Michael Knoche, ehemaliger Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, wirbt auf seinem Blog für die Erhaltung der Lesesäle. Ein Lesesaal ist für ihn „ein magischer Ort, an dem ein vielstimmiges stummes Gespräch zwischen Menschen und Büchern stattfand, ein Denkraum bzw. Aufmerksamkeitserzeugungsort. Der gesamte Beitrag ist hier nachzulesen https://biblio.hypotheses.org/5256
Zielgruppenanalyse für Bibliotheken: Warum Familien mit Kindern keine gut definierte Zielgruppe ist
Wenn wir in unseren Qualifizierungsprogrammen wie „Strategieentwicklung für Stadtteilbibliotheken“ die Teilnehmenden fragen, welche Zielgruppen sie in ihren Bibliotheken bedienen, so lautet eine häufige Antwort: Familien mit Kindern oder Senioren über 60 Jahre. Hierbei handelt es sich allerdings um keine gut definierten Zielgruppen, sondern um viel zu breit gefasste Gruppen, da sich diese Einteilung auf demografische Merkmale (Familienstand und Alter) beschränkt. Schließlich haben auch Senioren individuelle Interessen und Mediennutzungsgewohnheiten.
In diesem Beitrag soll es darum gehen, die Zielgruppenbestimmung genauer zu betrachten und Methoden für eine genauere Beschreibung und Analyse von Zielgruppen vorzustellen. Aber zunächst wollen wir uns anschauen, warum eine Zielgruppenanalyse für Bibliotheken sinnvoll ist.
- Verbesserung der Kundenzufriedenheit
Mithilfe einer Zielgruppenanalyse können Bibliotheken die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Nutzer besser verstehen und entsprechend darauf reagieren. Dies führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit, da Bibliotheken ihre Dienstleistungen und Angebote auf die Wünsche ihrer Nutzer anpassen können.
- Effektivere Ressourcenplanung
Eine Zielgruppenanalyse kann Bibliotheken dabei unterstützen, ihre Ressourcen effektiver einzusetzen. Wenn Bibliotheken ihre Dienstleistungen und Angebote auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen abstimmen, können sie ihre finanziellen und personellen Ressourcen gezielter einsetzen und planen.
- Gezieltere Werbemaßnahmen
Wenn Bibliotheken wissen, wer ihre Kunden sind und welche Bedürfnisse und Wünsche sie haben, hilft ihnen dies auch, gezielte Marketing- und Werbemaßnahmen zu entwickeln, um die Zielgruppen auf den passenden Kanälen anzusprechen. Auf diese Weise kann es der Bibliothek auch gelingen, mehr Kunden für ihre Angebote und Dienstleistungen zu gewinnen.
Zielgruppensegmentierung
Der erste Schritt einer Zielgruppenanalyse sollte die Segmentierung sein. Hier gibt es verschiedene Methoden, um Zielgruppen zu beschreiben und zu kategorisieren. Eine der gängigsten Methoden ist die Beschreibung mithilfe von Segmentierungsvariablen. Diese kann nach verschiedenen Arten vorgenommen werden, wie zum Beispiel nach
- Demografischen Merkmalen
Eine Definition nach demografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Wohnort, Religion ist eine der am häufigsten angewandten Methoden, um Zielgruppen einzuteilen. - Sozioökonomischen Merkmalen wie Ausbildung, Beruf oder Einkommensniveau
- Verhaltensorientierten Merkmalen
Zielgruppen können auch anhand ihre Verhaltens beschrieben werden, zum Beispiel wie oft sie die Bibliothek besuchen, welche Medien sie ausleihen oder welche Online-Ressourcen sie nutzen. - Psychografischen Merkmalen
Dazu gehören Persönlichkeitsmerkmale wie Innovationsfreude, Sicherheitsstreben, Lebensstil oder Gewohnheiten. Diese Art der Merkmalseinteilung ist eher für Großunternehmen geeignet, da diese einen schnellen Überblick über eine Trendentwicklung gewährleisten. - Medienorientierten Merkmalen
Zielgruppen können auch anhand ihrer Mediennutzung kategorisiert werden wie zum Beispiel Internetnutzer, Zeitungsleser oder Radiohörer.
Personas: Die personifizierte Zielgruppe
Wenn die Zielgruppen definiert sind, helfen Personas, eine genauere Vorstellung von den Zielgruppen zu haben. Eine Persona ist eine fiktive Person, die den idealtypischen Vertreter einer Zielgruppe darstellt. Mithilfe von Personas kann man die Bedürfnisse und Vorlieben der ausgewählten Zielgruppe genau beschreiben – sie geben der Zielgruppe ein Gesicht.
Bei der Erstellung von Personas sollte man in erster Linie über die Bedürfnisse und nicht über die soziodemografischen Eigenschaften differenzieren. Daher können folgende Leitfragen bei der Erstellung einer Persona hilfreich sein.
Leitfragen für Personas:
- Was macht mein Kunde? Welche Interessen/Vorlieben/Hobbies hat er?
- Was braucht er dazu?
- Wie löst er das Problem jetzt?
- Was biete ich schon an?
