„Weltraum, Wasser und Wunderländer – magische Reisen mit Stift und Papier“ war das Thema der Schreibwerkstatt Ende 2020 der Stadtbibliothek Wuppertal. Ricarda Gärtner schildert in diesem Gastbeitrag, wie die Bibliothek Corona bedingt die Schreibwerkstatt kurzfristig in den digitalen Raum verlegt hat. Fazit: Mit viel Engagement geht Schreibfreude wecken auch online. Unter der Leitung von Kinderbuchautorin Andrea Karimé haben Kinder zwischen neun und zwölf Jahren viel erlebt und tolle Gedichte und Geschichten geschrieben. Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen von SchreibLand NRW, einer Initiative des Literaturbüros NRW und des Verbandes der Bibliotheken NRW.
Andrea Karimé ist Schriftstellerin, Geschichtenerzählerin und Pädagogin und entwarf ein ansprechendes und dem Zeitgeschehen angepasstes Konzept für die Zielgruppe. Wo Urlaubsreisen in Zeiten von Corona nicht möglich sind, sollten die Kinder doch erleben, wie man auch von zu Hause mit Hilfe von Wörtern verreisen und andere Welten entdecken kann.
Die Vorgaben zum Umfang der Schreibwerkstatt (insgesamt 15 Projektstunden + 1,5 Stunden Abschlussveranstaltung) waren recht eng, so dass wir fünf Termine á drei Zeitstunden im Oktober, November und Dezember planten. Am Ende der Schreibwerkstatt sollte diese mit einer anderthalb stündigen Feier in der Adventszeit bei Kakao und Waffeln abgeschlossen werden.
Da SchreibLand NRW die Honorarkosten für die Autor*innen in der Höhe von 1.200 € übernimmt und kostenlose Werbematerialien in Form von Plakaten und Flyern stellt, hält sich der finanzielle Aufwand für die Bibliothek gering. Einzig die Verpflegung der Kinder während der fünf Workshops und das Catering für die Teilnehmer*innen an der Abschlussveranstaltung sowie Kosten für Bastelmaterialien waren zu kalkulieren.
Die Mindestteilnehmerzahl an der Schreibwerkstatt ist mit sieben Teilnehmer*innen vorgegeben. Pro Teilnehmer*in muss als Förderkriterium für die Schreibwerkstatt eine Teilnehmergebühr in Höhe von 25 € an Schreibland gezahlt werden. Diese kann jedoch auch vom Förderverein übernommen werden. In Wuppertal war durch die Unterstützung der Vereinigung der Freunde der Stadtbibliothek Wuppertal e.V. die Teilnahme für die acht Kinder kostenlos.
Die Schreibwerkstatt wurde über individualisierte Plakate und Flyer von SchreibLand NRW in allen Stadteilbibliotheken, Weiterleitung von Presseinformationen an den Presseverteiler der Stadt sowie die Social-Media-Kanäle der Stadtbibliothek beworben. In den Bibliotheken erfolgte zudem eine persönliche Ansprache von Kindern im Alter zwischen 9 -12 Jahren. Corona bedingt konnten jedoch nur acht Teilnehmer*innen zugelassen werden, so dass einige Interessenten auf eine Warteliste gesetzt wurden.
Die Workshops: Erst vor Ort dann online
Die Schreibwerkstatt war als Präsenzveranstaltung geplant. Ganz kurz vor Beginn wurde jedoch eine neue Corona-Schutzverordnung erlassen, sodass alle Veranstaltungen ab November in den virtuellen Raum verlegt werden mussten. Da Frau Karimé über einen sicheren Zugang bei Microsoft Teams verfügt, haben wir uns für diese Plattform entschieden
Zur Auftaktveranstaltung Ende Oktober konnten wir uns jedoch unter Einhaltung der AHA-Regeln noch persönlich im Bücherschiff treffen und kennenlernen. Frau Karimé hat die Kinder mit ihrer positiven Art, ihrer Spontanität und Erzählfreude sofort begeistert.
Danach ging die Schreibwerkstatt online weiter. Die Kinder waren nach dem ersten Treffen so Feuer und Flamme mit dem Schreiben weiterzumachen, was die beste Voraussetzung dafür war, sich auch online weiter zu treffen. Dies setzte jedoch eine große Bereitschaft und Einsatz bei den Eltern voraus, den Kindern die Teilnahme auch online möglich zu machen. Dazu mussten unter anderen bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt werden. So waren ein PC, Laptop, Tablet oder Smartphone mit Lautsprecher, Kamera und Mikrofon sowie eine stabile Internetverbindung, das Herunterladen der Microsoft Teams App und ein regelmäßiger E-Mail-Kontakt für das Versenden der Teilnahmelinks und Hintergrundinformationen sowie für den Austausch von Dateien notwendig.
