Kommunale öffentliche Bibliotheken in NRW – Entwicklungsstand 2021

Die statistische Entwicklung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW ist auch in 2021 von der Corona-Krise geprägt. Ein Vergleich mit den Vorjahreswerten im Pandemie-Jahr sowie mit dem Jahr 2019 ist nur eingeschränkt möglich.

Für das Berichtsjahr 2020 hat ein nicht unerheblicher Teil der Bibliotheken nur eingeschränkt Daten liefern können. Im Berichtsjahr 2021 haben diese Bibliotheken erfreulicherweise ihre Daten in die Deutsche Bibliotheksstatistik wieder eintragen können.

GRUNDDATEN NRW

(Basis: 268 Bibliotheksgemeinden)


MEDIENANGEBOT

Der Gesamtmedienbestand (Print und E-Medien) ist von 17,7 Millionen in 2019 auf 17,39 Millionen in 2021 nur leicht zurückgegangen. Dies liegt an der Zunahme der E-Medien-Bestände. Im Berichtsjahr 2021 haben sich zahlreiche Bibliotheken einem zweiten E-Medien-Verbund angeschlossen, sodass die Zahl der verfügbaren E-Medien stieg. Die sinkenden Printmedienbestände konnten dadurch kompensiert werden.

Insgesamt sind die Entleihungszahlen stark rückläufig. Von 2019 auf 2020 sanken die Gesamtausleihen von rund 61 Millionen um 24 Prozent auf 47 Millionen. Der Abwärtstrend hat sich in 2021 verlangsamt. Ein Grund für die Abnahme in 2020 sind sicherlich die stark eingeschränkten Öffnungszeiten in der Corona-Pandemie. Daher wird sich der Abwärtstrend mit Entspannung der Corona-Lage in den nächsten Jahren voraussichtlich umkehren.

Die E-Medien-Ausleihe erfuhr 2020 wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie einen starken Zuwachs. Sie stieg um 26%. Diese enorme Steigerung hat sich in 2021 nicht wiederholt. Allerdings hat sich der Anteil der E-Medien-Ausleihe von 16% in 2020 auf 19% in 2021 weiter erhöht.


PERSONALSITUATION

Die Anzahl der Stellen lt. Stellenplan ist im Dreijahresvergleich annähernd konstant geblieben. Das Gesamt Vollzeitäquivalent stellt die real besetzten Stellen dar. Dieser Wert ist von 2020 auf 2021 um 1,3% gestiegen.

Für die Leistungsfähigkeit einer Bibliothek ist nicht die Zahl der „Stellen lt. Stellenplan“ ausschlaggebend, sondern die Anzahl der besetzten Stellen. Um einen Eindruck zu vermitteln, wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind, wurden die besetzten Stellen (Vollzeitäquivalente /VZÄ) von den Stellen lt. Stellenplan abgezogen.

Die Entwicklung der Anzahl unbesetzter Stellen wird von unterschiedlichen Faktoren, wie z.B. der Anzahl der Nachbesetzungen und der Höhe der Stellenstreichungen, beeinflusst. Dies ist bei der Interpretation der Daten zu beachten.

Personalstruktur

Buchhänderinnen, Verwaltungskräfte und Medienpädagogen gehören zu den häufigsten fachfremden Mitarbeitenden. Quelle: Zusatzfragebogen der Fachstelle 2021.

Personalentwicklung 2022-2025:

In 87 Bibliotheken werden 186 Stellen durch Verrentungen neu zu besetzen sein. Davon ist in 32 Bibliotheken die Leitungsposition betroffen.

Quelle: 164 Bibliotheken, Zusatzfragebogen 2021


ZUGANG ZU INFORMATION UND TEILHABE

Bibliotheksbesuche

Bedingt durch den Corona-Lockdown 2020 sowie 2021 sind die Besuchszahlen stark rückläufig. Es ist zu erwarten, dass die Besuchszahlen ab dem Berichtsjahr 2022 wieder ansteigen werden.

