien entfällt.

Die Laufzeiten von batteriebetriebenen Besucherzählgeräten hängt davon ab, welches technische Verfahren zur Messung verwendet wird (Lichtschranke, Infrarot usw.). Hier sollte also im Vorfeld auf die Lebensdauer der Batterie geachtet werden. Eine entsprechende Angabe liefern die jeweiligen Hersteller. Batteriegeräte mit kurzer Laufzeit eigenen sich oft nicht für den Dauerbetrieb, sondern eher zur Erhebung von Stichproben.

Ebenfalls zu beachten ist die jeweilige Messdistanz der Besucherzählgeräte in Metern. Ist der Eingangsbereich breiter als vier Meter könnten einige günstigere Geräte nicht mehr in Frage kommen.

Neben der Breite des Eingangs ist auch darauf zu achten, in welcher Höhe ein Besucherzählgerät installiert wird. Hängt es zu tief, werden unter Umständen und je nach Qualität des Gerätes die einzelnen Beine des eintretenden Besuchers gezählt. Hängt es zu hoch, werden eventuell kleine Kinder nicht erfasst.

Messung mittels optischer Sensoren
Neben der klassischen Lichtschrankentechnik kommen bei der Besucherzählung heute auch optische Sensoren (Kameras) zum Einsatz. Insbesondere der Handel setzt verstärkt auf diese Lösung, aber es gibt auch Bibliotheken, die Kameras einsetzen. Ihr Vorteil: Neben der einfachen Zählung sind noch weitere Auswertungen möglich. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass Datenschutzvorgaben erfüllt werden müssen. In jedem Falle empfiehlt sich die enge Zusammenarbeit mit dem jeweils zuständigen Datenschutzbeauftragten.

Kamerasysteme, insbesondere 3D-Kameras, überwachen nicht nur den direkten Eingang, sondern den gesamten Eingangsbereich. Skalierbare Systeme können auch den gesamten Publikumsbereich erfassen. Mittels virtuell gesetzter Zähllinien kann zum einen die Zahl der Kunden erfasst werden, die den Eingang passiert, und zum anderen auch ihre Laufrichtung. Auf diese Weise erfährt man zum Beispiel wie hoch der Anteil der Kunden ist, die zuerst die Garderobe aufsuchen im Vergleich zu denen, die direkt zur Medienrückgabe gehen.

3D-Kameras sind aufgrund ihrer Tiefensicht auch in der Lage, die Größe von Personen zu unterscheiden und deren Profil zu erfassen. So kann der Anteil der Kinder ermittelt werden – auch wenn es hier ganz offensichtlich zu Fehlzählungen kommen kann, weil zum Beispiel Rollstuhlfahrer eine geringe Körperhöhe aufweisen. Auch Auswertungen über ein vermutetes Geschlecht, das Betreten der Bibliothek als Gruppe, sowie Aufenthaltsdauer und Bewegungsmuster im Gebäude sind technisch möglich. Ebenso eine genaue Angabe über die Anzahl der im Gebäude befindlichen Personen in Echtzeit.

Generell gilt: Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll und unter Datensparsamkeitsaspekten vertretbar. Die Abwägung dessen obliegt immer den Verantwortlichen vor Ort. Für ein aktives Bibliotheksmanagement können differenzierte Besucherdaten jedoch wertvoll sein.

Quellen:

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