Alle Artikel in der Kategorie “Praxisberichte

Ergebnisberichte zu Projekten, die mithilfe von Landesmitteln umgesetzt wurden.

Weitere Informationen zur Förderung von Öffentlichen Bibliotheken in NRW

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Werl: Die Vorteile einer mobilen Gamingstation

Gaming ist längst kein reines Entertainment-Thema mehr. Gaming und Gamification gehen über das reine „Zocken“ hinaus. So werden Games, Gamification und Game-Mechaniken für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte und in der Forschung eingesetzt, wie z. B. für die Simulation komplexer Systeme genutzt. So wird z.B. das Spiel „Minecraft“ eingesetzt, um allerlei Bauwerke nachzubilden. Spieler können damit komplexe Gebilde, bis hin zum virtuell begehbaren und funktionsfähigen Computer konstruieren. Auch viele Bibliotheken richten einen Gamingbereich ein und bieten damit vor allem Kindern und Jugendlichen einen Ort zum gemeinsamen Spielen. In der Stadtbücherei Werl wurde mit Unterstützung durch Projektmittel des Landes Nordrhein-Westfalen eine mobile Gamingstation eingerichtet.

Sommerleseclub als Startschuss

Im Sommer 2019 bot die Bibliothek Werl im Rahmen des Sommerleseclubs (SLC) ein Gamingangebot an. Die Veranstaltungen kamen bei den Kindern und Jugendlichen so gut an, dass sie auch danach regelmäßig in der Bibliothek zocken wollten. Ein Angebot, dass es so noch nicht gab. Dies war der Startschuss für das Gamingprojekt in der Stadtbibliothek Werl.

Mobil schlägt stationär

Zunächst musste das Team überlegen, wie und wo sich eine Gamingmöglichkeit in der Bibliothek integrieren ließ. Da sich die gesamte Stadtbücherei über eine offene Fläche ohne feste Trennung erstreckt und diese so auch für Veranstaltungen genutzt wird (Regale sind z.T. rollbar), entschied sich das Team für eine mobile Gamingstation. Sie kann nicht nur flexibel im Raum eingesetzt werden, sie ist zudem vielfältiger nutzbar. So kann zum Beispiel der Bildschirm auch für das regelmäßig stattfindende Bilderbuchkino, Schulungen oder Klassenführungen genutzt werden. Zudem ist sie leicht zu bedienen und einfach aufzustellen.

Ein weiteres Kriterium: Das technische Equipment kann schnell und sicher verstaut werden. Das Team entschied sich für das mobile Flightcase mit integriertem Bildschirm und Konsolen von der Firma „Tracs“ aus Belgien. Das Flightcase hat die Abmessungen 1m x 1,25 m x 0,64 m (HxBxT). In dem Transportkoffer befinden neben einem versenkbaren Gaming-Bildschirm auch die drei aktuell gängigsten Konsolen (Nintendo Switch, Sony Playstation5 und XBox) inklusive Controller. Die Box ist durch Rollen mobil und daher in der gesamten Bücherei einsetzbar.

Ausgefallen wegen Corona: Gamingreihe zum gemeinschaftlichen Spielen und Mädchen-Spiel-Tage

Ursprünglich sollte die Gamingstation im Rahmen des Sommerleseclubs 2020 eingeweiht werden. Es war eine Gaming-Reihe geplant. Die Gamingstation sollte an zwei Tagen in der Woche zum Spielen bereitstehen.

An einem der beiden Tage sollten gezielt Spiele angeboten werden, die nur in der Gruppe gespielt werden können, zum Beispiel das Motion-Controller-Spiel „Johann Sebastian Joust“ für bis zu sieben Spieler. Zum Spielen benötigt man bei diesem Game nicht einmal einen Bildschirm. Es wird mit Klängen, Vibration und dem LED-Licht auf dem Move-Motion-Controller gespielt.

An dem anderen Tag sollte es Spiele geben, die zum „Zocken“ einladen. Aber auch hier sollten es keine „Singleplayer-Game“ sein. Das gemeinschaftliche Spielen sollte im Vordergrund stehen. Außerdem sollte es auch reine Mädchen-Spiel-Tage geben.

Durch die Corona-Pandemie musste die Veranstaltungsreihe ausfallen, da der Sommerleseclubs in diesem Jahr nicht stattfand. Auch im Jahr 2021 konnten diese Veranstaltungen nicht stattfinden. Zum einen aufgrund der Pandemie. Zum anderen wegen einer grundlegenden Renovierung, bei der die Stadtbücherei zeitweise in anderen, sehr beengten Räumlichkeiten untergebracht war. Außerdem gab es Lieferschwierigkeiten beim Flightcase.

Gamingstation wird Teil des Ferienangebots der Stadt Werl

2022 konnte die Gamingstation dann endlich eingeweiht werden. Allerdings nicht ganz so wie geplant. Die Box kam dann in den Osterferien als zusätzliches Ferienangebot der Stadt zum Einsatz. Die Stadtbücherei lud alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein, die neue Gamingstation auszutesten und gegen die Wette „Mario Kart 8“, „FIFA 22“ oder gemeinsam „Mario Party Superstars“ auf der Nintendo Switch zu zocken.

Nach den Osterferien startete dann die neue „GamingZone“-Reihe. Immer montags nachmittags von 14-18 Uhr können nun Interessierte mit den Konsolen aus der Box spielen.

Fazit: Gamingbereich fördert soziales Miteinander

Seit dem ersten Tag wird die Gamingstation fleißig genutzt und auf Herz und Nieren getestet. Es entstand eine tolle Dynamik: Die älteren Kinder zeigen den Jüngeren immer wieder gerne Tricks, z. B. wie man bei „FIFA 22“ besser schießen kann. Zeitweise brachten einige Kinder auch ihre eigene Nintendo Switch mit, sodass insgesamt 12 Spieler gleichzeitig durch die Welten von „Mario“ rasten. Verschiedene Sprachen, unterschiedliche Herkunft oder Altersunterschiede waren bisher kein Hinderungsgrund miteinander zu spielen. Inzwischen haben sich neue Freundschaften entwickelt und die Kinder treffen sich hier regelmäßig zum Zocken!

Das Werler Team freut sich, dass die Gamingstation die Bibliothek zu einem beliebten Treffpunkt bei Kindern und Jugendlichen macht.

Infos zu Werl und zur Bibliothek:

Die einstige Sälzerstadt Werl, gelegen zwischen Sauerland, Münsterland und Ruhrgebiet im Herzen Westfalens, ist die drittgrößten Stadt des Kreises Soest mit rund 32.000 Einwohner. Die kommunale Stadtbücherei Werl ist in einer ca. 600 qm² barrierefreien Räumlichkeit mitten in der Werler Fußgängerzone untergebracht. Die Bücherei gliedert sich einen kombinierten Café- und Arbeitsplatzbereich, die klassischen Roman- und Sachbuchbereiche und über eine Kinder- und Jugendbücherei. Fünf hauptamtliche Mitarbeiter, verteilt auf drei Personalstellen sind in der Stadtbücherei tätig.

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Greven: Aufbau einer Bibliothek der DINGE – Hilfsmittel für den Alltag verleihen

In der Stadtbibliothek Greven wurde 2021 mit Unterstützung durch Projektmittel des Landes Nordrhein-Westfalen eine Bibliothek der DINGE konzipiert und eingerichtet. Gegenstände, die im Alltag eher selten benötigt werden, können in der Bibliothek ausgeliehen und somit von vielen genutzt werden. Dies schont Ressourcen und trägt zum nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen bei.

Eine „Bibliothek der DINGE“ bietet viele Vorteile. Die nötige Infrastruktur ist vorhanden: Öffnungszeiten, großer Kundenstamm, Verbuchungs- und Mahnsystem. Die Ausleihe sogenannter „DINGE“ ist nachhaltig, ökologisch und eröffnet über die klassische Ausleihe des Medienbestands die soziale Teilhabe im Alltag. Nutzerinnen und Nutzer aller Altersgruppen erhalten Zugang zu Hilfsmitteln für den Alltag, indem sie beispielsweise ein neues Gerät ausprobieren können. In unser Projekt wurden bereits vorhandene DINGE – Robotik und Tools für Veranstaltungen – integriert und durch ca. 60 neue DINGE im Wert von 4.750 Euro ergänzt. 3 Schließfachschränke mit Acrylglastüren dienen als Präsentationsmöbel.

Eingekauft wurden DINGE aus verschiedenen Bereichen, die man nur gelegentlich braucht oder ausprobieren möchte. Durchgeführt wurde das Projekt vom gesamten Team, insbesondere den beiden Auszubildenden.

So sind wir vorgegangen – eine Checkliste
Je nach Ausrichtung der Bibliothek kann eine Bibliothek der DINGE anders gefüllt werden. Zu Beginn hat das Team die Grenzen der Bibliothek der DINGE festgelegt:

  • Keine Anschaffung von handwerklichen DINGEN, die man auch kommerziell leihen kann.
  • Keine Anschaffung von DINGEN, die mit Lebensmitteln in Verbindung kommen (der Bibliothek steht keine Spülmaschine zur Verfügung).
  • DINGE über 300 Euro sind die Ausnahme

Welche DINGE?
Wir haben uns für eine breite Auswahl entschieden, orientiert an den Kundinnen und Kunden, die die Bibliothek nutzen.

  • Recherche: Brainstorming im Team und in Bekanntenkreisen / Umfrage digital und mit Flyern: viele unserer Ideen haben sich dort bestätigt, manche neue kamen hinzu / Angebot anderer Bibliotheken / Praxis-Erfahrungen
  • Einteilung in 5 Kategorien: Haushalt und Handwerk / Robotik / Medien und Kommunikation / Musikinstrumente / Spiel und Spaß

Auswahl und Einkauf
Kolleg*innen aus dem Team haben sich um die DINGE gekümmert, für die sie sich interessieren und bei denen sie über Vorkenntnisse verfügen. Bei der Auswahl von Marken und Bezugsquellen wurde auf Vorkenntnisse im Bibliotheksteam, Austausch mit Kolleg*innen und im Bekanntenkreis sowie Testberichte zurückgegriffen. Zwei Grundsatzentscheidungen wurden im Team getroffen:

  • Zusatzmaterial wird mit angeboten, da es den Kundinnen und Kunden die Nutzung der DINGE erleichtert (Spulen für Nähmaschine, Stimmgerät für Gitarre …).
  • Verbrauchsmaterial wird nicht gekauft! Wir haben entschieden, dass die Entleiher das Verbrauchsmaterial in der Regel selber kaufen müssen.

Verpackung / Präsentation
In Greven kann man nicht in der Nähe der Bibliothek parken. Deshalb musste der Transport mit dem Fahrrad oder zum 500 m weit entfernten PKW mit bedacht werden.

  • möglichst Originalverpackung (Stabil? Werbewirksam?)
  • Ersatzverpackung (z.B. Clickboxen, Transporttaschen …)
  • Anhänger wurden mithilfe des 3D-Druckers gedruckt (inkl. Logo der Bibliothek und Fläche für Barcode und RFID-Code)
  • Abschließbare Taschenschränke mit Acrylglastüren. Keine feste Zuordnung zu einem Fach, so können die Fächer für die DINGE besser ausgenutzt werden. Abgeschlossen werden nur Fächer in denen DINGE mit einem Wert über 300 Euro aufbewahrt werden.

Ausleihbedingungen
So einfach und so wenig reglementiert wie möglich. In der Regel im Rahmen der Selbstverbuchung ausleihbar.

  • Keine Versicherung. Schon vorher haben wir viele DINGE ausgeliehen und damit positive Erfahrungen gemacht. Beschädigungen kommen selten vor. Das deckt sich mit den Erfahrungen der von uns kontaktierten Bibliotheken.
  • Keine Altersbegrenzung. Ausnahmen: Beamer erst ab 18 Jahren ausleihbar (hoher Preis), VR-Brille (Jugendschutz)
  • 4 Wochen Leihfrist, Verlängerung und Vormerkung sind möglich. Reservierung zu einem Termin nur in Ausnahmefällen (z.B. Beamer).
  • RFID-Codes sind möglichst „auf dem Boden“ des Gegenstandes oder des Kartons aufgeklebt. So ist Selbstverbuchung bei fast allen DINGEN möglich. Rückgabe meist über die Theke.
  • Kontrolle nach Rückgabe: bei Rückgabe an der Theke wird Entleiher nach Schäden befragt, im Anschluss meist nur Sichtkontrolle. Ggf. Kontrolle auf Vollständigkeit, nur bei VR-Brille wird Funktionalität (aufgespielte Filme) geprüft.

Sichtbarkeit
Ein breit gefächertes Angebot muss kommuniziert werden. Die Kundinnen und Kunden müssen eine Idee davon bekommen, was sie bei uns entleihen können. Dies geht am einfachsten über Bilder.

Wir haben alle DINGE fotografiert und das Bild „freigestellt“ (ohne Hintergrund).

Die Fotos werden für das Produktblatt, den OPAC und vielfältige Werbemöglichkeiten genutzt.  

Produktblatt / Katalogisierung / Homepage / OPAC
Für die Medienbearbeitung wurde eine Checkliste erarbeitet.

  • Für jeden Gegenstand wird ein Produktblatt entwickelt und dem DING beigelegt. Die Produktblätter sind Quelle für die Katalogisierung. Sie beinhalten
    • Auflistung der Inhalte des Ausleihpaketes
    • Hinweis auf die Bedienungsanleitung
    • Angabe von Besonderheiten und Sicherheitshinweise
  • Die Produktblätter sind auf der Homepage verlinkt (inkl. Link im OPAC)
  • Katalogisierung erfolgt nach RDA, bei den DINGEN allerdings nach eigenen Regeln.
  • Im OPAC wurden die Bilder eingefügt. Die Verknüpfung erfolgt über einen EAN-Code (oder Fantasie-Code). Darüber hinaus sind alle DINGE über die Medientipps zu finden.  

Öffentlichkeitsarbeit / Werbung / Veranstaltungen
Die Fotos der DINGE sind frei kombinierbar. So kann über alle Medien immer wieder in neuen Kombinationen für die DINGE geworben werden. Zielgruppen: Kinder, Handwerker, Schule, Büro, etc.

Werbung vor Ort: 
Das Projekt stößt auf viel Interesse. Es gab eine Vorstellung im Kulturausschuss, Nachfragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und Kooperationseinladungen verschiedener Vereine und Institutionen. Darüber hinaus wurden Werbemaßnahmen umgesetzt:

  • Ein Rahmenplakat ermöglicht es Fotos mit wenig Aufwand in immer neuen Zusammenstellungen zu arrangieren.
  • Fotos in „Magnettaschen“ am Metallschrank und an einer Metallleiste im Treppenhaus. Vorteil: Es können immer wieder Fotos von DINGEN ergänzt bzw. ausgetauscht werden
  • DINGE in Schaufenstern und im Ausstellungsbereich sind Hingucker und lassen sich gut mit anderen Medien kombinieren.

Homepage / Social Media:

  • Internetauftritt auf der Homepage mit der Möglichkeit, Anschaffungswünsche für weitere DINGE abzugeben.
  • Fotos von der Bibliothek der DINGE eignen sehr gut für Social Media. Verschiedene Posts sind möglich: Anschaffungen, Saisonal passende Angebote / Adventskalender / DINGE „in Aktion“
  • Resonanz aus dem Team: Gegenstände eigenen sich besser als Bücher für Werbemaßnahmen.

Veranstaltungen:

  • Tag der DINGE geplant: in der ganzen Bibliothek kann man DINGE ausprobieren.
  • Workshops: Plotter, Robotik …
  • Make IT-Tage und Stationen mit verschiedenen Schwerpunkten der Bibliothek der DINGE
  • Veranstaltungen mit Schulklassen und Multiplikatoren

Aktualisierung der Bibliothek der DINGE

  • Die DINGE werden wie ein Lektorat behandelt: mit Budget, Bestandskontrolle, Aussonderung, Anschaffung von neuen DINGEN
  • Die von Kunden im Gespräch oder über ein Kontaktformular gesammelten Anschaffungsvorschläge werden ausgewertet und sind eine wichtige Quelle für den Neukauf

Fazit: Überwältigende Resonanz
In 2022 wurden die DINGE in 3 Monaten durchschnittlich 2,4 mal entliehen. Damit wurde ein erstes Ziel übertroffen. Überwältigend war die positive Resonanz zu unserem Vorhaben, die wir in Gesprächen erfahren haben. Verbände, Schulen und andere Kooperationspartner zeigten sich interessiert und boten ihre Zusammenarbeit an (z.B. Hinweis bei Anfängerkursen in der Musikschule). Die Presse und die WDR Lokalzeit Münsterland berichteten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die DINGE auch im Bibliotheksalltag, u.a. für Veranstaltungen und Workshops, genutzt werden können (Bollerwagen, Plotter, Karaokemaschine als Tonanlage, Diskokugel …).