Veranstaltungsangebote

Durch die Corona-Pandemie mussten die Öffentlichen Bibliotheken in NRW ihre Veranstaltungsangebote deutlich einschränken. Im Vergleich zu 2019 sind die Zahl der Veranstaltungen um ca. zwei Drittel zurückgegangen. Um den Vergleich zwischen den fünf Regierungsbezirken zu ermöglichen, wird die Zahl der Veranstaltungen pro Bibliotheksstandort (Haupt- sowie Stadtteilbibliotheken) dargestellt.

Erstmals erfasst die Deutsche Bibliotheksstatistik für das Berichtsjahr 2021 die Anzahl der digitalen Veranstaltungen. Insgesamt haben 50% der Bibliotheken in NRW ihren Kunden ein digitales Veranstaltungsangebot ermöglicht.

Um die Situation in den Regierungsbezirken vergleichen zu können, wird in der Grafik die Anzahl der Standorte (Haupt- und Stadtteilbibliotheken), die mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten, dargestellt.

Gemeinsam sind wir stark – seit Jahrzehnten arbeiten die Bibliotheken in NRW mit unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen, um Lese-, Informations- und Medienkompetenz gezielt zu fördern. 2021 hat die Deutsche Bibliotheksstatistik erstmals die Zahl der Kooperationen erfasst:
„Als Kooperation zählt die regelmäßige Zusammenarbeit der Bibliothek mit Partnern im Kultur- und Bildungsbereich. Dafür tritt die Bibliothek mindestens 1 mal jährlich in Kontakt mit diesen Partnern. Die Ergebnisse der Kontaktgespräche sind protokolliert. Gezählt werden Kooperationen mit schriftlich oder mündlich getroffenen Verträgen oder Vereinbarungen. Hier sind auch Kooperationen mit Schulen und KiTas zu zählen.“

Nutzung des Medienkompetenzrahmens:

32% von 164 NRW-Bibliotheken richten ihre Veranstaltungen am Medienkompetenzrahmen aus.

Quelle: 164 Fragebögen, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Zusatzfragebogen 2021

Der Medienkompetenzrahmen NRW bietet vielfältige Ansatzmöglichkeiten für eine umfassende Medienkompetenzförderung. Immer mehr Bibliotheken nutzen dieses Werkzeug. Haben 2019 27% der Bibliotheken mit dem Medienkompetenzrahmen NRW gearbeitet, nutzen 2021 32% den Medienkompetenzrahmen vor allem für die Zusammenarbeit mit Schulen. Dabei bieten sie Angebote zu verschiedenen Kompetenzbereichen an.

Zugang im digitalen Raum

Facebook: 65%, Instagram: 55%, YouTube: 30%, Word Press: 13%, Twitter: 8%, TikTok: 4%, Pinterest: 1%

Auch im digitalen Raum sind die Angebote der Bibliotheken sichtbar. War vor 10 Jahren Facebook noch das führende Kommunikationsmedium, sind Bibliotheken heute auf unterschiedlichen Plattformen vertreten.

Öffnungszeiten

Open Library – ein Angebot zur Erweiterung der Kernöffnungszeiten

Das Konzept der Open Library ermöglicht den Bibliotheken zusätzliche Öffnungszeiten außerhalb der Kernöffnungszeit anzubieten. Die so genannten „Open Library“-Stunden werden entweder durch den Einsatz eines Wachdienstes oder mittels eines automatisierten Einlasses kombiniert mit dem Einsatz von Kameras ermöglicht. Einige Bibliotheken beschränken den Zugang auf Teilflächen der Räumlichkeiten. Mittlerweile gib es in NRW 14 so genannte Open Libraries.

Sonntagsöffnung

Neben den Open Library-Stunden hatten 31 Bibliotheken im Jahr 2021 Sonntags geöffnet. Durch das Förderprogramm des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW zur Stärkung der Sonntagsöffnung in Bibliotheken wurde die Öffnung am Sonntag von Landesseite unterstützt.

