Gaming ist längst kein reines Entertainment-Thema mehr. Gaming und Gamification gehen über das reine „Zocken“ hinaus. So werden Games, Gamification und Game-Mechaniken für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte und in der Forschung eingesetzt, wie z. B. für die Simulation komplexer Systeme genutzt. So wird z.B. das Spiel „Minecraft“ eingesetzt, um allerlei Bauwerke nachzubilden. Spieler können damit komplexe Gebilde, bis hin zum virtuell begehbaren und funktionsfähigen Computer konstruieren. Auch viele Bibliotheken richten einen Gamingbereich ein und bieten damit vor allem Kindern und Jugendlichen einen Ort zum gemeinsamen Spielen.In der Stadtbücherei Werl wurde mit Unterstützung durch Projektmittel des Landes Nordrhein-Westfalen eine mobile Gamingstation eingerichtet.
Sommerleseclub als Startschuss
Im Sommer 2019 bot die Bibliothek Werl im Rahmen des Sommerleseclubs (SLC) ein Gamingangebot an. Die Veranstaltungen kamen bei den Kindern und Jugendlichen so gut an, dass sie auch danach regelmäßig in der Bibliothek zocken wollten. Ein Angebot, dass es so noch nicht gab. Dies war der Startschuss für das Gamingprojekt in der Stadtbibliothek Werl.
Mobil schlägt stationär
Zunächst musste das Team überlegen, wie und wo sich eine Gamingmöglichkeit in der Bibliothek integrieren ließ. Da sich die gesamte Stadtbücherei über eine offene Fläche ohne feste Trennung erstreckt und diese so auch für Veranstaltungen genutzt wird (Regale sind z.T. rollbar), entschied sich das Team für eine mobile Gamingstation. Sie kann nicht nur flexibel im Raum eingesetzt werden, sie ist zudem vielfältiger nutzbar. So kann zum Beispiel der Bildschirm auch für das regelmäßig stattfindende Bilderbuchkino, Schulungen oder Klassenführungen genutzt werden. Zudem ist sie leicht zu bedienen und einfach aufzustellen.
Die Gamingstation: Eine mobile Transportbox mit Bildschirm und Konsolen.In der Box befinden sich mehrere aktuelle Konsolenspiele.
Ein weiteres Kriterium: Das technische Equipment kann schnell und sicher verstaut werden. Das Team entschied sich für das mobile Flightcase mit integriertem Bildschirm und Konsolen von der Firma „Tracs“ aus Belgien. Das Flightcase hat die Abmessungen 1m x 1,25 m x 0,64 m (HxBxT). In dem Transportkoffer befinden neben einem versenkbaren Gaming-Bildschirm auch die drei aktuell gängigsten Konsolen (Nintendo Switch, Sony Playstation5 und XBox) inklusive Controller. Die Box ist durch Rollen mobil und daher in der gesamten Bücherei einsetzbar.
Ausgefallen wegen Corona: Gamingreihe zum gemeinschaftlichen Spielen und Mädchen-Spiel-Tage
Ursprünglich sollte die Gamingstation im Rahmen des Sommerleseclubs 2020 eingeweiht werden. Es war eine Gaming-Reihe geplant. Die Gamingstation sollte an zwei Tagen in der Woche zum Spielen bereitstehen.
An einem der beiden Tage sollten gezielt Spiele angeboten werden, die nur in der Gruppe gespielt werden können, zum Beispiel das Motion-Controller-Spiel „Johann Sebastian Joust“ für bis zu sieben Spieler. Zum Spielen benötigt man bei diesem Game nicht einmal einen Bildschirm. Es wird mit Klängen, Vibration und dem LED-Licht auf dem Move-Motion-Controller gespielt.
An dem anderen Tag sollte es Spiele geben, die zum „Zocken“ einladen. Aber auch hier sollten es keine „Singleplayer-Game“ sein. Das gemeinschaftliche Spielen sollte im Vordergrund stehen. Außerdem sollte es auch reine Mädchen-Spiel-Tage geben.
Durch die Corona-Pandemie musste die Veranstaltungsreihe ausfallen, da der Sommerleseclubs in diesem Jahr nicht stattfand. Auch im Jahr 2021 konnten diese Veranstaltungen nicht stattfinden. Zum einen aufgrund der Pandemie. Zum anderen wegen einer grundlegenden Renovierung, bei der die Stadtbücherei zeitweise in anderen, sehr beengten Räumlichkeiten untergebracht war. Außerdem gab es Lieferschwierigkeiten beim Flightcase.
Gamingstation wird Teil des Ferienangebots der Stadt Werl
2022 konnte die Gamingstation dann endlich eingeweiht werden. Allerdings nicht ganz so wie geplant. Die Box kam dann in den Osterferien als zusätzliches Ferienangebot der Stadt zum Einsatz. Die Stadtbücherei lud alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein, die neue Gamingstation auszutesten und gegen die Wette „Mario Kart 8“, „FIFA 22“ oder gemeinsam „Mario Party Superstars“ auf der Nintendo Switch zu zocken.
Nach den Osterferien startete dann die neue „GamingZone“-Reihe. Immer montags nachmittags von 14-18 Uhr können nun Interessierte mit den Konsolen aus der Box spielen.
Fazit: Gamingbereich fördert soziales Miteinander
Seit dem ersten Tag wird die Gamingstation fleißig genutzt und auf Herz und Nieren getestet. Es entstand eine tolle Dynamik: Die älteren Kinder zeigen den Jüngeren immer wieder gerne Tricks, z. B. wie man bei „FIFA 22“ besser schießen kann. Zeitweise brachten einige Kinder auch ihre eigene Nintendo Switch mit, sodass insgesamt 12 Spieler gleichzeitig durch die Welten von „Mario“ rasten. Verschiedene Sprachen, unterschiedliche Herkunft oder Altersunterschiede waren bisher kein Hinderungsgrund miteinander zu spielen. Inzwischen haben sich neue Freundschaften entwickelt und die Kinder treffen sich hier regelmäßig zum Zocken!
Das Werler Team freut sich, dass die Gamingstation die Bibliothek zu einem beliebten Treffpunkt bei Kindern und Jugendlichen macht.
Infos zu Werl und zur Bibliothek:
Die einstige Sälzerstadt Werl, gelegen zwischen Sauerland, Münsterland und Ruhrgebiet im Herzen Westfalens, ist die drittgrößten Stadt des Kreises Soest mit rund 32.000 Einwohner. Die kommunale Stadtbücherei Werl ist in einer ca. 600 qm² barrierefreien Räumlichkeit mitten in der Werler Fußgängerzone untergebracht. Die Bücherei gliedert sich einen kombinierten Café- und Arbeitsplatzbereich, die klassischen Roman- und Sachbuchbereiche und über eine Kinder- und Jugendbücherei. Fünf hauptamtliche Mitarbeiter, verteilt auf drei Personalstellen sind in der Stadtbücherei tätig.
Im Zeitalter der Digitalisierung und der virtuellen Räume könnte man annehmen, dass der physische Raum für Bibliotheken immer unwichtiger wird. So erfolgen Recherchen vermehrt über das Internet, Bücher werden in Form von E-Books konsumiert und statt Filme auszuleihen werden Streaming-Dienste genutzt.Die Anzahl der physischen Medien geht in einigen Segmenten zurück und dennoch gewinnt der physische Raum von Bibliotheken zunehmend an Bedeutung. Bibliotheken befinden sich im Wandel von reinen Ausleihinstitutionen hin zu Aufenthalts- und Begegnungsorten. Es gilt bei der Gestaltung von Bibliotheksräumen nicht primär die Medien zu betrachten, sondern die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer*innen in den Vordergrund zu rücken – weg von bestandsorientierten hin zu kundenorientierten Räumlichkeiten.
Vielleicht sollte man sich noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen, was sich hinter dem Begriff Bestandsorientierung verbirgt. Über viele Jahre galt ein Zielbestand von zwei Medieneinheiten pro Einwohner als erstrebenswert. Dementsprechend wird die Größe der Räumlichkeiten nach den Unterbringungsmöglichkeiten für Medien berechnet. Die Medien nehmen den Großteil der verfügbaren Fläche ein. Ihre Aufstellung erfolgt klassisch nach ASB, häufig auch in Form von Kabinetten. Zwischen den Regalen befinden sich einige Recherche- und PC-Arbeitsplätze. Die Anzahl an Steckdosen ist eher begrenzt, da die Räumlichkeiten nicht als Lernorte konzipiert wurden. Die Gestaltung der Räume ist auf einen kurzen Aufenthalt ausgerichtet: Medium suchen, ausleihen und gehen.
Was ist im Gegensatz dazu unter kundenorientierter Raumgestaltung zu verstehen?
Nicht die Medien, sondern die Nutzer stehen im Fokus der Bibliothek. Es gibt insgesamt weniger physische Medien, der Bestandsaufbau orientiert sich stärker an Kundenwünschen und Ausleihzahlen. Medien werden so aufgestellt und präsentiert, dass sie für die Nutzer leicht und schnell auffindbar sind. Neben den Regalflächen werden Aufenthaltsflächen für Nutzer*innen geschaffen.
Insgesamt werden Bibliotheksflächen atmosphärischer gestaltet. Designer bzw. Architekten arbeiten dazu mit Farbkonzepten und verwenden neue Aufstellungsformen. Auch die Möbelauswahl erfolgt nach neuen Kriterien. Und immer hat man die Bedürfnisse der Bibliotheksnutzer*innen im Blick.
Welche Bedürfnisse haben Bibliothekskunden heute?
Natürlich gehört auch heute noch das Ausleihen von Medien zu den Grundbedürfnissen der Bibliothekskunden. Gleichzeitig erwarten sie einen Ort, der zum Lesen und Schmökern einlädt. Zeitschriften werden gewälzt, Kochbücher auf ihre Eignung für den nächsten Dinner-Abend geprüft und Reiseführer als Anregung für den anstehenden Urlaub durchgeblättert. Dafür werden Sitzplätze benötigt, die zum Verweilen einladen.
Eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft setzt die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen voraus. Deshalb ist der Zugang zu Informationen auch künftig eine wesentliche Aufgabe von Bibliotheken. Dieser erfolgt vermehrt über digitale Medien wie E-Books, Onlineplattformen, Datenbanken und natürlich über frei verfügbare Quellen im Internet. Um den Zugriff auf digitale Quellen zu ermöglichen, werden PC-Arbeitsplätze ebenso benötigt wie Arbeitsplätze, die das Arbeiten mit mobilen Endgeräten ermöglichen. Zugang zu Strom und WLAN sind also wichtig. Häufig bieten private Wohnräume nicht die Möglichkeit in einer Gruppe zu lernen. Bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen müssen daher sowohl Einzel- als auch Gruppenarbeitsmöglichkeiten berücksichtigt werden.
Der Besuch von kommerziellen Cafés ist mit dem Verzehr von Speisen oder Getränken verbunden. In einladend gestalteten Kommunikationsbereichen und Lesecafés von Bibliotheken besteht die Möglichkeit sich ohne Konsumzwang auszutauschen. Hier können sich alle Altersklassen zwanglos treffen und unterhalten. Selbst ein großer Zeitungslesetisch ist oft mehr Ort für angeregte Diskussionen, als für das ruhige Lesen.
Die Veranstaltungsarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung in Bibliotheken. Sei es in Form von Veranstaltungsangeboten oder durch die Bereitstellung von Räumen, Technik oder anderen Gegenständen für Nutzer, die ihre Veranstaltungen selber organisieren möchten. Diese benötigen entsprechende Flächen, Möbel und eine adäquate technische Ausstattung.
Die richtige Lage der Aufenthaltsbereiche
Um Aufenthaltsflächen in Bibliotheken kundenorientiert zu gestalten, spielen einige bereichsübergreifende Aspekte eine Rolle. Sowohl Loungeplätze, meistens bestehend aus bequemen Polstermöbeln, als auch Arbeitsplätze passen gut in den Randbereich der Medienaufstellung. Lesesessel in die Nähe der Belletristik und Arbeitstische in den Bereich der Sachliteratur.
