Letzte Woche habe ich mal wieder ein Buch von meiner Freundin empfohlen bekommen. Ihre Kinder, die so alt sind wie mein Sohn, fliegen angeblich darauf. Und es hat sich bewahrheitet: mit dieser Freundin habe ich echt Glück. Denn ihre Tipps stimmen immer. Doch jetzt musste ich mal über folgende Frage nachdenken: Warum machen wir das? Warum geben wir uns gegenseitig Tipps, nicht nur im Bereich Kinderbücher, sondern auch für uns?
- Erst mal hilft es mir neue Bücher für mich und den Geschichten-Hunger meiner Kinder zu entdecken. Ich kann nicht alles selber finden.
- Dann ist es auch toll zu entdecken, dass wir beide ein Buch mögen. Wir sind uns ähnlich. Es macht Spaß die Gemeinsamkeiten zu entdecken und gemeinsam über „schlechte“ Bücher den Kopf zu schütteln.
- Ihre Art Bücher auszuwählen ist anders als meine. Sie führt eine lange „muss ich mal lesen“-Liste, ich lese nach Lust, Laune und Gelegenheit. Durch ihre Art auszuwählen erwischt sie andere Bücher und dadurch erweitert sich mein Horizont, denn auf einige „ihrer“ Bücher wäre ich nie gestoßen.
- Es gefällt mir, dass jede meiner Empfehlungen sie auch beeinflusst und sie verändert. Es ist ein Geben und ein Nehmen.
- Und nicht zuletzt: mit jeder Empfehlung, mit jedem Buch aus ihrer Liste verstehe ich sie ein bisschen besser.
Was hat das mit Bibliotheken zu tun? Wenn wir uns im Rahmen unseres Projektes „Kataloganreicherung“ überlegen, warum Kunden Rezensionen im Bibliothekskatalog schreiben sollten, kommen wir immer wieder auf diese Fragen zurück:
- Biete ich meinen Kunden dann auch Unterstützung bei der Medienauswahl, z.B. durch Kommentare anderer Nutzer?
- Bieten wir Räume zum Austausch über literarische Themen, zum Kennenlernen, zum „Wir-mögen-das“-Gefühl? Kann unser Kunde andere Rezensenten bei realen Treffen kennen lernen? Oder modern gesagt: gibt es eine Community?
- Hat mein Kunde bei uns die Möglichkeit ganz einfach den Horizont seiner Lesegewohnheit zu erweitern?
- Hat mein Kunde die Möglichkeit sich bei uns einzubringen und das Gefühl zu bekommen, die Bibliothek „beeinflussen“ zu können, mit zu gestalten?
- Geben wir unseren Kunden konkrete Möglichkeiten zum Austausch, denn gegenseitiger Austausch hilft verstehen.
Der persönliche Mehrwert für jeden Kunden muss immer wieder in den Vordergrund gerückt werden. Ich bin überzeugt, Bedarf gibt es. Denn nicht jeder hat so eine Freundin…
Wenn KundInnen bei uns an der Ausleihtheke von einem Buch schwärmen, kleben wir einen „Unser Tipp: Sehr gut“ Aufkleber drauf. Wir selbst machen es mit unseren Empfehlungen genau so….Ganz altmodisch, aber Librarything haben wir (noch) nicht. Und es gibt tatsächlich Leute, deren Empfehlungen zu einem passen und andere, bei denen sie nicht helfen. Austausch ist auf jeden Fall wertvoll!
Sehe wir auch so. Vielen Dank für das Beispiel mit den Aufklebern, das Prinzip ist gleich. Bei LTfL ist der Vorteil, dass ich den Nutzernamen des Empfehlers sehe. So dass ich mir irgendwann merken kann, Tipps von dieser Person passen. Und dann kann ich die Person bei einer Veranstaltung in der Bibliothek vielleicht noch kennen lernen!