Greven – eine Mittelstadtbibliothek im Münsterland 
Greven ist eine wachsende Stadt, ca. 15 km von Münster entfernt, mit 38.800 Einwohnern. Die kommunale Stadtbibliothek hat 5,1 Personalstellen. Sie zeichnet sich durch viele Besucher, enge Kontakte zu Schulen (2019: 450 Besuche von Klassen und Gruppen), gute EDV-Ausstattung und das Make IT-Konzept aus.

Ansprechpartnerin:

Sigrid Högemann
stadtbibliothek@stadt-greven.de
Stadtbibliothek Greven
Kirchstr. 3
48268 Greven

Projektzeitraum: Juni 2021 bis Dezember 2021
Das Projekt wird seit Anfang 2022 mit Eigenmitteln fortgeführt.

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Mönchengladbach: Hands on die digitale Welt begreifen „DigiHub – MediaLab – MakerSpace“

Angesichts des Herausforderungen der Digitalisierung und der Wandels zur Wissensgesellschaft kommt dem Zugang zu Information, technischer Infrastruktur und digital-medialer Kompetenz eine enorme Bedeutung zu. Bibliotheken reagieren seit Jahren sehr engagiert auf die Veränderungsnotwendigkeit durch die Digitalisierung und tragen so maßgeblich zur digitalen Teilhabe für alle Bevölkerungsschichten und Generationen bei. Das Projekt „DigiHub – MediaLab – MakerSpace“ der Stadtbibliothek Mönchengladbach zeigt, wie Bibliotheken niederschwellig die digitale Teilhabe der Stadt(gesellschaft) stärken können. Gefördert wurde das Projekt durch Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen.

Gestartet hat die Stadtbibliothek das neue Angebot im Sommer 2020 mit Eröffnung der Pop-Up-Bib, dem 600 qm großen Interimsquartier der Zentralbibliothek in Mönchengladbach. Die Interims-Bibliothek ist Labor und Werkstatt für die Zentralbibliothek der Zukunft zb+. Daher wurden trotz der sehr begrenzten Fläche 80 qm für den MakerSpace eingeplant.

Vielfältige technische Ausstattung

Auszustattende Bereiche waren laut Konzept „Roboting, Konstruktion und
Programmierung“, „Virtual und Augmented Reality“, „Kreativität Maker“ und „Mobiles
Arbeiten“. So wurde ein Lasercutter, ein Schneideplotter – ergänzt durch eine
Thermotransferpresse -, ein 3D-Drucker und -Scanner sowie ein Hochleistungs-Rechner
nebst Grafik-Tablet gekauft. Zusätzlich wurden Heißluftgeräte und 3D-Pens beschafft, die
vor allem für die Veranstaltungsarbeit genutzt werden.

Für das MakerMobil wurde ein weiterer, mobiler 3D-Drucker erworben. Ergänzt wird der MakerSpace durch das MedienLabor, das zahlreiche Robotik- und Coding-Tools bereithält. Tools wie die Sense Box ermöglichen die Verbindung von digitaler Bildung mit Bildung für nachhaltige Entwicklung. Viele Tools sind in Gruppen-/Klassenstärke vorhanden und ausleihbar.

Zu den Geräten für das mobile Arbeiten gehören unter anderem ein iPad Koffer mit Apple Pencils und Apple TV für die bibliotheks- und medienpädagogische als auch Veranstaltungs-Arbeit, sowie Laptops und ergänzende Monitore – zum Beispiel für Coding-Workshops. Im Bereich Virtual und Augmented Reality werden nicht nur VR-Brillen, Merge Cubes und AR-Globen angeboten, sondern auch die App Expeditions Pro.

Der Raum verfügt über flächendeckendes W-LAN und wurde mit Maker-Tischen und Steckdosen-Würfeln ausgestattet.

Nutzung und Vermittlung: Vor Ort und auf zwei Rädern

Im Rahmen des Projekts „Hands on die digitale Welt begreifen: DigiHub – MediaLab –
Makerspace“ wurden verschiedene Nutzungs- und Vermittlungskonzepte umgesetzt. So ist die
Nutzung nicht nur vor Ort möglich: Neben dem Verleih von Tools wirkt die Bibliothek mit
ihrem elektro-getriebenen MakerMobil auch im öffentlichen Raum – Medienkompetenz auf
zwei Rädern! Vor dem Hintergrund von Corona wurden Veranstaltungen auch hybrid oder
vollständig digital durchgeführt. Die im Projekt beschafften Tablets konnten dabei
Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden, die nicht über eigene Ausstattung verfügen.

Der Workshop „3D Druck meets Cosplay“, der durch seinen kreativen und technischen
Ansatz sowohl generationenübergreifend, als auch unabhängig von der geschlechtlichen Identität Anklang gefunden hat, konnte aufgrund von Corona leider nur hybrid stattfinden. Die
Workshopleiter*innen demonstrierten den Teilnehmenden Geräte wie den 3D-Drucker online
aus dem MakerSpace. Kooperationspartner war das Jugendclubhaus Westend. Die
Bedeutung der Maker-Angebote als niedrigschwelligen Einstieg in und Motivation für digitale
Bildung hob das Team der Jugendfreizeiteinrichtung hervor.

Lizenz-Workshops ermöglichen eigenständige Nutzung

Das Konzept sah auch vor, dass Bibliothekskund*innen und Multiplikator*innen die Geräte im MakerSpace vor Ort auch unabhängig von den Bibliotheksmitarbeitenden nutzen können. Möglich wurde dies durch Lizenz-Workshops. Nach Teilnahme dürfen Bibliothekskundinnen Lasercutter, Schneideplotter und 3D-Drucker eigenständig nutzen. Die Lizenz-Workshops finden regelmäßig zweimal wöchentlich statt, sodass viele Interessierte erreicht werden können.

Bisher hat sich das Modell als zielführend erwiesen. Dabei reicht das Spektrum von Privatpersonen – Großvater und Enkelin, 50-jährige Hobby-Schmuckdesignerin, Musiker – über Schülerinnen, die z.B. im Informatik-Unterricht erstellte 3D-Dateien ausdrucken bis zu Profis, die die technische Ausstattung etwa für die Erstellung von Schablonen oder Prototyping nutzen. Auch Multiplikatorinnen wurden geschult, die die Geräte wiederum einer weiteren Zielgruppe gezeigt und Projekte umgesetzt haben, z.B. ein örtliches Berufsbildungszentrum mit insgesamt 100 Teilnehmenden. Die Nutzung ist nach Buchung kostenfrei während der Öffnungszeiten möglich.

Coding-Workshops: Kultuhacker und Mach dein DigiDing

Da der Raum auch über Laptops nebst Zubehör verfügt, konnten auch mehrere mehrtägige
Coding-Workshops in der Pop-Up-Bib durchgeführt werden. Unter anderem die „Kulturhacker“ und „Mach dein DigiDing“. Bei dem ersten Projekt konnten Jugendliche ihren eigenen Lieblingshelden via Scratch Leben einhauchen. Der zweite Workshop war ein Upcycling-Projekt, bei dem sowohl Roboter als auch Alarmanlagen kreiert und programmiert wurden. Beide Projekte wurden mit dem Kooperationspartner zdi Mönchengladbach durchgeführt. Beim MakerDay mit dem zdi Mönchengladbach galt: eine Gesamtschulklasse, ein MakerSpace mit vielen Stationen von 3D-Druck bis Robotik gleich jede Menge lernen und MINT-Spaß. Der Clou: Alle Teilnehmenden konnten eine individuell gestaltete Lampe als Gadget mit nach Hause nehmen.

Der iPad Koffer nebst Zubehör wird bei der bibliothekspädagogischen Arbeit mit Schulen und
Institutionen genutzt, aber auch bei Zeichen-Workshops mit der App Procreate eingesetzt. Die Workshops sind bei Alt und Jung sowie auch unabhängig von der geschlechtlichen Identität sehr beliebt.

Der Raum eignet sich auch für partizipative Formate. So fand eine Bürgerbeteiligung zum Thema Smart City statt. Mit dem technischen Angebot und der Ausstattung im Bereich Robotik und Coding konnte die Stadtbibliothek praktisch und zum Anfassen zeigen, was es bedeutet digital zu sein und digitales, lebenslanges Lernen greifbar machen.

Das MakerMobil: Wissen und Technik to go

Mit dem MakerMobil kommt der MakerSpace in die Stadt und zu den Menschen. Während des ParkingDays im Rahmen der Mobilitätswoche im September 2021 hat die Stadtbibliothek Mönchengladbach etwa gezeigt, wie man mit einem vollgepackten Lastenfahrrad nachhaltig unterwegs ist, dank 3D-Drucker Ersatzteile to go produzieren und mit der SenseBox Umweltemissionen messen kann. Beim SmartCity Summit im November 2021 wurde deutlich, dass die Stadt Mönchengladbach mit ihrer Stadtbibliothek schon smart unterwegs ist und für digitale Teilhabe sorgt. Während der „Pausenplattform“ beim Kooperationspartner Jugendclubhaus Westend präsentieren Bibliotheksmitarbeitende kreative Maker-Ideen und brachten Gaming mit für Schülerinnen der benachbarten Realschule. Wenn das MakerMobil nicht unterwegs ist, wird es im MakerSpace vor Ort bei Workshops mobil im Raum eingesetzt.

Das MakerMobil auf einer Veranstaltung in der Stadt im Einsatz.


MakerSpace lebt von Kooperationen
Vernetzungen und Kooperationen wurden ausgebaut, neue Kooperationen kamen hinzu. Eine Auswahl von Partnerinnen: das zdi, die Hochschule Niederrhein, der Dorfcampus Wanlo e.V., Rockid e. V.. Die Bibliothek ist als assoziierte Partnerin aktiv im Verbundprojekt „MINT in Mind“ der Region Mittlerer Niederrhein. Das Projekt ist Teil der Maßnahme „Regionale Cluster für MINT-Bildung von Jugendlichen“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für den Zeitraum von Dezember 2020 bis Dezember 2023 gefördert. Hier sollen vor allem junge Frauen mit Migrationshintergrund für das Thema MINT begeistert werden.

In Kooperation mit den Medienberatern und dem Kompetenzteam wurden Einführungsveranstaltungen und Workshops für Erzieherinnen und Lehrerinnen durchgeführt, soweit Corona das möglich machte. Das Interesse war und ist groß. Die Leitung des Fachbereichs Schule und Sport ist begeistert von den Möglichkeiten des MakerSpace, der die schulische Digitalausstattung sehr gut ergänzt.

Zielgerichteter Marketing-Mix macht MakerSpace zur Marke

Die Stadtbibliothek hat gezielte Marketing-Maßnahmen entwickelt, um die neuen Angebote bekannt zu machen und den MakerSpace der Stadtbibliothek als Marke in Mönchengladbach zu etablieren. Ein City-Light-Plakat war in der ganzen Stadt nicht zu übersehen. Das gilt übrigens auch für das im Design des MakerSpace gestaltete elektrogetriebene MakerMobil. Das Stadtmagazin Port01 sprach mit einem Bericht und einer Anzeige speziell junge Leute an. In auffälliger runder Form kamen Flyer und Aufkleber daher. Die werden vor allem vom jüngeren Publikum gern genutzt, um ihre mobilen Endgeräte zu labeln. Blöcke in ansprechender Dot-Optik dienen der ganz analogen Entwicklung neuer Ideen und dem Notieren wichtiger Infos. Erstmals setzte die Stadtbibliothek bei Social Media nicht nur auf eigene Posts, sondern schaltete bei Facebook auch Anzeigen. Die Werbung hat sich ausgezahlt und wird zukünftig häufiger eingesetzt. Das praktische Machen unterstützt der MakerSpace-Zollstock. Kamera-Abdeckungen, so genannte „Webcam-Cover“, verbinden intelligente Werbung mit Sensibilisierung für Datenschutz/Datensicherheit.

Fazit: MakerSpace macht Potenzial der Stadtbibliothek bei Bürgern, Institutionen und Politik sichtbar

Das Projekt-Ziel wurde trotz erschwerter Bedingungen erreicht. Nicht nur haben Bibliothekskundinnen die Stadtbibliothek neu entdeckt – es konnten auch neue Personen und Gruppen für die Bibliothek und das Thema Digitalisierung gewonnen werden. Das Projekt inspiriert sogar Menschen für digitale Bildung, die vormals gar kein Interesse daran hatten. Die Stadtbibliothek hat ihr Potenzial zu niedrigschwelliger, professioneller Vermittlung von Medienkompetenz und digitaler Bildung für die Stadtgesellschaft und die Bildungsinstitutionen der Stadt sichtbar gemacht. Der MakerSpace lädt sowohl zum Ausprobieren und Selbermachen ein als auch zur Vernetzung, da gemeinschaftlich experimentiert wird, Erfahrungen geteilt und Wissen geschaffen wird: explore.create.share. Und das nicht nur in der Bibliothek, sondern mit einem elektro-getriebenen MakerMobil auch in der Stadt. Mit dem DigiHub MediaLab – Makerspace kann die Stadtbibliothek zudem die Digitalisierungsstrategie der Kommune unterstützen, umso wichtiger, als ein „Smart Climate“ nicht einfach zu generieren ist. Daher ist sie auch am Smart City Prozess beteiligt. Das kommt in der Politik nicht nur beim Oberbürgermeister gut an.

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Neuausrichtung der Jugendbücherei Münster: Vom reinen Freizeittreff zum Bildungsort mit Wohlfühlcharakter

2014 wurde es eingerichtet – das JuWel, die junge Welt, die Jugendbücherei der Stadtbücherei Münster. Als Freizeittreff und attraktiver Wohlfühlort für junge Menschen gedacht, war sie eine der ersten Jugendbüchereien in Nordrhein-Westfalen. 2016 wurde das JuWel beim Bibliothekskongress in Leipzig mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet. Doch nach sieben Jahren war es an der Zeit, dieses Angebot für junge Menschen auf den Prüfstand zu stellen. Die Entwicklungen sollten analysiert und reflektiert sowie Maßnahmen abgeleitet werden. Was hat gut funktioniert? Was soll in Zukunft anders werden? Die Stadtbibliothek Münster stellt in diesem Beitrag vor, wie sie mit Unterstützung einer externen Beratung die Situation der Jugendbücherei unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert und neu ausgerichtet hat. Das Projekt wurde im Rahmen der Landesförderung vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Das Team der Jugendbibliothek bei der Medienauswahl: Berge von Büchern mussten dort umgeräumt, gereinigt, neu signiert und aussortiert werden. (Copyright: Presseamt Stadt Münster / MünsterView / Witte)

Die Ausgangssituation: Ein Juwel mit Konfliktpotenzial

Die Betonung des Aufenthaltscharakters des JuWels machte im Laufe der Jahre einen Konflikt deutlich: Chillen, gamen, abhängen – dabei ging es durchaus auch laut, provokant und teilweise über griffig gegenüber Mitarbeitenden und anderen Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern (besonders Lerngruppen) zu. Die Entwicklung zum offenen Jugendtreff hätte qualifizierte pädagogische Jugendarbeit gefordert und war mit einer halben medienpädagogischen Kraft nur unzureichend besetzt. Medienarbeit konnte daher über die Zeit nur noch im Ansatz stattfinden. Die Dominanz störender Gruppen schreckte andere Gruppen ab, so dass diese zunehmend fernblieben. Es hätte außerdem eigenständige, abgegrenzte Räume in angemessener Größe mit hoher Aufenthaltsqualität sowie neue technische Infrastruktur gebraucht. Die Stadtbücherei Münster ist aber ein durch vier Etagen offenes Haus. Dem Bildungs- und Vermittlungsanspruch konnte nicht mehr in angemessenem Maße Rechnung getragen werden.

Der Strategieprozess: Von der Analyse bis zum neuen Konzept

Mit Unterstützung einer externen Beratung fand ein umfangreicher Strategieprozess statt. Der Prozess untergliederte sich in 4 Workshops:

  • Ortstermin und Workshop: Stärken und Schwächen – Analyse
  • Bibliotheksinterner Workshop: Klärung der programmatischen Ideen
  • Videoworkshop: Varianten einer Lösung
  • Workshop: Fazit und Konzept
Auswertung des Strategieprozesses

Das Ergebnis: Fokus auf weniger Altersklassen und mehr konkrete Bildungsangebote

Waren zuvor die 12 – 20-jährigen angesprochen, fokussiert sich die neue Jugendbibliothek nun auf das Alter der 10 – 14-jährigen Kinder bzw. Jugendlichen.

