NRW-Statistik 2022

Die statistische Entwicklung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW ist in 2022 nur noch teilweise von der Corona-Krise geprägt. Die Daten zeigen, dass die Nutzung der Bibliotheken beinahe wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreicht hat.

BASISDATEN NRW

(Basis: 269 Bibliotheksgemeinden)

Alle Werte und Grafiken auf dieser Seite aus dem Zusatzfragebogen beziehen sich auf das Jahr 2021, da der Zusatzfragebogen nur alle 2 Jahre neu erstellt und ausgewertet wird.


MEDIENANGEBOT

Sowohl der physische als auch der virtuelle Bestand sind im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Während der physische Bestand seit 2020 kontinuierlich sinkt, ist die Anzahl an E-Medien annähernd gleich geblieben.

2022 sind die Entleihungen stark angestiegen (+22,79%). Dies ist darauf zurück zu führen, dass die Nutzung der Bibliotheken in 2022 kaum noch durch Corona-Auflagen eingeschränkt war. Ca. 51 Millionen Entleihungen zeigen deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger das Medien-Angebot ihrer Bibliotheken wieder fast so umfangreich in Anspruch nehmen wie vor der Corona-Pandemie (55 Mio. in 2019).

Der Anteil der E-Medien an der Ausleihe ist um 4% gesunken. Auch dies kann auf die Aufhebung der Corona-Beschränkungen zurückgeführt werden, da der Zugang zu physischen Medien wieder uneingeschränkt möglich war.


PERSONALSITUATION

Die Anzahl der Stellen lt. Stellenplan zeigt im Dreijahresvergleich einen leichten Aufwärtstrend. Das Gesamt-Vollzeitäquivalent stellt die tatsächlich besetzten Stellenanteile dar. Dieser Wert ist von 2021 auf 2022 um 0,45% nur geringfügig gestiegen.

Für die Leistungsfähigkeit einer Bibliothek ist nicht die Zahl der „Stellen lt. Stellenplan“ ausschlaggebend, sondern die Anzahl der besetzten Stellen. Um einen Eindruck zu vermitteln, wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind, wurden die besetzten Stellen (Vollzeitäquivalente /VZÄ) von den Stellen lt. Stellenplan abgezogen.

Ob Personalstellen besetzt werden können, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Der zunehmende Fachkräftemangel, Reduzierung von Arbeitszeiten aus persönlichen Gründen, aber auch Stellenstreichungen beeinflussen u.a. die Entwicklung. Dies ist bei der Interpretation der Daten zu beachten.

Personalentwicklung 2022-2025:

In 87 Bibliotheken werden 186 Stellen durch Verrentungen neu zu besetzen sein. Davon ist in 32 Bibliotheken die Leitungsposition betroffen.

Quelle: 164 Bibliotheken, Zusatzfragebogen 2021

Personalstruktur

Quelle: Zusatzfragebogen der Fachstelle 2021.

In öffentlichen Bibliotheken arbeiten zunehmend auch Personen mit fachfremden Qualifikationen. Buchhänderinnen, Verwaltungskräfte und Medienpädagogen gehören zu den häufigsten fachfremden Berufen.


ZUGANG ZU INFORMATION UND TEILHABE

Bibliotheksbesuche

Nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen ist die Anzahl der Bibliotheksbesuche um 68% auf ca. 16 Millionen deutlich angestiegen. Sie haben aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht – 2019 waren es ca. 22 Mio. Besuche.

Um die Besuchszahlen der eigenen Bibliothek besser einordnen zu können, zeigt die Grafik die durchschnittlichen Besucherzahlen pro Jahr geclustert nach Einwohnerzahlen.

Veranstaltungsangebote

Mit 40.728 hat sich die Anzahl an Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr (19.180) mehr als verdoppelt. Die Veranstaltungszahlen bleiben aber noch deutlich hinter denen von 2019 (58.059) zurück. Um die fünf Regierungsbezirke miteinander vergleichen zu können, wird in der Grafik die Zahl der Veranstaltungen pro Bibliotheksstandort (Zentral- sowie Stadtteilbibliotheken) dargestellt.

2022 ist die Anzahl an Bibliotheken mit digitalen Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Insgesamt haben nur noch 20% der Öffentlichen Bibliotheken in NRW ihren Kunden ein digitales Veranstaltungsangebot ermöglicht. 2022 waren es ca. 50%. Auch hier wird der Wegfall der Corona-Beschränkungen sichtbar.

Seit Jahrzehnten arbeiten die Bibliotheken in NRW mit unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen, um Lese-, Informations- und Medienkompetenz gezielt zu fördern. 2021 hat die Deutsche Bibliotheksstatistik erstmals die Zahl der Kooperationen erfasst. Im Vergleich zu 2021 konnten Bibliotheken in allen Regierungsbezirken die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern noch weiter ausbauen.
(Als Kooperation zählt die regelmäßige Zusammenarbeit der Bibliothek mit Partnern im Kultur- und Bildungsbereich. Dafür tritt die Bibliothek mindestens 1 mal jährlich in Kontakt mit diesen Partnern. Die Ergebnisse der Kontaktgespräche sind protokolliert. Gezählt werden Kooperationen mit schriftlich oder mündlich getroffenen Verträgen oder Vereinbarungen. Hier sind auch Kooperationen mit Schulen und KiTas zu zählen.)

Nutzung des Medienkompetenzrahmens:

32% von 164 NRW-Bibliotheken richten ihre Veranstaltungen am Medienkompetenzrahmen aus.