Barrierefreie Gebäude

Der Zugang zur Hauptstelle ist in nur 77% der 164 Bibliotheken barrierefrei. In 71% sind behindertengerechte WCs vorhanden. Nutzung der Bibliothek durch Induktionsschleifen und taktile Leitsysteme sind nur vereinzelt vorhanden.

Die Schaffung von barrierefreien Nutzungsmöglichkeiten ist ein Kernanliegen der Öffentlichen Bibliotheken in NRW. Die Umfrageergebnisse 2021 machen deutlich, dass es im Bereich der baulichen Möglichkeiten noch einen hohen Investitionsbedarf gibt.

Internetzugang


WLAN in Öffentlichen Bibliotheken:

In 86% der Öffentlichen Bibliotheken in NRW steht den Nutzerinnen und Nutzern ein WLAN-Zugang zur Verfügung.

Quelle: 268 Bibliotheken, Deutsche Bibliotheksstatistik


FÖRDERBEDARF

Technische Infrastruktur

Die Veränderungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft stellt die Öffentlichen Bibliotheken in NRW vor große Herausforderungen. Sowohl im Bereich Technikausstattung als auch bei der Fortbildung des Personals besteht hoher Förderbedarf.

2021 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW deshalb das einjährige Förderprogramm „EU-REACT-Bibliotheken“ u.a. mit dem Ziel aufgesetzt, eine leistungs- und zukunftsfähige Infrastruktur für nutzerfreundliche digitale Dienstleistungen und Angebote zur Stärkung der Lese-, Medien- und Informationskompetenz herzustellen. Gefördert wurden u.a. der Aufbau und die Verbesserung der Netzwerktechnik in Bibliotheksgebäuden, WLAN sowie die technische Ausstattung der Bibliothek.

In einer Umfrage der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW haben 127 Bibliotheken hohen Förderbedarf in den o.g. Bereichen deutlich gemacht.

Personalentwicklung

Fortbildungsformate

36% der Bibliotheken wünschen sich analoge und 37% digitale Fortbildungen. 27% wünschen sich verschiedene Blended Learning Varianten, je nach Thema.

Quelle: Wünsche von 151 Bibliotheken, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW Zusatzfragebogen 2022

Während der Corona-Pandemie ist die Nutzung der Fortbildungsangebote der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW in Kooperation mit dem Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung der TH Köln (ZBIW) weiter gestiegen. Die digitale Durchführung der Veranstaltungen wurde gut angenommen. Auch nach Corona ist der Wunsch nach digitalen Fortbildungen groß. Die digitalen Formate waren insbesondere bei den Bibliotheken im ländlichen Raum beliebt, weil die Anreise keine Hürde mehr darstellte. Dieses Feedback nimmt die Fachstelle in ihre Fortbildungsplanung auf.

Die Umfrage der Fachstelle im Frühjahr 2022 (572 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bibliotheken in NRW) zur Digitalisierung hat für die Weiterentwicklung des Fortbildungsangebotes weitere Erkenntnisse geliefert. Bibliotheken wünschen sich u.a. ein überregionales Wissensmanagement und Erfahrungsaustausch. Die Zugriffsmöglichkeiten auf bestehendes Wissen sollen möglichst niedrigschwellig sein. Führungskräfte wünschen sich regelmäßige kurze Updates zu technischen Neuigkeiten, Trends und aktuellen Themen (79%). Genannt wird auch ein zentraler Ideenpool für alle Bibliotheken. 61% der Teilnehmenden wünschen sich mehr Austausch mit anderen Bibliotheken. Und dies nicht nur zwischen Führungskräften, sondern auch unter den Mitarbeitenden. 38% benötigen mehr Unterstützung bei der Umsetzung des Wissens im Arbeitsalltag.

Kontakt
Bei Fragen und Anregungen rund um das Thema Statistik, wenden Sie sich gern an das Statistik-Team der Fachstelle.
Christina Kromer, christina.kromer[at]brd.nrw.de, 0211-475-3508
Katharina Ort, katharina.ort[at]brd.nrw.de, 0211-475-4016
Sarah Potzkei-Sparla, sarah.potzkei-sparla[at]brd.nrw.de, 0211-475-3367