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Zukunftsort Bibliothek – Rückblick auf die 3. NRW-Konferenz

Lebendiger Treffpunkt für Menschen jeden Alters, ein Ort digitaler Medien und Angebote, der Digitalisierung erlebbar und erlernbar macht: Moderne Stadtbibliotheken können für Bürgerinnen, Bürger und kommunale Akteure wichtige Partner der digitalen Transformation sein. Während die beiden ersten NRW-Konferenzen dem bibliotheksfachlichen Austausch dienten, stellte die 3. und abschließende NRW-Konferenz im Rahmen der #DigitiativeNRW den Dialog zwischen Kommunalverwaltung und Bibliotheken in den Mittelpunkt. Und so reisten viele Teilnehmende im Tandem aus einer Kommune an. Gastgeber am 13. Mai waren die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW und der Verband der Bibliotheken des Landes NRW.

„Bibliotheken werden in ihrer neuen Funktion und mit ihren digitalen Kompetenzen und Angeboten zu Treffpunkten, zu Orten der Begegnung und des Austauschs. Mit der #DigitiativeNRW unterstützen wir die Bibliotheken bei dieser Entwicklung. Neben Einzelhandel und Gastronomie können Bibliotheken in einer digital geprägten Welt für Kommunen ein wichtiger Bestandteil lebendiger Innenstädte und Stadtteile sein“, erklärte Regierungspräsident Thomas Schürmann zur Eröffnung. „Dabei geht es nicht darum, in den Bibliotheken, die neuesten technischen Spielereien zu präsentieren, sondern relevanten und ansprechenden Service anzubieten, der einen echten Nutzen stiftet und einen positiven Beitrag zur digitalen Teilhabe leistet“, betonte Christina Osei, Präsidentin des Verbandes der Bibliotheken des Landes NRW, in ihrer Begrüßung.

„Fit for Future – Die digitale Transformation als Herausforderung für die Gesellschaft: Kommunen und Bibliotheken in einem Boot“

In ihrem Impulsvortrag skizzierte Cornelia Vonhof, Professorin an der Hochschule der Medien Stuttgart, den mehr als 100 Teilnehmenden im Plenarsaal der Bezirksregierung Düsseldorf die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung: Die digitalen Technologien schreiten rasant voran, doch nicht alle Menschen können oder wollen dieses Tempo mitgehen. Circa die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger stehen dem digitalen Wandel aufgeschlossen gegenüber und erwarten auch von Kommunen mehr digitalen Service. Die andere Hälfte sehen die zunehmende Digitalisierung skeptisch oder lehnen sie ab. Unter anderem, weil ihnen entsprechende Kenntnisse fehlen und sie unsicher im Umgang mit digitalen Anwendungen sind.

Professorin Cornelia Vonhof

Ausgehend von diesen Erkenntnissen des D21-Digital-Index 23/24 stellt sich die Frage, was getan werden kann und muss, wenn künftig mehr und mehr (kommunale) Dienstleistungen digital angeboten werden? Die Schere zwischen den Menschen, die mehr digitale Services erwarten und denen, die digitalen Services ablehnend gegenüberstehen, darf dann nicht noch größer werden. Die Schließung des bestehenden „Digital Skills Gap“ ist von entscheidender Bedeutung. Gut ausgestattete Bibliotheken vor Ort können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Angebote für die Stärkung digitaler Kompetenzen verschiedener Zielgruppen zu entwickeln, so Vonhof.

DigitiativeNRW – Herausforderungen für die Zukunft

Petra Büning, Leiterin der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, gab einen Überblick über den zurückliegenden Prozess der DigitiativeNRW. Der in der DigitiativeNRW breit angelegte Diskurs zu den Herausforderungen der digitalen Transformation Öffentlicher Bibliotheken, der sowohl regional in den Regierungsbezirken als auch NRW-weit stattfand, macht deutlich, dass die digitale Transformation verschiedene Wirkungsebenen umfasst. Die digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt sorgt bei den Menschen für neue Bedarfe und Erwartungen an Bibliotheken, auf die diese mit veränderten Angeboten reagieren müssen. Gleichzeitig verändert sich die Arbeitswelt der Beschäftigten in Bibliotheken. Neue Kompetenzen sind gefragt, einerseits bei der Weiterentwicklung der Angebote, andererseits an den Arbeitsplätzen selber. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen haben Bibliotheksbeschäftigte in 5 themenspezifischen Arbeitsgruppen eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen entwickelt. Fünf davon werden nun konkret von der Fachstelle umgesetzt. Darunter ist ein Pilotprojekt zu neuen Organisations- und Arbeitszeitmodellen in Bibliotheken.

Petra Büning

„Was diese Initiative so besonders macht, ist ihr partizipativer Ansatz“, betonte Silke Niermann, Leiterin der Stadtbibliothek Gütersloh und Mitglied des Beirats der DigitiativeNRW, beim Bühnengespräch. Statt zentral Maßnahmen zu beschließen, hat die Fachstelle die Bibliotheksbeschäftigten eingeladen, sich an den Diskussionen aber auch an der Entwicklung von Maßnahmen zur besseren Bewältigung der digitalen Transformation zu beteiligen. „Es macht mich stolz, zu sehen, dass nun die ersten Fortbildungen das Label DigitiativeNRW tragen“, erklärte Jutta Ludwig, Leiterin der Stadtbibliothek Arnsberg, Mitglied des Beirats und der AG Ressourcen der DigitiativeNRW.