Lesecafés und Kommunikationsbereiche können in den Eingangsbereich der Bibliothek eingeplant werden. Hier muss es nicht besonders ruhig sein. Zudem sorgt die Sichtbarkeit von außen für einen Schaufenster-Effekt und lockt weitere Besucher in die Bibliothek. Gerne werden diese Bereiche in Bibliotheken auch flexibel als Veranstaltungsflächen genutzt, da Bistrotische leicht zu verschieben und benötigte Stühle direkt vor Ort sind.
Licht schafft Atmosphäre
Auch Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Bibliotheksgestaltung. Arbeitsplätze sollten wegen des Tageslichts möglichst an Fensterfronten eingeplant werden. Zudem sorgt der Ausblick ins Freie für Atmosphäre. Sollte ein Bibliotheksgebäude dies nicht hergeben, kann eine gemütliche Atmosphäre auch durch künstliches Licht, z.B. in Form von Leseleuchten, geschaffen werden. Als Richtwert für die Helligkeit gilt: Die Beleuchtung an den Nutzerarbeitsplätzen sollte 500 Lux betragen.
Arbeitsplätze am Fenster bieten natürliches Licht und sorgen für Atmosphäre (Stadtbibliothek Langenfeld).
Kein Widerspruch: Barrierefreie Sitzmöbel mit optischer Barriere
Damit Einzelarbeits- oder Leseplätze echte Rückzugsorte darstellen, sind optische Barrieren wichtig – unabhängig davon, ob sich die Plätze im Randbereich oder mittig im Raum befinden. Sessel mit hohen Rückenlehnen, wie z.B. Ohrensessel, können eine solche Sichtgrenze schaffen. Auch Sitzmöbel mit Drehfuß sind eine gute Lösung. Hier können die Kunden selbst entscheiden, ob sie sich zum Fenster drehen, um ihre Ruhe zu haben oder sich dem Raum zuwenden, um die darin stattfindenden Geschehnisse im Blick zu behalten. Auch Accessoires wie Kissen können für eine wohlige Wohnzimmeratmosphäre sorgen.
Damit Sitzmöbel auch den Aspekt der Barrierefreiheit berücksichtigen, sollten sie mit Armlehnen ausgestattet sein. Diese erleichtern besonders älteren oder körperlich eingeschränkten Personen das Aufstehen, da sie sich abstützen können. Praktisch sind auch Beistelltische, die als Ablagefläche dienen. Bei Zweisitzern dient oft auch der zweite Platz als Ablage. Generell gilt, dass Einsitzer flexibler sind als Mehrsitzer. Sie sind leichter zu verschieben – und viele Menschen möchten ungern neben einer fremden Person sitzen, sodass häufig nur einer der beiden Sitzplätze genutzt wird.
Auch die Bibliothek in Olsberg hat sich für Sessel mit hoher Lehne entschieden.
Flexibilität als Kriterium bei der Möbelauswahl
Auch Arbeitsplätze profitieren von optischen Barrieren. Eine Möglichkeit sind so genannte Raum-in-Raum-Lösungen. Zusätzliche Räume können zum Beispiel durch Regale gebildet werden. Diese sind nach oben hin offen – dies erleichtert die Belüftung und die Brandschutzvorkehrungen. Um trotz der Offenheit die Akustik in diesen Bereichen zu verbessern, können beispielsweise Akustiksegel von der Decke abgehangen werden. Alternativ gibt es auch Raum-in-Raum Möbel, sowohl für Einzel- als auch für Gruppenarbeitsplätze. Diese sind in Hinblick auf zukünftige, räumliche Veränderungen flexibler als gebaute Räume.
Flexibilität ist generell ein wichtiger Aspekt, besonders für kleinere Bibliotheken. Durch entsprechendes Mobiliar können Einzelarbeitsplätze flexibel zu Gruppenarbeitsplätzen kombiniert werden. Hierfür eignen sich quadratische Arbeitstische (80×80 cm oder 100×100 cm). Wo diese an festen Plätzen stehen, sollten sie mit einem Stromanschluss ausgestattet werden. Einige Hersteller bieten auch Tische auf Rollen an, um diese besser bewegen zu können. Stühle an Nutzerarbeitsplätzen sollten wegen der erhöhten Unfallgefahr nicht mit Rollen ausgestattet werden. Sie sollten bequem und funktional, bestenfalls stapelbar sein. Eine leicht flexible Rückenlehne und ein Material, das schnell die Körpertemperatur annimmt, sorgen für erhöhten Sitzkomfort. Es empfiehlt sich zudem ein einheitliches Stuhl-Modell zu auszuwählen, um die Stühle bei Bedarf gemeinsam aufzustellen.
Sitzmöbel: Farblich abgestimmt, hochwertig und langlebig
Die Frage, ob bei der Wahl auf teure Designermöbel zurückgegriffen werden sollte, stellt sich häufig in Verbindung mit der Sorge um möglichen Vandalismus. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Designklassiker und andere hochwertige Möbel bei den Nutzer*innen auf Wertschätzung treffen und sie sorgsam damit umgehen. Bei allen textilen Ausstattungsgegenständen sollte aber auf robuste Stoffe geachtet werden. Die Möbel werden schließlich täglich von vielen Menschen beansprucht. Ihre Farbgestaltung kann Teil eines in der Bibliothek vorhandenen Leitsystems sein, sofern verschiedene Bereiche durch eine unterschiedliche Farbgebung gekennzeichnet sind.
Spielerisch und gemütlich: die Kinderbibliothek
Neben der Gestaltung von Loungeplätzen, Lesecafés und Nutzerarbeitsplätzen, die in der Regel zunächst mit Blick auf Erwachsene eingerichtet werden, dürfen auch die Bereiche für die jüngeren Nutzer*innen der Bibliothek nicht vernachlässigt werden.
Insbesondere für Kinder sollte um die Medien herum eine Erlebniswelt geschaffen werden. Wiedererkennungsmerkmale wie ein Lesehaus, ein Piratenschiff oder eine Bücherlokomotive sind wichtige Elemente in der Gestaltung. Oft erkennen Eltern diese aus ihrer eigenen Kindheit wieder, wenn sie schließlich mit den eigenen Kindern in die Bibliothek kommen. Neben Leseplätzen, die auch Platz für Begleitpersonen zum Vorlesen schaffen, ist zu bedenken, dass Kinder gerne in anderen Positionen lesen als Erwachsene. Polsterelemente oder überdimensionierte Stofftiere können dazu einladen, auf dem Bauch oder Rücken liegend in einem Buch zu schmökern.
Stadtbibliothek Langenfeld: Große und bequeme Kissen laden zum entspannten Schmökern ein.
Cool und zeitgemäß: der Jugendbereich
In einer Jugendbibliothek sollte eine lockere Atmosphäre durch zeitgemäße, „coole“ Möbel geschaffen werden. Die Schwierigkeit liegt dabei in der Kurzlebigkeit von Trends. Die Umgebung muss einen Mehrwert zum eigenen Jugendzimmer schaffen und die Möglichkeit bieten, mit Freunden zu chillen. Um die häufig genutzten mobilen Endgeräte aufzuladen, ist der Zugang zu Strom besonders wichtig. Steckdosen können z.B. in Sitzmöbel integriert werden. Auch die WLAN-Ausleuchtung sollte gut sein. Jugendbibliotheken werden besonders dann gut von der Zielgruppe angenommen, wenn diese Punkte bei der Gestaltung berücksichtigt werden.
Zugang für alle durch Barrierefreiheit und Open Library
Damit die für die Bibliothekskunden geschaffenen Aufenthaltsflächen möglichst von allen Menschen genutzt werden können, ist der Zugang von großer Bedeutung. Zugang kann durch verschiedene Faktoren geschaffen werden. Zum einen über Barrierefreiheit, um Menschen mit physischen oder kognitiven Einschränkungen nicht auszuschließen. Zum anderen durch Öffnungszeiten.
Erweiterte Öffnungszeiten, z.B. durch ein Open Library-Konzept, gewährleisten die Erreichbarkeit von Nutzergruppen wie Berufstätigen oder Pendlern. Open Library setzt allerdings auch eine angepasste Raumgestaltung voraus. So muss der automatisierte Zugang in die Bibliothek gewährleistet sein. Und der Raum muss zum Beispiel durch niedrige Regale überschaubar bleiben. Diese Überschaubarkeit sorgt neben dem Aspekt der Raumüberwachung auch dafür, dass Nutzer sich besser orientieren können. Hier hilft auch ein gut geplantes und einheitlich umgesetztes Leit- und Orientierungssystem.
Gesamtkonzept sorgt für einheitliches Ergebnis
Man könnte bei vielen Aspekten noch weiter ins Detail gehen. Und sicherlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Stellschrauben. Wichtig ist es, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, bevor mit der Umsetzung begonnen wird. Nur dann entsteht am Ende ein einheitliches Ergebnis, bei dem alle Maßnahmen miteinander harmonieren und funktionieren.
Der Artikel ist bereits in ähnlicher Form in der BUB Ausgabe 07/2020 erschienen.
Mit dem Frühling nimmt auch die DigitiativeNRW weiter an Fahrt auf. Wir sind überzeugt, die digitale Transformation der Öffentlichen Bibliotheken gelingt uns umso besser, je intensiver wir uns austauschen und die vor uns liegenden Herausforderungen gemeinsam aktiv angehen. Mit Hilfe Ihres Erfahrungsschatzes und Ihren starken Fragen aus den Regionalen Bibliothekskonferenzen möchten wir in diesem Jahr gemeinsam mit Ihnen nach Antworten und möglichen Maßnahmen suchen, die die Bibliotheken in ihrem Transformationsprozess bestmöglich unterstützen. Dies soll mit einem hohen Grad an Vernetzung und Beteiligung erfolgen.
Datum: Montag, den 27. März 2023 Ab 9.30 Uhr: Ankommen Konferenzstart: 10.00 Uhr Konferenzende: ca. 16.30 Uhr
Wir laden Sie ein, auf unserer 1. NRW-Konferenz im Rahmen der DigitiativeNRW
sich überregional zu vernetzen, in den kollegialen Austausch zu kommen, voneinander und miteinander zu lernen und gemeinsam Gestaltungsmöglichkeiten zu erkunden.
ein gemeinsames Verständnis der DigitiativeNRW zu entwickeln, das ausdrücklich vielfältige Sichtweisen begrüßt und integriert.
Handlungsfelder gemeinsam zu erkunden, darin Hebel für Aktivitäten auszuwählen und die Entwicklung konkreter Maßnahmenvorschläge vorzubereiten.
die DigitiativeNRW maßgeblich mitzugestalten mit überschaubarem und selbstbestimmtem Ressourceneinsatz und einer Vielzahl praxistauglicher Impulse für Ihre Bibliothek.
Für uns als Fachstelle ist es wichtig, durch diese Konferenz Ihre Sichtweise und Ihre Bedarfe noch besser kennenzulernen und zu verstehen. Wir möchten den Prozess der DigitiativeNRW transparent gestalten und mit Ihnen abstimmen, um so gemeinsam gut durch den Prozess der digitalen Transformation zu kommen und die Aufgabe mit vereinten Kräften zu stemmen.
Selbstverständlich sind uns nicht nur die Leitungen der Öffentlichen Bibliotheken in NRW, sondern auch alle interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Konferenz herzlich willkommen!
Anmeldung: Bitte melden Sie sich über folgenden Link bis zum 17.03.23 an:
Die Gemeindebücherei Leopoldshöhe hat sich im letzten Jahr dazu entschlossen, die Idee der „Saatgutbibliothek“ aufzugreifen. Sie hat hierfür mit dem VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) zusammengearbeitet. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Nutzpflanzensorten in private Gärten zu bringen. In diesem Bericht schildert das Team der Bücherei seine Erfahrungen.
