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Projekt „Sprachschatz“: Die Bündnisse stellen sich vor!- Bündnis Oberhausen

2017 – Vorüberlegungen und Sprachschatz start

Das Sprachschatz-Bündnis Oberhausen besteht aus dem Kommunalen Integrationszentrum (=KI) sowie zwei Bibliotheken, denen je eine Kindertageseinrichtung aus dem jeweiligen Einzugsgebiet zugeordnet ist. So arbeitet die Kinderbibliothek der Zentrale überwiegend mit der KiTa Löwenzahn zusammen und die Stadtteilbibliothek Osterfeld mit der AWO-KiTa Schwarzwaldstraße. Natürlich gibt es auch Überschneidungen und gemeinsame Aktionen aller Partner – zumal die Projektleitung und Koordination bei der Kinderbibliothek der Zentrale liegt. Das KI steht allen Beteiligten gleichermaßen als Partner und Berater für das Thema Mehrsprachigkeit zur Verfügung.

Dass wir uns in Oberhausen entschieden haben, zwei Bibliotheksstandorte in das Projekt einzubinden hat verschiedene Gründe:  Beide Standorte – sowohl die Alt-Oberhausener Innenstadt (Standort der Zentrale) als auch der Stadtteil Osterfeld haben sowohl einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (47,2 bzw. 44 %, Stand 31.12.2015) als auch einen hohen Anteil an sozial benachteiligter Bevölkerung. Beiden Standorten ist die Wertschätzung der Mehrsprachigkeit und ein mehrsprachiger Bestand gleichermaßen wichtig – wobei die Stadtteilbibliothek Osterfeld als „Bibliothek der Kulturen“ hier auch ihren Schwerpunkt hat, während in der zentralen Kinderbibliothek der Schwerpunkt eher auf der allgemeinen Sprach- und Leseförderung und der Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen liegt.

Zum Glück fanden sich auch gleich in beiden Stadtteilen je eine Kindertageseinrichtung, die sich für das Projekt begeisterte und sofort bereit war mit uns zusammenzuarbeiten  – und auch das KI sagte sofort seine Unterstützung zu.

So fanden sich Bündnispartner, in deren Historie es bereits seit Jahren immer wieder erfolgreiche, wechselnde Aktionen und Kooperationen gab. Noch nie wurde allerdings eine langfristige, thematische Zusammenarbeit umgesetzt. Alle Teilnehmer hatten unterschiedliche eigene Erfahrungen mit Medien – sei es digital oder analog – waren aber eher vorsichtig. Sollten 2-6jährigen bereits mit digitalen Medien umgehen sollten, bzw. mit welchen und wie?

So war die Bewerbung zur Teilnahme an dem Projekt für uns auf vielerlei Art spannend.

Zum einen können wir die bisherigen Kooperationen weiter etablieren, intensivieren und gute Bausteine weiterempfehlen, zum anderen unsere eigene Fachkompetenz zum Thema Digitalisierung erweitern und uns dem Einsatz digitaler Medien wissenschaftlich begleitet annähern.

Im Detail haben uns folgende Ziele bewegt, uns für das Projekt zu entscheiden:

  • Die Digitalisierung des Alltags nimmt immer weiter zu. Wir fragen uns, wie wir uns zwischen Verteufelung und Begeisterung pädagogisch sinnvoll positionieren.
  • Gesellschaftlich fällt auf, dass die Kommunikationsanlässe und Intensität in einer immer hektischeren und digitaleren Welt abnehmen. Wir wollen neue Sprachanlässe schaffen und die Sprach- und Lesekompetenz der 2-6jährigen auch im mehrsprachigen Bereich in den Fokus nehmen.
  • Alle Beteiligten wollen ihre Medienkompetenz stärken, Medien aktiv ausprobieren und sinnvolle, lernförderliche Einsatzmöglichkeiten finden, sowie sich regelmäßig über Medien austauschen.
  • Pädagogen sollen als Multiplikatoren das Medienangebot der Bibliotheken besser kennenlernen und für Eltern beratend aktiv werden können.
  • Die Bereiche Mehrsprachigkeit, naturwissenschaftliche Ansätze und digitale Medien sollen in der Kooperation zum Thema Sprachschatz aktiv bearbeitet und reflektiert, sowie tragfähige Module für die Zusammenarbeit entwickelt werden.
  • Die gemeinsamen Aktionen sollen Eltern die Nutzung der Stadtbibliothek näherbringen.
  • Für die Bibliotheken kann das didaktische Wissen der KTEs in Bezug auf die Bibliotheksarbeit bereichernd sein.
  • Das Netzwerk soll gestärkt werden.