Das Medienangebot, die Angebote vor Ort und die Veranstaltungsarbeit richten sich zukünftig danach aus. Gamen und chillen stehen nicht mehr im Vordergrund, stattdessen wird der Fokus auch in Anlehnung an das Bibliotheksstärkungsgesetz auf folgende Schwerpunkte gelegt:

  • Politische Bildung (Sachmedien, Veranstaltungen wie Debattierclub …)
  • „Lebenslanges Lernen“ (Digital Literacy, Medien- und Informationskompetenz)
  • Leseförderung und Lesekompetenz
  • Eingebunden werden diese Bereiche durch Formate und Konzepte in die sowohl durch jugendgerechte Chill- und Lernlandschaften als auch technisch aufgewertete Flächen.

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Die Stadtbücherei Münster stellt sich vor:

Münster, kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, hat ca. 310.000 Einwohner. Die Stadtbücherei am Alten Steinweg, fünf Stadtteilbüchereien und ein Bücherbus eröffnen unabhängig von Alter und Herkunft allen Menschen den Zugang zu Wissen, Medien und Informationen. Sie gehören zur Bildungslandschaft der Stadt und tragen zur Lebendigkeit des städtischen Kulturangebots bei.

Weitere Informationen auf der Webseite der Bibliothek:

Kontakt:

Stefanie Dobberke
Andrea Kreuzheck
Stadtbücherei Münster
Alter Steinweg 11
48143 Münster
E-Mail:
DobberkeS[at]stadt-muenster.de
Kreuzheck[at]stadt-muenster.de

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Der Makerspace in der Stadtbibliothek Neuss: Ein Kreativraum zum Nähen, Programmieren, Spielen, Bauen und mehr

Die Entwicklung von Bibliotheken zum „Dritten Ort“ neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz oder der Schule wird immer wichtiger und eröffnet Bibliotheken Chancen, sich auf verschiedene Art und Weise neu zu erfinden, auf veränderte Erwartungshaltungen und Nutzungsgewohnheiten zu reagieren und dabei die eigene Position im kommunalen Gefüge zu stärken. Eine Möglichkeit, die Weiterentwicklung von Bibliotheken zu einem Ort der kulturellen Bildung, der gesellschaftlichen Teilhabe, des Lernens und zu einem generationsübergreifenden Treffpunkt voranzutreiben, besteht in der Einrichtung eines Makerspace. Der vorliegende Beitrag stellt das Konzept „Aufbau eines Makerspace in der Stadtbibliothek Neuss“ vor, das mit Hilfe der Landesförderung umgesetzt wurde.

Vorüberlegungen

Im Jahr 2019 stellte die Stadtbibliothek Neuss erste konkrete Überlegungen zu einer Einrichtung eines Makerspaces an, die als Grundlage für den im gleichen Jahr bei der Bezirksregierung eingereichten Projektantrag dienten. Das Ziel dieses Projekts war es, Menschen generationsübergreifend im neu einzurichtenden Makerspace zusammenzuführen.

Neben der Zieldefinition beinhalteten diese Vorüberlegungen verschiedene Aspekte, u.a. die Installation einer Arbeitsgruppe im Bibliotheksteam, aber auch die Marktsichtung von Medien, Möbeln und technischen Geräten. Besonderes Augenmerk wurde auf die Gespräche mit innerstädtischen Institutionen gelegt, die einerseits für eine mögliche Kooperation geeignet waren, andererseits aber auch im Hinblick auf die interne Weiterentwicklung des Veranstaltungskonzepts berücksichtigt werden mussten. So konnten bereits in der Definitionsphase Vorkehrungen getroffen werden, um zukünftige Überschneidungen zwischen den Veranstaltungen der Stadtbibliothek und beispielsweise den Programmen der VHS Neuss oder anderen Einrichtungen zu vermeiden. Auch wurden mögliche Nutzungsbedingungen beschrieben, die für eine zukünftige Benutzung des Makerspaces berücksichtigt werden müssen, die Themenfelder hinsichtlich des inhaltlichen Aufbaus definiert und geeignete Instrumente und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit (Massenmails, Social-Media-Kanäle, Pressemitteilungen etc.) aufgeführt.

Abgerundet wurde die Projektbeschreibung mit einer groben zeitlichen Einteilung in Form einer Grafik, in der die Vorüberlegungen sowie die einzelnen Schritte in der ersten bzw. zweiten Hälfte des Jahres 2020 genannt wurden, die nach dem Vorliegen des Zuwendungsbescheides umgesetzt werden sollten. Für die offizielle Eröffnung und Inbetriebnahme des Makerspaces war der Herbst 2020 vorgesehen. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung ahnte jedoch noch niemand etwas von den mit der bevorstehenden Corona-Pandemie einhergehenden Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche, in deren Folge auch der Aufbau des Makerspaces in der Stadtbibliothek Neuss zum Teil anders verlief, als ursprünglich geplant.

Aufbau des Makerpace

Nachdem die Vorüberlegungen weitestgehend abgeschlossen und der Zuwendungsbescheid erteilt wurde, wurde innerhalb des Bibliotheksteams eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder als Ansprechpersonen für verschiedene Aspekte rund um den Makerspace fungieren. Ein Mitglied dieser Arbeitsgruppe ist die hauptverantwortliche „Makerspace-Beauftragte“, die für die inhaltliche Ausrichtung des Makerspaces zuständig ist, den Makerspace nach außen aber auch nach innen repräsentiert und die Vorstellungen und Wünsche Interessierter bei der Weiterentwicklung berücksichtigt.

Im Anschluss daran rückte die Bestellung von Medien, technischen Gerätschaften und Möbeln in den Vordergrund. Von Sitzgelegenheiten, Tischen und Aufbewahrungsmöglichkeiten wie Schränken abgesehen, die zur Grundausstattung jedes Makerspaces gehören, waren die bereits angesprochenen Themenfelder bei der Beschaffung einer Vielzahl unterschiedlichster Gegenstände ausschlaggebend, die größtenteils in der zweiten Jahreshälfte 2020 angeschafft wurden.

Jeder dieser angeschafften Gegenstände lässt sich primär einem Themenfeld zuordnen. Bei der Auswahl wurde allerdings auch berücksichtigt, dass der Einsatz in anderen Bereichen möglich oder sogar erwünscht ist.

So wurde im Bereich Technische Angebote und Digitalisierung u.a. eine Digitalisierungsstation erworben und aufgebaut, mit der Interessierte die auf Musik-CDs, Schallplatten und VHS-Kassetten gespeicherten Daten in ein digitales Format konvertieren und so längerfristig sichern. Aber auch 3D-Drucker, die zusätzlich im Do-It-Yourself-Bereich Anwendung finden, sowie Notebooks und Tablets, die im Zusammenhang mit verschiedenen Veranstaltungen im Themenfeld Coding und Programmierung eingesetzt werden, gehörten zu den angeschafften technischen Gegenständen.

Speziell für den Do-It-Yourself-Bereich wurden Nähmaschinen und entsprechendes Zubehör erworben und bereitgestellt, mit denen Interessierte sowohl alleine als auch in Gruppen textile Handarbeiten durchführen. Mittels der verfügbaren UV-Lampen lässt sich spezielles Harz härten, das zur Herstellung von kleineren, farbenfrohen Objekten wie Schlüsselanhängern oder Schmuck geeignet ist. Ferner gehört auch eine Vielzahl an Experimentierkästen dazu, mit denen das Interesse von Kindern und Jugendlichen für den MINT-Bereich geweckt wird. Die beschafften Handschleifmaschinen finden auch im Bereich Urban Gardening Verwendung.

Für den Bereich Serious Games (dt.: Lernspiele) wurde der Fokus auf den Gaming-Aspekt gelegt, bei dem das spielerische Lernen einen zentralen Stellenwert innehat. Geplant war die Anschaffung aktueller Konsolen, VR-Brillen sowie der entsprechenden Spiele und Software, die schließlich in den vom Makerspace räumlich getrennten Gaming-Bereich der Stadtbibliothek Neuss, der „Spielunke“, integriert werden sollte.

Bedauerlicherweise ließ sich dieses Handlungsfeld coronabedingt jedoch nur teilweise realisieren. Einige der Spielekonsolen, etwa die PlayStation 5 und die Xbox Series X, konnten aufgrund von Lieferengpässen nicht erworben werden, sodass ein Änderungsantrag notwendig wurde. Auch konnte der Gaming-Bereich seit Beginn der Corona-Pandemie aufgrund der Hygieneschutzbestimmungen nicht genutzt werden, sodass ursprünglich geplante Veranstaltungen in modifizierter Form im Makerspace selbst durchgeführt wurden.

Im Handlungsfeld Coding und Programmierung steht ebenfalls das Lernen im Vordergrund: Es wurden diverse Lernroboter angeschafft, darunter mehrere Bee-Bots, Wireless Thymios und je ein Klassensatz Ozobot Bit und Ozobot Evo. Kinder, Jugendliche aber auch interessierte Erwachsene erlernen mithilfe dieser Roboter spielerisch die Grundlagen des Programmierens. Einige dieser Modelle können mit den bereitgestellten Notebooks und Tablets verknüpft werden, was weitere Funktionen eröffnet. Ergänzend dazu wurden verschiedene Raspberry Pi-Komponenten erworben, mit denen zusätzlich zum Erwerb von Programmierkenntnissen auch der Umgang mit Hardware erprobt wird.

Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz genießen im gesellschaftlichen Diskurs aktuell einen besonders hohen Stellenwert und sind nicht zuletzt deshalb auch für Bibliotheken interessant. Infolgedessen wurden im Bereich Urban Gardening Möbelpaletten und Pflanzeinsätze angeschafft, die unter Verwendung der u.a. zum Do-It-Yourself-Bereich gehörigen Werkzeuge von Kindern unter Begleitung bearbeitet und gestaltet wurden und nun als mobile Regalbeete die Bibliothek zieren und gleichzeitig die Funktion von Raumtrennern innehaben.

Stolz präsentieren die Kinder ihr mobiles Regalbeet aus Paletten.

Hinsichtlich der Bibliothek der Dinge wurde ein neues Lektorat, „Makerspace“ geschaffen und in das Bibliothekssystem der Stadtbibliothek Neuss integriert. Damit einhergehend wurden diverse (technische) Gegenstände inventarisiert, deren Anschaffung für den Einzelnen aus verschiedenen Gründen eher nicht geeignet sind und die nun von Interessierten in der Stadtbibliothek entliehen werden.

Veranstaltungen im Makerspace

Die im Projektantrag skizzierte Zeitschiene sah eine offizielle Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2020 vor, allerdings führten mehrere, auch mehrmonatige Schließungen der Bibliothek und die damit verbundene pandemiebedingte Umstrukturierung des Dienstleistungsspektrums hin zu überwiegend digitalen Ausprägungen zu einer allgemeinen Verzögerung des Zeitplans. Zwar erfolgte der Aufbau der Themenfelder im Jahr 2020, jedoch konnten die ersten Veranstaltungen erst im Frühjahr 2021 durchgeführt werden.

Zur Nacht der Bibliotheken am 19. März 2021 wurde der Makerspace erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Da zu diesem Zeitpunkt ein Publikumsverkehr innerhalb der Bibliothek coronabedingt nicht möglich war, wurden einige Tutorial-Videos im Makerspace aufgezeichnet, um die verschiedenen Veranstaltungsformate, die in vergleichbarer Form im weiteren Verlauf des Jahres auch vor Ort realisiert wurden, vorzustellen. Diese Videos sind über den YouTube-Kanal der Stadtbibliothek Neuss abrufbar.[2] Einige der in den Videos dargestellten Personen konnten direkt als ehrenamtlich Interessierte für den Makerspace gewonnen werden.

Im weiteren Verlauf des Jahres wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen im Makerspace durchgeführt. Unter Begleitung einer Werbekampagne, die über die Social-Media-Kanäle der Bibliothek, über Pressemitteilungen, Massenmails und über Aushänge an die Öffentlichkeit kommuniziert wurde, erfolgte die offizielle Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2021. Zum Tag der Eröffnung wurden im Rahmen mehrerer Familienveranstaltungen und mit tatkräftiger ehrenamtlicher Mithilfe u.a. Schnuffelkissen für Tiere genäht, die 3D-Drucker vorgestellt, Lernroboter programmiert und das Wissen zum Bau einer eigenen Spielekonsole mittels Klemmbausteinen und Raspberry Pi-Komponenten vermittelt.

Die nachfolgenden Bilder gewähren einen Einblick in die bisher im Makerspace durchgeführten Veranstaltungen.

Schlussbetrachtung und Ausblick

Der ursprüngliche Zeitplan eine Eröffnung des Makerspaces im Herbst 2020 vor, was coronabedingt jedoch nicht realisiert werden konnte. Tatsächlich verschob sich die geplante Eröffnung um ein Jahr, sodass der Makerspace schließlich im Herbst 2021 offiziell eröffnet wurde. Die Inbetriebnahme hingegen konnte bereits ab dem Frühjahr 2021 erfolgen, zunächst wohl zuerst in einer digitalen Variante, im weiteren Verlauf des Jahres wurde jedoch die Durchführung von Veranstaltungen vor Ort endlich möglich.

Obschon die Nutzungszahlen von Veranstaltungsangeboten in der Corona-Pandemie bei allen Kultureinrichtungen generell spürbar zurückgingen, lässt sich inzwischen wieder ein leichter Anstieg verzeichnen, der Anlass zu verhaltenem Optimismus gibt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ein Jahr nach der ersten Nutzung des Makerspaces, finden mit steigender Tendenz ca. 1/3 aller Veranstaltungen der Stadtbibliothek Neuss im Makerspace statt. Der Makerspace ist somit zu einer tragenden Säule innerhalb des Veranstaltungsspektrums der Stadtbibliothek Neuss geworden und wird von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien rege genutzt.

Die Stadtbibliothek Neuss dankt dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen vielmals für die Bereitstellung der finanziellen Mittel im Rahmen der Bibliotheksförderung und den Ansprechpersonen der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW für die Beratung und Unterstützung hinsichtlich jeglicher die Förderung betreffender Fragestellungen. Insbesondere möchte sich die Stadtbibliothek Neuss für die Flexibilität unter Berücksichtigung der coronabedingten Umstände und die Bereitschaft zur Verlängerung des Durchführungszeitraumes bedanken, die einen erfolgreichen Abschluss des Projektes „Aufbau eines Makerspaces in der Stadtbibliothek Neuss“ erst ermöglichten.

Ansprechpartnerin:
Claudia Büchel (M.LIS)
Bibliotheksleitung
Stadtbibliothek Neuss
Neumarkt 10
41460 Neuss
Telefon: 02131 90-4200
Telefax: 02131 90-2471

www.stadtbibliothek-neuss.de

www.onleihe.de/neuss

de.wikipedia.org/wiki/Stadtbibliothek_Neuss

www.facebook.com/bibneuss

www.instagram.com/stadtbibliothekneuss/

www.twitter.com/stbneusswww.youtube.com/user/StadtbibliothekNeuss


[1] Das Urheberrecht aller Bilder liegt bei der Stadtbibliothek Neuss. Eine Weiterverwendung nach der Lizenz CC BY-SA 4.0 ist möglich.

[2] Vgl. https://www.youtube.com/channel/UCRnPHh50FG2WqGABNvjjQLA

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Dormagen: Bibliothek als Ort aktiver und kreativer Umweltbildung

Nachhaltigkeit ist eines der dringlichsten Themen unserer Gesellschaft. Als öffentliche Schlüsselinstitutionen für den Zugang zu Informationen und Bildung können Bibliotheken einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der 2030 Agenda leisten und auch selbst zum wichtigen Akteur beim Klima- und Ressourcenschutz werden. Wie man Menschen aller Altersgruppen an sinnvolle und zielgerichtete Nutzung von Ressourcen heranzuführen kann, zeigen die Maßnahmen im Rahmen des Projekts Nachhaltigkeit der Stadtbibliothek Dormagen, das 2021 mit Hilfe der Landesförderung umgesetzt wurde.

Bibliotheken sind bereits nachhaltige Einrichtungen: Information, Wissen und digitale Infrastruktur werden hier langfristig, niederschwellig und konsum-frei für alle Bürger*innen zur Verfügung gestellt und geteilt. Durch den Zugang zu hochwertiger Bildung, Informations- und Kommunikationstechnologien, durch die Bewahrung des Kulturerbes oder die nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden…“.[1] tragen sie jeden Tag zu den 17 Nachhaltigkeitszielen bei.

Darüber hinaus bietet die Stadtbibliothek Dormagen bereits Medientechnik für Bildungseinrichtungen zur Ausleihe an, kooperiert mit verschiedenen Institutionen im Rahmen der Fairtrade-Town Dormagen[3] und beteiligte sich 2019 mit einem umfangreichen Programm am Projekt Weltbaustellen NRW[4], bei dem es darum ging, die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung u.a. durch die Gestaltung eines Wandbilds bekannter zu machen.