Pflanzen aus dem regulären Handel wurden durch Zucht oder Gentechnik stark verändert und sind nicht vermehrbar. Da man aus ihren Früchten keine neuen Pflanzen ziehen kann, könnte man sich mit ihnen nicht selbst mit Lebensmitteln versorgen. Die Vermehrung ist überdies wegen geistiger Eigentumsrechte der Hersteller untersagt.
Der VEN sieht Saatgut als Teil unseres Kulturguts, das die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet. Dabei konzentriert er sich auf so genannte „samenfesten Sorten“, da diese wegen ihrer genetischen Vielfalt in der Lage sind, auf sich ändernde Umweltbedingungen und Stress wie Trockenheit zu reagieren. Außerdem werden sie mittels traditioneller Kreuzung und Auslese ohne technische Eingriffe in Zelle oder Gene gezüchtet. Das Wissen darum zu verbreiten und diese Vielfalt zu bewahren ist das Ansinnen des Vereins und unseres gemeinsamen Projekts. Nutzerinnen und Nutzer konnten im Rahmen von Veranstaltungen die Samen ausleihen und sollen am Ende der Saison neu gewonnene Samen zurückgeben.
Während des Projekts wurden wir via Video-Konferenzen mit anderen teilnehmenden Bibliotheken zusammengebracht. So konnten wir konkrete Ideen aus der Bibliothekspraxis austauschen. Frau Gura, Frau Neuendank sowie Frau Karp unterstützten uns mit ihrem Fachwissen zu dem anzubietenden Saatgut. Besonders glücklich war, dass über den VEN Saatgut bestellt werden konnte, das bereits in Tüten verpackt war. Außerdem waren die leeren Tüten für das neu gewonnene Saatgut sowie der Umschlag zur Verbuchung dabei.
Zur Ausleihe des Saatguts haben wir es katalogisiert. Wir haben eine neue Kategorie erstellt (Mediengruppe = Saatgut / Benutzergruppe = Saatgut) und die Ausleihfrist auf ein Jahr festgelegt. Auf diese Art erwarten wir zur neuen Saison die Rückläufer und können diese für die folgenden Ausleihen einarbeiten. Wichtig ist, dass das Saatgut in den entsprechenden, mit dem Sortennamen beschrifteten Tütchen, zurückgegeben wird.
Alles Insider-Wissen über die erhaltenswerten Sorten und den Unterschied zwischen Hybrid-Samen und nicht gelisteten Samen, haben wir durch den VEN erfahren (siehe Glossar am Ende dieses Artikels).
Das Team der Bibliothek freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Kita (v.l. Frau Bertling, Frau Koppmann, Frau Proepper)
Als alles Organisatorische geklärt war, konnten wir in die nächste Phase gehen: Das Saatgut wurde verliehen! Wir haben für das erste Jahr eine Kooperation mit dem Familienzentrum KITA „Das Spatzennest“geschlossen. Die Kita wird das Saatgut mit den Kindergartenkindern, deren Eltern und Großeltern aussäen und im besten Fall vermehren. Im Rahmen eines Festes können die Kinder dann ihr gewonnenes Saatgut gegen ein kleines Gartenbuch-Geschenk der Gemeindebücherei tauschen.
Abgerundet wurde unser Projekt durch einige Autorenlesungen und Autorenspaziergänge zu Umwelt-und Natur-Themen. Da hatten wir das große Glück eine Förderung für die Veranstaltungen durch das Projekt „Und seitab liegt die Stadt“¹ zu erhalten.
Hochbeete des Heimatvereins Leopoldshöhe mit Saatgut aus der Bücherei
Des Weiteren haben wir mit dem Heimatverein Leopoldshöhe e.V. Kontakte geknüpft, so dass auch dort einiges Saatgut des VEN in den Hochbeeten wächst. Nun hoffen wir auf eine reiche Ernte und viele Rückläufer der Samen von Bohnen, Erbsen, Tomaten, Melde und Salat.
Bei Fragen zu diesem Projekt und unserer Umsetzung können Sie sich gerne an die Gemeindebücherei Leopoldshöhe wenden.
¹ Und seitab liegt die Stadt« ist ein Projekt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Literarischen Colloquiums Berlin. Es wird gefördert im Rahmen des BKM-Förderprogramms »Kultur in ländlichen Räumen«. Die Mittel stammen aus dem Bundesprogramm »Ländliche Entwicklung« (BULE) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
„Saatgut leihen – Vielfalt ernten“ – Infos für Bibliotheken vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalte.V. (VEN)
Was bedeutet Saatgutverleih?
Die Bibliotheken können das Saatgut genauso wie andere Medien in ihr Verleihsystem einpflegen. Mit der Ausleihverbuchung (Saatgut + 1 weitere leere Tüte für gewonnenes Saatgut/ Transporttüte mit Zugangsnummer – Sortenname und Barcode) wird der Kontakt zu den Nutzer:innen hergestellt. Der persönliche Kontakt bei der Ausleihe oder begleitenden Veranstaltungen ist eine wichtige Möglichkeit, neben dem Saatgut auch das nötige Wissen an die Nutzer:innen weiter zu geben. Ohne dieses Wissen kann die Vermehrung kaum gut gelingen. Mit einem großen Ausfall müssen sogar Profis rechnen. Daher ist eine Rückgabe von Saatgut zwar wünschenswert, jedoch nicht verpflichtend. Die Saatgutbibliothek sensibilisiert die Menschen für die Saatgutgewinnung und den Erhalt alter Sorten.
Bibliotheken können erfahrungsgemäß mit einem Saatgut-Rücklauf von 10 bis 20 % rechnen.
Dieses Projekt zwischen dem VEN und den kooperierenden Bibliotheken ist ein Bildungsprojekt und kann durch weitere Veranstaltungen wie Lesungen und Workshops ergänzt werden.
Was ist der Unterschied zu einer Saatgut-Tauschkiste?
Das Projekt bietet Saatgut nicht zum Tausch an, weil damit in der Regel das erforderliche Wissen über die Saatgutgewinnung bei Nutzpflanzen nicht weitergegeben werden kann. Außerdem wird bei einer freien Tauschkiste erfahrungsgemäß das Saatgut gerne mitgenommen, aber kaum neues Saatgut hineingelegt.
Warum beschränkt sich der Verleih auf fünf Gemüsesorten?
Tomaten, Bohnen, Erbsen, Salat und Gartenmelde sind selbstbefruchtend und unerwünschte Einkreuzungen zwischen den Sorten einer Gemüseart sind selten. Die Sorten eigenen sich – besonders mit den unterstützenden Newslettern des VEN – gut für Einsteiger:innen.
Für diese fünf Gemüsearten bietet das Projekt des VEN Bildungsmaterial an.
Empfehlenswert ist es nur eine Gemüsesorte von einer Art zu verleihen, um eine Verwechslungsquelle auszuschließen. Saatgut ohne Namen oder mit falschen Sortennamen ist für die Vielfaltserhaltung verloren.
Was bedeutet „Samenfest“ und „Hybrid“?
Beim VEN gibt es das samenfeste Saatgut. Dies kann selbst, im Gegensatz zu den Hybridsorten, sortenrein vermehrt werden. Mit ihrer genetischen Ausstattung können sie sich bei regelmäßigem Anbau gut an ihre Umwelt anpassen.
Hybridsaatgut ist dagegen „Einweg-Saatgut“. Es ist auf den Saatguttüten im Gartenhobbymarkt mit FL oder Hybrid gekennzeichnet. Hybridpflanzen sind gleichförmig und besonders ertragreich. Sie lassen sich aber nicht sortenrein vermehren, man muss für jede Aussaat Saatgut nachkaufen. Fast immer ist die Vermehrung wegen Geistiger Eigentumsrechte (vergleichbar mit Patent) untersagt.
Ist der Verleih rechtlich gestattet? Gibt es Haftungsfragen?
Sorten ohne Geistige Eigentumsrechte dürfen uneingeschränkt vermehrt und weitergegeben werden. Der VEN bietet nur solche Sorten an. Haftungsprobleme sind nicht bekannt. Durch die Vermehrung und die Weitergabe ist in den 35 Jahren, in denen der VEN tätig ist, kein Schaden entstanden.
Vernetzung vor Ort:
Kooperation mit Organisationen und Einzelpersonen vor Ort, beispielsweise Kindertagesstätten, Schulen, Kleingartenverein, Naturschutzbund, Volkshochschulen können das Projekt der Saatgutbibliothek abrunden und aufwerten.
Erfahrungsaustausch mit anderen Bibliotheken:
Das Saatgutverleih-Projekt des VEN veranstaltet Online-Treffen.
In der Stadtbibliothek Greven wurde 2021 mit Unterstützung durch Projektmittel des Landes Nordrhein-Westfalen eine Bibliothek der DINGE konzipiert und eingerichtet. Gegenstände, die im Alltag eher selten benötigt werden, können in der Bibliothek ausgeliehen und somit von vielen genutzt werden.Dies schont Ressourcen und trägt zum nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen bei.
Greven – eine Mittelstadtbibliothek im Münsterland Greven ist eine wachsende Stadt, ca. 15 km von Münster entfernt, mit 38.800 Einwohnern. Die kommunale Stadtbibliothek hat 5,1 Personalstellen. Sie zeichnet sich durch viele Besucher, enge Kontakte zu Schulen (2019: 450 Besuche von Klassen und Gruppen), gute EDV-Ausstattung und das Make IT-Konzept aus.
Eine „Bibliothek der DINGE“ bietet viele Vorteile. Die nötige Infrastruktur ist vorhanden: Öffnungszeiten, großer Kundenstamm, Verbuchungs- und Mahnsystem. Die Ausleihe sogenannter „DINGE“ ist nachhaltig, ökologisch und eröffnet über die klassische Ausleihe des Medienbestands die soziale Teilhabe im Alltag. Nutzerinnen und Nutzer aller Altersgruppen erhalten Zugang zu Hilfsmitteln für den Alltag, indem sie beispielsweise ein neues Gerät ausprobieren können. In unser Projekt wurden bereits vorhandene DINGE – Robotik und Tools für Veranstaltungen – integriert und durch ca. 60 neue DINGE im Wert von 4.750 Euro ergänzt. 3 Schließfachschränke mit Acrylglastüren dienen als Präsentationsmöbel.
Eingekauft wurden DINGE aus verschiedenen Bereichen, die man nur gelegentlich braucht oder ausprobieren möchte. Durchgeführt wurde das Projekt vom gesamten Team, insbesondere den beiden Auszubildenden.
Fazit In 2022 wurden die DINGE in 3 Monaten durchschnittlich 2,4 mal entliehen. Damit wurde ein erstes Ziel übertroffen. Überwältigend war die positive Resonanz zu unserem Vorhaben, die wir in Gesprächen erfahren haben. Verbände, Schulen und andere Kooperationspartner zeigten sich interessiert und boten ihre Zusammenarbeit an (z.B. Hinweis bei Anfängerkursen in der Musikschule). Die Presse und die WDR Lokalzeit Münsterland berichteten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die DINGE auch im Bibliotheksalltag, u.a. für Veranstaltungen und Workshops, genutzt werden können (Bollerwagen, Plotter, Karaokemaschine als Tonanlage, Diskokugel …).
So sind wir vorgegangen – eine Checkliste Je nach Ausrichtung der Bibliothek kann eine Bibliothek der DINGE anders gefüllt werden. Zu Beginn hat das Team die Grenzen der Bibliothek der DINGE festgelegt:
Keine Anschaffung von handwerklichen DINGEN, die man auch kommerziell leihen kann.
Keine Anschaffung von DINGEN, die mit Lebensmitteln in Verbindung kommen (der Bibliothek steht keine Spülmaschine zur Verfügung).
DINGE über 300 Euro sind die Ausnahme
Welche DINGE? Wir haben uns für eine breite Auswahl entschieden, orientiert an den Kundinnen und Kunden, die die Bibliothek nutzen.
