Kommentare 0

Jede Bibliothek ist wie ein Puzzle

Mit dem Hintergrund eines abgeschlossenen Innenarchitekturstudiums und der Begeisterung für Bibliotheken habe ich im Februar 2016 angefangen in der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW zu arbeiten [1]. Dort betreue ich unter anderem den Aufgabenschwerpunkt Bibliothek als realer Ort und berate mit Blick auf die Innenarchitektur und Einrichtung. Ich fahre auf Anfrage in die jeweiligen Bibliotheken, welche ihre Einrichtung verändern oder ihr Raumkonzept optimieren wollen. Dabei kann es um die unterschiedlichsten Themen und Bereiche gehen.

Keine Raumplanung und Bibliothekskonzept….

Eines der Top-Themen ist derzeit die Steigerung der Aufenthaltsqualität in den Bibliotheken. Entweder wird die Entscheidung getroffen, das vorhandene Mobiliar zu erneuern oder zu ergänzen oder ganz einfach aus den vorhandenen Gegebenheiten das Optimum herauszuholen. Wichtig für die Raumplanung, dass ein ausgearbeitetes Bibliothekskonzept vorliegt. Um die unterschiedlichen Aufenthaltszonen gewichten und gestalten zu können, müssen beispielsweise Informationen über Zielgruppen und Aufgabenschwerpunkte vorliegen. Welche Nutzer kommen in die Bibliothek und davon abhängig, wie müssen Aufenthalts- und Arbeitsplätze für die jeweilige Zielgruppe aussehen? Wie viele Arbeitsplätze sollen eingeplant werden? Gibt es ein Veranstaltungskonzept auf das Rücksicht genommen werden muss und verändert sich dieses vielleicht in absehbarer Zukunft?

Selbstverständlich ist es wichtig die Zielbestände zu kennen, die in den Bibliotheksräumlichkeiten untergebracht und präsentiert werden müssen. Ist der Bestand aktuell genug? Kann die Anzahl der vorhandenen so genannten physischen Medien reduziert und so Platz für alternative Angebote geschaffen werden?

Bibliothekarische und innenarchitektonische Beratung Hand in Hand….

Um im Vorfeld einer Raumplanung diese wichtigen Fragen klären zu können, fahre ich häufig in Begleitung eines Kollegen / einer Kollegin zu den Terminen, welche die Bibliotheken in den fünf Regierungsbezirken NRWs aus bibliothekarischer Perspektive konzeptionell und inhaltlich beraten. So eine neue Raumplanung soll schließlich auch für mehrere Jahre vorhalten (zumal die Neuanschaffung von Mobiliar innerhalb eines Förderprojektes des Landes NRW eine Zweckbindungsfrist von 10 Jahren mit sich bringt).

Thimm_Büro

Anja Thimm bei der Bearbeitung von Grundrissplänen in der Fachstelle

Aufenthaltsqualität, Kinder- und Jugendbibliothek – zwei Top-Themen….

Doch nicht nur die Steigerung der Aufenthaltsqualität im Allgemeinen mit Blick auf Sitzmöbel, Arbeitsplätze, Lesecafés oder Ähnlichem ist ein gefragtes Thema. Fast genauso häufig geht es in meinen Terminen zum Beispiel um die Gestaltung der Kinder- und Jugendbereiche. Immer mehr Bibliotheken möchten diese beiden Bereiche klar voneinander trennen. Aufenthaltsbereiche für Jugendliche lassen sich auch konzeptionell gut an den Erwachsenenbereich anschließen. Zum Beispiel kann man an den Bereich der Sachliteratur ganz hervorragend ein Schülercenter mit Lern- und Arbeitstischen angliedern, an welches dann wiederrum die Jugendbibliothek anschließt. So können Arbeitsplätze im Sachbuchbereich flexibel von verschiedenen Gruppen genutzt werden.

Gaming, Maker-Space und neue Technik erfordern neue Raumkonzepte….

Im Zuge einer solchen Raumplanung kommen auch häufig neue Nutzungs- und Raumkonzepte wie Gaming oder MakerSpaces ins Spiel. Die Angebote der Bibliotheken entwickeln sich ständig weiter. Auch die Einführung neuer Technik, wie z.B. RFID und die häufig damit einhergehende Selbstverbuchung wirken sich auf die Räume einer Bibliothek aus: Theken werden kleiner, Eingangsbereiche wandeln sich vom Verbuchungsplatz zum Willkommensbereich.

Für jede Bibliothek neu denken….

Jeder Funktionsbereich einer Bibliothek kann zunächst für sich und anschließend im Gesamtzusammenhang betrachtet werden. So entsteht ein großes Puzzle, welches die verschiedenen Ziel- und Nutzergruppen in einem einheitlichen und sich gegenseitig ergänzenden Raumgefüge vereint. Wie die einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt werden, hängt letztendlich vom inhaltlichen Konzept und natürlich auch den gegebenen Räumlichkeiten in einem Gebäude ab, sodass man für jede Bibliothek neu denken muss.

Die Vielfalt und die Vielseitigkeit der Aufgaben, die meine Arbeit in der Fachstelle ausmachen, lassen sich mit der Tätigkeit in einem klassischen Architekturbüro nicht vergleichen. Infolge der stetigen Weiterentwicklung des Bibliothekswesens, beschäftige ich mich mit immer neuen, abwechslungsreichen Themen und stehe häufig vor neuen Herausforderungen.

Wir ergänzen uns in unseren Kernkompetenzen….

Durch die Arbeit in einem fachlich sehr breit aufgestellten Team lerne ich eine Menge von meinen Kolleginnen und Kollegen und hoffe, diese ebenfalls von mir. Auch hier trifft das Prinzip des Puzzles zu. Wir ergänzen uns in unseren Kernkompetenzen und bilden so ein großes Ganzes, das in seiner Gesamtheit gut funktioniert!


Weitere Informationen:

[1] Blogbeitrag „#AinO – Anja Thimm in Oberhausen“, 05.05.16

Im Rahmen der Initiative „Lernort Bibliothek“ des MFKJKS wurde das Raumkonzept „Q-thek“ entwickelt: „Q-thek – ein Konzept für Innovative Bibliotheksräume“ . Das Konzept ist bis heute eine wichtige Grundlage für die Beratung bei Raumplanungen.

Schreibe eine Antwort