[1] Deutscher Bibliotheksverband: Bibliotheken und Nachhaltigkeit. 2020

[2] https://b-u-b.de/agenda-2030-nachhaltigkeit/

[3] https://dormagen.de/leben-in-dormagen/fairtrade-town-dormagen/

[4] https://dormagen.de/kunst-kultur/weltbaustellen/

Um aber noch stärker zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen und Menschen aller Altersgruppen an sinnvolle und zielgerichtete Nutzung von Ressourcen heranzuführen, hat das Team 2021 das Projekt „Nachhaltige Bibliothek“ mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen umgesetzt.

Ausbau des Medienangebotes

Zum Thema Nachhaltigkeit und Ökologie gibt es auf dem Buchmarkt zahlreiche Medien und auch die Nachfrage seitens unserer Kund*innen aller Altersgruppen ist entsprechend hoch. Die Stadtbibliothek Dormagen hat daher ihren Medienbestand zu den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie erheblich aktualisiert und erweitert.

Kooperationen mit lokalen Gruppen

In Kooperation mit verschiedenen örtlichen und überörtlichen Akteur*innen (z.B. dem Umweltteam der Stadt Dormagen, dem NABU, dem Eine-Welt-Laden, der Verbraucherzentrale, der Bürgerstiftung Dormagen, dem Repair-Café oder der Biologischen Station im Rhein-Kreis Neuss e.V.) hat die Bibliothek neue Aktions- und Veranstaltungsformate, z.B. Vorträge und Workshops, kulturelle Veranstaltungen oder Mitmach- und Kreativangebote, zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt.

Während der Woche der Nachhaltigkeit im September 2021 bot beispielweise eine Imkerin Mitmachaktionen an. Es fand ein Online-Forum zum Thema „Weitergeben statt wegwerfen“ statt. Ein Diplom-Landschaftsökologe der Biologischen Station im Rhein-Kreis Neuss hielt einen Vortrag über die Bedeutung der Artenvielfalt.

Digitale Medien

Die Bibliothek hat ihr Equipment um eine digitale Spiegelreflexkamera sowie zwei iPads ergänzt. Damit kann sie nun vermehrt digitaler Inhalte im Rahmen von Veranstaltungen realisieren.

Refill-Station

Die Bibliothek hat im Lesecafé eine kostenlose Trinkwasserstation eingerichtet („Refill-Station“). Mitgebrachte Flaschen können dort kostenfrei mit Leitungswasser befüllt werden. Dies spart Einwegflaschen und schont die Umwelt.

Nachhaltige Bibliotheksverwaltung

Im Rahmen zweier Fortbildungen wurden auch die Bibliotheksmitarbeiter*innen noch stärker für das Thema sensibilisiert mit dem Ziel in der Bibliotheksverwaltung verstärkt auf den Einsatz nachhaltiger Materialien wie z.B. Stofftaschen, Folien, Recyclingpapier, Toner oder Quittungsbelege zu achten und den Energieverbrauch der Bibliothek z.B. durch energiesparendes Heizen, Umstellung auf LED-Beleuchtung, regelmäßiges Abschalten nicht verwendeter Geräte und Lampen sowie die Beschaffung energiesparender Geräte herabzusetzen.

Bienenfutterautomat und Pflanztröge

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Umweltteam der Stadt Dormagen hat die Bibliothek auf der Terrasse der Bibliothek einen so genannten „Bienenfutterautomat“ angebracht, der aus einem alten Kaugummiautomaten hergestellt wurde.

An dem Automaten können für 50 Cent Krokusse oder regionales Saatgut gekauft werden. Die Aussaat bzw. Pflanzung soll das Angebot an lebensnotwendigen Futterpflanzen für Wild- und Honigbienen sowie Insekten in Dormagens Gärten erhöhen. Eine Rückgabe der Kapseln ist über einen angebrachten Sammelbehälter möglich. Ein entsprechendes Schild erläutert detailliert die Bedienung des Automaten und gibt hilfreiche Hinweise zum Ausbringen bzw. Setzen.

An diesem ehemaligen Kaugummiautomaten kann man nun Saatgut ziehen.

Die Bürgerstiftung Dormagen hat zudem auf dem Marktplatz vor der Bibliothek mehrere bienenfreundliche Pflanztröge aufgestellt, die von Freiwilligen regelmäßig gegossen und gepflegt werden.

Hochbeet mit bienenfreundlichen Pflanzen

Fazit: Ein Projekt mit nachhaltigem Erfolg

Die Realisierung des Projektes, vor allem im Veranstaltungsbereich, war wegen der Corona-Pandemie nicht immer einfach. Viele der geplanten Elemente mussten neu geplant und in deutlich anderem Rahmen umgesetzt werden. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Bibliothek Dormagen konnte mit den Maßnahmen neue Kundinnen und Kunden sowie Kooperationspartner gewinnen und die Zusammenarbeit mit den bisherigen Partnern intensivieren.

Die im Rahmen des Projekts angeschafften Medien erfreuen sich großer Beliebtheit und werden sehr gut nachgefragt. Auch die Reaktionen auf die neuen eher ungewöhnlichen Angebote wie den Bienenfutterautomaten oder die Pflanztröge sind sehr positiv.

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Konzept der Bibliothek Langenfeld: Mit Design Thinking zum neuen Wohn- und Arbeitszimmer der Stadt

Die Stadtbibliothek Langenfeld hat sich 2016 auf den Weg zum Dritten Ort gemacht. Seit September 2020 ist sie für viele Nutzerinnen und Nutzer neben dem Zuhause, der Schule oder der Arbeitsstelle ein weiterer Ort, um dort zu verweilen. Wo es vorher eher eng war und die Sicht durch Regale verstellt war, sorgen jetzt eine klare Struktur, breite Gänge, viel Licht und Sitzmöglichkeiten für ein völlig neues Erlebnis. Wie es mithilfe eines Design-Thinking-Prozesses und eines Design-Workshops gemeinsam mit Aat Voss gelungen ist, eine Bibliothek zu schaffen, die ein attraktiver außerschulischer Lernort ist und in der sich sowohl Jugendliche als auch Senioren wohl fühlen, zeigt der ausführliche Bericht der Bibliotheksleiterin Martina Seuser. Das Projekt wurde vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Landesförderung für Öffentliche Bibliotheken gefördert.

In diesem Artikel:

Die Ausgangssituation
Ziel der Neukonzeption
Herausforderungen
Idee und Vorgehensweise

Design-Thinking
Bedürfnisermittlung der Zielgruppe „Jugendliche 11-15 Jahre“
Bedürfnisermittlung aktive Senioren
Schulen
Berufstätige
In Gruppen Lernende
Makerspace

Design Workshop zur Planung der Stadtbibliothek als „Dritter Ort“
Zeit- und Maßnahmenplan
Ausstattung Kundentechnik
Möblierung

Alle Probleme gelöst?
Fazit
Fotos von der neuen Stadtbibliothek Langenfeld

Die Ausgangssituation

Im Zuge der Digitalisierung haben die haptischen Bestände der Bibliothek an Bedeutung verloren. Zwischen 2013 und 2017 sanken die Ausleihen in Langenfeld an haptischen Medien um ca. 16%. Gleichzeitig stieg die Nutzung digitaler Angebote von ca. 15.000 im Jahr 2013 auf ca. 37.000 im Jahr 2017. Dieser Anstieg um ca. 140% ist erfreulich.
Parallel zur Entwicklung des Medienmarktes und der Veränderung des Nutzerverhaltens macht sich eine andere Entwicklung bemerkbar. Die Zahl der Menschen, die Bibliotheken besuchen steigt seit Jahren an. Die Besuche betrugen 2017 deutschlandweit 220 Millionen. In der Stadtbibliothek Langenfeld sind die Besuche von 2013 auf 2017 um 19% gestiegen.

Was suchen die Menschen in der Bibliothek?

„Menschen suchen etwas anderes in der Bibliothek: einen Ort, an dem sie nicht nur Wissen finden, sondern auch Unterhaltung, Orientierung, Austausch. Sie wollen kostenlos im Internet surfen, sich verabreden, vielleicht eine Lesung besuchen, Diskussionsrunden verfolgen oder einfach nur Zeit totschlagen. Freiberufler können in Bibliotheken Arbeitsplätze finden, Geflüchtete kostenloses W-LAN und einen Aufenthaltsort, für den in überfüllten Notunterkünften oft kein Platz ist. Aber nicht nur Geflüchtete brauchen so einen Raum. Die Soziologie kennt den Begriff des „Dritten Ortes“. Öffentliche Plätze, die neben der eigenen Wohnung (erster Ort) und dem Arbeitsplatz (zweiter Ort) aufgesucht werden. Cafés, Vereine, Konzertsäle. Und Bibliotheken.“

Süddeutsche Zeitung (08.März 2018)

Ziel der Neukonzeption

Mit der Neukonzeption strebte die Stadtbibliothek Langenfeld an, ein „Dritter Ort“ zu werden. Es sollte ein nicht-kommerzieller Raum des Austauschs, der Unterhaltung, der Orientierung und des Wissens geschaffen werden: Die Stadtbibliothek als Wohn- und Arbeitszimmer der Stadt!

Herausforderungen

Der Raum
Die offene Bauweise der Stadtbibliothek führte zu Lärmbelästigung. Die Kinderbibliothek war im Erd- und Tiefgeschoss. Durch das Atrium schallte der Lärm nach oben. Wegen dieser Problematik war es schwierig während der Öffnungszeit Veranstaltungen mit Kindergruppen durchzuführen. Die Ausstattung war unflexibel. Alle Regale standen fest und waren wegen ihrer Bauweise auch nicht umzurüsten. Dies schränkte die Flexibilität bei der Bestandspräsentation und bei der Nutzung für Veranstaltungen ein. Der Veranstaltungsraum war mit 50qm für max. 25-30 Personen nutzbar. Die Lüftung entsprach nicht den Anforderungen. Es bestand ein Mangel an Staumöglichkeiten für Arbeitsmaterial und Veranstaltungsequipment.

Beleuchtung
Die Beleuchtung wurde 2007 eingeführt und ausdrücklich zur Beleuchtung der Buchregale konzipiert. Die Beleuchtung war gleichmäßig hell, so dass keine unterschiedlichen Funktionsbereiche kenntlich waren. Die Leuchtmittel waren-sehr pflegeintensiv. Wenn eine der beiden Röhren einer Lampe durchbrannte funktionierte die Lampe insgesamt nicht mehr. Die Leuchtmittel strahlten eine große Wärme ab.

Bestand
Der Regalbestand der Bibliothek wurde 1989 auf Zuwachs geplant, da man zum damaligen Zeitpunkt von einem wachsenden Buchbestand ausging. Alle Regale (mit Ausnahme der Kinderbibliothek) waren 2 Meter hoch und mit durchschnittlich 5 Brettern belegt. Die frei im Raum stehenden Regale blockierten die Durchsicht und führten zu einem Magazincharakter der Bibliothek. Im ursprünglichen Möbelsystem waren keine Multimedia-Regale vorhanden. Deshalb wurden nach Bedarf Möbel anderer Hersteller zugekauft. Dies führte zu einem Sammelsurium von verschiedenen Regalen und Präsentationsmöbeln. Alle PC-Möbel waren zu groß, da sie noch auf Computertower ausgelegt waren. Der virtuelle Bestand war für den Bibliotheksbesucher nicht sichtbar.

Technik
Die Ausstattung und die Positionierung der Personalarbeitsplätze waren nicht mehr sinnvoll. Sie waren zu unflexibel, um den veränderten Aufgaben im Kundenkontakt gerecht zu werden. Die Zahl der Internet-PCs war zu knapp bemessen. Es fehlte eine einheitliche Freischaltmöglichkeit für Internet-PCs, W-LAN Passwort und Gaming-Station. Die Sprachlern-PCs wurden nicht mehr benötigt. Die RFID-Geräte stammten aus dem Jahr 2013. Es fehlten Funktionen, die das Personal entlasten, wie Bezahlfunktion etc. Die W-LAN-Abdeckung durch den Hotspot war unzureichend. Die umfangreiche technische Ausstattung bedurfte dringend einer Erneuerung.

Veranstaltungen
Die Zahl der Veranstaltungen sollte steigen. Die damalige Raumgestaltung ließ keine flexiblen Veranstaltungsplätze und -zeiten zu. Es fehlte das technische Equipment, um an verschiedenen Stellen Angebote machen zu können. Der Bibliotheksraum war nicht zu verdunkeln. Es gab keine Fläche, auf der Veranstaltungen stattfinden konnten, die Feuchtigkeit aushielt und leicht zu reinigen war.

Nutzer
Die verschiedenen Nutzergruppen störten sich gegenseitig. Die Bereiche von Spiel und Unterhaltung, von Kommunikation und gemeinsamen Tun waren nicht getrennt von den Bereichen, wo Lernen und Lesen erfolgt.

Besonderheit Artothek
Der Artothekschrank schränkte die Nutzungsmöglichkeiten des kleinen Veranstaltungssaals erheblich ein. Die Ausstellungswände benötigten eine nicht unerhebliche Freifläche im Bibliotheksraum.

Idee und Vorgehensweise

„Eine Bibliothek muss sich in erster Linie mit den Menschen beschäftigen, nicht mit Büchern.“

Knud Schulz, Dokk1, Aarhus, Dänemark

Die Idee einen „Dritten Ort“ ein öffentliches Wohn- und Arbeitszimmer für die Bewohner der Kommune zu schaffen, machte es zwingend erforderlich, sich mit den Bedürfnissen der Menschen zu beschäftigen, die diesen öffentlichen Raum benutzen, bespielen und besetzen sollen.

Im Januar 2017 beschäftigten sich die Bibliotheksmitarbeiter in einem Inhouse-Seminar mit den neuesten Entwicklungen im Bibliothekswesen. Referentin Julia Bergmann stellte beispielhafte Bibliotheken in Skandinavien und den Niederlanden vor.
Im Juli 2017 reisten der Bürgermeister der Stadt Langenfeld und die Bibliotheksleitung in Begleitung von Julia Bergmann in die Niederlande und besichtigten 6 Bibliotheken. In Amsterdam begleitete sie der Designer Aat Vos, der für einige der interessantesten Innenraumgestaltungen niederländischer und skandinavischer Bibliotheken verantwortlich zeichnet. Durch die Reiseeindrücke verfestigte sich der Plan, die Stadtbibliothek Langenfeld in Form eines „Dritten Orts“ umzugestalten. Die Idee wurde Rat und Kulturausschuss präsentiert und im Januar 2018 erteilte der Kulturausschuss der Verwaltung den Auftrag mit der Planung zu beginnen.

Design-Thinking

Im Januar 2018 wurde das gesamte Team der Stadtbibliothek in einem Seminar für zwei Tage in der Methode „Design Thinking“ geschult. Es war und ist wichtig, in dem Veränderungsprozess alle Mitarbeiter einzubinden, da dieser auch Auswirkungen auf Arbeitsinhalte und Abläufe hat. Design Thinking ist eine Methode für kundenzentriertes Design. Das bedeutet, alle Überlegungen werden vom Kunden aus und mit dem Kunden zusammen durchgeführt, um deren Bedürfnisse zu erfassen und daraus ableitend, Ideen für die Konzeption zu entwickeln. Die Referentin Julia Bergmann begleitete den gesamten Prozess.
Das Team entschied sich, zuerst zwei Benutzergruppen in den Fokus zu nehmen, für die die Bibliothek noch nicht genügend Angebote macht (Jugendliche) oder die erkennbar noch erhebliches Potential haben (aktive Senioren).
Durch Interviews, Beobachtungen und Expertengespräche wurde im Frühjahr 2018 versucht, die besonderen Bedürfnisse dieser Benutzer zu ermitteln. In einem anderen Zusammenhang war die Bibliothek Teil eines Design Thinking Prozess, der die Zusammenarbeit der Bibliotheken mit Schulen und hier besonders die Bedürfnisse der Schulen zur Unterstützung bei der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens in der Sekundarstufe I betrachtete.

Bedürfnisermittlung der Zielgruppe „Jugendliche 11-15 Jahre

Diese Zielgruppe wurde ausgewählt, weil es für sie kein Konzept gibt. Im Moment haben ca. 600 Jugendliche einen aktiven Bibliotheksausweis. Für diese Altersgruppe gibt es zwei Veranstaltungsangebote an den Schulen zur Vermittlung von Medienkompetenz in der Klasse 5 (Katalogrecherche) und in der Klasse 6/7 (Informationssuche/Datenbanken) mit Hilfe von Tablets. Beide Angebote sind spielerisch aufbereitet und dauern 2 Schulstunden. Die Resonanz ist immer positiv. Des Weiteren gibt es seit einigen Jahren eine Schreibwerkstatt in den Herbstferien, die sich an diese Altersgruppe richtet. Im Bestand sind ca. 2.000 Medieneinheiten für diese Altersgruppe, davon etwa 300 AV-Medien. Diese Altersgruppe nutzt die Gaming-Station (PS 4) am meisten.

