Bibliotheken sind Dienstleister und in den Regionalbibliothekskonferenzen unserer #DigitiativeNRW haben viele Kollegen geäußert, dass „die Kunden“ Mittelpunkt ihrer Arbeit sind. Eng damit verknüpft ist der häufig geäußerte Wunsch, dass man eine „Bibliothek für alle“ sein will. Aber wie können Bibliotheken dieses Versprechen auch einlösen und geht das überhaupt?
Beim ersten Treffen hat die AG „Zielgruppen und Angebotsprofile“ Personas beispielhafter Bibliothekskunden entworfen und festgehalten, welche Angebote diese von ihrer Bibliothek brauchen. Dabei sind manchmal ganz gegensätzliche Bedürfnisse formuliert worden: Ruhe und Action, Selbständigkeit oder „umsorgt werden“, neueste Technik nutzen oder im Gegenteil, erst einmal Fähigkeiten erlernen.
Beim zweiten Treffen haben die AG-Mitglieder gesammelt, welche Zielgruppen in ihren Bibliotheken mit Angeboten bedient werden. Dabei ist aufgefallen, dass ein großer Schwerpunkt auf Kindern, Jugendlichen und bildungsinteressierten Erwachsenen liegt. Andere Zielgruppen, die von der Bibliothek profitieren könnten, bleiben unterrepräsentiert oder sind im Gruppengespräch als schlecht zu erreichen charakterisiert worden.
Aber auch der Bibliotheksträger nimmt Einfluss darauf, welche Zielgruppen vorrangig bedient werden – und eine solche Auftragsklärung erleichtert planvolles Handeln. Die AG hält fest: Eine (bestenfalls) gemeinsam erarbeitete Vereinbarung kann für Zufriedenheit sorgen und die Entscheidungen für oder gegen Angebote erleichtern.
Nach der Bestandsaufnahme haben die AG-Teilnehmer sich mit der Frage „Wie kann die Zielgruppenarbeit verbessert werden?“ befasst und dabei die sogenannte „Walt-Disney-Methode“ angewendet.
Bei der Walt-Disney-Methode betrachten und diskutieren die Teilnehmenden ein Thema aus drei Blickwinkeln
Die erste Rolle ist der Visionär: „Think big“ und „Wünsch dir was“ ohne Schranken ist hier das Motto.
Die zweite ist die Rolle des Kritikers: Zu teuer! Zu viel Aufwand! Keine Zeit! Der Kritiker lässt kein gutes Haar an den Ideen.
Die dritte Rolle ist die des Realisten. Diese Rolle vermittelt zwischen den beiden Extremen und bietet eine machbare Lösung an. Die entstandenen Lösungsansätze für eine bessere Zielgruppenarbeit wird die AG nun für die Entwicklung von konkreten Maßnahmenideen weiterverfolgen.
Im dritten AG-Treffen ging es um das Thema Angebote – vor allem unter dem Gesichtspunkt der digitalen Teilhabe. Die Teilnehmer haben sich gegenseitig eigene Angebote vorgestellt und von der Fachstelle einen Input zu den „5 Bibliotheksfunktionen für eine digitale Gesellschaft“ erhalten. Auch die in der DigitiativeNRW noch geplante Einbeziehung der Träger, (der Kommunen) wurde diskutiert: Welche zukünftigen Aufgaben der Bibliotheken müssen die Träger erst kennen lernen und verstehen? Die AG-Teilnehmer sehen die Bibliothek als einen konsumfreien „safe Space“, der die Ungleichheiten des „digital divide“ überwinden hilft und der Vereinsamung vorbeugt.
Katrin Steuten