In Oberhausen haben wir unsere Kooperation so aufgegliedert, dass wir zum einen regelmäßig als Bündnis tagen, Ideen entwickeln und tätig sind.

Darüber hinaus bietet die Verortung der zwei Bibliotheken in den Stadtteilen, denen jeweils eine KTE nahegelegen ist, die Möglichkeit stadtteilorientiert und auch für Eltern ortsnah die Vernetzung voranzutreiben.

Die Schwerpunkte unserer bisherigen Kooperation lagen in der Stärkung unserer Medienkompetenz, im Kennenlernen der Materialien und Möglichkeiten der Bündnispartner, sowie im reflektierten Einsatz der bei den Qualifizierungen kennengelernten Medien in der KTE. Auch die Eltern und die Mitarbeiter konnten so ihr Wissen über den Bestand aktueller Medien erweitern.

Start der Qualifizierungsrunden

Gleich die erste Medienpädagogische Qualifizierung durch Herrn Wentzel im November 2017 weckte große Begeisterung und Neugierde sowohl auf Ting- und Tiptoi-Medien als auch auf digitale Aufnahmegeräte wie „Big Points“, „MaxiPoints“, „Easi-Speak-Mikrofone“ und vieles mehr. Insbesondere die Erzieherinnen hatten gleich viele Ideen, wie sich diese Geräte zur Sprachförderung im Kindergartenalltag einsetzten ließen und nutzten ihren Restetat, um umgehend erste Materialien zu beschaffen. So konnten diese schon gleich in der Vorweihnachtszeit (z.B. „Weihnachtliche Bräuche + Story-Sequenzer“ und „Weihnachtslieder-Ausstellung mit BigPoints“) und im Frühling eingesetzt werden.

Zeitgleich stellte die Stadtbibliothek den KTEs Medienkisten mit Ting- und Tiptoi-Büchern mit dem Schwerpunkt Sprachförderung aus dem vorhandenen Bestand zur Verfügung – was nicht einfach war, da diese Medien auch ohne Nutzung durch die KiTas meist ausgeliehen sind. So stand schnell fest, dass der Sprachschatz-Etat u.a. für passgenaue Medienkisten zum längerfristigen Ausleihe an die Kitas genutzt werden sollte.
Zudem gingen die Mitarbeiter der Stadtbibliothek zu mehreren Infoveranstaltungen in die KTEs um die Eltern oder Mitarbeiter über Tiptoi, Ting und Co sowie die Tonie-Box zu informieren.

2018

Sobald wie möglich bestellte die Stadtbibliothek – nach Rücksprache mit den KTEs – technischen Hilfsmittel sowie weitere Medien mit digitalen Zusatzfunktionen. Doch stellte sich heraus, dass zahlreiche Bücher mit digitalen Zusatzfunktionen nicht mehr lieferbar waren. Leider traf dies insbesondere TING-Bildwörterbücher sowie die „Ting-Was ist was Junior“-Reihe. Immerhin können die Eltern die Bücher noch in der Bibliothek aus dem vorhandenen Bestand ausleihen.

Nach dieser etwas schwierigen Beschaffungsphase kann die Stadtbibliothek Oberhausen den beiden Projekt-KiTas nun folgende thematische Materialkisten zur Verfügung stellen (teilweise ergänzt durch bereits in der Stadtbibliothek vorhandenen Bestand):

  1. 2x Materialkoffer 1: Ting, Tiptoi, LeYo,….zur Sprachbildung/Sprachförderung
  2. 2x Materialkoffer 2: Digitale Sprachaufnahme-/ Sprachausgabegeräte zur Sprachbildung/ Sprachförderung
  3. 2x Materialkoffer 3: Medien mit digitalen Zusatzfunktionen zur Mehrsprachigkeit (auf Wunsch ergänzt mit 2-sprachigen Geschichten der gewünschten Sprache(n))
  4. 2x Materialkoffer 4: Digitale Technik zur Sprachbildung/Sprachförderung mit Naturwissenschaften, ergänzt mit passenden Ting-/Tiptoi-Medien

Die Materialien der Koffer 1-3 wurden von den KTEs schon ausgiebig genutzt und auf ihre Praxistauglichkeit getestet und ggf. den Erfordernissen entsprechend verändert.
Der Materialkoffer 4 befindet sich noch im Aufbau, da einige Dinge erst vor kurzem geliefert worden sind. Er wird ab Frühjahr 2019 ausleihbar sein.

