Alle Artikel in der Kategorie “Bibliothek als digitaler Ort

Bibliotheken haben auf die Digitalisierung der Gesellschaft in vielfältiger Weise reagiert: Sie bieten ihren Kunden digitale Medien zur Ausleihe ebenso wie den Zugang zu speziellen Datenbanken. In den Online-Katalogen kann man von zu Hause aus recherchieren. Die Verwaltung des Nutzerkontos ist selbstverständlich via Smartphone möglich. Auf Facebook, bei Twitter und als Blogger sind Bibliotheken in den Sozialen Netzwerken zu finden…
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Q-thek – ein Erfahrungsbericht der ekz.bibliotheksservice GmbH

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Christian Weegen und Andreas Ptack, ekz.bibliotheksservice GmbH

Die ekz.bibliotheksservice GmbH erhielt die Vertriebsrechte

Nach einem ersten Austausch in Düsseldorf hat die ekz.bibliotheksservice GmbH vom Land Nordrhein Westfalen die Vertriebsrechte für die Möbel der Q-thek erhalten. Die Pilotprojekte in Nordrhein-Westfalen lieferten erste Antworten auf Fragen, wie sich der Lernort Bibliothek wandeln kann. Es entstanden unter anderem Lösungen, die zeigten, dass sich innovative Formen der Werbung für einen Bibliotheksraum positiv auswirken können: etwa durch eine Lichtsäule oder durch variable, erstmals individuell zusammenstellbare Möbel in einem neuartigen Design. Mischpräsentationen verbinden dabei Printmedien mit den Möglichkeiten der digitalen Informationsvermittlung. Sehr hochwertige Materialien sowie die Verarbeitungsdetails zeichnen diese Möbel aus und so wurden auf dieser Basis qualitativ herausragende Produkte entwickelt.
Für die ekz, die sowohl als Anbieter für Einzelmöbel als auch für Kompletteinrichtungen auf dem deutschen Markt tätig ist, waren diese Möbel eine interessante Erweiterung des Portfolios. Doch das hochwertige Design in Kombination mit der Auswahl exklusiver Materialien hat auch seinen Preis. Im Vertrieb stellte sich daher heraus, dass die zur Verfügung stehenden Budgets der interessierten Bibliotheken für die Q-thek-Möbel leider nicht ausreichten. Es wurden einige Leuchtturmprojekte mit einzelnen Elementen aus diesem Konzept ausgestattet, komplette Q-theken konnten wir außerhalb Nordrhein-Westfalens bisher leider nicht einrichten.

Wichtiger Impuls
Wir bedauern dies, sehen in den Möbeln aber einen positiven und wichtigen Impuls und Gedankenanstoß für die Bibliothekswelt. Bei unserer eigenen Produktentwicklung haben wir diese Ideen aufgenommen und neu interpretiert. Mittlerweile ist die „Bibliothek als Dritter Ort“ ein fester Begriff in der Fachwelt geworden und die ekz hat vor diesem Hintergrund neue Produkte entwickelt. Dazu gehören:
• Ausstattung für Lernorte, die als Erlebnisräume mehr sind als nur Funktionszonen einer Bibliothek
• Akustikelemente und Möbel, die für ruhiges Arbeiten und Wohlfühlatmosphäre sorgen
• die ekz-MakerWorld-Produkte als Bausteine für neue Lernorte und Kreativzonen

Diese Ideen finden Einzug in zahlreiche neue Ausstattungsprojekte, die unsere Architekten zusammen mit den Kunden individuell vor Ort umsetzen und so ganzheitliche zukunftsorientierte Bibliothekswelten gestalten.

