In unserer neuen Blog-Reihe im Rahmen der #DigitiativeNRW geben wir einen Einblick in die Treffen unserer fünf Themen AGs. In unserem ersten Beitrag berichten Petra Büning und Christina Kromer von ihren ersten beiden Workshops der Themen AG „Advocacy und Lobbyarbeit“.
Zu Beginn stellten wir erst einmal fest, dass das Themenfeld „Advocacy und Lobbyarbeit“ sehr vielschichtig ist. Bei der Begriffsklärung kam es daher durchaus zu kontroversen Diskussionen. Die Assoziationen reichten vom spannenden Strategiespiel bis zum unangenehmen „Geschmäckle“.
Schnell wurde jedoch klar, dass die Art und Weise, wie Lobbyarbeit betrieben wird, viel mit der eigenen Person und Persönlichkeit zu tun hat. Jeder von uns hat seinen eigenen Stil, Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen. Unsere individuellen Werte spielen dabei eine wichtige Rolle. Und es gibt kein Geheimrezept für den erfolgreichen Aufbau eines Netzwerks, außer vielleicht dem Mut, Neues auszuprobieren. Selbst wenn wir scheitern, steckt darin jede Menge Lernpotential.
Im nächsten Schritt tauchten wir tiefer in die Welt der Zielgruppen von Lobbyarbeit ein. Denn Lobbyarbeit richtet sich nicht nur an Politik und Verwaltung. In Zeiten knapper Ressourcen finden sich Unterstützer für Bibliotheksanliegen auch in der Wirtschaft, in Service-Clubs wie den Rotary Clubs, in traditionellen und neuen Medien sowie anderen Institutionen unserer Gesellschaft. Besondere Bedeutung kommt dabei den Fördervereinen und Freundeskreisen zu, da ihre Mitglieder je nach Zusammensetzung gut in der Kommune vernetzt sind.
In unserem zweiten Treffen bekamen wir Besuch von einer externen Expertin, die ihre Erfahrungen beim Aufbau eines Unterstützernetzwerks für eine gemeinnützige Organisation mit uns teilte. Die Kulturwissenschaftlerin und TV-Journalistin Hella Sinnhuber gab uns Tipps für „Low Budget PR“. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf vertieften wir uns in die Kunst des Kontaktaufbaus und der Gesprächsführung mit Kommunalpolitikern. Wir identifizierten clevere Ansätze zur Kontaktaufnahme, wie zum Beispiel über Freundeskreise oder Einladungen zu Veranstaltungen, die modernes Bibliothekswesen erlebbar machen.
Im Laufe unserer Diskussion nutzten wir immer häufiger den Begriff „Netzwerkarbeit“ statt „Advocacy und Lobbyarbeit“. So rückte die zwischenmenschliche „Chemie“ in den Fokus, verbunden mit Authentizität. Wir waren uns einig: Statt mit der Tür ins Haus zu fallen, sollten wir solide persönliche Beziehungen aufbauen, auf die wir bei Bedarf zurückgreifen können.
Ein weiterer spannender Gedanke wurde in die Runde geworfen: Um das Bild moderner Bibliotheken zu verbreiten, wäre ein gemeinsames, prägnantes Bild hilfreich, das von Bibliotheken landesweit geteilt wird. Doch nicht jede Bibliothek kann alle Erwartungen erfüllen, die dieses Bild weckt. Daher besteht die Herausforderung für jede Bibliotheksleitung darin, eine gemeinsame Vision von öffentlichen Bibliotheken zu vermitteln und mit den realen örtlichen Gegebenheiten in Einklang zu bringen.
Eines stand außer Frage: Die Vermittlung dieses Bildes von Bibliotheken erfordert Ausdauer und viele Gelegenheiten zum Gesprächsaustausch. Netzwerkarbeit ist also nicht nur eine Aufgabe vor Ort, sondern eine gemeinsame Herausforderung.
Aber wenn Netzwerkarbeit stark von der eigenen Persönlichkeit abhängt und die Rahmenbedingungen der Bibliotheken sehr unterschiedlich sind, wie könnten Bibliotheken beim Erlernen von guter Netzwerkarbeit unterstützt werden? Die nächsten Schritte sind daher bereits klar: In unserem kommenden Treffen wollen wir dazu konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeiten. Dabei helfen wird uns die Vielfalt der Perspektiven und Erfahrungen in unserer Arbeitsgruppe.
Unser Zwischenfazit: Lobbyarbeit ist unverzichtbar und erlernbar. Und sie stellt eine Gemeinschaftsaufgabe dar.
Autorinnen: Petra Büning und Christina Kromer