Recherche: Brainstorming im Team und in Bekanntenkreisen / Umfrage digital und mit Flyern: viele unserer Ideen haben sich dort bestätigt, manche neue kamen hinzu / Angebot anderer Bibliotheken / Praxis-Erfahrungen
Einteilung in 5 Kategorien: Haushalt und Handwerk / Robotik / Medien und Kommunikation / Musikinstrumente / Spiel und Spaß
Auswahl und Einkauf Kolleg*innen aus dem Team haben sich um die DINGE gekümmert, für die sie sich interessieren und bei denen sie über Vorkenntnisse verfügen. Bei der Auswahl von Marken und Bezugsquellen wurde auf Vorkenntnisse im Bibliotheksteam, Austausch mit Kolleg*innen und im Bekanntenkreis sowie Testberichte zurückgegriffen. Zwei Grundsatzentscheidungen wurden im Team getroffen:
Zusatzmaterial wird mit angeboten, da es den Kundinnen und Kunden die Nutzung der DINGE erleichtert (Spulen für Nähmaschine, Stimmgerät für Gitarre …).
Verbrauchsmaterial wird nicht gekauft! Wir haben entschieden, dass die Entleiher das Verbrauchsmaterial in der Regel selber kaufen müssen.
Verpackung / Präsentation In Greven kann man nicht in der Nähe der Bibliothek parken. Deshalb musste der Transport mit dem Fahrrad oder zum 500 m weit entfernten PKW mit bedacht werden.
Anhänger wurden mithilfe des 3D-Druckers gedruckt (inkl. Logo der Bibliothek und Fläche für Barcode und RFID-Code)
Abschließbare Taschenschränke mit Acrylglastüren. Keine feste Zuordnung zu einem Fach, so können die Fächer für die DINGE besser ausgenutzt werden. Abgeschlossen werden nur Fächer in denen DINGE mit einem Wert über 300 Euro aufbewahrt werden.
Ausleihbedingungen So einfach und so wenig reglementiert wie möglich. In der Regel im Rahmen der Selbstverbuchung ausleihbar.
Keine Versicherung. Schon vorher haben wir viele DINGE ausgeliehen und damit positive Erfahrungen gemacht. Beschädigungen kommen selten vor. Das deckt sich mit den Erfahrungen der von uns kontaktierten Bibliotheken.
Keine Altersbegrenzung. Ausnahmen: Beamer erst ab 18 Jahren ausleihbar (hoher Preis), VR-Brille (Jugendschutz)
4 Wochen Leihfrist, Verlängerung und Vormerkung sind möglich. Reservierung zu einem Termin nur in Ausnahmefällen (z.B. Beamer).
RFID-Codes sind möglichst „auf dem Boden“ des Gegenstandes oder des Kartons aufgeklebt. So ist Selbstverbuchung bei fast allen DINGEN möglich. Rückgabe meist über die Theke.
Kontrolle nach Rückgabe: bei Rückgabe an der Theke wird Entleiher nach Schäden befragt, im Anschluss meist nur Sichtkontrolle. Ggf. Kontrolle auf Vollständigkeit, nur bei VR-Brille wird Funktionalität (aufgespielte Filme) geprüft.
Sichtbarkeit Ein breit gefächertes Angebot muss kommuniziert werden. Die Kundinnen und Kunden müssen eine Idee davon bekommen, was sie bei uns entleihen können. Dies geht am einfachsten über Bilder.
Wir haben alle DINGE fotografiert und das Bild „freigestellt“ (ohne Hintergrund).
Die Fotos werden für das Produktblatt, den OPAC und vielfältige Werbemöglichkeiten genutzt.
Produktblatt / Katalogisierung / Homepage / OPAC Für die Medienbearbeitung wurde eine Checkliste erarbeitet.
Für jeden Gegenstand wird ein Produktblatt entwickelt und dem DING beigelegt. Die Produktblätter sind Quelle für die Katalogisierung. Sie beinhalten
Auflistung der Inhalte des Ausleihpaketes
Hinweis auf die Bedienungsanleitung
Angabe von Besonderheiten und Sicherheitshinweise
Die Produktblätter sind auf der Homepage verlinkt (inkl. Link im OPAC)
Katalogisierung erfolgt nach RDA, bei den DINGEN allerdings nach eigenen Regeln.
Im OPAC wurden die Bilder eingefügt. Die Verknüpfung erfolgt über einen EAN-Code (oder Fantasie-Code). Darüber hinaus sind alle DINGE über die Medientipps zu finden.
Öffentlichkeitsarbeit / Werbung / Veranstaltungen Die Fotos der DINGE sind frei kombinierbar. So kann über alle Medien immer wieder in neuen Kombinationen für die DINGE geworben werden. Zielgruppen: Kinder, Handwerker, Schule, Büro, etc.
Werbung vor Ort: Das Projekt stößt auf viel Interesse. Es gab eine Vorstellung im Kulturausschuss, Nachfragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und Kooperationseinladungen verschiedener Vereine und Institutionen. Darüber hinaus wurden Werbemaßnahmen umgesetzt:
Ein Rahmenplakat ermöglicht es Fotos mit wenig Aufwand in immer neuen Zusammenstellungen zu arrangieren.
Fotos in „Magnettaschen“ am Metallschrank und an einer Metallleiste im Treppenhaus. Vorteil: Es können immer wieder Fotos von DINGEN ergänzt bzw. ausgetauscht werden
DINGE in Schaufenstern und im Ausstellungsbereich sind Hingucker und lassen sich gut mit anderen Medien kombinieren.
Homepage / Social Media:
Internetauftritt auf der Homepage mit der Möglichkeit, Anschaffungswünsche für weitere DINGE abzugeben.
Fotos von der Bibliothek der DINGE eignen sehr gut für Social Media. Verschiedene Posts sind möglich: Anschaffungen, Saisonal passende Angebote / Adventskalender / DINGE „in Aktion“
Resonanz aus dem Team: Gegenstände eigenen sich besser als Bücher für Werbemaßnahmen.
Veranstaltungen:
Tag der DINGE geplant: in der ganzen Bibliothek kann man DINGE ausprobieren.
Workshops: Plotter, Robotik …
Make IT-Tage und Stationen mit verschiedenen Schwerpunkten der Bibliothek der DINGE
Veranstaltungen mit Schulklassen und Multiplikatoren
Aktualisierung der Bibliothek der DINGE
Die DINGE werden wie ein Lektorat behandelt: mit Budget, Bestandskontrolle, Aussonderung, Anschaffung von neuen DINGEN
Die von Kunden im Gespräch oder über ein Kontaktformular gesammelten Anschaffungsvorschläge werden ausgewertet und sind eine wichtige Quelle für den Neukauf
Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hat die Öffentlichen Bibliotheken in NRW schon lange erreicht. Ging es in der Anfangsphase um die Automatisierung von Arbeitsprozessen, so stehen Bibliotheken heute vor der Veränderung ihrer Angebote. Vorangegangene Projekte der Fachstelle haben gezeigt, dass diese neue Phase der Digitalisierung nur gemeinsam mit dem gesamten Bibliotheksteam gelingen kann. Die Fachstelle der Öffentlichen Bibliotheken NRW hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ihre Aktivitäten noch passgenauer auf die aktuellen Erfordernisse auszurichten.
Zu diesem Zweck hat die Fachstelle zusammen mit der Firma Dialego aus Aachen eine quantitative Online-Befragung unter Bibliotheksmitarbeitenden und Führungskräften in NRW durchgeführt. Sie liefert Antworten auf folgende Fragen:
Welche Einstellungen zur Digitalisierung bestehen unter den Mitarbeitenden und Führungskräften in Bibliotheken? Was verstehen sie darunter? Was ist wichtig?
Welche Kompetenzen sind vorhanden? Und wo besteht Handlungsbedarf z.B. für Qualifizierungsmaßnahmen?
Die Umfrage bildet den Auftakt zu einer Initiative der Fachstelle, die wir in den kommenden vier Jahren mit den Bibliotheken in NRW entwickeln und umsetzen wollen.
Wer hat geantwortet?
Das Thema Digitalisierung scheint viele Beschäftigte in den Bibliotheken zu interessieren. Entsprechend hoch war die Beteiligung im Februar dieses Jahres. Das Team der Fachstelle bedankt sich bei allen 572 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fürs Mitmachen. 81% der Befragten sind weiblich. 60% Führungskräfte. 55% der Antworten kommen aus kleineren Bibliotheken mit einer Größe von 1-20 MA, 20% aus Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 MA) und 26% aus großen Bibliotheken (mehr als 50 MA). Prozentual am stärksten vertreten ist der Regierungsbezirk Düsseldorf mit 40%. Danach folgen Arnsberg mit 19%, Münster und Köln mit jeweils 15% und Detmold mit 12%. Die meisten Teilnehmenden (39%) sind zwischen 30 und 59 Jahren. 31% sind 60 Jahre und älter und 30% sind zwischen 18 und 29 Jahren alt.
1. Wie wird die Digitalisierung wahrgenommen?
Insgesamt sehen die Mitarbeitenden der Bibliotheken die Digitalisierung als Chance, sowohl auf die Bibliothek wie auch auf sich persönlich bezogen. Die jeweils kleinsten Bibliotheken (1-3 MA) sind jedoch vergleichsweise skeptischer, die größten Bibliotheken (50+ MA) dagegen optimistischer.
Die Befragten glauben, dass Bibliotheken mithilfe der Digitalisierung besser auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren, attraktivere Angebote machen und so mehr Kunden bzw. andere Zielgruppen gewinnen können. Digitalisierung unterstreicht zudem die Bedeutung der Bibliotheken als Bildungspartner – und damit ihre Rolle innerhalb der Kommune. Digitale Veränderungen können zudem die Arbeitsabläufe erleichtern und so helfen, mit knappem Personal besser die Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Die Mitarbeitenden erhoffen sich zudem die Möglichkeit, auch im Home-Office arbeiten zu können.
Es werden aber auch Risiken genannt. So wird ein erhöhter Aufwand bei der Einführung von Neuerungen befürchtet. Dies könnte zulasten begrenzter Ressourcen (Personal & Technik) und zu Überlastungen bei den Mitarbeitenden führen. Es besteht zudem die Angst, sich durch zu viel Digitalisierung selbst abzuschaffen, weil Kernfunktionen wegfallen und Standorte unnötig erscheinen könnten. Es wird ein erhöhter Druck zu ständiger Weiterbildung gesehen. Bei den Kunden könnten weniger digital affine Zielgruppen abgehängt werden. Zudem könnte eine instabile und unzureichende Technik die Umsetzung der Digitalisierung und die Arbeitsabläufe behindern.
Begrenzte Rahmenbedingungen hemmen am meisten
Als Barrieren bei der Umsetzung der Digitalisierung werden an erster Stelle (59%) nicht ausreichende zeitliche Kapazitäten angegeben. Weitere Hemmnisse sind fehlende finanzielle Mittel (55%) und eine unzureichende technische Infrastruktur (54%). Vor allem Mitarbeitende in kaum digitalisierten Bibliotheken sehen dies als Barriere für digitale Veränderungen. Als weitere Barrieren werden mit jeweils 38% die mangelnden Kenntnisse der Mitarbeitenden zum Thema digitale Veränderung sowie eine fehlende Strategie genannt. Außerdem fehlt es an Motivation (31%) und es gibt zu wenige bzw. nicht die richtigen Fortbildungsangebote (27%). Vor allem die jüngeren Personen in den großen Bibliotheken (meist Mitarbeitende mit mittlerer oder hoher Kompetenz) empfinden die Fortbildungsangebote als zu wenig oder nicht passend. 9% aller befragten Personen geben an, dass sie in einem „anderen Grund“ aktuell Schwierigkeiten für die Bibliotheken sehen. Hier wurde z.B. genannt, dass bei vielen Bibliotheken alle digitalen Angebote über die städtische IT laufen und dies als umständlich empfunden wird.
Übersicht Barrieren
Und wie sieht der Status Quo aus?
