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5 Funktionen für eine digitale Gesellschaft: Bibliothek als Kultur- und Literaturort

Die Fachstelle hat als Hilfestellung zur strategischen Ausrichtung der Bibliothek das Kommunikationsmodell „Bibliotheksfunktionen für eine digitale Gesellschaft“ entwickelt. Der Funktionsrahmen umfasst 5 Funktionen und unterstützt Bibliotheken, Politik und Verwaltung dabei, das Bibliotheksprofil für ihre Kommune in der digitalen Gesellschaft zu schärfen. Diese Funktionen sind:

  • Ort für Wissen und Information
  • Digitales Kompetenzzentrum
  • Kultur- und Literaturort
  • Ort für Inspiration
  • Kommunaler Begegnungs- und Kommunikationsort

In 5 Blog-Beiträgen stellen wir Ihnen die einzelnen Bibliotheksfunktionen vor. Dabei wird zunächst die gesellschaftliche Relevanz der Funktion beschrieben (warum?). Dann wird der Inhalt skizziert (was?). Und schließlich gibt es Hinweise auf die notwendigen Ressourcen, die zur Umsetzung der Funktion in den Blick genommen werden sollten (wie?). Hier werden Anforderungen an Raum, Bestand, Technik und Mitarbeiterkompetenzen beispielhaft aufgezählt.

Teil 3: Szene statt Theater: Bibliothek als Kultur- und Literaturort

Die gesellschaftliche Relevanz dieser Funktion

Kunst und Kultur ermöglichen die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, ihren Normen und Wertvorstellungen auf vielfältige Weise. Im allgemeinbildenden Schulsystem sammeln Kinder und Jugendliche erste Erfahrungen mit künstlerischer Bildung. In den Fächern Kunst, Musik, Deutsch und den fremdsprachlichen Unterrichtsfächern kommen sie im Laufe ihrer Schulzeit mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten, die Literatur, Musik und die bildendenden Künste bieten, in Kontakt.

Viele außerschulische kulturelle Bildungseinrichtungen, wie Kunst- und Musikschulen oder Kunst- und Literaturvereine, wenden sich ebenfalls an Kinder und Jugendliche und ermöglichen ihnen, ihre individuellen künstlerischen Interessen zu entwickeln und zu vertiefen.
Kultureinrichtungen wie Theater, Orchester und Museen bieten den Zugang für alle Altersgruppen zu spartenspezifischen Angeboten.

Sowohl im ländlichen als auch im urbanen Raum gibt es jedoch nur wenige Orte, an denen man ohne ein zielgerichtetes Interesse (zufällig) mit den unterschiedlichen Kunst- und Kulturrichtungen in Kontakt kommen kann. Orte, an denen lokale Künstlerinnen ebenso wie Autorinnen mit ihrem Publikum und das interessierte Publikum untereinander in den Dialog treten, gewinnen jedoch in der digitalen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung.

Als sogenannte „Dritte Orte“ vernetzen sich Bibliotheken zunehmend nicht nur mit der Literaturszene in ihrer Kommune, sondern knüpfen Kontakte zu den verschiedenen Kultureinrichtungen und -schaffenden in ihrem Einzugsgebiet. Sie sind nicht-kommerzielle Orte, an denen man ohne Konsumzwang, wohnortnah in einer kommunikativen Umgebung am kulturellen Leben teilnehmen kann. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und Zusammenhalt.

Was umfasst diese Funktion?

Die Bibliothek als Kultur- und Literaturort

  • bietet eine breite Auswahl an Literatur für das individuelle Lesen,
  • fördert durch vielseitige Angebote, wie z.B. Lesungen, Schreibwerkstätten, Bilderbuchkinos, Medienkisten, die Lust am Lesen,
  • eröffnet durch Ausstellungen, Musikveranstaltungen, Theatervorstellungen und andere Maßnahmen einen zwanglosen Zugang zu allen Kultur- und Kunstrichtungen,
  • ist für alle gesellschaftlichen Schichten ein niedrigschwelliges Portal zur örtliche Kultur und Literaturszene,
  • ist ein anerkannter Netzwerkpartner in der lokalen Kulturszene.

Ressourcen: Anforderungen an Raum, Bestand, Technik und Mitarbeiterkompetenzen

Die aufgeführten Anforderungen an die Ressourcen dienen ausschließlich der Veranschaulichung und sind nicht als abschließende Aufzählung zu verstehen. Zudem kann die konkrete Ausgestaltung einer Funktion für den jeweiligen Bibliotheksstandort nur unter Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen vor Ort erfolgen: dem jeweiligen Umfeld, dem politischen Gestaltungswillen und der Ressourcenverfügbarkeit.

Raum:

  • Die Bibliothek ist eine „Location mit Event- Charakter“.
  • Die Bibliothek verfügt über eine angemessene Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche einschließlich einer Bühne (flexibel und/oder fest installiert).
  • Ihr Veranstaltungsmobiliar ist auf die speziellen Anforderungen ihres Veranstaltungsangebotes abgestimmt.
  • Sie bietet unterschiedliche Aufenthaltsmöglichkeiten (Leseecke, Gruppen- und Einzelplätze usw.)
  • Sie verfügt über eine Cateringausstattung (z.B. Teeküche, Selbstbedienungscafé).
  • Der Raum ist soweit möglich schallgedämpft.
  • Es ist ein Stuhllager/Lager für Veranstaltungsmobiliar vorhanden.

Technik:

  • Die Bibliothek verfügt über Präsentationstechnik auf neustem Stand.
  • Eine auf die Veranstaltungsangebote angepasste Bühnen- und Tontechnik ist vorhanden.
  • Für Ausstellungen geeignete Beleuchtungstechnik ist installiert.
  • Die Bibliothek verfügt über qualitativ hochwertiges und kostenfreies WLAN.
  • Eine digitale Anzeigentafel verweist auf Kulturveranstaltungen in der Kommune.

Bestand:

  • Die Bibliothek verfügt über ein vielfältiges Literaturangebot für alle Altersgruppen.
  • Ein Schwerpunkt liegt auf dem Themenbereich Kunst und Kultur mit besonderem Augenmerk auf lokal relevante Themen.
  • Die Bereithaltung von Sonderbeständen (z.B. Artothek, Noten) ist auf den örtlichen Bedarf abgestimmt.
  • Es gibt ein umfassendes Informationsangebot über die Angebote anderer Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden vor Ort (z.B. Broschürensammlung).

Kompetenzen:

  • Die Mitarbeiter*innen zeichnen sich durch hohe Vernetzungskompetenz aus.
  • Die Mitarbeiter*innen sind sicher im Projekt- und Organisationsmanagement.

Den kompletten Funktionsrahmen können Sie auch hier als pdf downloaden:

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