Die Kinder haben wie selbstverständlich online zusammengearbeitet. Sie waren flexibel und motiviert. Mehr und mehr haben die Kinder die Sitzungen mitgestaltet, deshalb gab es unter anderem Spontanlesungen, kleine Spiele mit Requisiten und es konnten Schreibübungswünsche erfüllt werden. Zwischendurch erhielten die Kinder von der Bibliothek auch Post mit Materialien für eine Collage oder Karteikarten für die Erstellung von Zeichnungen nach Hause. In ihrer Kreativität und Schreibfreude waren die Kinder während der Workshops kaum zu Pausen zu bewegen und in den Workshops sind immer wieder tolle Ergebnisse entstanden.
An der Abschlussveranstaltung im Anschluss an den letzten Workshop nahmen die Kinder mit ihren Familien teil. Dabei trugen die Kinder nacheinander zunächst live die vorab verfassten Gebrauchsanweisungen für ihre Geschichten vor. Frau Karimé zeigte im Anschluss daran die Videos mit Bildern der Kinder und den Tonaufnahmen der. Nach den Videos konnten die Kinder zu ihren Geschichten befragt werden. Dem Wunsch der Kinder entsprechend wurden die Eltern danach mit eingebunden, indem sie live innerhalb von zehn Minuten eine Geschichte zu vorher ausgesuchten Wörtern schrieben und anschließend vorlasen.
Fazit: Schreibfreude wecken funktioniert auch digital
Eine große Herausforderung war der Erlass einer neuen Corona-Schutzverordnung. Zwei Tage vor Beginn war klar, dass ab November alle Termine online durchgeführt werden mussten. Dazu wurden alle Eltern zunächst um ihre Zustimmung gebeten, weil es sich um eine sehr junge Zielgruppe handelte. Hilfreich wäre es gewesen, wenn wir als Bibliothek einen eigenen Zugang zu einer Online-Plattform gehabt hätten, um die virtuellen Workshops selber anlegen und organisieren zu können.
Dank des großen Einsatzes der Autorin und viel Support seitens der Bibliothek war das Projekt auch unter den schwierigen Umständen ein großer Erfolg. Andrea Karimé ist eine wunderbare Autorin, die Ihre Begeisterung für Sprache an die Kinder weitergibt. Mit viel Engagement hat sie sich um jedes Kind gekümmert und sowohl vor Ort als auch digital tolle Workshops und eine wunderbare Abschlusspräsentation gestaltet.
Die Premiere einer digitalen Durchführung war für die Autorin und die Bibliothek jedoch auch sehr arbeits- und zeitintensiv. Durch die gewonnenen Erfahrungen werden kommende Online-Projekte bestimmt einfacher durchzuführen sein. Leider ist eine Schreibwerkstatt im Onlineformat für die Altersgruppe sehr stark von der Initiative sowie von den technischen Voraussetzungen der Eltern. Um auch Kindern aus bildungsschwachen Elternhäusern die Teilnahme möglich zu ermöglichen, müsste noch viel mehr geschehen und die Anforderungen an Zeitumfänge und Ergebnisse flexibel angepasst werden.
Die digitale Dokumentation gestaltete sich zunächst als schwierig, da die Ergebnisse nicht wie sonst direkt vor Ort während der Workshops fotografiert werden konnten. Es kamen aber am Ende dann doch von sechs Kindern Texte und Bilder zusammen. Von vier Kindern liegt die Einwilligungserklärung zur Verwendung vor. Aus deren Bildern und Texten hat Frau Karimé Videos geschnitten, die bei der Abschlussveranstaltung gezeigt wurden und danach auf der Homepage und dem YouTube-Kanal der Bibliothek. Zusätzlich wurde eine DVD mit den Filmen erstellt und den Kindern als Weihnachtsgeschenk mit der Post geschickt.
Die Videos zur Schreibwerkstatt
Ansprechpartnerin:
Ricarda Gärtner
Stadtbetrieb Stadtbibliothek
214.6 Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek-Bücherschiff
Kolpingstraße 8
42103 Wuppertal
E-Mail: ricarda.gaertner(at)stadt.wuppertal.de