30 Prozent der Befragten schätzen den Digitalisierungsgrad ihrer Bibliothek als hoch ein – unabhängig ob Mitarbeitende oder Führungskräfte. Je größer die Bibliotheken, desto höher liegt dieser Wert: In kleinen Bibliotheken bis zu 20 Mitarbeitenden empfinden 20% den Digitalisierungsgrad als hoch, in Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 Mitarbeitende) sind dies 35% und in großen Bibliotheken mit mehr als 50 Mitarbeitenden sogar 45%.
2. Wie soll die Bibliothek der Zukunft aufgestellt sein?
In einem weiteren Themenblock haben wir gefragt, wie die Bibliothek der Zukunft aufgestellt sein soll und welche digitalen Veränderungen man sich wünscht. Zunächst sollte die Bibliothek die aktuellen technischen Anforderungen zuverlässig erfüllen. Dazu gehört eine attraktive Homepage (94%) und ein Online-Katalog (91%). Außerdem wird eine ausreichend technische Ausstattung wie WLAN-Ausleuchtung (90%) und aktuelle Geräte (68%) erwartet. Bei den digitalen Veränderungen sind es vor allem digitale Angebote für die Kunden. Ganz oben auf der Wunschliste stehen mehr digitale Services Apps, für die der Kunde dann nicht mehr in die Bibliothek kommen muss (78%). 73% wünschen sich mehr digitale Medien wie E-Books oder E-Paper. Genannt wurden auch mehr proaktive Kommunikation über Social Media (71%) sowie mehr digitale Schulungsangebote (51%).
Angaben in Prozent
3. Welche persönliche Einstellung haben die Befragten zur Digitalisierung?
Eine große Mehrheit der Befragten (83%) hat eine positive Einstellung zur Digitalisierung und ist motiviert, die Bibliothek zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Allerdings kommt die Motivation eher aus der Funktion der Bibliothek und dem Wunsch, diese zu erhalten, als aus einem individuellen inneren Interesse. Am motiviertesten sind Personen mit mittlerer und hoher digitaler Kompetenz sowie Jüngere. Die Mitarbeitenden sind eher in den kleinen, die Führungskräfte in den großen Bibliotheken motiviert.
Als individuelles Hindernis geben vor allem Führungskräfte (47%) Zeitmangel an – bei den Mitarbeitenden sind dies 32%. Fehlende Kompetenzen sind für 37% der Mitarbeitenden sowie für 32% der Führungskräfte eine weitere Barriere. Zudem fühlt sich ein Viertel der Mitarbeitenden nicht für digitale Veränderungen zuständig. Nur gut jede vierte Führungskraft und jeder fünfte Mitarbeitende empfindet keine Hindernisse.
Gefragt nach den Gefühlen hinsichtlich der digitalen Veränderungen, überwiegen die positiven. Es herrscht eine positive Anspannung, man fühlt sich neugierig (60%), herausgefordert (60%), motiviert (44%), nützlich. Demgegenüber empfindet ein kleinerer Teil der Befragten einen negativen Stillstand: Diese nennen Gefühle wie lahm (21%), abgehängt (17%), hilflos oder frustriert. Frustfaktoren sind zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung und die Personalsituation. Wenig überraschend ist, dass Motivierte deutlich positiver eingestellt sind als nicht Motivierte. Sie empfinden sich eher als angespannt und lahm. Am positivsten eingestellt sind die unter 35-Jährigen. Je älter die Befragten desto negativer sind die genannten Gefühle. Hinsichtlich der Bibliotheksgröße gibt es keine Unterschiede.
4. Wie bewerten die Befragten ihre Kompetenzen?
Neben den Basiskompetenzen, die aus persönlichen und sozialen sowie Kompetenzen in Bezug auf die Arbeit in der Bibliothek bestehen, halten die Befragten zusätzliche Kenntnisse wie grundlegendes technisches Verständnis oder Medienkompetenz für unentbehrlich, um digitale Veränderungen voranzutreiben. Hier bewerten aber nur 34% der Führungskräfte und 24% der Mitarbeitenden ihre Kompetenzen für diese digitalen Veränderungen als gut. Relevanter Einfluss scheint das private Interesse daran zu sein: Wer privat aktiv ist (gerade Jüngere mit 72%), übernimmt auch in der Bibliothek eine aktive Rolle. Wer privat kein Interesse hat, sieht andere Kolleginnen und Kollegen in der Verantwortung.
Mitarbeitende sollten vor allem Kunden und Kollegen helfen sowie bekannte Anwendungen bedienen können. Beim kreativen Umgang mit digitalen Angeboten und bei der Produktion von Inhalten haben die Führungskräfte höhere Ansprüche an die Mitarbeitenden als die Mitarbeitenden an sich selbst. Nur wenige Mitarbeitende übernehmen diese Aufgaben gern, andere fühlen sich dafür nicht geeignet und schieben die Aufgabe an andere Kolleginnen und Kollegen. Ähnlich sieht es es bei den Schulungen für Kunden aus. Neben den fehlenden technischen Kompetenzen, fehlt hier zudem didaktisches Fachwissen. Auch bei der Schulung zu Fake News fehlt das nötige Wissen. Bei der Administration und Inbetriebnahme von Anwendungen und Geräten sehen die Mitarbeitenden die Fachabteilungen in der Verantwortung, nur wenige sind an einer Schulung interessiert.
Generell gibt es an die Führungskräfte höhere Ansprüche. Sie werden als Treiber der Digitalisierung gesehen. Bei den notwendigen Kompetenzen der Führungskräfte liegt der Hauptfokus auf der Mitarbeiter- und Teamführung. Hier sind laut den Befragten auch hohe Kompetenzen vorhanden. 84% der Führungskräfte haben den Anspruch, eine Digital-Strategie festzulegen – allerdings fällt die Entwicklung von konkreten Zielen oft dem stressigen Alltag zum Opfer. Auch das Erkennen digitaler Trends halten 83% der Vorgesetzten zwar für eine wichtige Kompetenz, ihre eigene Fähigkeit dafür schätzen sie aber geringer ein. Fortbildungen zu organisieren gilt zwar als relevant (84%), kommen aber oftmals nicht zustande (Verwaltung, Personal, Zeitmangel). Zudem sehen hier viele die Fachstelle in der Verantwortung. Den größten Defizit sehen die Befragten beim Umgang mit der Kommunalverwaltung. 80% glauben, dass Führungskräfte fähig sein sollten, Kommunalverwaltungen für die Digitalisierung von Bibliotheken zu überzeugen. Allerdings glauben nur wenige hierfür die notwendige Kompetenz zu besitzen.
Kompetenzen:Erwartungen an die Mitarbeitenden
Kompetenzen: Erwartungen an die Führungskräfte
Alles in allem schätzen Führungskräfte ihre eigenen Fähigkeiten, Eigenschaften und Kompetenzen, um digitale Veränderung in ihrer Bibliothek aktiv voranzubringen, höher ein als dies Mitarbeitende tun. Nur 24% der Mitarbeitenden sind der Auffassung, dass sie über hohe Kompetenzen in diesem Bereich verfügen.
5. Welche Unterstützungen und Fortbildungen werden genutzt? Welche werden benötigt?
Die Bibliotheken wünschen sich vor allem bessere Rahmenbedingungen seitens der Kommunen, um weitere digitale Veränderungen anzugehen. Dazu gehört eine langfristige finanzielle Sicherheit, eine bessere technische Ausstattung für Kunden und Personal, mehr Personal, insbesondere IT-Fachkräfte, mehr Unabhängigkeit von den Kommunen sowie eine großzügige Finanzierung von Fortbildungen.
Insgesamt ist zudem der Wunsch nach mehr Wissen und Austausch sehr groß. Dazu gehören einfache Zugriffsmöglichkeiten auf bestehendes Wissen. Führungskräfte wünschen sich regelmäßige kurze Updates zu technischen Neuigkeiten, Trends und aktuellen Themen (79%). Genannt wird auch ein zentraler Ideenpool für alle Bibliotheken. 61% wünschen sich mehr Austausch mit anderen Bibliotheken. Und dies nicht nur zwischen Führungskräften, sondern auch unter den Mitarbeitenden. 38% benötigen mehr Unterstützung bei der Umsetzung des Wissens in den Arbeitsalltag.
Ein weiterer Wunsch ist der nach einem optimierten Fortbildungsangebot. Vor allem kleinere Bibliotheken wollen direkte und schnellere Informationen über Weiterbildungsangebote, eine passendere inhaltliche Ausrichtung sowie eine häufigere Durchführung. Interessant ist, dass aber nur 27% der Befragten bislang Fortbildungen der Fachstelle besucht haben.
Um digitale Veränderungen voranzutreiben sind Online-Schulungen und der Austausch mit anderen Bibliotheken für Führungskräfte eine viel genutzte Unterstützungsquelle. Mitarbeitende partizipieren deutlich weniger von externer Unterstützung. Interessant ist auch der Blick auf die Altersstruktur: Die 16- bis 35-Jährigen nehmen seltener an Vor-Ort-Schulungen und Workshops teil als die beiden älteren Zielgruppen. Die Motivierten haben bisher insgesamt schon mehr Unterstützung genutzt, um die digitalen Veränderungen voranzutreiben, als die weniger Motivierten. Kaum digitalisierte Bibliotheken nutzen am wenigsten Unterstützung. Der Austausch mit anderen Bibliotheken und Nutzung von Schulungen ist bei ihnen vergleichsweise gering. Egal wieviel Mitarbeitende eine Bibliothek hat, alle suchen zunächst den Austausch mit Personen im eigenen Haus. Kleinere Bibliotheken mit bis zu 20 MA nutzen im Vergleich zu Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 MA) sowie großen Bibliotheken (mehr als 50 MA) vor allem auch Online-Angebote sowie den Austausch mit Personen aus anderen Bibliotheken.
Fortbildungen: Großer Wunsch nach kundenorientierten Schulungen 76% der Befragten wünschen sich Schulungen zu digitalen Angeboten, um diese auch an die Kundinnen und Kunden weitergeben zu können. Insgesamt haben Führungskräfte mehr Erwartungen an das Fortbildungsangebot. 79% würden regelmäßige kurze, thematische Einführungen zu aktuellen Themen begrüßen. Praxisnahe Austauschmöglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken geben 75% der Führungskräfte an. Signifikant ist auch, dass sich vor allem kleinere Bibliotheken mit bis zu 20 MA Fortbildungen zur Entwicklung einer digitalen Strategie, zur Produktion digitaler Inhalte oder Austauschmöglichkeiten mit anderen wünschen.
Übersicht Fortbildungswünsche
Gefragt nach den Barrieren für die Teilnahme an den Qualifizierungsmöglichkeiten der Fachstelle, ist mit 26% die häufigste Antwort der Befragten, dass ihnen die Zeit fehle, an den Fortbildungen teilzunehmen. Vor allem auf Jüngere (31%) und kleinere Bibliotheken (43%) trifft dies zu. Für 17% der Mitarbeitenden passen einige Angebote nicht zum Arbeitsalltag. Vor allem jüngeren Mitarbeitenden (16-35 Jahre) sind die verschiedenen Schulungsmöglichkeiten der Fachstelle nicht bekannt. Bei den Führungskräften geben 12% an, dass ihnen die Organisation der Regionalschulungen zu kompliziert ist.
Fortbildungen der Fachstelle: Übersicht der Barrieren
Zur Verbesserung der Qualifizierungsmöglichkeiten der Fachstelle werden als häufigste Wünsche ein breiteres Angebot, eine größere Terminauswahl und ein Forum zum Austausch mit anderen Bibliotheken oder Mitarbeitenden genannt.
Fazit: Die Digitalisierung ist eine große Chance für die Bibliotheken
Die Umfrage zeigt, dass die Digitalisierung DIE Chance für Bibliotheken ist, am Puls der Zeit zu bleiben und ihre Daseinsberechtigung gegenüber den Kunden und der Verwaltung zu sichern. Bibliotheken können mithilfe der Digitalisierung besser auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren, attraktivere Angebote machen und so mehr Kunden bzw. andere Zielgruppen (z.B. Schulen, Menschen mit Behinderung, Jugendliche) gewinnen.
