Die statistische Entwicklung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW 2024
Die Landesstatistik NRW 2024 erfasst die statistischen Daten der kommunalen öffentlichen Bibliotheken des Bundeslandes. Für die Auswertung wurden die Ergebnissen der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) verwendet. In den Grafiken haben wir nur die Bibliotheken berücksichtigt, die für alle betrachteten Jahre Daten bereitgestellt haben. Nur so lassen sich die Entwicklungen über die Jahre hinweg vergleichen.
Basisdaten
Im Jahr 2024 gab es insgesamt 482 Bibliotheksstandorte – ein kleiner Zuwachs, da seit 2022 jedes Jahr ein weiterer Standort hinzugekommen ist. Anders sieht es bei den Fahrbibliotheken aus: Der Betrieb einer Fahrbibliothek wurde eingestellt, so dass aktuell nur noch acht Fahr-bibliotheken in NRW unterwegs sind.
Die Zahl der Stellen laut Stellenplan betrug im Jahr 2024 insgesamt 2.330. Dies bedeutet einen Rückgang um158 Stellen im Vergleich zum Vorjahr. Auch die tatsächlich zur Verfügung stehende Arbeitszeit von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) gemessenen wird, ist rückläufig: 621 VZÄ gab es 2024. Das sind 55 VZÄ weniger als im Jahr 2023.
2024 lagen die Gesamtausgaben bei 244,9 Millionen Euro – das sind 8,3 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Der Medienetat ist hingegen um 2,3 Millionen Euro auf 19,7 Millionen Euro gesunken.
Bibliotheksbesuche

Im vergangenen Jahr sind die Besucherzahlen in den Öffentlichen Bibliotheken in NRW erneut gestiegen. Sie erreichen aber immer noch nicht das Niveau der Vor-Corona-Zeit (22,3 Mio. in 2019).
Veranstaltungen und Kooperationen


Bibliotheken sind heute mehr denn je Orte der Begegnung und des Miteinanders. Sie ziehen nicht nur Lesende an, sondern bieten Raum für Austausch, gemeinsames Lernen und kulturelle Erlebnisse. Ein wesentlicher Grund für diese Attraktivität liegt im stetig wachsenden Veranstaltungsprogramm, das vielfältige Zielgruppen erreicht und Menschen immer wieder neu zusammenführt. Gestärkt wird diese Funktion als lebendiger Treffpunkt durch enge Kooperationen – laut DBS-Blitzlicht 2023 arbeiten drei Viertel der Bibliotheken in NRW mit Kindertagesstätten zusammen, fast die Hälfte mit Schulen, anderen Bibliotheken oder dem Buchhandel. Damit werden Bibliotheken zu unverzichtbaren Orten des Zusammenkommens in unseren Städten und Gemeinden.
Zur Grafik: N= Anzahl der Bibliotheken, die in allen Jahren dazu eine Angabe gemacht haben.
Medienangebot und Entleihungen

Das Angebot von physischen Medien in den öffentlichen Bibliotheken NRW verändert sich: Der Bestand nimmt weiter ab, wodurch Platz für neue Bereiche zum Verweilen, Kommunizieren oder kreativen Arbeiten in den Bibliotheksräumen entstehen. So entwickeln sich Bibliotheken Schritt für Schritt zu offenen Räumen, in denen Begegnung und Austausch im Mittelpunkt stehen – eine Entwicklung, die sich auch in den steigenden Besucherzahlen zeigt.

Seit dem Ende der Corona-Pandemie ist erstmals ein Rückgang bei den Entleihungen physischer Bestände zu verzeichnen – und das trotz steigender Besuchszahlen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer wandeln: Bibliotheken werden zunehmend weniger als reine Ausleihstellen wahrgenommen, sondern stärker als lebendige Orte für Begegnung, Austausch und kreative Zusammenarbeit genutzt.

Auch der virtuelle Bestand der öffentlichen Bibliotheken in NRW ist erstmals seit der Corona-Pandemie rückläufig. Dies liegt daran, dass viele Bibliotheken ältere und kaum genutzte Lizenzen gezielt aus dem Angebot entfernt haben.

Die virtuellen Entleihungen sind im Vergleich zum Vorjahr um ca. 4,8 % gesunken und liegen jetzt wieder auf dem Niveau von 2022. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend entwickeln wird.
Personal

Im Dreijahresvergleich zeigt sich bei den in Stellenplänen ausgewiesenen Positionen ein leichter Aufwärtstrend. Zugleich stagniert die tatsächlich verfügbare Arbeitszeit, die in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) gemessen wird, seit 2022 weitgehend. Für die Leistungsfähigkeit von Bibliotheken ist jedoch nicht die Zahl der in Stellenplänen vorgesehenen Stellen ausschlaggebend, sondern die Zahl der tatsächlich besetzten Positionen. Ein Vergleich (Stellen lt. Stellenplan abzüglich VZÄ) verdeutlicht das Problem: 2023 konnten bereits 112 Stellen nicht besetzt werden, im Jahr 2024 waren es 124.
Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Bibliotheken. Fehlende Fachkräfte führen dazu, dass Angebote eingeschränkt, Projekte verzögert oder Ressourcen auf notwendige Kernaufgaben konzentriert werden müssen. Zu den Ursachen für die Vakanzen zählen u.a. der zunehmende Fachkräftemangel, individuelle Arbeitszeitreduzierungen sowie Besetzungssperren. Hinzu kommt eine systematische Besonderheit: Gebäudebezogenes Personal wird im Stellenplan berücksichtigt, nicht aber in den Gesamt-VZÄ, was die Diskrepanz zwischen Planung und tatsächlicher Personalkapazität noch verstärkt. Diese Unstimmigkeit ergibt sich aus den Definitionen der Deutschen Bibliotheksstatistik.

Die Zahl der Bibliotheken, die ihre regulären Servicestunden durch personalfreie Öffnungszeiten erweitern (so genannte Open Libraries), wächst zwar nur langsam, dennoch nehmen die Öffnungszeiten ohne Personal in allen Größenklassen der Öffentlichen Bibliotheken in NRW deutlich zu – insbesondere in Städten mit bis zu 50.000 Einwohner*innen. Diese Entwicklung bietet einen deutlichen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger, da Bibliotheken flexibler genutzt werden können und ihre Funktion als offene Orte für Begegnung und Austausch gestärkt wird. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW unterstützt diesen positiven Trend durch die Bereitstellung von Fördermitteln.
Zur Grafik: N= Anzahl der Bibliotheken, die in allen Jahren dazu eine Angabe gemacht haben.
Fazit: Bibliotheken im Wandel
Die kommunalen öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen zeigen 2024 ein differenziertes Bild: Zwar steigt die Zahl der Standorte ebenso wie die Besucherzahlen, zugleich jedoch geht der physische Bestand wie auch die Zahl der physischen Entleihungen zurück – ein klares Signal für veränderte Nutzungsgewohnheiten. Bibliotheken entwickeln sich zunehmend zu multifunktionalen Begegnungs- und Lernorten mit einem wachsenden Veranstaltungsangebot und vielfältigen Kooperationspartnern. Gebremst wird dieser Transformationsprozess durch erhebliche Engpässe im Personalbereich: Viele Stellen bleiben aufgrund von Fachkräftemangel und anderen Faktoren unbesetzt. Insgesamt spiegelt die Entwicklung einen Transformationsprozess wider, in dem Bibliotheken ihre Funktion als kulturelle, soziale und digitale Zentren neu gestalten.
Kontakt
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Katharina Ort
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