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Bibliotheken und Pokemon Go

Die Begeisterung für das kürzlich veröffentliche Augmented-Reality-Spiel „Pokémon Go“ hat viele Spieler in Deutschland längst im Griff. Mit geschultem Blick erkennt der Beobachter derzeit diverse Einzelpersonen und Kleingruppen, die mit Ihrem Smartphone vor der Nase die Innenstädte unsicher machen. Während einige sich noch fragen, was die Aufregung um die kleinen Zeichentrick-Monster eigentlich soll, machen andere sich bereits Gedanken um den Nutzen für Öffentliche Bibliotheken.

Der englischsprachige Tumblr-Blog „Galaxybookjockey“ hat einen Blogbeitrag mit ausführlichen Informationen und Tipps für Bibliotheken veröffentlicht: „Everything librarians need to know about Pokémon

Hier eine Zusammenfassung auch auf Deutsch:

Pokémon findet seinen Ursprung als Spiel für den Gameboy in den 90er Jahren. Seit dieser Zeit sind ca. 24 weitere Spiele in der Hauptserie, sowie zahlreiche weitere außerhalb der Hauptreihe, knapp 1000 Folgen der Anime-Serie, sowie diverse Comics und Merchandiseartikel erschienen. Pokémon steht für Pocket Monster. Von Ihnen gab es im Originalspiel etwa 151 verschiedene Arten. Der Spieler hat zwei Ziele. Das Erste besteht darin möglichst alle 151 Pokémon zu finden und zu fangen. Anschließend kann er, dass ist die zweite Aufgabe, seine gefangenen Pokémon trainieren und mit diesen Wettkämpfe bestreiten.  Pokémon ist als Marke extrem erfolgreich und seit erscheinen ein wichtiger Teil der Gaming Popkultur.

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In die Umgebung eingeblendetes Pokémon

Im Jahr seines 20. Geburtstages hat die „Pokémon Company“ (Das Unternehmen hinter dem Spiel) gemeinsam mit Googles Tochterunternehmen „Niantic“ dieses Spielprinzip unter dem Titel „Pokémon Go“ in die echte Welt gebracht.  Die App für iOS und Android Smartphones wirkt wie eine trickfilmhafte Version von Googles Dienst „Maps“ und tatsächlich steckt dessen Kartenwerk hinter der Ansicht. Der Spieler wird durch GPS lokalisiert und bekommt Pokémon in seiner Umgebung angezeigt. Um sie zu fangen, muss er sich in der realen Welt an die entsprechende Stelle begeben. Dort angekommen wird das Pokémon mittels Augmented Reality in die Umgebung eingeblendet und kann gefangen werden.

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Spieler vor einem „Pokéstop“

Erreicht der Spieler einen bestimmten Level erhält er die Möglichkeit sich für eines der Teams, repräsentiert durch die Farben der ersten 3 Pokémon-Spiele, Rot, Gelb und Blau zu entscheiden. Mit seinen Pokémon kann er dann an so genannten „Arenen“ gegen die Pokémon von Spielern aus einem anderen Team antreten und diese für sein Team in Beschlag nehmen. Arenen befinden sich dabei immer an besonderen öffentlichen Orten, wie Denkmälern oder eben auch Bibliotheken. Bibliotheken und andere öffentliche Orte können neben Arenen auch so genannte „Pokéstop“ an denen der Spieler nicht kämpft, aber wichtige Gegenstände für den Spielverlauf einsammeln kann.

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Pokémon-Arena

Was kann man als Bibliothek tun?