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Die Q-Thek als Symbol für die Bibliothek als Ort

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Anja Thimm, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW

Zum ersten Mal begegnete mir das Q-Thek-Konzept während meines Studiums, genauer gesagt während der Recherche zu meiner Abschlussarbeit zum Thema „Lern-Raum-Atmosphäre – Gestaltung einer Lernlandschaft für Bibliotheken“. Da ich selbst bis zu diesem Zeitpunkt Öffentliche Bibliotheken eher als Ausleihinstitution genutzt habe, gab mir die Idee der Q-thek damals Inspiration für den Entwurf von Lernsituationen in Bibliotheken.
Mit der Bewerbung als Innenarchitektin bei der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW im Herbst 2015 begegnete mir die Q-thek dann erneut. Durch die Anstellung in der Fachstelle im Februar 2016 und die Beschäftigung mit dem Thema Bibliothek als Aufenthaltsort, konnte ich mich noch einmal näher mit der Q-thek befassen. Ich habe die einzelnen Aspekte und Elemente kennengelernt, den Gesamtzusammenhang verstanden und mir die Umsetzung in einigen Bibliotheken anschauen können.

Ausschreibung_Lernort

Stadtbibliothek Bergheim: Das Lichtobjekt ist auch hier zu einem Wahrzeichen der Bibliothek geworden


Mantra: Aufenthaltsqualität
Schon sehr bald kam die Frage auf, ob ein 2011 entwickeltes Raumkonzept noch immer Bestand hat. Zur gleichen Zeit wuchs die Popularität des Begriffes des Dritten Ortes in Bibliotheken und das Wort Aufenthaltsqualität wurde zum Mantra meiner täglichen Beratungsarbeit. Um die Aktualität der Q-thek zu überprüfen, muss man sich deren Bestandteile und charakteristischen Merkmale zunächst einmal genauer ansehen. Was ist die Q-thek und wie funktioniert Sie?
Die Q-thek heißt Nutzerinnen und Nutzer Willkommen und lädt zum Verweilen ein:
Eine einladende Gestaltung ist derzeit das Ziel aller Öffentlicher Bibliotheken, die ich kenne. Eingangsbereiche werden neu gestaltet, sollen offen und freundlich die Nutzer in die Bibliotheken ziehen. Das Design soll alle Nutzer und Altersgruppen ansprechen, niemand wird ausgeschlossen. Es werden Aufenthaltsbereiche mit verschiedenen Funktionen, wie z.B. Loungebereiche, Lesecafés und Arbeitsplätze angeboten, die zum Verweilen einladen. Insgesamt steigt die Aufenthaltsdauer der Nutzer in der Bibliothek.
Sie ist transparent und offen in der Raumgestaltung:
Bei der Gestaltung von Bibliotheksräumen wird heute, überall wo es möglich ist, davon abgesehen, geschlossene Bereiche einzurichten. Der Nutzer soll sich gut in den Räumlichkeiten zurechtfinden und orientieren können, was unter anderem durch eine strukturierte Medienaufstellung und ein ausgearbeitetes Leit- und Orientierungssystem erreicht wird. Es werden Sichtachsen geschaffen, durch welche der Raum mit seinen Angeboten leicht erfasst werden kann, Regale werden möglichst niedrig geplant und Anlaufpunkte durch Beleuchtung, Beschriftung und Farbgestaltung hervorgehoben.
Die moderne Technikausstattung ist erkennbar:
Wir alles wissen, die Digitalisierung macht auch vor Bibliotheken keinen Halt und die damit einhergehenden Angebote entwickeln sich schnell weiter. Neue Medienformate und Technikangebote finden in den Bibliotheken einen Ort, an welchem sie vermittelt, ausprobiert werden können und allen Nutzern zur Verfügung stehen. Hierfür müssen sie sichtbar sein und so präsentiert werden, dass Berührungsängste von vornherein minimiert werden. Um dies gewährleisten zu können, ist eine Ausstattung der Räumlichkeiten mit ausreichend Steckdosen,, Netzwerkzugängen und WLAN enorm wichtig. Möbel werden elektrifiziert, Bildschirme informieren oder leiten die Besucher, technische Endgeräte werden den Nutzern möglichst ohne Einschränkungen zur Verfügung gestellt oder von ihnen selber mitgebracht.
