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Internetzugang der Öffentlichen Bibliotheken in NRW häufig unzureichend

Die Digitalisierung macht auch vor den Öffentlichen Bibliotheken in NRW keinen Halt. Während der Zugriff auf das Medienangebot und das eigene Nutzerkonto über das Internet bereits seit langem zum Standard gehört, wandelte sich in den vergangenen fünf Jahren auch das Vor-Ort-Angebot der Bibliotheken stetig. Die Erfahrungen  der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit, aber vor allem bei der Durchführung ihrer Qualifizierungsprogramme, zeigen, dass in vielen Bibliotheken die notwendigen technischen Voraussetzungen für diesen Wandel noch fehlen.

Um sich einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen, hat die Fachstelle deshalb in der Zeit vom 05. bis 24.09.2019 eine Umfrage zur Internetanbindung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW durchgeführt. Beteiligt haben sich 52 % der 260 angeschriebenen Bibliotheken.

Warum benötigen Öffentliche Bibliotheken einen sehr guten Internetanschluss?

Die Anforderungen der Bibliotheksbesucher*innen haben sich verändert. Sie setzen einen störungsfreien und schnellen Internetzugriff über WLAN mit ihren eigenen mobilen Endgeräten in den Bibliotheksräumen voraus. Bei steigenden Besucherzahlen kann dies nur gewährleistet werden, wenn die Bibliothek über ein gut ausgeleuchtetes und leistungsfähiges WLAN-Angebot in ihren Räumen verfügt.

Angebote zur Medienkompetenzförderung für Schulen, Kindergärten und andere Zielgruppen gehören für Bibliotheken als außerschulischer Bildungsort schon immer zum Standard. Heute sind diese Angebote ohne den Einsatz von Tablet oder Smartphone vielerorts nicht mehr denkbar. Bibliotheken richten ihre Angebote am Medienkompetenzrahmen des Landes NRW aus. Damit eine Schulklasse mit bis zu 30 mobilen Endgeräten die Schulungsaufgaben auch durchführen kann, ist ein störungsfreier, schneller und paralleler Internetzugriff unabdingbare Voraussetzung.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, ist der Anschluss an das schnelle Glasfasernetz für Bibliotheken ebenso wichtig wie für Schulen.

Wer hat sich an der Umfrage beteiligt?

An der Umfrage nahmen insgesamt 136 Bibliotheken (sowohl Bibliotheken mit, als auch ohne Stadtteilbibliotheken) in NRW teil. Mit 26% war die Beteiligung im Regierungsbezirk Köln am höchsten, mit 12% im Regierungsbezirk Detmold am niedrigsten.

 

Infrastruktur nach RB

 

Wie sieht der aktuelle Glasfaserausbau in Öffentlichen Bibliotheken aus?

58% der 136 Bibliotheken, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben an, derzeit nicht an das Glasfasernetz angeschlossen zu sein. Es ist davon auszugehen, dass der Prozentsatz bei den 124 Bibliotheken, die auf die Umfrage nicht geantwortet haben, noch höher liegen wird.

Leider kann man nicht davon ausgehen, dass sich diese Situation kurzfristig positiv verändern wird. Denn bei 43% der Bibliotheken ist damit zu rechnen, dass in den kommenden drei Jahren die Bibliotheksgebäude  nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

 

Infrastruktur Zeithorizont

 

Wie sieht die Situation in den Kommunen mit Stadtteilbibliotheken aus?

74% der Bibliotheken mit Stadtteilbibliotheken geben an, dass ihre Standorte derzeit nicht (56%)  oder nur teilweise (18%) an das Glasfasernetz angebunden sind.

 

Wie schnell ist der Internetzugang?

Im Rahmen der Befragung wurden die Bibliotheken aufgefordert, die DSL-Geschwindigkeit, die Ihnen zur Verfügung steht, anzugeben. Um diese zu ermitteln, konnten sie die Kommunale IT befragen oder einen sogenannten Speedtest selber durchführen. Mit Hilfe dieses Testes kann die aktuell an einem Endgerät verfügbare Datenrate gemessen werden.

Die Ergebnisse ergaben, dass 47% der Bibliotheken nur über einen Internettarif von weniger als 50Mbit/s verfügen. Lediglich 5% der Bibliotheken (in der Grafik lila) verfügen über Gigabit-Tarife.

Durch die zunehmende Verbreitung von Multimedia-Inhalten und neuen technologischen Möglichkeiten ist der Bandbreitenbedarf seit Jahren steigend. Fotos und Videos werden in immer höheren Auflösung (z.B. 4K, d.h. 4x Full HD) angeboten, die Nutzung von grafischen Elementen auf Webseiten nimmt stetig zu und neue Services, wie z.B. Streaming-Angebote, sind ohne eine bandbreitenstarke Anbindung gar nicht nutzbar. Da davon auszugehen ist, dass in einer Öffentlichen Bibliothek parallel mehrere Nutzer auf diese Angebote zugreifen – sei es als Bibliotheksbesucher oder im Rahmen von Medienkompetenzschulungen durch die Bibliothek,  benötigen Öffentliche Bibliotheken eine leistungsstarke Datenrate. Weitere Informationen hat die Fachstelle in der Publikation „Auf dem Weg in eine digitale Zukunft – Handreichung zur EDV-technischen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken“ zusammengestellt.

 

infrastruktur bandbreite hauptstandort

 

Fazit

Die Anbindung an das Gigabitnetz in den Öffentlichen Bibliotheken NRWs erfolgt nur zögerlich. Die Umfrage belegt, dass der Glasfaseranbindung Öffentlicher Bibliotheken in den meisten Kommunen noch keine hohe Priorität eingeräumt wird. Um ihren Aufgaben in einer digitalen Gesellschaft nachkommen zu können, ist ein Anschluss an das Gigabitnetz für Öffentliche Bibliotheken jedoch eine grundlegende Voraussetzung. Denn digitale Angebote Öffentliche Bibliotheken können nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn sie auch technisch umgesetzt werden können.

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