  1. Feststellen, ob die eigene Einrichtung ein wichtiger Punkt im Spiel ist. Dafür wird die App benötigt. In Deutschland ist diese seit heute für Android Smartphones aus dem regulären Appstore erhältlich.
  2. Begrüßen Sie Gruppen von Pokemonspielern in der Bibliothek. Durch das Spiel werden Menschen in die Bibliothek kommen, die die Einrichtung vorher nie besucht haben. Ggf. wollen diese in die Bibliothek um ein Item oder ein Pokémon zu sammeln und anschließend wieder verschwinden. Dabei fühlen sie sich ggf. unwohl in der ungewohnten Umgebung. Ein Erstelltes Schild, das Pokémon-Trainer begrüßt nimmt erstens dieses Unwohlsein und zeigt die Aufgeschlossenheit der Bibliothek für Gamer. Dies kann zu Gesprächen mit nicht-Kunden und vielleicht sogar zu Neukunden führen.
  3. Veranstaltungen: Bisher sind die Funktionen der App relativ ungünstig für Bibliotheken um Veranstaltungen zu organisieren. Dies wird sich zukünftig ändern, aber um die Aufregung zu Beginn zu nutzen eignen sich passive Aktionen. Der Artikel macht zwei Vorschläge für Bibliotheken, die im Spiel eine Arena darstellen. Die Bibliothek kann mit Schildern darauf hinweisen, welches Team gerade die Arena kontrolliert. Im Originalen Pokémon-Spiel können Spieler in den Arenen um so genannte „Arenaorden“-Kämpfen. Diese sind minimalistisch gestaltet und orientieren sich am Thema der Arena. Eine Bibliothek mit 3D-Drucker oder einer Button-Maschine kann eigene Arena-Orden mit Bibliothekslogo an Pokémon-Spieler verteilen, die in der Arena der Bibliothek gewinnen.

 

(Update 14.07.16) Mittlerweile hat auch der Rechtsanwalt und Urheberrechtsexperte Thomas Schwenke eine Einschätzung zum neuen Aufmented-Reality Hit gegeben. http://rechtsanwalt-schwenke.de/pokmon-go-im-marketing-rechtliche-grenzen-und-praktische-risiken/

(Update 14.07.16) Keine Arena oder Pokestop in der Bibliothek? Auf der Seite des Betreibers Niantic gibt es ein Formular zum Beheben von Fehlern und Problemen rund um Pokestops und Arenen. Ob es funktioniert können wir nicht garantieren, aber einen Versuch ist es wert. https://support.pokemongo.nianticlabs.com/hc/en-us/requests/new?ticket_form_id=319928

(Update 18.07.16) Der Spieleratgeber-NRW hat sich aus pädagogischer Sicht mit dem Thema auseinandergesetzt. ( http://www.spieleratgeber-nrw.de/Pokemon-Go-unter-der-padagogischen-Lupe.4770.de.1.html )

(Update 18.07.16) Netzpolitik.org hat einige Hinweise zum Datenschutz bei Pokemon Go ( https://netzpolitik.org/2016/datenschutzerklaerung-von-pokemon-go-grosszuegige-erlaubnis-zur-datenweitergabe-an-staatliche-stellen/ ) hierzu auch der Artikel von irights.info ( https://irights.info/artikel/drohender-kontrollverlust-datenschutz-bei-pokemon-go/27688 )

(Update 20.07.16) Lukas Opheiden, Medienpädagoge in der Stadtbibliothek Minden hat uns die Regeln für ein Pokémon-Suchspiel zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die Spielbeschreibung kann hier heruntergeladen und unter der CC – BY – SA (Lukas Opheiden, Stadtbibliothek Minden (l.opheiden@minden.de)) Lizenz weiterverwendet werden.

(Update 20.07.16) Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mahnt das US-Entwicklerstudio Niantic wegen der Nutzungsbedingungen des Spiels Pokémon Go ab. http://www.heise.de/newsticker/meldung/Pokemon-Go-Verbraucherschuetzer-mahnen-wegen-Nutzungsbedingungen-ab-3273312.html

(Update 20.07.2016) Saferinternet.at gibt einen Überblick zum Spiel, Datenschutz und gibt Handlungsempfehlungen für Lehrer und Eltern. https://www.saferinternet.at/news/news-detail/article/was-eltern-und-lehrende-ueber-pokemon-go-wissen-muessen-596/