Es wurden Interviews geführt, Experten befragt und Beobachtungen gemacht. Daraus ergaben sich nachfolgende Bedürfnisse:

Zeit:
Die Jugendlichen haben ein Bedürfnis nach unverplanter Freizeit als Verschnaufpause vom normalen Alltag, die sie gerne mit Freunden (ev. am Wochenende) an einem attraktiven öffentlichen Raum erleben wollen.

Tätigkeiten:
Die Jugendlichen sind auf der Suche nach nicht verpflichtenden, freiwilligen Angeboten, die spaßbetont und kreativ sind und in denen sie ihre Hauptinteressen Musik und analoges und digitales Spiel vertreten sehen. Selbst kreativ sein, seine Werke präsentieren zu können und Feedback zu erhalten, ist für einige auch wichtig.

Motivation:
Die Jugendlichen haben das Bedürfnis, sich einzubringen und mit zu entscheiden. Themen, die sie motivieren könnten, sind Zukunftsthemen, wie Umwelt und Natur. Zusammen mit Freunden möchten sie besondere Freizeiterlebnisse haben.

Emotionales
Jugendliche haben das Bedürfnis nach Bewegung. Das Gemeinschaftserlebnis mit Freunden ist enorm wichtig. Das Bedürfnis, sich in der Natur aufzuhalten und der Umgang mit (gut behandelten) Tieren ist für einige Jugendlichen zentrales Thema.

Raumgestaltung:
Jugendliche haben ein Bedürfnis nach attraktiven öffentlichen Räumen, die hell und gemütlich sind. Wichtig sind ihnen gemütliche Sitzgelegenheiten und die Möglichkeit, sich in einen Bereich zurückzuziehen, wo sie niemand stört.

Die Arbeitsgruppe stellte sich folgende zentrale Frage:
„Wie können wir einen attraktiven, hellen, bunten und naturnahen Raum für Jugendliche gestalten?“

Der Bereich für die Jugendlichen soll deutlich als eigener Bereich kenntlich sein. Gute Belüftung, angenehme Temperatur und flexibel einstellbare Beleuchtung ist wichtig. Warme Farben, viel Stoff und unterschiedliche Sitze/Sessel sollen den Raum gemütlich machen.

Der gesamte Bereich sollte so flexibel wie möglich möbliert werden, um den verschiedenen Bedürfnissen der Jugendlichen entgegenzukommen. Wichtig sind nachhaltig hergestellte helle Möbel aus Naturmaterialien mit bunten Kissen. Natur soll dazugehören, ev. in Form eines Aquariums, einer begrünten Wand oder auch durch Pflanzen und eingespielte Waldgeräusche. Der Raum sollte ein Rückzugsort sein. Gleichzeitig soll er den Zugang zu digitaler Technik bieten z. B. Lademöglichkeit für das Smartphone. Auf einem Display könnten Filme laufen, eine digitale Fotowand erlaubt das Zeigen eigener Fotos. Hörstation und Gaming-Station sind wichtig, um Musik und Spiel gemeinsam erleben zu können. Dem Bedürfnis der Jugendlichen nach Kreativität dient ei-ne digitale Graffiti-Wand. Dem Bedürfnis nach Bewegung könnte ein Kicker/Tischtennisplatte entgegenkommen. An einer Wandseite sollte nach Möglichkeit ein großes Display hängen. Mit Hilfe von VR-Brillen können die Besucher u.a. virtuell reisen

Im Weiteren entwickelte die Arbeitsgruppe einen „Erlebnis-Raum“ für die Jugendlichen:
– Dieser separate Raum könnte z. B. jeweils für einen Zeitraum von etwa 3-4 Monaten thematisch gestaltet werden. Beispielsweise geschichtliche Ereignisse oder wissenschaftliche Zusammenhänge bzw. Gegebenheiten aus Kunst, Sport oder Politik könnten hier praktisch erfahrbar gemacht werden.
– Andererseits könnten auch spezielle Aktionen wie z. B. Geo-Caching, Escape Room oder Steam-Punk angeboten werden.
– Die Ideen hierzu werden insbesondere bei jugendlichen Bibliotheks-Besuchern erfragt und abgestimmt. Dies könnte über Plakat-Aktion, Wunschzettel-Box oder via E-Partizipation / Online-Voting erfolgen.

Themen könnten zum Beispiel sein:

  • Anfänge der Elektrizität
  • Technik: Baukästen, Experimente, Lerntabletts
  • 70 Jahre Langenfeld – von gestern bis heute
  • LARP / Live Action-Role-Play
  • Bibliotheks- oder Langenfeld-Geocache
  • Digitales Stadtarchiv
  • Tiere der Welt entdecken
  • Digitale Weltreise: Wanderung durch ferne Länder (Wüste, Dschungel)
  • Virtuelle Kirmes: Karussell- und Achterbahn-Fahrt etc.

Experten könnten als Spielleiter für den Erlebnisraum agieren oder die Besucher können virtuell einer Person folgen. Als Kooperationspartner für die diversen Veranstaltungen könnten auch Wanderausstellungen bzw. Maker-Space, Junge VHS, Frühes Forschen, Museen etc. angefragt werden. Die Raumgestaltung sollte möglichst flexibel sein, ein großer Lagerort für Ausstellungs- und Deko-Artikel wäre erforderlich. In wie weit der Erlebnisraum in den Jugendbereich integriert wird, oder ob der Jugendbereich, der Erlebnisraum ist, muss sich in der weiteren Planung herausstellen.

Bedürfnisermittlung aktive Senioren

Die Gruppe der aktiven Senioren wurde ausgewählt, da hier die Mitarbeiterinnen der Bibliothek Potential zur Weiterentwicklung sehen. Ca. 15% der aktiven Ausweisinhaber sind 60+. Die Stadtbibliothek bietet seit Jahren einen Bestand an Romanen, Großdruckbüchern, einen großen Bestand an Hörbüchern und Bestände im Bereich Reisen und Hobby, die auch interessant für Ältere sind. Bei den Veranstaltungen richtet sich eine Reihe dezidiert an Ältere, aber alle Veranstaltungen für Erwachsene werden fast nur von Menschen 50+ wahrgenommen. Etwa 25 Einzelveranstaltungen mit etwa 800 Besuchern finden statt.

Mit der Methode des Design Thinkings wurde folgende Fragestellung erarbeitet:
Wie könnten wir die Bibliothek zu einem kommunikativen Treffpunkt zum Austausch für aktive Senioren machen?
Um diese Frage beantworten zu können führten die Bibliotheksmitarbeiter Interviews mit Bibliotheksnutzern und Nichtnutzern durch. Sie befragten Experten und stellten an analogen Plätzen Beobachtungen an.

Bei den Interviews spielte die Bibliothek keine Rolle, sondern es ging primär um die Tagesgestaltung, die Treffpunkte, die Zeiteinteilung und die Freizeitpartner der Senioren. Mit dem Freizeitverhalten wurde auch nach möglichen Hinderungsgründen für gewünschte Aktivitäten abgefragt. Bei der Expertenbefragung wurde konkret nach Erfahrungen gefragt. Hier spielten die Bedingungen eine Rolle, die ein Treffpunkt für Senioren erfüllen muss.
Beobachtungen wurden in der Bibliothek, in der Markthalle und in einem von Senioren stark frequentierten Café durchgeführt. Hier ging es um Aufenthaltsdauer, Gruppengröße, Verzehr etc.
Aus den Interviews, Befragungen und Beobachtungen gewann das Team folgende Erkenntnisse:

Bedürfnisse
– Senioren haben ein starkes Bedürfnis nach Gesellschaft, weil sie eine große Angst vor Einsamkeit haben.
– Kommunikation und Austausch spielen eine wichtige Rolle. Dabei bevorzugen die Senioren „Face to Face“ Kommunikation, auch wenn sie die digitale Variante nutzen.
– Senioren lieben das direkte Gespräch, haben aber Probleme mit störenden Umgebungsgeräuschen (z.B. Stühle rücken, Laute Nebengeräusche, Hintergrundmusik).
– Senioren haben ein starkes Bedürfnis, mobil zu bleiben, um weiter am Gesellschaftsleben teilnehmen zu können. Sie lieben lebendige Orte, solange das „Gewusel“ nicht direkt um sie herum ist.
– Senioren haben das starke Bedürfnis „up to Date“ zu bleiben (auch durch Nutzung digitaler Medien), aber sie machen sich ungern mit der Technik vertraut und möchten individuelle Hilfe in moderner Kommunikationstechnik.
– Ein gemütlicher Ort für Senioren bedenkt das leibliche Wohl, ist hell und hat altersgerechte, bequeme Sitzmöbel.

Was könnte Senioren davon abhalten einen Raum oder eine Veranstaltung zu besuchen?
– Mobilitätseinschränkungen führen dazu, dass manche Angebote nicht genützt werden können (Barrierefreiheit).
– Räume und Angebote, die laut sind, stellen Senioren vor akustische Probleme.
– Ebenso werden überfüllte Räume abgelehnt.
– Manche Senioren haben ihren Alltag durchgeplant und keine zeitliche Kapazität mehr frei.

Um die gewonnen Erkenntnisse zu vertiefen und abzusichern, wurden an einem Vormittag in der Bibliothek die Senioren um ihr Voting zu Veranstaltungsangeboten gebeten. Ca. 50 Personen beteiligten sich.
Sechszehn verschiedene Inhalte standen zur Auswahl. Die zehn meistgewählten sind:

  • Digitale Welt verstehen (Technikhilfe)
  • Klassik-Kino
  • Meine weite Welt (Gesprächskreis, Dias)
  • Sonntags-Café (Kommunikation)
  • Kochstunde
  • Mein Lieblingsbuch (Kommunikation)
  • Was blüht denn da? (Experten)
  • Mensch-ärgere-dich nicht & Co.(Spieletreff auch digital)
  • Nähkästchen (Erfahrungsaustausch, Experten)
  • Plauderstunde (Kommunikation)

Auf die Frage nach den Informationswegen steht ganz hoch im Kurs das persönliche Anschreiben / die persönliche Ansprache. Dann folgen die klassischen Werbemittel wie Plakate und Handzettel und Zeitung. Whats App, Facebook und YouTube spielen eine untergeordnete Rolle. Die Werbung/Informationen werden an den Infoständern (Bibliothek, Rathaus, VHS) wahrgenommen. Weitere Orte sind Arztpraxen, Seniorentreffs und die Kirchengemeinden.

Weitere Erkenntnisse zum Verhalten von Senioren:

– Sie scheuen lange Wege.
– Alles wird registriert, aber sie warten darauf aktiv angesprochen zu werden.
– Es besteht viel Redebedarf.

Schulen

Ist-Zustand
Die Stadtbibliothek ist durch das Projekt Bildungspartner Bibliothek und Schule seit 2003 mit vielen Langenfelder Schulen eng verbunden. Seit 2009 werden auch die Kindertageseinrichtungen in die Zusammenarbeit integriert. Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind traditionell die Unterstützung der Schulen und Kitas mit Medien und Informationen, die Unterstützung im Bereich Leseförderung durch geeignete Veranstaltungen und die Vermittlung von Kompetenzen in der Informations- und Medienrecherche. Außerdem steht die Bibliothek Schülerinnen und Schülern als außerschulischer Lernraum zur Verfügung. Ausgeführt werden die oben genannten Punkte durch die folgenden Angebote:

AngebotZielgruppeOrt ZielePartner
BücherzwergeDreijährige + ElternBibliothekSpaß an Büchern, Spaß an SpracheKita
BüchereiführerscheinVorschulkinder + Eltern BibliothekAngebote kennenlernen, erste Regeln, Motivation der Eltern stärkenKita
Bücherei-Rallye2. oder 4. KlasseBibliothekKennenlernen Kinderbücher, Orientierung im Raum, Abbau von SchwellenangstGrundschulen, fest vereinbart mit 4 Grundschulen, der Rest auf Anfrage
Autorenlesungen3. KlasseBibliothekSpaß am Lesen wecken, Autor kennenlernenGrundschulen, alle Klassen 3 werden eingeladen
Rallye5. KlasseBibliothekHandhabung des Katalogs, Orientierung im Raum, Informationen findenweiterführende Schulen Sek 1
2 Gesamtschulen
1 Gymnasium
1 Realschule
Tablet-RallyeKlasse 6 ,7 Bibliothek Informationssuche vor Ort und in verschiedenen Datenbanken mithilfe von Tablets, Technik kennen und beherrschenweiterführende Schulen Sek 1
2 Gesamtschulen
1 Gymnasium
1 Realschule
FacharbeitstrainingKlasse 11, 12BibliothekRecherche lernen für wiss. relevante Informationen, Metakataloge
Recherche und Bewertung der Informationen im Netz
2 Gesamtschule
1 Gymnasium
1 Realschule
Bei den Formaten strebt die Stadtbibliothek eine 100% Abdeckung an, die sie bei Kitas und Grundschulen aus Kapazitätsgründen noch nicht erreicht.

Problematik
Im Rahmen eines Design Thinking Prozesses wurde nach den Bedürfnissen der Schulen und Lehrer geforscht. Der Schwerpunkt lag hier auf den Grundschulen und der Sek 1. Hierbei wurde deutlich, dass die Lehrkräfte im Bereich der digitalen Kompetenz den Bedarf an Unterstützung haben.

Die Schulen sind gehalten, den Medienpass NRW flächendeckend bis 2020 einzuführen. Die im Medienpass geforderten digitalen Kompetenzen spielen auch für die Bibliotheken eine zunehmend wichtigere Rolle. Im Prozess kristallisierten sich strukturelle Probleme bei der Vermittlung von digitalen Kompetenzen im Schulunterricht heraus.
– Mittelvergabe und Weiterbildung laufen oft am Thema Digitalisierung vorbei.
– Es fehlen leicht umsetzbare Praxisbeispiele.
– Knappe Unterrichtszeit führt dazu, dass die digitale Kompetenz in Konkurrenz zu anderen zu Inhalten steht.
– Mangelnde technische Ausstattung und Pflege derselben bremst die Motivation.
– Es fehlen Netzwerke, auf die die Lehrer zurückgreifen können.

Zusätzlich bestehen individuelle Bedürfnisse und Anforderungen der Lehrkräfte:
– Bedürfnis nach Kenntnis der geforderten Inhalte
– Bedürfnis nach Ideen zur Umsetzung
– Bedürfnis als Lehrer technisch kompetent zu sein
– Bedürfnis gewohnte Methoden und Arbeitsmittel einzusetzen
– Bedürfnis nach einem Mehrwert bei der Einbeziehung externer Partner

Im Hinblick auf die Schüler und Schülerinnen ergaben sich beachtenswerte Erkenntnisse:
– Kinder- und Jugendlichen erwerben durch die Nutzung digitaler Medien einen „digitalen Dialekt“, der das Erlernen der korrekten Schriftsprache erschwert.
– Die scheinbar ständige Verfügbarkeit und Zugreifbarkeit von Informationen führt dazu, dass die Motivation, etwas zu lernen, schwindet.
– Mangelnde Fähigkeiten zu Transferleistungen und analytischem Denken erschweren das eigenständige Lernen und das Lernen in Gruppen.
– Im Bereich der digitalen Kompetenzen gibt es eine Genderproblematik
o Buzzwords für Jungen
-Technik
-Computerspiele
-selbst Technik machen (programmieren, bauen, basteln)
o Buzzwords für Mädchen
-Gestalten
-Verschönern
-Geschichten

Zukünftige Entwicklung
Die Stadtbibliothek Langenfeld wird in Zukunft die Angebote in der Leseförderung und Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz beibehalten und strebt eine 100% Abdeckung an. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Zusammenarbeit mit Schulen (Grundschule und Sek1.) bei der Vermittlung von digitalen Kompetenzen:
– Die Stadtbibliothek wird zusammen mit den Schulen Angebote entwickeln, die dies unterstützen.
– In ihren Räumen wird die Bibliothek alters- und geschlechtsspezifische Veranstaltungsformate entwickeln, die die Kompetenz im Bereich des Digitalen befördern.
– Dazu werden in der Bibliothek räumliche und technische Möglichkeiten geschaffen, individuell oder in Gruppen, Dinge auszuprobieren.
– Die Bibliothek strebt eine Vernetzung mit Gruppen und Personen an, die im Bereich digitaler Angebote unterwegs sind.
– Die finanziellen Mittel für Material und Referenten werden der Bibliothek zur Verfügung gestellt.
– Die Stadtbibliothek unterstützt Schulen bei der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens.

Berufstätige

Es ging hier in erster Linie um das Freizeitverhalten der Berufstätigen.