- Was könnte ich noch anbieten?
Auch beim Marketing sind Personas eine große Hilfe. Wie und auf welchen Kanälen erreiche ich diese Persona am besten? Welches Bedürfnis dieser Persona kann ich durch eine klare Botschaft abdecken?
Sehr hilfreich zum Thema Personas ist dieser Artikel der TUB Leipzig: https://blogs.tib.eu/wp/tib/2014/11/27/personas-geben-sie-den-nutzern-ein-gesicht/
Fazit: Eine Investition, die sich lohnt
Eine Zielgruppenanalyse ist nicht innerhalb eines Tages gemacht. Aber wie wollen Bibliotheken kundenorientiert arbeiten, ohne ihre Zielgruppen genau zu kennen? Noch so gute Veranstaltungen und Services laufen ins Leere, wenn sie sich an die falschen Personengruppen richten. Bibliotheken sollten ihre Zielgruppen kennen – nur so können Sie passgenaue Angebote entwickeln und möglichst viele Personen erreichen und eine hohe Kundenzufriedenheit erreichen. Eine Beschäftigung mit den Themen Zielgruppen und Zielgruppenanalyse ist daher eine Investition, die sich lohnt.
Quellen:
Hans-Georg Häusel; Harald Henzler: Buyer Personas. Wie man seine Zielgruppe erkennt und begeistert. Freiburg 2018.
https://konkurrenzanalyse.net/zielgruppenanalyse-wer-sind-meine-kunden/
https://blogs.tib.eu/wp/tib/2014/11/27/personas-geben-sie-den-nutzern-ein-gesicht/
Fachtagung Digitale Services / 10.05.
Die deutschen Bibliotheksfachstellen treffen sich dieses Jahr zur Fachtagung Digitale Services in den Bücherhallen Hamburg. Der öffentliche Teil der Fachtagung wird am 10. Mai 2023 als virtuelle Veranstaltung durchgeführt. Auf dem Programm stehen die Themen Mobile Maker Spaces, Einsatz von Apps und nutzergesteuerter Bestandsaufbau. Die Teilnahme ist für alle Interessierten kostenfrei, aber registrierungspflichtig. Programm und Link zur Anmeldung unter https://www.fachstellen.de/files/content/PDF_Dateien/EDV-Seminare/2023/Programm%20Fachtagung%20Digitale%20Services%202023.pdf
Schulministerium NRW veröffentlicht Zukunfts-Check zu LOGINEO NRW
Die digitale Lern-, Arbeits- und Kommunikationsplattform für Schulen (LOGINEO NRW) wurde einem unabhängigen Zukunfts-Check unterzogen. Im Fokus standen dabei die Fragen, ob beziehungsweise unter welchen Voraussetzungen LOGINEO NRW die heutigen und zukünftigen Ansprüche derjenigen erfüllt, die am Schulleben in einer digitalisierten Welt beteiligt sind.
Die Experten von Fraunhofer FOKUS haben zum einen festgestellt, dass den Schulen in Nordrhein-Westfalen mit LOGINEO NRW ein stabiles Angebot zur Verfügung steht, das zurzeit und in den nächsten Jahren in seinen wesentlichen Funktionen für das Lernen, die Kommunikation und Organisation von Schule zur Verfügung stellt, zum anderen, dass es weiterer Entwicklungen bedarf, damit LOGINEO NRW die zukünftigen Anforderungen seiner Nutzerinnen und Nutzer besser erfüllen kann.
In einer umfangreichen Analyse von LOGINEO NRW hat Fraunhofer FOKUS im Wesentlichen fünf Handlungsbedarfe für eine zielführende Weiterentwicklung von LOGINEO NRW identifiziert. So empfiehlt das Institut, Schnittstellen zu entwickeln, um besser Angebote von Dritten anbinden zu können. Dies könnte in Zukunft einen Zugang für die Zusammenarbeit von Bibliotheken und Schulen ermöglichen.
Der Bericht wird nun vom Ministerium für Schule und Bildung ausgewertet. Dazu gehört auch eine vertiefte Beratung im Ausschuss für Schule und Bildung des Landtags Nordrhein-Westfalen. In Verbindung damit beabsichtigt das Ministerium über die weitere Entwicklung von LOGINEO NRW zu entscheiden.