Quelle: 164 Fragebögen, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Zusatzfragebogen 2021

Der Medienkompetenzrahmen NRW bietet vielfältige Ansatzmöglichkeiten für eine umfassende Medienkompetenzförderung. Immer mehr Bibliotheken nutzen dieses Werkzeug vor allem für die Zusammenarbeit mit Schulen. Dabei bieten sie Angebote zu verschiedenen Kompetenzbereichen an. Haben 2019 27% der Bibliotheken mit dem Medienkompetenzrahmen NRW gearbeitet, nutzen ihn 2021 bereits 32% der Bibliotheken.

Zugang im digitalen Raum

Facebook: 65%, Instagram: 55%, YouTube: 30%, Word Press: 13%, Twitter: 8%, TikTok: 4%, Pinterest: 1%

Auch im digitalen Raum sind die Angebote der Bibliotheken sichtbar. Waren die Bibliotheken vor 10 Jahren fast ausschließlich nur auf Facebook vertreten, nutzen sie heute unterschiedliche Plattformen. Die meisten Bibliotheken haben zudem mehrere Social-Media-Kanäle.

Barrierefreie Gebäude

Der Zugang zur Hauptstelle ist in nur 77% der 164 Bibliotheken barrierefrei. In 71% sind behindertengerechte WCs vorhanden. Nutzung der Bibliothek durch Induktionsschleifen und taktile Leitsysteme sind nur vereinzelt vorhanden.

Die Schaffung von barrierefreien Nutzungsmöglichkeiten ist ein Kernanliegen der Öffentlichen Bibliotheken in NRW. Die Umfrageergebnisse 2021 machen deutlich, dass es im Bereich der baulichen Möglichkeiten noch einen hohen Investitionsbedarf gibt.

Internetzugang


WLAN in Öffentlichen Bibliotheken:

In 86% der Öffentlichen Bibliotheken in NRW steht den Nutzerinnen und Nutzern ein WLAN-Zugang zur Verfügung.

Quelle: 269 Bibliotheken, Deutsche Bibliotheksstatistik


FÖRDERBEDARF

Technische Infrastruktur

Die Veränderungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft stellt die Öffentlichen Bibliotheken in NRW vor große Herausforderungen. Sowohl im Bereich Technikausstattung als auch bei der Fortbildung des Personals besteht hoher Förderbedarf.

2021 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW deshalb das einjährige Förderprogramm „EU-REACT-Bibliotheken“ u.a. mit dem Ziel aufgesetzt, eine leistungs- und zukunftsfähige Infrastruktur für nutzerfreundliche digitale Dienstleistungen und Angebote zur Stärkung der Lese-, Medien- und Informationskompetenz herzustellen. Gefördert wurden u.a. der Aufbau und die Verbesserung der Netzwerktechnik in Bibliotheksgebäuden, WLAN sowie die technische Ausstattung der Bibliothek.

Auch nach dem Förderprogramm ist der Förderbedarf der öffentlichen Bibliotheken in NRW in den o.g. Bereichen weiterhin sehr hoch. Dies zeigen die Zahlen aus dem Zusatzfragebogen aus 2021, an der 127 Bibliotheken teilgenommen haben.

Personalentwicklung

Fortbildungsformate

36% der Bibliotheken wünschen sich analoge und 37% digitale Fortbildungen. 27% wünschen sich verschiedene Blended Learning Varianten, je nach Thema.

Quelle: Wünsche von 151 Bibliotheken, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW Zusatzfragebogen 2022

Während der Corona-Pandemie ist die Nutzung der Fortbildungsangebote der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW in Kooperation mit dem Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung der TH Köln (ZBIW) weiter gestiegen. Die digitale Durchführung der Veranstaltungen wurde gut angenommen. Auch nach Corona ist der Wunsch nach digitalen Fortbildungen groß. Die digitalen Formate waren insbesondere bei den Bibliotheken im ländlichen Raum beliebt, weil die Anreise keine Hürde mehr darstellte. Dieses Feedback nimmt die Fachstelle in ihre Fortbildungsplanung auf.

Die Umfrage der Fachstelle im Frühjahr 2022 (572 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bibliotheken in NRW) zur Digitalisierung hat für die Weiterentwicklung des Fortbildungsangebotes weitere Erkenntnisse geliefert. Bibliotheken wünschen sich u.a. ein überregionales Wissensmanagement und Erfahrungsaustausch. Die Zugriffsmöglichkeiten auf bestehendes Wissen sollen möglichst niedrigschwellig sein. Führungskräfte wünschen sich regelmäßige kurze Updates zu technischen Neuigkeiten, Trends und aktuellen Themen (79%). Genannt wird auch ein zentraler Ideenpool für alle Bibliotheken. 61% der Teilnehmenden wünschen sich mehr Austausch mit anderen Bibliotheken. Und dies nicht nur zwischen Führungskräften, sondern auch unter den Mitarbeitenden. 38% benötigen mehr Unterstützung bei der Umsetzung des Wissens im Arbeitsalltag.

Kontakt
Bei Fragen und Anregungen rund um das Thema Statistik, wenden Sie sich gern an das Statistik-Team der Fachstelle.
Christina Kromer, christina.kromer[at]brd.nrw.de, 0211-475-3508
Katharina Ort, katharina.ort[at]brd.nrw.de, 0211-475-4016
Sarah Potzkei-Sparla, sarah.potzkei-sparla[at]brd.nrw.de, 0211-475-3367