Moderatorin Valeria Berghoff-Flüel fragte beim Bühnengespräch Katrin Steuten (Fachstelle NRW), Silke Niermann (Stadtbibliothek Gütersloh, Mitglied des Beirats der DigitiativeNRW), Jutta Ludwig (Stadtbibliothek Arnsberg, Mitglied des Beirats und der AG Ressourcen der DigitiativeNRW) und Christiane Schmidt (Stadtbibliothek Bergheim, Mitglied der AG Zielgruppen und Angebotsprofile der DigitiativeNRW) nach ihrem persönlichen Aha-Moment.

Perspektive zweier Seiten – Austausch und Vernetzung 

Dann waren die Teilnehmenden eingeladen die Bedeutung von Bibliotheken für Kommunen miteinander zu erörtern. Im Mittelpunkt standen die Fragen:

  1. Was sind aktuelle und erwartete Herausforderungen in der (Stadt)Gesellschaft?
  2. Welches sind Rolle / Aufgaben / Möglichkeiten der Bibliothek in diesen Entwicklungen?
  3. Wie erleben wir Bibliothek derzeit in der Kommune? Perspektiven zweier Seiten.

Anschließend wurden die Ergebnisse mit einem digitalen Umfrageinstrument als gewichtete Wortwolke für alle sichtbar:

Was sind aktuelle und erwartete Herausforderungen in meiner (Stadt) Gesellschaft?

Welches sind Rolle/Aufgaben/Möglichkeiten der Bibliothek in diesen Entwicklungen?

Wie erlebe ich Bibliothek derzeit in meiner Kommune?

Geschichten des Gelingens

Angeregt durch Beispiele des Gelingens erkundeten die Teilnehmenden am Nachmittag in 9 Gruppen konkrete Möglichkeiten und Potenziale von Bibliotheken, einen Beitrag zur Abmilderung der Digitalen Spaltung in der Kommune zu leisten. So unterstützen etwa ehrenamtliche Digitalpaten in den Räumen der Bibliothek Hilden ältere Menschen bei der Nutzung von Laptops oder Smartphones. Sie führen in den Umgang mit den Geräten und diversen Apps ein und helfen bei der Lösung technischer Schwierigkeiten. In der Stadtbibliothek Köln gibt es Schnupperkurse für Erwachsene zum Thema Künstliche Intelligenz (KI), beispielsweise mit grundlegenden Informationen zu ChatGPT. Hier können erste Erfahrungen mit der Nutzung von ChatGPT gemacht werden. Gleichzeitig werden Grenzen und ethische Aspekte im Umgang mit KI angesprochen.

Gemeinsame Leitfragen für die Gruppendiskussionen:

Welche gesellschaftlichen Bedarfe sehen Sie in Ihren Kommunen, bei deren Lösung Bibliotheken einen Beitrag leisten können? Welche Ideen und Ansatzpunkte gibt es, um die Einbindung der Bibliotheken voranzubringen?

Die Ergebnisse der zweiten Gesprächsrunden

Marktplatz der Möglichkeiten: Wie geht es in den Kommunen weiter?

Zum Ende der Konferenz hatten die kommunalen Tandems Zeit, sich von den Diskussionsergebnissen der anderen Gesprächsrunden anregen zu lassen – und konkrete gemeinsame nächste Schritte zu vereinbaren. Exemplarisch teilten anschließend drei Tandems ihre Ideen und Vorhaben mit den anderen Teilnehmenden, die aus dem Konferenztag heraus entstanden sind:

  • Nutzung von freien Räumlichkeiten über der Bibliothek für ein Sprachcafé
  • Werbung für den Bibliotheksausweis über den großen Mail-Verteiler des Kulturamtes
  • Leerstehendes Gebäude in der Innenstadt nutzen und mit gespendeten Büchern ausstatten

Fazit: Viele motivierende Impulse für den Einbezug der Bibliotheken bei der Umsetzung kommunaler Entwicklungsziele

Die ersten spontanen Rückmeldungen waren positiv. Hervorgehoben wurde die Freude am Austausch im Tandem und mit anderen Kommunen und die daraus entstandene Perspektiverweiterung. „Wir freuen uns, dass so viele Verantwortliche aus der Kommunalverwaltung und aus den Bibliotheken die Möglichkeit genutzt haben, um über die Entwicklungsmöglichkeiten Öffentlicher Bibliotheken zu diskutieren“, so Petra Büning. Christina Osei zog ebenfalls eine positive Bilanz: „Ich glaube, der persönliche Austausch hat viele motivierende Impulse für den Einbezug der Bibliotheken vor Ort gesetzt.“

Video-Aufzeichnung Vortrag Prof. Vonhof

Vortrag von Prof. Cornelia Vonhof

Fotos von der Veranstaltung

Mehr Fotos von der Veranstaltung haben wir auf Flickr veröffentlicht:

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