Social-Media Aktionen in NRW

  1. In Sozialen Netzwerken hat sich der Hashtag #Pokebib für alle Bibliotheksaktionen und Beiträge zum Spiel etabliert.
  2. Die Mediothek Krefeld hat das Spiel in die Facebook-Kommunikation eingebaut und mit gewohnt humorvoller Art auf den Hype hingewiesen.                                                        ( https://www.facebook.com/Mediothek.Krefeld/videos/10153867348977123/ )
  1. Die Stadtbibliothek Solingen ruft dazu auf, in der Bibliothek gefangene Pokémon auf der Facebook-Seite zu teilen. (https://www.facebook.com/Stadtbibliothek.Solingen/photos/a.169260673168934.39975.138557309572604/1100062443422081/?type=3 )
  2. Die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund hat auf den Pokéstop vor ihrem Gebäude hingewiesen (https://www.facebook.com/bibliothek.dortmund/photos/a.86841192265.82445.85474242265/10153873207532266/?type=3 )
  3. Die Bücherei St. Lamberti Ochtrup berichtet über kleine Monster im Büro (https://www.facebook.com/lambertibuecherei/photos/a.437080743028854.94208.102807499789515/1086805401389715/?type=3&permPage=1 )
  4. Die Bibliothek in Kreuztal weist auf den Pokéstop am gegenüberliegenden Rathaus hin (https://www.facebook.com/stabixtal/photos/pcb.628569570630962/628568720631047/?type=3&theater )
  5. Die Stadtbüchereien Hamm verteidigen ihre eigene Pokémon-Arena ( https://www.facebook.com/Stadtbuechereien.Hamm/photos/a.450354784999478.105152.307725595929065/1199124560122493/?type=3&theater)
  6. Die Stadtbibliothek Minden berichtet über die Appeinführung und weist auf die Einschätzung des Spieleratgebers hin ( https://www.facebook.com/stabiminden/posts/915377655257231 )
  7. Die Stadtbüchereien Düsseldorf haben ebenfalls auf die App hingewiesen und mehrere Pokéstops in der direkten Umgebung ( https://www.facebook.com/stadtbuechereien.duesseldorf/photos/a.132578426818832.32489.128279620582046/1057602890983043/?type=3&theater )
  8. Auch in der Stadtbibliothek Leverkusen wurden bereits Pokémon gesichtet (https://www.facebook.com/StadtbibliothekLeverkusen/posts/814086702061223 )
  9. Die Stadtbücherei Bünde heißt Pokemon-Trainer mit PLakat herzlich willkommen ( https://www.facebook.com/StadtbuechereiBuende/photos/pcb.754518451318194/754518281318211/?type=3&theater )
  10. In der Stadtbibliothek Espelkamp befindet sich eine Arena. ( https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1146134662094345&id=321200967921056 )
  11. Die Münsterländer Bibliothekshelden haben ein Schild aufgestellt um Spieler einzuladen ( https://www.facebook.com/Muensterlaender.Bibliothekshelden/photos/a.593934497287305.145301.593121404035281/1413157605364986/?type=3 )
  12. Die Stadtbibliothek Euskirchen testet das Spiel ebenfalls ( https://www.facebook.com/stadtbibliothekeuskirchenimkulturhof/posts/1060608570689700 )

 

17 Kommentare

  1. Wir in der Stadtbibliothek Oberhausen glänzen auch direkt mit zwei Pokestops und haben die Trainer nun anhand von zahlreichen Schildern in unsere Bibliothek eingeladen, dabei weisen wir natürlich auf WLAN und Steckdosen zum AKku laden hin. 🙂

    • Mark Robin Horn

      Das ist ja eine perfekte Ausgangssituation! Da kann man ja auch kreativ sein! Selbstgebasteltes hilft auch Urheberrechtsproblemen bei Abbildungen von Marken und anderem geschützten Material vorzubeugen. Für die Spieler ist es eine angenehme Überraschung, wenn die Bibliothek ebenfalls das Spiel kennt und sie wilkommen heißt!

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