Deutlich wird auch, dass die Kunden im Fokus der Beschäftigten stehen: Ihretwegen macht die Arbeit Spaß. Sie motivieren auch zur Auseinandersetzung mit digitalen Themen – nämlich dann, wenn man darin einen Nutzen für die Kunden sieht. Die digitalen Veränderungen selbst motivieren die Beschäftigten kaum.
Als Hauptbarriere für digitale Veränderungen wird die aktuell mäßige Ausstattung der Bibliotheken bei Finanzen, Technik und (Fach)-Personal angegeben. Hier sehen die Bibliotheksmitarbeitenden vor allem die Kommunalverwaltungen in der Pflicht.
Die Kompetenzen des Personals sind ein weiteres Hemmnis, um zum Beispiel Schulungen für technische Anwendungen und digitale Angebote anzubieten. Das persönliche Interesse und Alter der Mitarbeitenden hat einen Einfluss auf ihr Engagement in den Bibliotheken.
Den Führungskräften fehlt es eher an Informationen zu technischen Neuigkeiten und Trends sowie an Ideen zur Umsetzung. Etwas hinter ihren Erwartungen liegen sie auch im Umgang mit den Kommunen sowie bei der Organisation von Fortbildungen.
Angesichts des Herausforderungen der Digitalisierung und der Wandels zur Wissensgesellschaft kommt dem Zugang zu Information, technischer Infrastruktur und digital-medialer Kompetenz eine enorme Bedeutung zu. Bibliotheken reagieren seit Jahren sehr engagiert auf die Veränderungsnotwendigkeit durch die Digitalisierung und tragen so maßgeblich zur digitalen Teilhabe für alle Bevölkerungsschichten und Generationen bei. Das Projekt „DigiHub – MediaLab – MakerSpace“ der Stadtbibliothek Mönchengladbach zeigt, wie Bibliotheken niederschwellig die digitale Teilhabe der Stadt(gesellschaft) stärken können. Gefördert wurde das Projekt durch Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen.
Gestartet hat die Stadtbibliothek das neue Angebot im Sommer 2020 mit Eröffnung der Pop-Up-Bib, dem 600 qm großen Interimsquartier der Zentralbibliothek in Mönchengladbach. Die Interims-Bibliothek ist Labor und Werkstatt für die Zentralbibliothek der Zukunft zb+. Daher wurden trotz der sehr begrenzten Fläche 80 qm für den MakerSpace eingeplant.
Vielfältige technische Ausstattung
Auszustattende Bereiche waren laut Konzept „Roboting, Konstruktion und Programmierung“, „Virtual und Augmented Reality“, „Kreativität Maker“ und „Mobiles Arbeiten“. So wurde ein Lasercutter, ein Schneideplotter – ergänzt durch eine Thermotransferpresse -, ein 3D-Drucker und -Scanner sowie ein Hochleistungs-Rechner nebst Grafik-Tablet gekauft. Zusätzlich wurden Heißluftgeräte und 3D-Pens beschafft, die vor allem für die Veranstaltungsarbeit genutzt werden.
Für das MakerMobil wurde ein weiterer, mobiler 3D-Drucker erworben. Ergänzt wird der MakerSpace durch das MedienLabor, das zahlreiche Robotik- und Coding-Tools bereithält. Tools wie die Sense Box ermöglichen die Verbindung von digitaler Bildung mit Bildung für nachhaltige Entwicklung. Viele Tools sind in Gruppen-/Klassenstärke vorhanden und ausleihbar.
Zu den Geräten für das mobile Arbeiten gehören unter anderem ein iPad Koffer mit Apple Pencils und Apple TV für die bibliotheks- und medienpädagogische als auch Veranstaltungs-Arbeit, sowie Laptops und ergänzende Monitore – zum Beispiel für Coding-Workshops. Im Bereich Virtual und Augmented Reality werden nicht nur VR-Brillen, Merge Cubes und AR-Globen angeboten, sondern auch die App Expeditions Pro.
Der Raum verfügt über flächendeckendes W-LAN und wurde mit Maker-Tischen und Steckdosen-Würfeln ausgestattet.
Nutzung und Vermittlung: Vor Ort und auf zwei Rädern
Im Rahmen des Projekts „Hands on die digitale Welt begreifen: DigiHub – MediaLab – Makerspace“ wurden verschiedene Nutzungs- und Vermittlungskonzepte umgesetzt. So ist die Nutzung nicht nur vor Ort möglich: Neben dem Verleih von Tools wirkt die Bibliothek mit ihrem elektro-getriebenen MakerMobil auch im öffentlichen Raum – Medienkompetenz auf zwei Rädern! Vor dem Hintergrund von Corona wurden Veranstaltungen auch hybrid oder vollständig digital durchgeführt. Die im Projekt beschafften Tablets konnten dabei Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden, die nicht über eigene Ausstattung verfügen.
Der Workshop „3D Druck meets Cosplay“, der durch seinen kreativen und technischen Ansatz sowohl generationenübergreifend, als auch unabhängig von der geschlechtlichen Identität Anklang gefunden hat, konnte aufgrund von Corona leider nur hybrid stattfinden. Die Workshopleiter*innen demonstrierten den Teilnehmenden Geräte wie den 3D-Drucker online aus dem MakerSpace. Kooperationspartner war das Jugendclubhaus Westend. Die Bedeutung der Maker-Angebote als niedrigschwelligen Einstieg in und Motivation für digitale Bildung hob das Team der Jugendfreizeiteinrichtung hervor.
Das Konzept sah auch vor, dass Bibliothekskund*innen und Multiplikator*innen die Geräte im MakerSpace vor Ort auch unabhängig von den Bibliotheksmitarbeitenden nutzen können. Möglich wurde dies durch Lizenz-Workshops. Nach Teilnahme dürfen Bibliothekskundinnen Lasercutter, Schneideplotter und 3D-Drucker eigenständig nutzen. Die Lizenz-Workshops finden regelmäßig zweimal wöchentlich statt, sodass viele Interessierte erreicht werden können.
Bisher hat sich das Modell als zielführend erwiesen. Dabei reicht das Spektrum von Privatpersonen – Großvater und Enkelin, 50-jährige Hobby-Schmuckdesignerin, Musiker – über Schülerinnen, die z.B. im Informatik-Unterricht erstellte 3D-Dateien ausdrucken bis zu Profis, die die technische Ausstattung etwa für die Erstellung von Schablonen oder Prototyping nutzen. Auch Multiplikatorinnen wurden geschult, die die Geräte wiederum einer weiteren Zielgruppe gezeigt und Projekte umgesetzt haben, z.B. ein örtliches Berufsbildungszentrum mit insgesamt 100 Teilnehmenden. Die Nutzung ist nach Buchung kostenfrei während der Öffnungszeiten möglich.
Coding-Workshops: Kultuhacker und Mach dein DigiDing
Da der Raum auch über Laptops nebst Zubehör verfügt, konnten auch mehrere mehrtägige Coding-Workshops in der Pop-Up-Bib durchgeführt werden. Unter anderem die „Kulturhacker“ und „Mach dein DigiDing“. Bei dem ersten Projekt konnten Jugendliche ihren eigenen Lieblingshelden via Scratch Leben einhauchen. Der zweite Workshop war ein Upcycling-Projekt, bei dem sowohl Roboter als auch Alarmanlagen kreiert und programmiert wurden. Beide Projekte wurden mit dem Kooperationspartner zdi Mönchengladbach durchgeführt. Beim MakerDay mit dem zdi Mönchengladbach galt: eine Gesamtschulklasse, ein MakerSpace mit vielen Stationen von 3D-Druck bis Robotik gleich jede Menge lernen und MINT-Spaß. Der Clou: Alle Teilnehmenden konnten eine individuell gestaltete Lampe als Gadget mit nach Hause nehmen.
Der iPad Koffer nebst Zubehör wird bei der bibliothekspädagogischen Arbeit mit Schulen und Institutionen genutzt, aber auch bei Zeichen-Workshops mit der App Procreate eingesetzt. Die Workshops sind bei Alt und Jung sowie auch unabhängig von der geschlechtlichen Identität sehr beliebt.
Der Raum eignet sich auch für partizipative Formate. So fand eine Bürgerbeteiligung zum Thema Smart City statt. Mit dem technischen Angebot und der Ausstattung im Bereich Robotik und Coding konnte die Stadtbibliothek praktisch und zum Anfassen zeigen, was es bedeutet digital zu sein und digitales, lebenslanges Lernen greifbar machen.
Das MakerMobil: Wissen und Technik to go
Mit dem MakerMobil kommt der MakerSpace in die Stadt und zu den Menschen. Während des ParkingDays im Rahmen der Mobilitätswoche im September 2021 hat die Stadtbibliothek Mönchengladbach etwa gezeigt, wie man mit einem vollgepackten Lastenfahrrad nachhaltig unterwegs ist, dank 3D-Drucker Ersatzteile to go produzieren und mit der SenseBox Umweltemissionen messen kann. Beim SmartCity Summit im November 2021 wurde deutlich, dass die Stadt Mönchengladbach mit ihrer Stadtbibliothek schon smart unterwegs ist und für digitale Teilhabe sorgt. Während der „Pausenplattform“ beim Kooperationspartner Jugendclubhaus Westend präsentieren Bibliotheksmitarbeitende kreative Maker-Ideen und brachten Gaming mit für Schülerinnen der benachbarten Realschule. Wenn das MakerMobil nicht unterwegs ist, wird es im MakerSpace vor Ort bei Workshops mobil im Raum eingesetzt.
Das MakerMobil auf einer Veranstaltung in der Stadt im Einsatz.
MakerSpace lebt von Kooperationen Vernetzungen und Kooperationen wurden ausgebaut, neue Kooperationen kamen hinzu. Eine Auswahl von Partnerinnen: das zdi, die Hochschule Niederrhein, der Dorfcampus Wanlo e.V., Rockid e. V.. Die Bibliothek ist als assoziierte Partnerin aktiv im Verbundprojekt „MINT in Mind“ der Region Mittlerer Niederrhein. Das Projekt ist Teil der Maßnahme „Regionale Cluster für MINT-Bildung von Jugendlichen“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für den Zeitraum von Dezember 2020 bis Dezember 2023 gefördert. Hier sollen vor allem junge Frauen mit Migrationshintergrund für das Thema MINT begeistert werden.
In Kooperation mit den Medienberatern und dem Kompetenzteam wurden Einführungsveranstaltungen und Workshops für Erzieherinnen und Lehrerinnen durchgeführt, soweit Corona das möglich machte. Das Interesse war und ist groß. Die Leitung des Fachbereichs Schule und Sport ist begeistert von den Möglichkeiten des MakerSpace, der die schulische Digitalausstattung sehr gut ergänzt.
Zielgerichteter Marketing-Mix macht MakerSpace zur Marke
Die Stadtbibliothek hat gezielte Marketing-Maßnahmen entwickelt, um die neuen Angebote bekannt zu machen und den MakerSpace der Stadtbibliothek als Marke in Mönchengladbach zu etablieren. Ein City-Light-Plakat war in der ganzen Stadt nicht zu übersehen. Das gilt übrigens auch für das im Design des MakerSpace gestaltete elektrogetriebene MakerMobil. Das Stadtmagazin Port01 sprach mit einem Bericht und einer Anzeige speziell junge Leute an. In auffälliger runder Form kamen Flyer und Aufkleber daher. Die werden vor allem vom jüngeren Publikum gern genutzt, um ihre mobilen Endgeräte zu labeln. Blöcke in ansprechender Dot-Optik dienen der ganz analogen Entwicklung neuer Ideen und dem Notieren wichtiger Infos. Erstmals setzte die Stadtbibliothek bei Social Media nicht nur auf eigene Posts, sondern schaltete bei Facebook auch Anzeigen. Die Werbung hat sich ausgezahlt und wird zukünftig häufiger eingesetzt. Das praktische Machen unterstützt der MakerSpace-Zollstock. Kamera-Abdeckungen, so genannte „Webcam-Cover“, verbinden intelligente Werbung mit Sensibilisierung für Datenschutz/Datensicherheit.
