Wir reden sehr viel über die Menschen, die zur Zeit zu uns flüchten, aber wir reden nicht mit Ihnen. Aus diesem Grunde haben wir Herrn Al Khalaf zu uns in die Bezirksregierung Düsseldorf eingeladen, um mit ihm über Bibliotheken zu sprechen. Der Kontakt wurde über die evangelische Tersteegen-Kirchengemeinde hergestellt. Herr Hussam Al Khalaf war in seiner Heimat Kinderpsychologe.
Die drei Fragen, die wir Herrn Al Khalaf gestellt haben waren:
- Wie sah das syrische Bibliothekssystem aus
- Was wünscht er sich für Angebote, die die Bibliothek für die Flüchtlinge breitstellen soll
- Wie sollen wir Flüchtlingen / Asylsuchenden unsere Angebote vermitteln, wie sollen wir unsere Bibliotheken bekanntmachen
Es gibt in allen großen syrischen Städten öffentliche Bibliotheken mit Büchern, CDs und Internetarbeitsplätzen. Auf dem Lande findet man eher keine Bibliotheken. In den arabischen Ländern wird nicht so viel gelesen wie in den westlichen. In westlichen Ländern liest man durchschnittlich 15 Stunden mehr als im arabischen Raum. In den Schulen gibt es keine Schulbibliotheken, bestenfalls eine Art Klassenschrank-Bibliothek, um die sich aber keiner kümmert. Herr Al Khalaf hat eine große Familie, fünf Schwestern und drei Brüder, und er schildert sehr anschaulich, wie sich die Familien gegenseitig besuchen und viel zu erzählen haben. Da bleibt kaum Zeit und Ruhe zum Lesen. Lesen wird auch als langweilig empfunden, es wird eher Fernsehen geguckt. Auch Kindern aus Büchern vorlesen ist nicht so verbreitet wie bei uns.
Auf die Frage, welche Angebote sollen öffentliche Bibliotheken für die Flüchtlinge vorhalten, kam eine Reihe von Vorschlägen. Computer mit arabischer Tastatur und Drucker, WLAN und Internetzugang stehen vielfach ganz oben auf der Wunschliste. Zweisprachige Bücher auf Deutsch und Arabisch, internationale Presse, Filme und Kinderfilme mit arabischen Untertiteln und arabische Bücher über Deutschland, sollten vorhanden sein.
Für die Vermittlung der Angebote schlug Herr Al Khalaf vor, dass Handzettel in arabischer Sprache in den Unterkünften ausgeteilt werden oder Plakate, die auf die örtliche Bibliothek hinweisen, dort angebracht werden. Die Deutschkurse sollten regelmäßig Bibliotheksführungen mit den Teilnehmern durchführen.
Es war ein sehr schönes bereicherndes Gespräch mit Herrn Al Khalaf. Ich hoffe, es folgen noch viele weitere.
Hat dies auf Blog der Stadtbücherei Kamp-Lintfort rebloggt.