Was veranlasst / motiviert Sie, neben Ihrer Berufstätigkeit aktiv zu werden / etwas zu unternehmen / sich für etwas zu interessieren?
Es wurden Fragen nach dem Tagesablauf, nach dem Wert von Freizeit, nach der idealen Freizeitgestaltung, nach den Hindernissen etc. gestellt.
Wie könnten wir den Berufstätigen die Bibliothek als attraktiven Aufenthalts- und Veranstaltungsort zugänglich machen?


Erkenntnisse


Berufstätige schätzen Veranstaltungsorte, die unkompliziert zu erreichen sind.

Berufstätige wünschen sich Veranstaltungen, die nicht überfüllt sind.

Berufstätige setzen eindeutige Prioritäten und gehen ihren Leidenschaften nach, trotz eventueller Hindernisse

Berufstätige ordnen ihr Arbeitszeiten und ihre Freizeit nach klaren Prioritäten. Familie steht dabei klar an erster Stelle.

Anmeldung und Buchung für Veranstaltungen sollte unkompliziert, auch kurzfristig und ortsunabhängig möglich sein.

Berufstätige genießen in ihrer Freizeit Aktivitäten in gewachsenen, vertrauten Gruppen.

Berufstätige suchen in ihrer Freizeit einen Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit.

Die Freizeittrends der Berufstätigen sind Sport, Musik und Natur, wobei Reisen die Lieblingstätigkeit für lange Freizeiten sind.

Berufstätige haben ein Gefühl des Mangels an unverplanter Zeit.

Berufstätige wünschen sich Planbarkeit in ihrer Freizeit, aber Flexibilität in der Verbindlichkeit.

Berufstätige (Väter) nutzen die Zeit nach der Arbeit für einen Bibliotheksbesuch mit Kindern.

Die Bibliothek wird den Berufstätigen Veranstaltungsangebote machen, die offene/unverbindliche Formate und spezielle Väter/Kinder-Formate enthält. Die Anschaffung einer Buchungs-App ist vorgesehen. Open Library ist für diese Benutzergruppe eine große Option.

In Gruppen Lernende

Eine weitere Benutzergruppe des zweiten Design-Thinking-Prozesses waren die „Lernenden“, insbesondere kommunikative Lerngruppen. Durch die Methodik der Befragung, als auch durch die Beobachtung, wurden die Bedürfnisse ermittelt und folgende Erkenntnissätze formuliert:
– Kommunikative Lernende brauchen große Tische, um Ihre Materialien ausbreiten zu können, aber dennoch eine kommunikative Nähe.
– Gruppenlernende brauchen eine gute technische Grundausstattung (W-LAN, Steckdosen, [Farb-] Drucker].
– Gruppenlernende wünschen sich Getränke und Snacks.
– Gruppenlernende schätzen Ordnung und Struktur des Raumes.
– Lernende wünschen sich einen ablenkungsarmen Ort, der die Konzentration weder durch Bewegung noch durch Handynutzung stört.
– Gruppenlernende suchen den Austausch und Hilfestellungen in Lerngruppen, bereiten diese aber in Einzelarbeit vor.
– Gruppenlernende schätzen helle Arbeitsplätze mit frischer Luft und einen Blick nach draußen.
– Gruppenlernende haben eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2-3 Stunden, wobei Sie den späten Nachmittag und Wochentage bevorzugen.
– Effizienz und Konzentration der Lerngruppe lässt bei mehr als 4 Personen signifikant nach.
– Lernen im privaten Umfeld lenkt ab. Daher schätzen Gruppenlernende das neutrale Umfeld der Bibliothek.
– Gruppenlernende organisieren sich oft spontan über WhatsApp und persönlichen Verabredungen.
– Um persönliche Lernziele zu erreichen, schätzen Oberstufenschüler*innen, die in Gruppen lernen die Zusammenarbeit mit Personen, mit gleichem Lerntempo und -niveau. Dabei agieren Sie sehr zielstrebig, fokussiert und organisiert.
– Gruppenlernende brauchen flexible Lernzeiten

Anhand dieser Erkenntnisse wurde mit einer Lernetage experimentiert. Hierfür wurden Standorte von Beständen verändert und dichter zusammengestellt, Regale abgebaut und mehrere Gruppenarbeitsplätze eingerichtet. Des Weiteren wurden den Lernenden Material wie Ohrstöpsel, Schere, Stifte, Lineal etc. und ein Farbdrucker bereitgestellt. Die hohe Frequentierung an allen Öffnungstagen, zeigte uns, dass die die Bedürfnisse der Lernenden getroffen wurden. Die Plätze auf der Lernetage reichten bei weitem nicht aus. Bei der Planung der neuen Bibliothek wurden die aus dem Experiment gewonnen Erkenntnisse eingebracht. Die Art und Position der Arbeitstische soll den Bedürfnissen der Gruppenlernenden entsprechen. In den Lernbereichen sollen zielgruppengerechte Medien präsentiert werden.

Makerspace

Allgemeines
Der Makerspace ist ein Ort des gemeinsamen Lernens und Ausprobierens, wo Menschen jeden Alters selbstständig neue Dinge kennenlernen und testen sowie an eigenen Projekten arbeiten können. Um die Kreativität der Nutzer möglichst nicht einzuschränken, bleibt der Begriff „Dinge“ unbestimmt. Die Dinge können analog oder digital sein.

Grundsätze
– Offener Zugang für alle
– Wissen und Informationen jeglicher Art ist die Kernkompetenz
– Bürgerinnen und Bürger sollen sich mit ihrem Wissen und ihren Kompetenzen im Makerspace beteiligen können [Dies wird aktiv von der Stadtbibliothek gefördert]
– Übernahme und Förderung von Verantwortung durch einzelner Bürger*innen
– Die Stadtbibliothek ist Netzwerker und Anbieter [von Raum, Material, Kontakten]

Zielsetzung
Der Makerspace der Stadtbibliothek Langenfeld verfolgt das Ziel der Kompetenzförderung der MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), welches durch unterschiedliche Workshops erreicht werden soll. Dabei finden die Workshops sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Kontext statt. Die Inhalte orientieren sich hierbei am Medienkompetenzrahmen des Landes Nordrhein-Westfalen mit seinen 6 Kompetenzfeldern:

  1. Bedienen und Anwenden
  2. Informieren und Recherchieren
  3. Kommunizieren und Kooperieren
  4. Produzieren und Präsentieren
  5. Analysieren und Reflektieren
  6. Problemlösen und Modellieren
    Alle, durch Bibliothekspersonal, angebotenen Workshop-Formate verfolgen und beinhalten nachstehende Leitziele:
    – Die Vermittlung von Wissen
    – Förderung von Kreativität
    – Förderung von Kommunikation
    – Training sozialer Kompetenzen
    – Entdecken und Ausprobieren neuer Dinge sowie deren Zugang

Des Weiteren verfolgt der Makerspace das Ziel, Bürgerinnen und Bürgern einen attraktiven Raum zu bieten, wo eigene Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen anderen Bürgerinnen und Bürger gezeigt und vermittelt werden können. Hierbei sind Bürgerbeteiligung und Partizipation von zentraler Bedeutung. Auch diese Veranstaltungsformate erhalten den Titel Workshop und finden primär in der Freizeit statt. Hier besteht die Gefahr, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger Workshops nicht mehr anbieten können und möchten und somit aus dem Anbieterpool wegfallen. Die Betreuung der engagierten Bürgerinnen und Bürger sowie die Gewinnung von Nachwuchs fallen in die Aufgabenbereiche der Stadtbibliothek.
Für die Stadtbibliothek bedeutet die Etablierung der diversen Workshop-Formate eine Steigerung der angebotenen Veranstaltung sowie der Veranstaltungsbesucher. Dies betrifft insbesondere die Produktbereiche Bibliothekspädagogischer Dienst / Medienkompetenz sowie Kommunikationsort und Informationsversorgung aus dem Veranstaltungsbereich.

Raum und Ausstattung
Mit der Neukonzeption der Stadtbibliothek erhält der Makerspace im Tiefgeschoss einen eigenen, ausreichend großen Bereich innerhalb der Bibliothek. Möbliert wird der Bereich mit flexibel einsetzbaren und beweglichen Mobiliar. Es wird einen großen Community-Table geben, wo Workshops angeboten werden. Präsentationen können über eine Leinwand und einen Beamer gezeigt werden. Die Wandfläche erhält Medienregale. Im ganzen Bereich soll es einen W-LAN-Zugang geben und ausreichend Möglichkeiten zur Stromversorgung mitgebrachter Endgeräte.

Design Workshop zur Planung der Stadtbibliothek als „Dritter Ort“

Aat Vos beschäftigt sich mit Design, Innenarchitektur und Kommunikation im öffentlichen Bereich. Das Konzept des „Dritten Ortes“ ist zukunftweisend auch für Bibliotheken. Im Design Workshop vom 1. – 6. Juli 2018 wurde ein Grundgerüst für die neue Bibliothek gezeichnet. Dazu gehört die Zonenbildung, die Farbgebung, die Möblierung, die Materialien, die notwendige Technik etc. In den Workshop flossen die in Punkt 3 und 4 genannten Bedingungen und Probleme mit ein. Ebenso bildeten die Erkenntnisse des Design Thingking-Prozesses eine Grundlage für den Entwurf.

Die Bibliothek als dritter Ort ist inspirierend, ein offener Treffpunkt für die Stadtgesellschaft und hält neue Eindrücke und Erfahrungen für den Einzelnen bereit.
Ziel ist es einen Ort zu schaffen, wo Menschen
• sicher sind
• sich wohl fühlen
• sich auskennen
• willkommen sind, so lange sie wollen

Ziel ist es einen Ort zu schaffen,
• der Wiedererkennungswert hat
• der einen lokalem Bezug hat
• dessen Besuch ein Erlebnis ist
• der ein abwechslungsreiches Programm bietet
• dessen Technik auf der Höhe der Zeit ist
• der innovative Entwicklungen aufgreift
• an dem es möglich ist, Wissen zu erlangen
• der die Möglichkeit bietet, Wissen an andere weiterzugeben
• wo man die Möglichkeit hat, Dinge selber zu machen
• der frei zugänglich und leicht zu erreichen ist
• der für alle bezahlbar ist.

Die Funktionalität der Bibliothek braucht
• Technik / WI FI
• Benutzbarkeit
• Zugänglichkeit (behindertengerecht)
• Sichtbarkeit
• Aufenthaltsqualität

Die Aktivitäten der Bibliothek oder in der Bibliothek:
Im Grundriss der Bibliothek werden potentielle Räume bestimmt. Eine optische und akustische Trennung schirmt das „Wohnzimmer“ und die „Arbeitszimmer“ von den lärmintensiveren Bereichen wie die Kinderbibliothek und Jugendbibliothek sowie der Veranstaltungsbereich ab. Die Trennung wird durch ein Superregal auf allen Ebenen der Bibliothek erfolgen. Im Erdgeschoss wird es einen kommunikativen Bereich mit einem Lesecafé geben. Alle Elemente im Raum sind nicht höher als 1,40 m und damit ist der Durchblick in alle Bereiche der Bibliothek von fast jedem Punkt gegeben.

  • Gaming
  • Makerspace
  • Hospitality
  • Art Exposition
  • Meeting
  • Computer Workplace
  • Navigating
  • Media Library
  • Inspiration Area
  • Third Place
  • Workspace
  • Courses & Training
  • Living Room
  • Open Stage


Zeit- und Maßnahmenplan

• Im September 2018 wurde das Projekt im Rat der Stadt Langenfeld vorgestellt und die Verwaltung mit der weiteren Planung beauftragt.
• Frühjahr bis Sommer 2019 erfolgte die Detailplanung durch die Architekten und Fachingenieure.
• Sommer und Herbst 2019 wurden die Ausschreibung der einzelnen Gewerke vorbereitet.
• Baubeginn war ab April 2020. Für die Zeit der Renovierung wurden ca. 40% des Bestandes in zwei Ladenlokalen zur Ausleihe bereitgestellt. Der Rest wurde eingelagert.
• Der Fertigstellungstermin laut Ausschreibung war Ende August.
• Am 10. September 2020 konnte die Bibliothek den politischen Entscheidungsträgern und einem interessierten Publikum präsentiert werden.
• Ab dem 17. September war die Bibliothek für Kund*innen geöffnet, allerdings schon bald nur noch mit großen Einschränkungen, bis der Lockdown zu einer Schließung von drei Monaten zwang

Ausstattung Kundentechnik

Neben der Detailplanung zur Raumaufteilung und Möblierung, die 2019 stattfand, war auch die technische Ausstattung der Bibliothek von Interesse. Eine moderne Bibliothek muss den Nutzern alle Möglichkeiten bieten, Arbeit und Lernen sowie Freizeitaktivitäten sinnvoll durchzuführen. Es beginnt mit den Ausleihautomaten für die Selbstverbuchung, die alle Möglichkeiten der Kontoführung und des bar- und bargeldlosen Bezahlens können müssen. Durch den Wegfall der Theke werden die Bibliotheksmitarbeiter*innen eher Guides durch die Angebote der Bibliothek, Helfer bei der Benutzung der technischen Möglichkeiten und Vermittler neuer Kenntnisse sein. In den klar definierten Bereichen der Bibliothek gibt es verschiedene andere technische Geräte zur Benutzung durch die Kunden.

Verbuchung
– 4 Verbuchungsgeräte mit bargeldloser Bezahlfunktion
– davon 2 Geräte mit Bargeldzahlung
– 4 Telecache-Module für die Verbuchungsgeräte
– Smarter Ausleihschrank mit 11 Ausleihfächern und einem Tabletbutler
– 1 Windows-Laptop
– 1 MacBook
– 1 IPad
– 10 Android-Tablets

Veranstaltungsbereich
– Leinwand und Beamer
– Soundanlage

Makerspace
– Leinwand und Beamer
– 2 PCs für Programmierung und Bildbearbeitung
– Digitalisierungsstation mit Plattenspieler, Kassettendeck, Flachbrettscanner
– 2 Werkzeugwagen mit Werkzeug
– 3D-Drucker

Café-Betrieb
– Kaffeevollautomat mit Milchkühler
– Geschirr und Zubehör

Jugendbereich
– Bildschirm für Gaming, Switch Konsole
– Soundshower

Information und Werbung
– 2 Werbebildschirme hellbride für Außenwerbung
– 2 Werbebildschirme für innen mit Software
– 2 Tablets mit Tabletsständer als OPAC

Mifare-Benutzerkarten
– 5000 Mifare-Benutzerausweise
Die Stadt Langenfeld unternimmt große Anstrengungen in Richtung Digitalisierung. Ziel ist die Smart City mit einer digitalisierten Verwaltung, intelligenter Straßenbeleuchtung und einer Bürgerkarte, die verschieden Dienstleistungen der Kommune abdeckt. Die Mifare-Bibliothekskarten ermöglichen ein berührungsfreies Bedienen der Ausleihautomaten. Zukünftig können aber auch andere Funktionen z.B. die der Bürgerkarte, auf die Karte geladen werden. Die Stadtbibliothek ist interessiert, hier zu den Vorreitern zu gehören.

Möblierung

Die Möblierung der neuen Bibliothek besteht aus dem Superregal, das als optische und akustische Trennung die Bibliothek komplett durchzieht. Alle Wandflächen sind ebenfalls durch Regalflächen belegt. Ergänzend dazu kommen noch Funktionsmöbel für Sondermedien, wie CDs und DVDs, sowie für die Artothek und für den Makerspace. Ein weiterer Teil der Ausstattung sind die großen Arbeitstische für die beiden Arbeitsebenen und Einzeltische in den Bereichen Lesecafé, Wohnzimmer und Veranstaltungsbereich. Die Wandregale, der Schrank im Makerspace, Theke, Infopoint und das Superregal stehen fest. Alle anderen Möbel sind durch Rollen beweglich, um ein hohes Maß an flexibler Nutzung zu ermöglichen.

Wandregale
Im Design-Thinking haben mehrere Benutzergruppen Natur bzw. Natürlichkeit als wünschenswert angegeben. Die Ausführung der Wandregale in heller Eiche mit weißen Metallböden ist ansprechend und freundlich. 30cm hohe Podeste laden zum Sitzen ein. Die Wandregale dominieren die gesamten Außenwände besonders entlang der Fensterfronten. An den Fenstern sind zwischen den Regalen Sitzbänke oder Arbeitstische installiert.

Superregal
Das Superregal ist als durchgehender freistehender Block in allen Etagen zu sehen. Bewusst unterscheidet sich die Optik von den Wandregalen. Mattblau lackiertes Holz kombiniert mit anthrazitfarbenem Metall, nimmt sich das Regal bei aller Größe optisch zurück. Vorder- und Rückseite sind durch ein Metallgittergewebe getrennt, dass zwar trennt, aber latent durchsichtig ist.