Fazit: MakerSpace macht Potenzial der Stadtbibliothek bei Bürgern, Institutionen und Politik sichtbar
Das Projekt-Ziel wurde trotz erschwerter Bedingungen erreicht. Nicht nur haben Bibliothekskundinnen die Stadtbibliothek neu entdeckt – es konnten auch neue Personen und Gruppen für die Bibliothek und das Thema Digitalisierung gewonnen werden. Das Projekt inspiriert sogar Menschen für digitale Bildung, die vormals gar kein Interesse daran hatten. Die Stadtbibliothek hat ihr Potenzial zu niedrigschwelliger, professioneller Vermittlung von Medienkompetenz und digitaler Bildung für die Stadtgesellschaft und die Bildungsinstitutionen der Stadt sichtbar gemacht. Der MakerSpace lädt sowohl zum Ausprobieren und Selbermachen ein als auch zur Vernetzung, da gemeinschaftlich experimentiert wird, Erfahrungen geteilt und Wissen geschaffen wird: explore.create.share. Und das nicht nur in der Bibliothek, sondern mit einem elektro-getriebenen MakerMobil auch in der Stadt. Mit dem DigiHub MediaLab – Makerspace kann die Stadtbibliothek zudem die Digitalisierungsstrategie der Kommune unterstützen, umso wichtiger, als ein „Smart Climate“ nicht einfach zu generieren ist. Daher ist sie auch am Smart City Prozess beteiligt. Das kommt in der Politik nicht nur beim Oberbürgermeister gut an.
2014 wurde es eingerichtet – das JuWel, die junge Welt, die Jugendbücherei der Stadtbücherei Münster. Als Freizeittreff und attraktiver Wohlfühlort für junge Menschen gedacht, war sie eine der ersten Jugendbüchereien in Nordrhein-Westfalen. 2016 wurde das JuWel beim Bibliothekskongress in Leipzig mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet. Doch nach sieben Jahren war es an der Zeit, dieses Angebot für junge Menschen auf den Prüfstand zu stellen. Die Entwicklungen sollten analysiert und reflektiert sowie Maßnahmen abgeleitet werden. Was hat gut funktioniert? Was soll in Zukunft anders werden? Die Stadtbibliothek Münster stellt in diesem Beitrag vor, wie sie mit Unterstützung einer externen Beratung die Situation der Jugendbücherei unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert und neu ausgerichtet hat. Das Projekt wurde im Rahmen der Landesförderung vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Das Team der Jugendbibliothek bei der Medienauswahl: Berge von Büchern mussten dort umgeräumt, gereinigt, neu signiert und aussortiert werden. (Copyright: Presseamt Stadt Münster / MünsterView / Witte)
Die Ausgangssituation: Ein Juwel mit Konfliktpotenzial
Die Betonung des Aufenthaltscharakters des JuWels machte im Laufe der Jahre einen Konflikt deutlich: Chillen, gamen, abhängen – dabei ging es durchaus auch laut, provokant und teilweise über griffig gegenüber Mitarbeitenden und anderen Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern (besonders Lerngruppen) zu. Die Entwicklung zum offenen Jugendtreff hätte qualifizierte pädagogische Jugendarbeit gefordert und war mit einer halben medienpädagogischen Kraft nur unzureichend besetzt. Medienarbeit konnte daher über die Zeit nur noch im Ansatz stattfinden. Die Dominanz störender Gruppen schreckte andere Gruppen ab, so dass diese zunehmend fernblieben. Es hätte außerdem eigenständige, abgegrenzte Räume in angemessener Größe mit hoher Aufenthaltsqualität sowie neue technische Infrastruktur gebraucht. Die Stadtbücherei Münster ist aber ein durch vier Etagen offenes Haus. Dem Bildungs- und Vermittlungsanspruch konnte nicht mehr in angemessenem Maße Rechnung getragen werden.
Der Strategieprozess: Von der Analyse bis zum neuen Konzept
Mit Unterstützung einer externen Beratung fand ein umfangreicher Strategieprozess statt. Der Prozess untergliederte sich in 4 Workshops:
Ortstermin und Workshop: Stärken und Schwächen – Analyse
Bibliotheksinterner Workshop: Klärung der programmatischen Ideen
Videoworkshop: Varianten einer Lösung
Workshop: Fazit und Konzept
Auswertung des Strategieprozesses
Das Ergebnis: Fokus auf weniger Altersklassenund mehr konkrete Bildungsangebote
Waren zuvor die 12 – 20-jährigen angesprochen, fokussiert sich die neue Jugendbibliothek nun auf das Alter der 10 – 14-jährigen Kinder bzw. Jugendlichen.
Das Medienangebot, die Angebote vor Ort und die Veranstaltungsarbeit richten sich zukünftig danach aus. Gamen und chillen stehen nicht mehr im Vordergrund, stattdessen wird der Fokus auch in Anlehnung an das Bibliotheksstärkungsgesetz auf folgende Schwerpunkte gelegt:
Politische Bildung (Sachmedien, Veranstaltungen wie Debattierclub …)
„Lebenslanges Lernen“ (Digital Literacy, Medien- und Informationskompetenz)
Leseförderung und Lesekompetenz
Eingebunden werden diese Bereiche durch Formate und Konzepte in die sowohl durch jugendgerechte Chill- und Lernlandschaften als auch technisch aufgewertete Flächen.
Münster, kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, hat ca. 310.000 Einwohner. Die Stadtbücherei am Alten Steinweg, fünf Stadtteilbüchereien und ein Bücherbus eröffnen unabhängig von Alter und Herkunft allen Menschen den Zugang zu Wissen, Medien und Informationen. Sie gehören zur Bildungslandschaft der Stadt und tragen zur Lebendigkeit des städtischen Kulturangebots bei.
Weitere Informationen auf der Webseite der Bibliothek:
Die Entwicklung von Bibliotheken zum „Dritten Ort“ neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz oder der Schule wird immer wichtiger und eröffnet Bibliotheken Chancen, sich auf verschiedene Art und Weise neu zu erfinden, auf veränderte Erwartungshaltungen und Nutzungsgewohnheiten zu reagieren und dabei die eigene Position im kommunalen Gefüge zu stärken. Eine Möglichkeit, die Weiterentwicklung von Bibliotheken zu einem Ort der kulturellen Bildung, der gesellschaftlichen Teilhabe, des Lernens und zu einem generationsübergreifenden Treffpunkt voranzutreiben, besteht in der Einrichtung eines Makerspace. Der vorliegende Beitrag stellt das Konzept „Aufbau eines Makerspace in der Stadtbibliothek Neuss“ vor, das mit Hilfe der Landesförderung umgesetzt wurde.
Vorüberlegungen
Im Jahr 2019 stellte die Stadtbibliothek Neuss erste konkrete Überlegungen zu einer Einrichtung eines Makerspaces an, die als Grundlage für den im gleichen Jahr bei der Bezirksregierung eingereichten Projektantrag dienten. Das Ziel dieses Projekts war es, Menschen generationsübergreifend im neu einzurichtenden Makerspace zusammenzuführen.
Neben der Zieldefinition beinhalteten diese Vorüberlegungen verschiedene Aspekte, u.a. die Installation einer Arbeitsgruppe im Bibliotheksteam, aber auch die Marktsichtung von Medien, Möbeln und technischen Geräten. Besonderes Augenmerk wurde auf die Gespräche mit innerstädtischen Institutionen gelegt, die einerseits für eine mögliche Kooperation geeignet waren, andererseits aber auch im Hinblick auf die interne Weiterentwicklung des Veranstaltungskonzepts berücksichtigt werden mussten. So konnten bereits in der Definitionsphase Vorkehrungen getroffen werden, um zukünftige Überschneidungen zwischen den Veranstaltungen der Stadtbibliothek und beispielsweise den Programmen der VHS Neuss oder anderen Einrichtungen zu vermeiden. Auch wurden mögliche Nutzungsbedingungen beschrieben, die für eine zukünftige Benutzung des Makerspaces berücksichtigt werden müssen, die Themenfelder hinsichtlich des inhaltlichen Aufbaus definiert und geeignete Instrumente und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit (Massenmails, Social-Media-Kanäle, Pressemitteilungen etc.) aufgeführt.
Abgerundet wurde die Projektbeschreibung mit einer groben zeitlichen Einteilung in Form einer Grafik, in der die Vorüberlegungen sowie die einzelnen Schritte in der ersten bzw. zweiten Hälfte des Jahres 2020 genannt wurden, die nach dem Vorliegen des Zuwendungsbescheides umgesetzt werden sollten. Für die offizielle Eröffnung und Inbetriebnahme des Makerspaces war der Herbst 2020 vorgesehen. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung ahnte jedoch noch niemand etwas von den mit der bevorstehenden Corona-Pandemie einhergehenden Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche, in deren Folge auch der Aufbau des Makerspaces in der Stadtbibliothek Neuss zum Teil anders verlief, als ursprünglich geplant.
Aufbau des Makerpace
Nachdem die Vorüberlegungen weitestgehend abgeschlossen und der Zuwendungsbescheid erteilt wurde, wurde innerhalb des Bibliotheksteams eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder als Ansprechpersonen für verschiedene Aspekte rund um den Makerspace fungieren. Ein Mitglied dieser Arbeitsgruppe ist die hauptverantwortliche „Makerspace-Beauftragte“, die für die inhaltliche Ausrichtung des Makerspaces zuständig ist, den Makerspace nach außen aber auch nach innen repräsentiert und die Vorstellungen und Wünsche Interessierter bei der Weiterentwicklung berücksichtigt.
Im Anschluss daran rückte die Bestellung von Medien, technischen Gerätschaften und Möbeln in den Vordergrund. Von Sitzgelegenheiten, Tischen und Aufbewahrungsmöglichkeiten wie Schränken abgesehen, die zur Grundausstattung jedes Makerspaces gehören, waren die bereits angesprochenen Themenfelder bei der Beschaffung einer Vielzahl unterschiedlichster Gegenstände ausschlaggebend, die größtenteils in der zweiten Jahreshälfte 2020 angeschafft wurden.
Diese Collage zeigt die Angebote des MakerspaceEin Blick in den Makerspace in Neuss.
Jeder dieser angeschafften Gegenstände lässt sich primär einem Themenfeld zuordnen. Bei der Auswahl wurde allerdings auch berücksichtigt, dass der Einsatz in anderen Bereichen möglich oder sogar erwünscht ist.
So wurde im Bereich Technische Angebote und Digitalisierung u.a. eine Digitalisierungsstation erworben und aufgebaut, mit der Interessierte die auf Musik-CDs, Schallplatten und VHS-Kassetten gespeicherten Daten in ein digitales Format konvertieren und so längerfristig sichern. Aber auch 3D-Drucker, die zusätzlich im Do-It-Yourself-Bereich Anwendung finden, sowie Notebooks und Tablets, die im Zusammenhang mit verschiedenen Veranstaltungen im Themenfeld Coding und Programmierung eingesetzt werden, gehörten zu den angeschafften technischen Gegenständen.
Digitalisierungsstation3D-Drucker Dieser 3D-Drucker kann auch Schokolade drucken
Speziell für den Do-It-Yourself-Bereich wurden Nähmaschinen und entsprechendes Zubehör erworben und bereitgestellt, mit denen Interessierte sowohl alleine als auch in Gruppen textile Handarbeiten durchführen. Mittels der verfügbaren UV-Lampen lässt sich spezielles Harz härten, das zur Herstellung von kleineren, farbenfrohen Objekten wie Schlüsselanhängern oder Schmuck geeignet ist. Ferner gehört auch eine Vielzahl an Experimentierkästen dazu, mit denen das Interesse von Kindern und Jugendlichen für den MINT-Bereich geweckt wird. Die beschafften Handschleifmaschinen finden auch im Bereich Urban Gardening Verwendung.