Das Mobiliar ist modular:
Flexibilität ist ein Stichwort, welches in den vergangenen Jahren bei der Einrichtung von Bibliotheken an Wichtigkeit deutlich gewonnen hat. Bibliotheken müssen sich der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft und den damit einhergehenden Veränderungen anpassen können. Dies stellt eine nachhaltige Raumgestaltung vor große Herausforderungen. Durch die Ausstattung mit modularen Einrichtungsgegenständen ergeben sich bei Bedarf neue Kombinationsmöglichkeiten. Regale werden mit Rollen ausgestattet, Arbeitstische können zu verschieden großen Gruppenarbeitsplätzen zusammengestellt werden und Raum-in-Raum-Möbel finden ihren Einsatz.
Präsentieren, Relaxen, Lernen, Kommunizieren und Informieren:
Diese fünf Aspekte sind heute wie 2011 aktuell. Die Kombination aus der Präsentation des Medienbestandes mit Aufenthaltsmöglichkeiten verschiedener Funktionen stellt bis heute den Schwerpunkt der Bibliotheksgestaltung dar. Weitere additive Bereiche wie Veranstaltungsflächen und neue Funktionsbereiche wie MakerSpaces und Gamingecken sind hinzugekommen. Alle diese Bereiche fließen in der Bibliothek zusammen und bilden somit nicht nur Teilbereiche, sondern machen in ihrer Gesamtheit die Bibliothek aus. Der Aspekt des Präsentierens beschränkt sich hierbei nicht nur auf ausgewählte Medien, sondern auf den gesamten Medienbestand und alle, auch technischen Angebote.
Das Lichtobjekt:
Das Lichtobjekt, welches den Weg zur Q-thek weist, ist zum Symbol für den Lernort Bibliothek geworden. Als Widererkennungsmerkmal dient er der Markenbildung der Bibliothek. Häufig wurde es bei der Umsetzung so platziert, dass es bereits außerhalb der Bibliothek sichtbar ist. Die Kombination mit der Medienpräsentation spielt für den Symbolcharakter des Leuchtobjektes keine Rolle. Vorstellbar wäre es auch, das Leuchtobjekt durch ein anderes Symbol zu ersetzen. Wichtig ist am Ende der Wiedererkennungswert.
Q-thek vs. Bibliotheksräume heute:
Im Q-theks-Konzept werden die Regale und die Medienpräsentation um die Q-thek herum gruppiert. Die Q-thek versteht sich als eigener Bereich in den Räumlichkeiten der Bibliothek. Jedoch lässt sich das Q-theks-Konzept auf die gesamte Bibliothek und deren Räumlichkeiten anwenden. Die Teilaspekte der Q-thek finden sich in allen Teilbereichen der Bibliothek wieder. Es gibt nicht einen Lernort in der Bibliothek, sondern die Bibliothek an sich ist dieser Ort. Zudem ist sie Aufenthaltsort, Begegnungs- und Freizeitstätte und noch vieles mehr.
Bereiche zum Relaxen finden sich z.B. in Form von „Chillmöbeln“ in Jugendbibliotheken oder als Loungebereiche mit bequemen Polstermöbeln im Bereich der Belletristik, wo geschmökert werden kann. Kommuniziert wird sowohl in Gruppenarbeitsbereichen, sowie in Lesecafés oder auf Leseterrassen an Bistrotischen. Gelernt wird nicht mehr nur an Arbeitstischen mit PCs oder Medien, sondern auch beim „Maken“ oder „Gamen“.
Die Bibliothek ist heute so gesehen eine Q-thek und somit steht die Q-thek für die Bibliothek als Ort.