Sondermöbel, Displays
Die meisten Sondermöbel wie die Lowrider und die Kästen für CDs und DVDs sind in dunklem Schichtholz mit offenen Kanten ausgeführt. Die Aufteilung der Lowrider durch verschiedene Einsätze wirkt informell und nicht streng. In der Kinderbibliothek gibt es drei Bilderbuchwägen in Kistenoptik. Alle Sondermöbel sind mit Rollen versehen.

Schrank Makerspace
Wie das Superregal unterscheidet sich der Schrank im Tiefgeschoss in der Gestaltung von den übrigen Regalen. Er ist rot und eine Kombination von of-enen und geschlossenen Flächen. Er umbaut den smarten Ausleihschrank, bietet Platz für die Werkzeugwägen und den 3D-Drucker.

Arbeitstische
Die Arbeitstische auf den beiden Ebenen für Lernende sind alle in Holz ausgeführt und haben Rollen. Die Tische sind für 6-8 Personen geeignet und können flexibel zusammengestellt werden. Die Tische an den Fenstern sind als Zweier- oder Vierertische ausgelegt.
Im Zeitschriftenbereich und im Wohnzimmer gibt es jeweils einen Tisch, der eine schwarze Oberfläche hat und mit bis zu 6 Personen nutzbar ist. Drei dieser Tische gibt es auch im Veranstaltungsbereich. Sie sind leichter als die Holztische und können bei Bedarf schnell fortgeräumt werden.

Artothek
Die 315 ausleihbaren Bilder der Artothek waren in einem Schrank und an den Wänden der alten Bibliothek untergebracht. Da die Wände inzwischen mit Regalen belegt sind, musste eine andere Lösung her. Die Artothek steht jetzt als Metallkonstruktion, Haus im Haus, prominent in der 2. Etage. Die alten Auszüge für die Hängung der Bilder konnten wiederverwandt werden.

Sitzmöbel/Bänke/Stühle
Dem Architekten war es sehr wichtig, unterschiedliche Sitzmöbel für die unter-schiedlichen Bedürfnisse zur Verfügung zu stellen. Auch im Design-Thinking waren von den verschiedenen Gruppen Wünsche für die Sitzgelegenheiten benannt worden. Alle Fensternischen, die nicht mit Arbeitsplätzen belegt sind, haben Sitzbänke bekommen. Besonders im Erdgeschoss sind diese sehr beliebt, da man einen freien Blick auf das Langenfelder Stadtleben hat. Im Le-se-Café im EG gibt es die klassische Sofaecke mit Sitzmöglichkeit für 5 Personen, eine Zweierkombination mit Sesseln, eine Sofagruppe mit 4 Sitzplätzen und zwei Bistrotische mit jeweils drei Thonet-Stühlen. Diese Möblierung erlaubt es Einzelpersonen und unterschiedlichen Gruppen die für sie passenden Sitzgelegenheiten zu wählen. Dieses Prinzip setzt sich auch in der zweiten Etage fort, wo das „Wohnzimmer der Stadt“ drei Sofaecken mit unterschiedlichen Sofas und Sesseln präsentiert. Vier gleiche Vintage-Sofas in Leder sorgen dafür, dass das Gesamtbild nicht zu unterschiedlich wird. Das gilt auch für einen Teil der Sessel, wo das gleiche Modell, aber unterschiedliche Farben eingesetzt werden. Die einzelnen Sitzgruppen werden durch verschiedene Teppiche als Bereiche definiert. Die Teppiche unterstreichen den Wohnzimmercharakter und helfen bei der Schalldämmung.
Die Sofas sind fest gepolstert, um das Aufstehen zu erleichtern. Für die Sessel gilt dasselbe. Sie haben zum überwiegenden Teil Lehnen.

An den Arbeitstischen stehen leichte Stühle der Firma Hay, die aus einem fragilen Stahlgestell mit Sitzauflagen und Rückenlehnen in Formholz bestehen. Es gibt 4 verschiedenen Farbvarianten mit jeweils hellen Holzkanten. Die leichten Stühle können bei Bedarf schnell umgestellt werden. Die Oberflächen der Stühle sind pflegeleicht. Für größere Veranstaltungen gibt es 90 Stühle auf Stuhlwagen. Auch bei diesen Stapelstühlen sind Sitz und Lehne aus Holz.

Podestlandschaften und Sitzsäcke
Die Kinderbibliothek in der 2. Etage und die Jugendbibliothek im EG sind als Podestlandschaften gestaltet. Zum restlichen Raum sind sie durch große Fenster abgeteilt, so dass sie gut einsehbar sind.
Die verschiedenen Sitzstufen sind mit pastellfarbigem Linoleum bezogen. Rampen ermöglichen den Zugang zu der oberen Ebene. Hier gibt es eine reiche Auswahl an Sitzsäcken im passenden Farbspektrum aus unterschiedlichen Materialien. Wieder ist Gestaltungsprinzip das informelle, spielerische und gemütliche. In der Jugendbibliothek gibt es zwei Cocoons. Das sind runde Sitznischen, die die Jugendlichen zum chillen animieren. In der Kinderbibliothek gibt es zusätzlich noch diverse Sitzkissen.
Die Kinderbibliothek und die Jugendbibliothek sind von einem Grafitti-Künstler gestaltet worden. Besonders im Jugendbereich ist durch das Bild eines Wake-Boarders und des historischen Gebäudes „Haus Arndt“ ein lokaler Bezug gegeben.

Beistellmöbel
Es gibt eine große Anzahl unterschiedlicher Beistelltische. Diese sind zum größten Teil leicht und können bei Bedarf von den Lesern einfach zum ge-wünschten Sitzplatz mitgenommen werden.

Alle Probleme gelöst?

Haben sich die Probleme der alten Bibliothek durch den Umbau gelöst?

Raum
Die offene Bauweise ist nach wie vor da. Aber dadurch, dass Kinderbibliothek und Jugendbibliothek hinter das Superregal gerückt sind und zur restlichen Bibliothek zum größten Teil abgeschlossen sind, hat sich der Spiellärm verringert. Dazu trägt auch die Deckengestaltung in der gesamten Bibliothek bei. Die offene Decke wurde mit 2,5 cm Akustikschaum belegt. Alle Möbel, die im Raum stehen sind mit Rollen versehen. Das steigert die Flexibilität der Raumgestaltung enorm.
Die Zwischenebenen sind jetzt ganz dem Lernen gewidmet. Ca. 60 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Dieser Bereich wurde schon direkt nach der Eröffnung sehr gut genutzt. Die Community-Tables sind besonders für das Lernen in Gruppen beliebt.
Der Veranstaltungsraum wurde zugunsten eines Veranstaltungsbereichs aufgegeben. Der Veranstaltungsbereich ist normaler Teil der Bibliothek, kann aber auf zwei Größen mit Hilfe von Vorhängen abgetrennt werden und bietet entweder ca. 30 Personen oder bis 90 Personen Platz. Auch in der Kinderbibliothek und im Tiefgeschoss besteht jetzt die Möglichkeit kleinere Veranstaltungen durchzuführen. Die Lüftungsanlage wurde komplett erneuert und um eine Kühlung ergänzt.

Beleuchtung
Der Architekt hat sich für eine Beleuchtung mit einheitlichen Strahlern entschieden. Mit Hilfe der Strahler lassen sich Zonen bilden, an denen es hell sein muss und andere Zonen, wo das Licht eher gedämpft und gemütlich ist. Die Schaltung der Beleuchtung erfolgt über ein elektronisches System namens Dali. Hier sind verschiedene Szenarien voreingestellt und können nach Bedarf geschaltet werden. Alle Strahler sind LED-Strahler. Die Wärmeabstrahlung spielt keine Rolle mehr. Den Lokalbezug stellt eine Lampeninstallation im Luftraum der Bibliothek dar. Die Bürgerinnen und Bürger spendeten über 90 Glaslampen, von denen 60 Stück verwandt wurden.

Bestand
Der Bestand an Medien beträgt im Moment ca. 41.000 Medieneinheiten. Der größte Teil ist in den Wandregalen und im Superregal untergebracht. Des Weiteren gibt es die 5 Lowrider, die beidseitig belegt sind und die 5 Displays für die Non-Book-Medien sowie die 3 Bilderbuchwägen. Eine großzügige Theke, einen Info-Point mit Ablagemöglichkeiten und ein neu geschaffener Abstellraum neben der Jugendbibliothek sind gut gelungen. Sechs große runde Tische dienen der Bestandspräsentation und werden von den Beschäftigten mit viel Phantasie thematisch bestückt.

Technik
Die Benutzer-PCs sind an der Fensterfront entlang nebeneinander platziert mit All-in-one-Geräten ausgestattet. Drucker und Scanner sind selbstverständlich. Auf einen E-Circle wurde wegen des Platzbedarfs im Regal verzichtet. Als OPAC gibt es zwei Tablets auf Ständern. Das moderne Discovery-System zeigt auch die Online-Ressourcen.
Die vier modernen Selbstverbucher haben alle E-Cash-Funktion – zwei Geräte zusätzlich auch noch eine Bargeldfunktion. Ein Gerät ist höhenverstellbar um die Barrierefreiheit zu ermöglichen.
Die W-LAN-Abdeckung ist mit sechs Access-Points jetzt ausreichend.
Eine neue Gaming-Station in der Jugendbibliothek ist mit einer PS 4 und einer Nintendo Switch-Konsole bestückt. Eine Sound-Shower ermöglicht es den Jugendlichen beim Chillen Musik von ihrem eigenen Handy zu hören.
Es gibt im Tiefgeschoss im Maker-Space einen Ausleihschrank mit 11 Fächern, der mit Laptops, E-Book-Readern und den Controllern fürs Gaming bestückt ist. Dazu gehört ein Tabletbutler mit 10 Tablets für die Nutzung innerhalb des Hauses. Diese Tablets sind als Ergänzung der Kunden-PC vorgesehen, werden aber intern auch für Klassenführungen etc. genutzt.
Zum Maker-Space gehören drei 3D-Drucker, eine Digitalisierungsstation für Schall-platten, Kassetten und VHS-Kassetten und zwei PCs mit Bildbearbeitungsprogrammen. Im Maker-Space gibt es eine Leinwand und einen Beamer für Präsentationen.
In dem Veranstaltungsbereich ist eine professionelle Veranstaltungstechnik installiert worden. Beamer und Leinwand sind fest verbaut.
Besonderheiten.
Die Unterbringung der Artothek ist im Punkt Möblierung schon beschrieben worden. Es sind drei feststehende Wände für Ausstellungen vorhanden. Dies ist ein Kompromiss, damit wegen des Platzbedarfs nicht komplett auf die Ausstellungsfläche verzichtet werden muss. Es können jetzt nur noch max. 18 Bilder präsentiert werden.

Umsetzung der Ideen aus dem Design-Thinking
Die meisten der im Vorfeld erarbeiteten Inhalte konnten umgesetzt werden. Die von den Kunden gewünschten Funktionen sind alle vorhanden.

Theke und Arbeitsabläufe
Mit der neuen Theke und den neuen Geräten haben sich die Arbeitsabläufe geändert. Alle Arbeitsplätze im Kundenbereich sind von der Idee her Steharbeitsplätze.
Das bedeutet, dass die Kundinnen den Beschäftigten auf Augenhöhe begegnen. Da die zurückkommenden Medien neben den Selbstverbuchern im Regal abgelegt werden, bewegen sich die an der Theke Beschäftigten ununterbrochen in diesem Bereich, um vorbestellte Medien zu entnehmen oder Medien wegzuräumen. Die Erfahrung der ersten Monate zeigt, dass das trotz Corona und Abstand halten zu einem engeren Kontakt mit den Kundinnen führt.

Aufenthaltsqualität
Viele Ideen, die die Befragten im Design-Thinking-Prozess äußerten, bezogen sich auf die Aufenthaltsqualität der Bibliothek. Der angestrebte „Dritte Ort“ muss verschiedene Kriterien erfüllen, aber in jedem Fall ansprechend und gemütlich sein.
Dies ist in vollem Umfang gelungen. Die Reaktionen der Kundinnen sind alle positiv, sogar überschwänglich. Dazu trägt auch bei, dass die Kolleginnen Kaffee und Kaltgetränke an der Theke ausgeben. Dass dies durch die Kolleginnen geschieht, ist von diesen ausdrücklich als Teil der Willkommenskultur gewünscht. Ganz häufig wurden natürliche Materialien von den Befragten gewünscht. Dem hat der Architekt mit vielen unterschiedlichen Hölzern bei den Möbeln und dem Fußboden Rechnung getragen. Im Veranstaltungsbereich schafft eine Zedernholzdecke eine gute Akustik und schöne Atmosphäre. Veranstaltungen Im Design-Thinking-Prozess wurden von den Kundinnen auch eine Menge Ideen für Veranstaltungen geäußert. Manches davon konnte die Bibliothek in 2019 schon probeweise und mit viel Erfolg durchführen. Leider war dann in 2020 und bis Mitte 2021 keine Veranstaltungen möglich. Wie die Standardveranstaltungen zur Leseförderung und Vermittlung von Medienkompetenz in der neuen Bibliothek funktionieren, muss jetzt noch erprobt werden.

Sichtbarkeit
Durch die neue Raumgestaltung, die eine komplette Durchsicht durch das Gebäude gestattet und die Sitzbänke in den Fenstern ist die Bibliothek von außen besser wahrnehmbar. Als Wohn- und Arbeitszimmer ist die Bibliothek mit 34 Öffnungsstunden Anlaufpunkt für Menschen, die beim Lesen entspannen möchten, die alleine oder gemeinsam arbeiten möchten oder sich in einer schönen Umgebung treffen möchten.

Fazit

Die Renovierung der Stadtbibliothek Langenfeld ist in allen Punkten gelungen. Die Bibliothek ist nach wie vor Dienstleister für die Bereitstellung und Vermittlung von Medien und Information zum Zwecke der Information, des Lernens und der Freizeitgestaltung.

Sie ist aber noch deutlich mehr. Als außerschulischer Lernort hat sie enorm an Qualität und Möglichkeiten gewonnen. Die technische Ausstattung ermöglicht die Teilhabe von Menschen, die sich dieses Equipment privat nicht leisten können. Als Treffpunkt und Ort der Kommunikation ist sie offen für alle Bevölkerungsgruppen.

Die neu gestalteten Räumlichkeiten bieten Inspiration durch die Medien und durch Angebote und Veranstaltungen. Kooperationspartner nutzen das Equipment und die Räume der Bibliothek für eigene Angebote. Durch ihre Lage trägt die Bibliothek zur Belebung der Stadtmitte bei. Die Bibliothek ist damit eine Visitenkarte für eine moderne Kommune.

Das Konzept als pdf zum Download

Fotos von der neuen Stadtbibliothek Langenfeld

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Mehr Bibliothek für Vreden: Bücherei wird bundesweit erste kirchliche „Open Library“

Die Bücherei St. Georg in der 23.000 Einwohnerstadt Vreden ist die erste Bücherei in kirchlicher Trägerschaft, die seit Ende 2020 als „Open Library“ den Nutzern auch außerhalb der personell besetzten Öffnungszeiten zur Verfügung steht. Was dafür alles organisatorisch und technisch geklärt und vorbereitet werden musste, stellt Büchereileiter Michael Schürmann in diesem Beitrag vor. Das Projekt wurde vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Landesförderung für Öffentliche Bibliotheken gefördert.

„Schade, dass Sie über Mittag nicht offen haben!“ „Wenn ich Zeit habe, ist die Bücherei geschlossen!“ Diese und ähnliche Äußerungen kennen die Verantwortlichen in vielen Büchereien. Die Öffentliche Bücherei St. Georg Vreden hat sich 2019 intensiv mit allen Fragestellungen rund um das Thema Open Library beschäftigt. So musste unter anderem geklärt werden, ob in einer Kleinstadt mit 23.000 Einwohnern der Bedarf für so ein Serviceangebot besteht und gemeinsam mit dem Träger beschlossen, dieses zukunftsweisende Nutzungskonzept umzusetzen.

Die Vredener Bücherei wurde 1852 gegründet und gehört damit zu den ältesten Öffentlichen Büchereien im Bistum Münster.

Vorangegangen war eine intensive, sachorientierte Diskussion in den verschiedenen politischen Gremien[1]. Folgende Fragestellungen mussten vorab geklärt werden:

  • Besteht in einer Kleinstadt mit 23.000 Einwohnern der Bedarf für ein derartiges Serviceangebot?
  • Welche technischen Maßnahmen müssen vorgenommen werden, damit ein sicherer Betrieb der Bücherei im Rahmen der Open Library erfolgen kann?
  • Wie sieht es mit dem Thema Vandalismus aus?
  • Welche datenschutzrechtlichen Vorgaben und Anforderungen müssen erfüllt werden?
  • Welche finanziellen Auswirkungen auf die laufenden Kosten hat die Umsetzung und Einführung der Open Library?