„Wenn Kinder über Buchseiten wischen….“

Als großes Problem und ewige Geduldsfrage gestaltete sich das Thema „Tablets“ in Oberhausen! Leider war es aus technisch-organisatorischen Gründen lange nicht möglich, diese für die KTEs nutzbar zu machen. Aber zum Glück half uns da vorübergehend das Medienzentrum Oberhausen aus, so dass die KTEs trotzdem schon einmal erste Ideen aus der Medienfortbildung in der Praxis ausprobieren konnten.

Mittlerweile arbeiten die beiden KTEs aber mit den neuen, bereitgestellten Tablets der Bibliotheken, um diverse Apps für den pädagogischen Einsatz mit 3-6jährigen zu testen.

Neben der Einbindung der digitalen Techniken in den Alltag der KTEs stand natürlich auch das Thema der Mehrsprachigkeit immer wieder im Vordergrund. Hier stand uns mit Irene Kastenholz nicht nur eine engagierte Mitarbeiterin des KI, sondern auch eine zertifizierte Trainerin für das Programm „Hocus und Lotus“ zum frühkindlichen Spracherwerb mit Rat und Tat zur Seite.

Dank ihrer guten Kontakte zu mehrsprachigen Vorlesepatinnen konnten u. a. in beiden Bibliotheken mehrsprachige Vorleseaktionen für die KiTa-Kinder gestaltet und weiterentwickelt werden – teilweise klassisch mit Bilderbuch und Bastelaktion, teilweise unter Nutzung von digitalen Bilderbuchkinos und Apps und mit tatkräftiger Unterstützung unserer Projekt-KTEs (z.B. am „Tag des Buches“).

Dass erste Jahr ist vorbei, was kommt als nächstes?

So brachte uns unser erstes Sprachschatzjahr neben interessantem Hintergrund Wissen, neuen Erfahrungen und intensiveren Kontakten auch einige schöne gemeinsame Veranstaltungen.
Von kleinen Onilo-Vorleseaktionen in der Bibliothek und in der KTE (z.B. am „Tag des Buches“), Literarischen Krabbelgruppen-Treffen in der Bibliothek, Aktionen im Rahmen eines Spielplatzfestes am „Tag der Familie“ und Infoveranstaltungen in den KTEs über mehrsprachige Vorleseaktionen in der Bibliothek bis zu einer Dankeschön- und Werbeveranstaltung für mehrsprachige Vorlesepatinnen mit einer Deutsch-Türkischen Kinderbuchautorin.

Als Highlight krönte dann noch eine gemeinsame Veranstaltung aller Projektpartner zum Bundesweiter Vorlesetag (zugleich Aktion „Lesestadt Oberhausen“) das Jahr: Eingeladen war der mehrsprachige Kinderbuchautor Mustafa Cebe zusammen mit dem Liederautor Stefan Biergans-Bross für eine musikalische Lesung in der Stadtteilbibliothek Osterfeld. Während Mustafa Cebe für Kinder beider KTEs eine Geschichte auf Türkisch vorlas, kleidete Stefan Biergans die Geschichte auf Deutsch in Gesang und bezog schon dabei die Kinder mit ein. Im Anschluss gab es für die Kinder ein passendes Tierrätsel, das die Erzieherinnen mit BigPoints gestaltet hatten, eine Malstation, eine Station mit AnyBookReadern und eine Fotostation mit Verfremdungs-App. Die lustigen Fotos konnten die Kinder dann zur Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Aber vor allem wegen der begeisternden Autoren wird der Tag allen noch lange in Erinnerung bleiben.

So sind wir gespannt, was uns das nächste Sprachschatz-Jahr bringen wird!

 

 


Ansprechpartner Bündnis Oberhausen:

Christina Liedtke
Stadtbibliothek Oberhausen
Langemarkstraße 19-21
46045 Oberhausen
E-Mail: christina.liedtke[at]oberhausen.de

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