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Plettenberg: Mit Co-kreativen Methoden Schritt für Schritt zur Bibliotheksstrategie

Die Herausforderungen für Bibliotheken sind vielfältig: Im Zuge der Digitalisierung und des Verlusts ihres Informationsmonopols sind Bibliotheken heute weit mehr als ein Ort für Medienausleihe. Sie sind ein realer und digitaler Ort für Integration und Chancengleichheit, für Kooperation und Vernetzung sowie für lebenslanges Lernen. Um auf die sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in einer digitalen Gesellschaft zu reagieren, hat die Stadtbücherei Plettenberg 2022 das Projekt „Bibliotheksstrategie 2027“ gestartet. In diesem Blog-Beitrag schildert die Bibliotheksleiterin Christiane Flick-Schöttler, wie die Stadtbücherei Plettenberg mit Co-kreativen Methoden eine zukunftsweisende Bibliotheksstrategie für die nächsten fünf Jahre entwickelt hat. Das Projekt wurde vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Landesförderung für Öffentliche Bibliotheken gefördert.

Schritt 1 Starter-Workshop: Wir machen uns auf den Weg…

Im Februar 2022 fand ein gemeinsamer Starter-Workshop statt, an dem das Team der Stadtbücherei, ausgewählte Bildungspartner*innen sowie die Vertreter*innen der Gesellschafterversammlung der Plettenberger KulTour GmbH teilnahmen, zu der die Stadtbücherei seit 2019 gehört. Auch mit dabei: Andreas Mittrowann, der als professioneller externer Berater den gesamten Strategieprozess begleitete. Zunächst wurden die einzelnen Bausteine einer Bibliotheksstrategie vorgestellt und danach erste Ziele, Zielgruppen und Handlungsfelder diskutiert. Mit Hilfe einer SWOT-Analyse wurden die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken benannt und näher beleuchtet. Zusätzlich wurde mit der Formulierung einer Vision, bei der ein zukünftiger erstrebenswerter Zustand beschrieben werden sollte, begonnen.

Beim Starter-Workshop wurde auch an einer gemeinsamen Vision gearbeitet.

Schritt 2 Begutachtung der Geschäftsgänge: Wir reflektieren den Ist-Zustand

Im Mai 2022 wurde auf Wunsch der Geschäftsführung der KulTour GmbH eine Begutachtung der Geschäftsgänge durchgeführt. In einem Vor-Ort-Workshop mit Andreas Mittrowann, an der auch die Bibliotheksleiterin Christiane Flick-Schöttler und ihre Stellvertreterin teilnahmen, wurden die einzelnen Schritte des Geschäftsganges erörtert und untersucht:

  • Medienauswahl, Lektorat und Erwerbung
  • Lieferung, Katalogisierung, Einarbeitung
  • Anmeldung, Ausleihe, Servicetheke
  • Rückgabe
  • Veranstaltungen und Führungen
  • Personal und Arbeitsplatzbeschreibungen

Anschließend fasste Andreas Mittrowann die Ergebnisse zusammen, bewertete diese und sprach fachliche Empfehlungen in einem Ergebnisbericht aus.

Schritt 3 Zukunftswerkstatt: Wir planen für die Zukunft – sei dabei!

Um die Plettenberger Bürgerschaft aktiv an dem Prozess zu beteiligen, fand im Juni 2022 eine Zukunftswerkstatt in den Räumen der Stadtbücherei statt. Der Workshop wurde in Form eines World-Cafés durchgeführt. An verschiedenen Thementischen wurden die Fragestellungen besprochen und Ergebnisse notiert. Im Vorfeld hatten sich ca. 35 Personen zu diesem Termin angemeldet. Daran nahmen sowohl Menschen aus der Bevölkerung und der aktiven Kundschaft als auch Vertreter*innen aus dem politischen Raum teil, um so aus verschiedenen Perspektiven Wünsche und Vorschläge einbringen zu können.

Zusätzlich bestand die Möglichkeit, für an diesem Termin verhinderte, interessierte Personen, Ideen online mitzuteilen. Darüber hinaus konnte von ausgewählten Bildungspartnern in einer Online-Befragung zur Bedeutung der Stadtbücherei in der Bildungslandschaft von Plettenberg Stellung genommen werden.

Im Rahmen eines World Cafés diskutierten die Teilnehmenden die Fragestellungen an verschiedenen Thementischen.

Schritt 3: Wir legen die Zielrichtung fest

Im Juli 2022 fand ein weiterer Workshop mit allen Beteiligten statt, um die Auswertung der Zukunftswerkstatt und der Online-Befragung vorzustellen. In Kleingruppen wurde an der Weiterentwicklung der Vision, der Leitziele, der Handlungsfelder und des Raumprogramms gearbeitet.

Andreas Mittrowann (ganz links) leitete auch den 3. Workshop.

Dabei konnten fünf Handlungsfelder festgelegt werden, für die strategische und operative Ziele diskutiert wurden:

  • Wohnzimmer der Stadt
  • Lesen, Lernen und Kompetenzen
  • Vernetzung und Kommunikation
  • Integration und Teilhabe
  • Digitalisierung

Schritt 4: Wir erstellen eine Bibliothekskonzeption

Im folgenden Zeitraum erstellte Andreas Mittrowann in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksleiterin Christiane Flick-Schöttler eine Ist- und Umfeldanalyse, wertete alle Interviews und Workshop-Ergebnisse aus und formulierte eine Bibliothekskonzeption inklusive eines Raumprogramms.

Diese Zusammenstellung wurde in dem Redaktions-Workshop im Oktober 2022 mit den Bildungspartner*innen aus Kindertageseinrichtungen und Schulen und den Vertreter*innen besprochen, geändert und ergänzt.

Die fertig gestellte Bibliothekskonzeption präsentierte Andreas Mittrowann einige Wochen später in Anwesenheit der Bibliotheksleitung den Mitgliedern der Gesellschafterversammlung. Noch offene Fragen von den anwesenden politischen Vertreter*innen konnten sofort beantwortet werden.

Im Anschluss erstelle die Innenarchitektin Anja Thimm von der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW für die Bibliothek eine Raumplanung.

Fazit: Wir haben die Belange der Stadtbücherei in den Fokus gerückt

Die Erstellung der Bibliothekskonzeption war für alle Beteiligten ein interessanter Prozess, in dem die Belange der Stadtbücherei sowohl bei der Bürgerschaft als auch im politischen Raum in den Fokus gerückt wurden. Viele Ideen und Anregungen konnten aufgenommen werden. Besonders die Zukunftswerkstatt war eine gute Gelegenheit die Bürger*innen mit einzubeziehen.

So war es möglich die Ziele und Handlungsfelder der Stadtbücherei herauszuarbeiten und fest in der Konzeption zu verankern. Dadurch konnte die Position der Bibliothek in der Bevölkerung, im politischen Raum und bei den Kooperationspartnern im Netzwerk Bildung und Kultur gestärkt werden.

Alle Maßnahmen wurden durch Berichte in der Presse, auf den Social-Media-Kanälen und auf Info-Tafeln in der Bibliothek begleitet.

Das Cover der knapp 90-seitigen der fertigen Bibliotheksstrategie.

Die Dokumentation der Ergebnisse liegt in Form einer umfangreichen schriftlichen Zukunftsstrategie (64 Seiten) und Anhängen (25 Seiten) vor. Sie dient als Grundlage für weitere Landesprojekte wie eine neue Raumplanung mit Neumöblierung und der Einführung eines RFID-Systems.

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