Nachdem diese Frage geklärt und eine breite Zustimmung der zuständigen Gremien erfolgte, konnte im Herbst 2019 der für die Finanzierung notwendige Antrag auf Landesförderung eingereicht werden, der dann im Frühjahr 2020 bewilligt wurde.

Im Sommer 2020 wurden die für die Umwandlung der Bücherei in eine Open Library notwendigen Maßnahmen umgesetzt:

  • Installation eines Entry Panels, mit dem Bürger*innen mit gültigem Bibliotheksausweis und dazugehöriger PIN zu den festgelegten Zeiten selbstständig die Eingangstür öffnen und die personallose Bibliothek nutzen können
  • Installation von Kameras und des Imageservers mit dem das Kundenverhalten während der personallosen Zeiten erfasst und aufgezeichnet werden
  • ein Audiosystem für zeitgesteuerte Durchsagen zur Benutzerinformation;
  • Einbau der Lichtsteuerung
  • leichte Umbauten der Thekenmöbel, um eine schnelle Sicherung der Thekenmaterialien zu gewährleisten
  • Einbau von Türen im Thekenbereich sowie zu den Mitarbeiterbüros
  • Kleinere Umbauten der Theke für die Selbstverbucher
  • Punktuelle Ergänzung der Beschilderung und des Leitsystems

Parallel zu diesen technischen Maßnahmen wurde die Hausordnung überarbeitet, die Informationsflyer und Plakate gestaltet sowie notwendige Dienstanweisungen erarbeitet und mit den zuständigen Gremien abgestimmt.

Auf Grund der Corona-Krise musste die für Anfang Dezember 2020 geplante Freigabe der Open Library leider verschoben werden. Erst seit dem 01.06.2021 können alle Nutzerinnen und Nutzer die Open Library vollumfänglich nutzen. „Auch dann, wenn vom Team keiner da ist“, betont Leiter Michael Schürmann. Bundesweit als erste Bücherei in kirchlicher Trägerschaft konnte die Einrichtung in Vreden mit dem Ende des Corona-bedingten Lock-Downs die „Open Library“ freigeben, einer Bücherei, in der die Nutzerinnen und Nutzer mit Leserausweis und Pin auch zu ungewöhnlichen Zeiten Zutritt haben.

Bücherei ist 72 Stunden pro Woche geöffnet

Mit der Umsetzung des Projektes wird kein Personal eingespart. Ziel ist es, die Öffnungszeiten noch attraktiver und kundenorientierter zu machen. Insgesamt wurden diese um 44,50 Stunden pro Woche ausgeweitet. Besonders im Blick haben der Büchereileiter und das Team aus drei Haupt- und 13 Ehrenamtlichen, die Berufspendler. Sie können demnächst vor oder nach der Arbeit sowie in der Pause in die zentral am Kirchplatz gelegene Bücherei der münsterländischen Kleinstadt mit rund 23.000 Einwohnern gehen und dort die umfangreichen Medienangebote nutzen. Die zusätzlichen Öffnungszeiten orientieren sich an den Erfahrungen, die das Team in der Vergangenheit mit den Wünschen der Kundschaft gemacht hat:

ÖffnungszeitenOpen Library (ohne Personal)mit Personal
Montag07.00 – 14.00 Uhr 18.00 – 20.00 Uhr 
Dienstag07.00 – 09.00 Uhr 12.00 – 14.30 Uhr 18.00 – 20.00 Uhr09.00 – 12.00 Uhr 14.30 – 18.00 Uhr
Mittwoch07.00 – 09.00 Uhr 12.00 – 14.30 Uhr 18.00 – 20.00 Uhr09.00 – 12.00 Uhr 14.30 – 18.00 Uhr
Donnerstag07.00 – 09.00 Uhr 12.00 – 14.30 Uhr09.00 – 12.00 Uhr 14.30 – 18.00 Uhr
Freitag07.00 – 09.00 Uhr 12.00 – 14.30 Uhr 18.00 – 20.00 Uhr09.00 – 12.00 Uhr 14.30 – 18.00 Uhr
Samstag07.00 – 17.00 Uhr 18.30 – 20.00 Uhr17.00 – 18.30 Uhr

Insgesamt können die Angebote der Bücherei nun 72 Stunden pro Woche genutzt werden, ein Umfang, den sonst nur Großstadtbibliotheken anbieten können. Mit Ausnahme des Sonntages kann die Bücherei somit an allen Wochentagen genutzt werden. Sollten die Nutzerrückmeldungen ergeben, dass der Sonntag ebenfalls als Open Library Tag gewünscht ist, könnte dieser kurzfristig freigegeben werden.

Richtungsweisend war die parallele Einführung der RFID-Verbuchungstechnik mit einer 24-Stunden-Außenrückgabe – diese ist Voraussetzung für die „Open Library“.

Auch Verweilen und Stöbern ist möglich in der „Open Library“

In der Bücherei haben die Nutzerinnen und Nutzer alle Möglichkeiten: Bücher und viele andere Medien können ausgeliehen werden, in den Räumen dürfen die Kunden aber auch verweilen und beispielsweise in einer App den digitalen Lesezirkel „Sharemagazines“ mit Zeitschriften und Zeitungen aus dem In- und Ausland durchstöbern, Gesellschaftsspiele spielen, Lernen und Arbeiten. Ein gelebter „dritter Ort“, der zur Kommunikation und Begegnung einlädt.

Um etwaigen Vandalismus vorzubeugen, wurden die Räume mit sechs Kameras ausgestattet. Zum Ende der servicefreien Zeiten werden die Kunden per Durchsage auf die Schließung der Bücherei hingewiesen. Zudem gibt es einen Schließdienst, der nach Ende der „Open Library“ um 20 Uhr eine Runde dreht und nach dem Rechten schaut. 

Damit die Nutzerinnen und Nutzer Gebühren unkompliziert begleichen können, wurde im Rahmen des Projektes das epayment eingeführt. Gebühren können nun über den Web-Katalog „Open“ direkt im Leserkonto beglichen werden. Dieser Service wird über den Zahlungsdienstleister Payone abgewickelt.

Etwa 2.000 aktive Leserinnen und Leser sind in der Bücherei St. Georg registriert. Mit der Einführung der Open Library sollen insbesondere Berufstätige für die Angebote der Bücherei gewonnen werden, die entweder in Vreden arbeiten oder außerhalb Vredens ihrem Beruf nachgehen und erst nach den regulären Öffnungszeiten wieder in Vreden sind. Insgesamt stehen den Kunden rund 36.000 physische Medien sowie rund 100 Zeitschriftenabos zur Ausleihe und Präsenznutzung zur Verfügung. Über den Onleihe-Verbund „bibload“ bietet die Bücherei  Ihren Nutzern darüber hinaus knapp 20.000 e-Medien zum Download. Weitere digitale Medienangebote wie das Streaming-Portal „Filmfriend“ sowie die „TigerBooks“ runden das vielfältige Medienangebot ab.

Die Bücherei St. Georg, die in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde ist und eine vertraglich festgelegte Unterstützung von der Stadt Vreden bekommt, ist mehr als nur eine Möglichkeit, an Lesestoff zu kommen. „Die Bücherei ist ein sozialer Treffpunkt, an dem auch zahlreiche Veranstaltungen für Jung und Alt stattfinden“, sagt Schürmann. Dazu gibt es ein gutes Netzwerk mit weiteren Initiativen vor Ort. 

Im Interesse der Nutzer drücken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Umsetzung neuer technischer Möglichkeiten aufs Tempo. Nach der Generalsanierung 2014/2015, bei der das in Teilen denkmalgeschützte Büchereigebäude entkernt und zwei Bauteile angesetzt wurden, ging es Schritt für Schritt. Richtungsweisend war die parallele Einführung der RFID-Verbuchungstechnik mit einer 24-Stunden-Außenrückgabe – Grundvoraussetzung für den Betrieb der nun eingeführten „Open Library“.

Fazit: Tradition und Moderne schließen sich nicht aus

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit der Einführung der Open Library ein weiterer Quantensprung zur Weiterentwicklung der Bücherei gemacht wurde. Die auf insgesamt 72 Wochenöffnungsstunden ausgedehnten Öffnungszeiten beseitigen Defizite im Bereich der Öffnungszeiten und machen die Bibliothek noch attraktiver und zukunftsfähiger. Die Rückmeldungen der bisherigen Nutzer sind durchweg positiv: „Mit einem solch tollen Angebot hätten wir hier auf dem Land nicht gerechnet!“, so der Kommentar von Neuzugezogenen.

Unerlässlich ist trotz einer soliden finanziellen Basis durch die gemeinsame Finanzierung der laufenden Kosten durch die Kirchengemeinde und die Stadt Vreden die Förderung solcher Leuchtturmprojekte durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.

Zur Bücherei:

  • 36.000 Medien
  • 160.742 Ausleihen (2019)
  • 139 Veranstaltungen
  • 2,5 Stellen (2 Dipl.-Bibl., 1 Kirchl. Bücherei-Assistentin)

Kontakt:  
Michael Schürmann
Öffentliche Bücherei St. Georg Vreden
Kirchplatz 12
48691 Vreden
https://www.buecherei-vreden.de
https://www.facebook.com/BibVreden


[1] Bei der Öffentlichen Bücherei St. Georg handelt es sich um eine sogenannte Vertragsbücherei, die in der Stadt die Funktion der Stadtbibliothek übernimmt. Träger ist die Kirchengemeinde St. Georg. Mit der Stadt Vreden wurde ein Büchereivertrag geschlossen, der insbesondere die Finanzierung der Bücherei regelt. Im Rahmen dieses Prozesses wurde das Projekt im Büchereibeirat, dem Schul-, Sport- und Bildungsausschusses des Rates der Stadt Vreden sowie im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Georg vorgestellt und diskutiert.

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Stadtbibliothek Bocholt nach Umbau „Fit für Open Library“

Die Stadtbibliothek Bocholt will sich zu einem „Dritten Ort“ entwickeln. Dazu gehört auch eine Ausweitung der Öffnungszeiten in die Abendstunden und am Wochenende. Dank einer Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW konnte die Stadt Bocholt nun die dafür notwendigen Modernisierungsmaßnahmen umsetzen.

Die umfassenden Renovierungsarbeiten wurden bereits im Herbst 2020 abgeschlossen. Die Stromversorgung wurde komplett erneuert und ein zeitgemäßes Beleuchtungssystem installiert. Mit einer innovativen Medien-Selbstverbucherzone wurde die modernisierte Bahnhofshalle in das neue Bibliothekskonzept integriert. Es empfängt die Kund*innen der Stadtbibliothek mit einer neuen Raumkultur. Neue Technik, moderne Bibliotheksmöblierung und eine übersichtliche Zonierung der einzelnen Bereiche sorgen für eine zusätzliche Aufenthaltsqualität im Eingangsbereich.

Neue Selbstverbucherzone in der alten Bahnhofshalle

Direkt am Eingang, noch in der ehemaligen Bahnhofshalle, befindet sich die neue Selbstverbucherzone. Bei den Selbstverbucherplätzen hat das Team der Stadtbibliothek Bocholt darauf geachtet, dass Kinder und Menschen mit Handicap einen einfachen Zugang sowohl zum Ausleihen als auch zur Rückgabe haben. Dort, wo früher der Thekenbereich war, ist nun eine kleine Leselounge mit bequemen Sesseln. Zwei Rechercheplätze, ein eCircle (digitales Informationssystem der Plattform „muensterload“ mit Touch-Funktion), an dem man auch direkt digitale Buchtitel downloaden kann sowie ein Bezahlautomat, der Bargeld, EC-Karten und Smartphones akzeptiert, runden den Foyerbereich ab. Ein modernes Lichtkonzept, das gemeinsam mit der Gebäudewirtschaft der Stadt Bocholt entwickelt wurde, setzt die Literatur in Szene. Wer nicht selbst verbuchen möchte, dem helfen die Kolleg*innen der Stadtbibliothek an der neu geschaffenen Info-Theke.

Dort, wo früher die Theke stand, befindet sich nun eine gemütliche Lese- und Wartelounge
Dort, wo früher die Theke stand, befindet sich nun eine gemütliche Lese- und Wartelounge.

Mit den Umbaumaßnahmen ist die Bibliothek ihrem Ziel zu einem sogenannten „Dritten Ort“ zu werden, ein Stück nähergekommen. Leider musste die feierliche Wiedereröffnung der Stadtbibliothek Anfang Dezember 2020 aufgrund der der aktuellen Corona-Situation so „klein“ wie möglich gehalten werden. Trotzdem waren die Bibliotheksbenutzer hocherfreut, „ihre“ Stadtbibliothek wieder besuchen zu können und in neuem Glanz erstrahlen zu sehen.

Ein neues Farb- und Lichtkonzept setzt die Literatur-Bestseller und Neuheiten im Eingangsbereich gekonnt in Szene.
Ein neues Farb- und Lichtkonzept setzt die Literatur-Bestseller und Neuheiten im Eingangsbereich der Stadtbibliothek Bocholt gekonnt in Szene.

Digitale Rundgänge zur Eröffnung

Auf einen echten Tag der offenen Tür musste die Stadtbibliothek angesichts des Corona-Lockdowns verzichten. Bei einem Pressetermin präsentierten Erster Stadtrat Thomas Wascki und Melanie Tenhumberg, fachliche Leiterin der Bibliothek, die zuletzt fertiggestellten Umbaumaßnahmen. Zusätzlich zur Berichterstattung in den Printmedien wurden auf den digitalen Kanälen der Stadtbibliothek (Facebook, Instagram, YouTube) alle Interessierten zu digitalen Rundgängen in Form von kurzen Videoclips eingeladen. So war die Stadtbibliothek mit der abgeschlossenen Modernisierungsmaßnahme am eigentlichen Tag der offenen Tür auf allen Kanälen vertreten, was zu vielen Neuanmeldungen geführt hat.

Weitere Umbaumaßnahmen in Planung

Im Jahr 2021 plant die Stadtbibliothek Bocholt die Neugestaltung der Romanabteilung. Die Umstellung des Beleuchtungskonzepts soll auch in diesem Bereich weiter fortgeführt werden, um den Standards nach Klimaneutralität und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Eine zeitgemäße Präsentation der Bestseller, variable Themenpodeste für Buchausstellungen und gemütliche Sitzgelegenheiten zum Schmökern, sollen die Aufenthaltsqualität in dieser Abteilung verbessern. 

Für die folgenden Jahre sind auch inhaltlich Projekte zur schrittweisen Neugestaltung und Modernisierung der gesamten Stadtbibliothek geplant. Digitale Medienprojekte in Kooperation mit der Jungen Uni oder der VHS im Bereich Makerspace sind in der Vorbereitung. Das Hauptziel der Modernisierungsmaßnahmen, im gesamten Haus mehr Aufenthaltsqualität und eine klarere Struktur zu schaffen, soll durch kreative Angebote zur Förderung der Medienkompetenz ergänzt werden. Das Prinzip, durch neue Zonierungen und zeitgemäße Veranstaltungsformate auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Benutzergruppen einzugehen und die Stadtbibliothek als einen dritten Ort für alle Bocholter Bürger*innen zu etablieren, soll weiter vorangetrieben werden.

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Praxisangebote aus dem Programm „Strategieentwicklung für Stadtteilbibliotheken“

Sechzehn Stadtteilbibliotheken haben sich 2019 in unserem Programm „Strategieentwicklung für Stadtteilbibliotheken“ erstmals auf den Weg gemacht, ihr aktuelles Profil zu überprüfen, dies auf die verändernden Rahmenbedingungen neu auszurichten und mit Blick auf die Bedarfe ihres Einzugsgebietes zu schärfen. Als Arbeitshilfe zur Strategieentwicklung diente der vom Team der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW entwickelte Funktionsrahmen, der fünf Bibliotheksfunktionen für eine digitale Gesellschaft beschreibt. Mit diesem Instrument ist es allen Teams gelungen, ein einheitliches Verständnis über Aufgaben und Funktion der Zweigestelle herzustellen.

Im Rahmen des Prozesses hat jedes Zweigstellenteam mehrere Angebote zur Erprobung für die anderen Teams zur Verfügung gestellt. Die Teams sollten anhand der Angebote testen, ob die vereinbarten Funktionen und das Profil zur Bibliothek passen. Mit der Zustimmung aller Teilnehmer*innen stellen wir die erarbeiteten Angebote allen Interessierten zur Verfügung. Die Angebote beinhalten eine Verlaufsbeschreibung, die jeweilige Zielgruppe mit Altersangaben, eine Technik- und Materialliste, Zeitangaben und Hinweise über notwendige Kompetenzen zur Durchführung. Viele Beispiele verwenden digitale Medien wie Bee-Bots, Green Screen oder Tablets.

Ort für Wissen und Information


Digitales Kompetenzzentrum

Kultur- und Literaturort


Ort für Inspiration


Kommunaler Begegnungs- und Kommunikationsort