Mehr Informationen sowie der komplette Zukunftscheck unter https://www.schulministerium.nrw/presse/pressemitteilungen/logineo-nrw-zukunfts-check-liegt-vor-fraunhofer-institut-macht
Vortrag zum Thema „Online-Fundraising“ / 23.05.23
Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) informiert mit ihrem Online-Angebot „Akquisos“ zu Themen rund um die Mittelakquise für Initiativen der politischen Bildungsarbeit. In einem Online-Vortrag am 23.05.2023 steht das Thema „Online-Fundraising“ im Mittelpunkt: Es werden sowohl die technische Seite des Online-Fundraisings näher beleuchtet, als auch Erfolgsfaktoren, der Einsatz sozialer Medien sowie Crowdfunding. Mehr Informationen und Anmeldung unter https://www.bpb.de/die-bpb/foerderung/akquisos/505897/akquisos-live-online-fundraising/
Düsseldorf: Erste Bilanz der Bibliothek der Dinge
Seit knapp einem Jahr können Kunden der Stadtbibliothek in vielen Stadtbüchereien in Düsseldorf neben Büchern und Filmen auch verschiedene Gegenstände ausleihen. Dazu gehören Dinge wie Sportgeräte, Werkzeuge, Musikinstrumente und Outdoor-Gegenstände. Norbert Kamp, Direktor der Stadtbüchereien, zieht gegenüber dem Lokalradio Antenne Düsseldorf eine positive Bilanz. Die knapp 200 Dinge wurden bisher mehrl als 3.000 Mal ausgehliehen. Mehr Informationen unter https://www.antenneduesseldorf.de/artikel/bilanz-der-duesseldorfer-bibliothek-der-dinge-1625373.html
Viersen: Neuer Kassenautomat der Bibliothek für Gebühren und Veranstaltungstickets
Am neuen Kassenautomaten der Stadtbibliothek Viersen können Mahngebühren, Ausleihgebühren für spezielle Medien und alle sonstigen Bibliotheksentgelte bezahlt werden. Der Automat nimmt die zu zahlenden Beträge in bar oder per Girokarte an. Außerdem wechselt der Kassenautomat Scheine und Münzen. Das Besondere: Eintrittsgelder für kostenpflichtige Veranstaltungen werden ebenfalls über den Kassenautomaten kassiert. Nach der Bezahlung können die Kundinnen und Kunden die vom Automaten ausgegebene Quittung an der Informationstheke gegen eine oder mehrere Eintrittskarten eintauschen. Und auch die Getränke für das Lesecafé müssen vorab über den Kassenautomaten bezahlt werden. Interessierte können sich dabei entscheiden, ob sie ein einzelnes Getränk konsumieren oder gleich ein Mehrfachticket für mehrere Getränke erwerben möchten. Die Getränke werden nach Vorlage der Quittung an der Informationstheke ausgegeben.
Quelle: https://www.viersen.de/de/inhalt/stadtbibliothek-viersen/#X-202304132320241
Bundesregierung schreibt Studie zum E-Lending aus
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des E-Lending auf den Buchmarkt sollen im Vergleich zur Ausleihe von Print-Büchern in öffentlichen Bibliotheken in einer Studie untersucht werden.
Die Ausschreibung der Studie ist Ergebnis eines Runden Tischs zum Thema E-Lending in öffentlichen Bibliotheken, den Kulturstaatsministerin Claudia Roth im vergangenen Jahr einberufen hat. An den Gesprächen, die bereits zum vierten Mal stattgefunden haben, nahmen der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutsche Bibliotheksverband, der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, das Netzwerk Autorenrechte, der Verband deutschsprachiger Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, sowie das Bundeskanzleramt, das Bundesministerium der Justiz und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz teil.
Mit den Ergebnissen der Studie soll eine Entscheidungsgrundlage gewonnen werden, um den im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Auftrag umzusetzen, faire Rahmenbedingungen bei der Ausleihe elektronischer Bücher durch Bibliotheken zu schaffen.
Mehr Informationen unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/erster-schritt-zur-loesung-der-probleme-beim-e-lending-in-oeffentlichen-bibliotheken-2185734
Aufzeichnung des dbv-Online-Seminars „Eine Kultur der Nachhaltigkeit“ online
Am 05.04.2023 fand das Online-Seminar „Eine Kultur der Nachhaltigkeit“ der dbv-Reihe „Bibliotheken und Nachhaltigkeit“ des dbv statt. Bibliotheksvertreter*innen diskutierten in der Veranstaltung mit Vertreter*innen aus Politik und Kultur, wie Bibliotheken und andere Kultureinrichtungen zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen können. Den Mitschnitt der Diskussion sowie alle weiteren Online-Seminare der Reihe stehen nun auf der dbv-Website zur Verfügung: https://www.bibliotheksverband.de/eine-kultur-der-nachhaltigkeit-beitrag-von-bibliotheken-und-anderen-kultureinrichtungen-fuer-eine
Kamp-Lintfort: Caritas Wohn- und Werkstätten sind neuer Partner im Bistro der Mediathek
Das Bistro der Mediathek in Kamp-Lintfort hat wieder geöffnet. Neuer Betreiber sind die Caritas Wohn- und Werkstätten (CWWN). Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt freut sich über die Kooperation: „Ein Sozialprojekt mit behinderten Menschen passt gut in das niederschwellige Konzept der Mediathek.“ Seit dem 19. April gibt es nicht nur Kaffeespezialitäten und Getränke zu moderaten Preisen, sondern auch herzhaft belegte Landbrote, Waffeln und anderes Gebäck. Auch zu den Veranstaltungen der Mediathek werden die Mitarbeitenden der CWWN nach Absprache Getränke und Speisen anbieten. Begleitet und angeleitet werden die Mitarbeitenden dabei durch eine erfahrene Kollegin aus den Reihen der CWWN.
Mehr Informationen unter https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/kamp-lintfort-was-es-im-bistro-26-jetzt-auf-den-teller-gibt-id238174181.html