Auch Nähmaschinen gibt es in Neuss.UV-Lampe
Für den Bereich Serious Games (dt.: Lernspiele) wurde der Fokus auf den Gaming-Aspekt gelegt, bei dem das spielerische Lernen einen zentralen Stellenwert innehat. Geplant war die Anschaffung aktueller Konsolen, VR-Brillen sowie der entsprechenden Spiele und Software, die schließlich in den vom Makerspace räumlich getrennten Gaming-Bereich der Stadtbibliothek Neuss, der „Spielunke“, integriert werden sollte.
Bedauerlicherweise ließ sich dieses Handlungsfeld coronabedingt jedoch nur teilweise realisieren. Einige der Spielekonsolen, etwa die PlayStation 5 und die Xbox Series X, konnten aufgrund von Lieferengpässen nicht erworben werden, sodass ein Änderungsantrag notwendig wurde. Auch konnte der Gaming-Bereich seit Beginn der Corona-Pandemie aufgrund der Hygieneschutzbestimmungen nicht genutzt werden, sodass ursprünglich geplante Veranstaltungen in modifizierter Form im Makerspace selbst durchgeführt wurden.
Im Handlungsfeld Coding und Programmierung steht ebenfalls das Lernen im Vordergrund: Es wurden diverse Lernroboter angeschafft, darunter mehrere Bee-Bots, Wireless Thymios und je ein Klassensatz Ozobot Bit und Ozobot Evo. Kinder, Jugendliche aber auch interessierte Erwachsene erlernen mithilfe dieser Roboter spielerisch die Grundlagen des Programmierens. Einige dieser Modelle können mit den bereitgestellten Notebooks und Tablets verknüpft werden, was weitere Funktionen eröffnet. Ergänzend dazu wurden verschiedene Raspberry Pi-Komponenten erworben, mit denen zusätzlich zum Erwerb von Programmierkenntnissen auch der Umgang mit Hardware erprobt wird.
Bee-Bot in FahrtOzobotsThymios Roboter
Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz genießen im gesellschaftlichen Diskurs aktuell einen besonders hohen Stellenwert und sind nicht zuletzt deshalb auch für Bibliotheken interessant. Infolgedessen wurden im Bereich Urban Gardening Möbelpaletten und Pflanzeinsätze angeschafft, die unter Verwendung der u.a. zum Do-It-Yourself-Bereich gehörigen Werkzeuge von Kindern unter Begleitung bearbeitet und gestaltet wurden und nun als mobile Regalbeete die Bibliothek zieren und gleichzeitig die Funktion von Raumtrennern innehaben.
Stolz präsentieren die Kinder ihr mobiles Regalbeet aus Paletten.
Hinsichtlich der Bibliothek der Dinge wurde ein neues Lektorat, „Makerspace“ geschaffen und in das Bibliothekssystem der Stadtbibliothek Neuss integriert. Damit einhergehend wurden diverse (technische) Gegenstände inventarisiert, deren Anschaffung für den Einzelnen aus verschiedenen Gründen eher nicht geeignet sind und die nun von Interessierten in der Stadtbibliothek entliehen werden.
Veranstaltungen im Makerspace
Die im Projektantrag skizzierte Zeitschiene sah eine offizielle Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2020 vor, allerdings führten mehrere, auch mehrmonatige Schließungen der Bibliothek und die damit verbundene pandemiebedingte Umstrukturierung des Dienstleistungsspektrums hin zu überwiegend digitalen Ausprägungen zu einer allgemeinen Verzögerung des Zeitplans. Zwar erfolgte der Aufbau der Themenfelder im Jahr 2020, jedoch konnten die ersten Veranstaltungen erst im Frühjahr 2021 durchgeführt werden.
Zur Nacht der Bibliotheken am 19. März 2021 wurde der Makerspace erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Da zu diesem Zeitpunkt ein Publikumsverkehr innerhalb der Bibliothek coronabedingt nicht möglich war, wurden einige Tutorial-Videos im Makerspace aufgezeichnet, um die verschiedenen Veranstaltungsformate, die in vergleichbarer Form im weiteren Verlauf des Jahres auch vor Ort realisiert wurden, vorzustellen. Diese Videos sind über den YouTube-Kanal der Stadtbibliothek Neuss abrufbar.[2] Einige der in den Videos dargestellten Personen konnten direkt als ehrenamtlich Interessierte für den Makerspace gewonnen werden.
Im weiteren Verlauf des Jahres wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen im Makerspace durchgeführt. Unter Begleitung einer Werbekampagne, die über die Social-Media-Kanäle der Bibliothek, über Pressemitteilungen, Massenmails und über Aushänge an die Öffentlichkeit kommuniziert wurde, erfolgte die offizielle Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2021. Zum Tag der Eröffnung wurden im Rahmen mehrerer Familienveranstaltungen und mit tatkräftiger ehrenamtlicher Mithilfe u.a. Schnuffelkissen für Tiere genäht, die 3D-Drucker vorgestellt, Lernroboter programmiert und das Wissen zum Bau einer eigenen Spielekonsole mittels Klemmbausteinen und Raspberry Pi-Komponenten vermittelt.
Die nachfolgenden Bilder gewähren einen Einblick in die bisher im Makerspace durchgeführten Veranstaltungen.
Arcade-Konsole aus KlemmbausteinenEinfach mal machen: Kinder beim Zusammenbau eines Regalbeets…und beim Bepflanzen.Ein selbstgenähtes Schnuffelkissen in GebrauchEinführung in die Hardwaretechnik zur RobotikOzobot-LabyrinthOzobot-ParcoursRoboter Wireless Thymio in Aktion
Schlussbetrachtung und Ausblick
Der ursprüngliche Zeitplan eine Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2020 vor, was coronabedingt jedoch nicht realisiert werden konnte. Tatsächlich verschob sich die geplante Eröffnung um ein Jahr, sodass der Makerspace schließlich im Herbst 2021 offiziell eröffnet wurde. Die Inbetriebnahme hingegen konnte bereits ab dem Frühjahr 2021 erfolgen, zunächst wohl zuerst in einer digitalen Variante, im weiteren Verlauf des Jahres wurde jedoch die Durchführung von Veranstaltungen vor Ort endlich möglich.
Obschon die Nutzungszahlen von Veranstaltungsangeboten in der Corona-Pandemie bei allen Kultureinrichtungen generell spürbar zurückgingen, lässt sich inzwischen wieder ein leichter Anstieg verzeichnen, der Anlass zu verhaltenem Optimismus gibt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ein Jahr nach der ersten Nutzung des Makerspaces, finden mit steigender Tendenz ca. 1/3 aller Veranstaltungen der Stadtbibliothek Neuss im Makerspace statt. Der Makerspace ist somit zu einer tragenden Säule innerhalb des Veranstaltungsspektrums der Stadtbibliothek Neuss geworden und wird von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien rege genutzt.
Die Stadtbibliothek Neuss dankt dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen vielmals für die Bereitstellung der finanziellen Mittel im Rahmen der Bibliotheksförderung und den Ansprechpersonen der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW für die Beratung und Unterstützung hinsichtlich jeglicher die Förderung betreffender Fragestellungen. Insbesondere möchte sich die Stadtbibliothek Neuss für die Flexibilität unter Berücksichtigung der coronabedingten Umstände und die Bereitschaft zur Verlängerung des Durchführungszeitraumes bedanken, die einen erfolgreichen Abschluss des Projektes „Aufbau eines Makerspaces in der Stadtbibliothek Neuss“ erst ermöglichten.
Zu den Aufgaben von Bibliotheken gehören die Schulung der Recherchefähigkeit, der Medien- und Informationskompetenz aller Altersgruppen sowie die Unterstützung der Kindertagesstätten und Schulen bei der Leseförderung. Unter dem Motto „Bücher machen schlau, Handys doof? Genial ist doch, wer beides nutzt!“ hat das Balver Büchereiteam dazu 14 Angebote entwickelt, die Schulen und Kitasermutigen, neue und klassische Medien zu kombinieren.Das Projekt wurde im Rahmen der Landesförderung durch die Finanzierung von Tablet-PCs vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Mit erheblicher Verzögerung durch Corona, aber tollen Ergebnissen und Rückmeldungen ist das Landesprojekt „Leseförderung trifft Medienkompetenz“ an der Öffentlichen Bücherei Balve gestartet. Die bestellten Tablets trafen leider erst im Frühjahr 2021 ein, da der Anbieter Lieferschwierigkeiten bei den Geräten hatte. Als die Geräte dann kamen, war Deutschland im Lockdown, und bis Ende Mai 2021 war der Betrieb der Öffentlichen Bücherei Balve bis auf die kontaktlose Medienausgabe eingestellt. Dennoch gingen im Juni Einladungen an die Schulklassen, an dem neuen Tablet-gestützten Führungsprogramm teilzunehmen, so dass im gleichen Monat erstmals drei zweite Klassen in der Balver Bücherei an eine der neuen Bibliotheksführungen teilnehmen konnten.
Dank der Landesförderung konnte das Team der Bücherei das gesamte Programm für Schüler und Kita-Kids neu aufstellen. Schulen und Kitas können nun aus 14 Angeboten auswählen – die Themen gehen von Harry Potter über eine Zukunftswerkstatt bis zu Astrid Lindgren.
Ein Angebot ist zum Beispiel „Märchen im Schuhkarton“. Hier wird zunächst ein Märchen vorgelesen. Danach bekommen die Kinder den Auftrag einen Rapunzel-Turm aus Pappe zu basteln. Anschließend fotografieren die Kinder ihr Kunstwerk mit dem Tablet und bearbeiten es mit der App „PicsArt“. In der abschließenden Erzählrunde präsentieren alle ihre Ergebnisse.
Aufgabe der Schüler war es dabei, die Tablets in Gruppen mit bis zu drei Kindern sicher zu bedienen, die Bearbeitung von Fotos zu planen und spielerisch die möglichen Effekte zu erkunden. Dabei erfuhren die Zweitklässler auch, dass Fotos mit Rechten verbunden sind und nicht irgendwelche Fotos verschickt und in den Medien gezeigt werden dürfen. Die Kinder waren so stolz auf ihr Kunstwerk, dass einige noch Wochen später in die Bücherei kamen, um ihren Eltern „ihren“ Rapunzelturm zu zeigen.
Schöner Nebeneffekt: Da die Kinder bei der Führung erstmals auch die Möglichkeit erhielten, sich einen Büchereiausweis ausstellen zu lassen, gab es bereits zum Berichtszeitpunkt 114 Neuanmeldungen (2020 waren es insgesamt 93 Neuanmeldungen). Auch die Teilnahme am Sommer-Lese-Club mit knapp 100 Nutzern in 2020 steigerte sich auf 140 im Sommer 2021 – trotz Corona-Bedingungen.
In den Herbstferien buchte auch die OGS-Betreuung ihr Programm, dieses Mal die „Zukunftswerkstatt Bibliothek“. Die Schüler erhielten ihre Arbeitsaufträge über selbst erstellte Erklär-Videos auf dem Youtube-Kanal der Balver Bücherei. Anschließend programmierten sie den Lego Education Hub, ließen einen Vulkan mit Backpulver sprudeln und eine Wolke mit Haarspray entstehen.
Dank der neuen Geräte ist der Balver Bücherei ein wichtiger Schritt gelungen, um attraktiv und zukunftsfähig zu bleiben. In der Planung ist nun die Erneuerung der bestehenden Bildungspartnerschaften. Darin soll vereinbart werden, dass jedes Grundschulkind die Bücherei im Zuge seiner Laufbahn mindestens zweimal besucht haben soll und jedes Kindergartenkind mindestens einmal. Mit Hilfe der digitalgestützten Führungen soll so auch künftig die Medienkompetenz der Kinder gestärkt und die Bücherei als moderner, lebendiger Ort von Bildungspartnern und Kunden wahrgenommen werden.
Kontakt:
Steffie Friske Leitung Öffentliche Bücherei Balve Stadt Balve Widukindplatz 1 58802 Balve Telefon 02375/666 • s.friske@balve.de • www.balve.de