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Die Coaches: Was bedeutet(e) das Lernort-Projekt für Sie, Frau Bergmann?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Julia Bergmann

Positives Vorbild für andere Einrichtungen

In der Entwicklung der Bibliothek als Lernort waren im Konzept zwei Hauptbausteine angelegt. Eine räumliche Umgestaltung der Bibliotheken und eine Entwicklung der digitalen Kompetenzen und Angebote der Bibliotheken als Grundlage für die Erarbeitung neuer Angebote und Services für, wie neue Kommunikationswege und Kollaborationsformen mit den Kunden. Alle teilnehmenden Bibliotheken wurden zu den Themen kollaboratives Arbeiten, Social Media, Gaming und später auch in Storytelling geschult.

Wir, das heißt Berater Christoph Deeg und die Autorin, schlugen vor, nicht zentrale thematische Schulungen für Einzelne anzubieten, sondern die Teams als Ganzes zu schulen. Dies hat die Nachhaltigkeit des Gelernten und den Transfer der erworbenen Kompetenz in neue Angebote der Bibliotheken stark gefördert.

Nun 10 Jahre später können wir sehen, dass Gaming und die dialogische Kommunikation der Bibliotheken mit ihren Kunden zum normalen Bestandteil der Arbeit in Bibliotheken geworden ist. Oft sind die Bibliotheken hier positives Vorbild für andere Verwaltungseinheiten der Städte geworden. Auf Basis der erworbenen Kompetenzen und durch die vom Programm geförderten Netzwerke war es den Bibliotheken möglich, sich selbständig in diesem Feld weiter zu entwickeln. So war dieser erste digitale Aufbruch, die neue dialogische Kommunikationsform und der kollaborative Ansatz eine gute Grundlage für weitere Entwicklungen wie Makerspaces und zielgruppengenaue Angebote innerhalb des Medienkompetenzrahmens des Landes NRW.

Somit stehen die Bibliotheken den hohen medialen und gesellschaftlichen Herausforderungen gestärkt gegenüber und können ihren Kunden Lotse und Vermittler, Partner und Plattform sein.

Für mich war das Projekt Lernort ein sehr intensives Erlebnis, mit vielen inspirierenden Momenten und Begegnungen, die ich in der Zusammenarbeit mit den Teams erleben durfte.

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Die Coaches: Was bedeutet(e) das Lernort-Projekt für Sie, Frau Ladwig?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Wibke Ladwig

Social Media brachte Unruhe – und das ist gut

Zehn Jahre in der Geschichte der Menschheit sind nicht einmal ein Wimpernschlag. Zehn Jahre im Digitalen machen jedoch einen großen Unterschied. 2009 wurde von der Regierung die Deutsche Digitale Bibliothek beschlossen, als Antwort auf die Digitalisierungsaktivitäten von Google. 2009 wurde der Like-Button bei Facebook eingeführt. Die Kommunikation über Social Media spielte eine große Rolle bei der grünen Revolution im Iran. Im Hudson River in New York gab es eine spektakuläre Notlandung des Fluges 1549, von der sich rasant Bilder via Twitter verbreiteten. Arnold Schwarzenegger war bereits Gouverneur von Kalifornien. 2009 war er mit einer Delegation zu Gast in Hannover auf der Cebit.
Zehn Jahre später. Kollaboratives Arbeiten in gemeinsamen Dokumenten und Speichern von Daten in der Cloud, Streaming von Filmen, Musik, Hörspielen und Büchern, Livestreaming von Veranstaltungen, Apps für die kreative Bearbeitung von Fotos und Videos, Chat-Bots, Sprachassistenten, Künstliche Intelligenz, Smart Home, Virtual Reality: Zunehmend selbstverständlich nutzen Menschen digitale Angebote und den digitalen Raum zum Arbeiten, Lernen, Spielen, Organisieren des Alltags und für die Kommunikation mit anderen. Immer öfter tun sie dies unterwegs und vom Smartphone oder Tablet aus. Aufschlussreich ist die jährlich veröffentlichte ARD/ZDF-Onlinestudie, anhand derer man die Entwicklung der Internetnutzung und die veränderte Mediennutzung der deutschen Bevölkerung gut ablesen kann.
Die Veränderungen in Kommunikationsverhalten und Mediennutzung beeinflussen sowohl direkt als auch indirekt die öffentlichen Bibliotheken. Der digitale Wandel ist umfassend. Im Unterschied zum Telefon etwa, oder zum Auto, beides Erfindungen, die unser Leben in erheblichem Maßen verändert haben, blieb das Digitale doch recht lange unsichtbar. Inzwischen ist das „Internet in der Hosentasche“ dank Smartphone und WLAN selbstverständlich, die Nutzung von Social Media, insbesondere von Messenger-Diensten wie WhatsApp weit verbreitet. Die Initiative „Lernort Bibliothek“ setzte hier schon vor zehn Jahren an: Die öffentlichen Bibliotheken sind nur dann zukunfts-, nein gegenwartsfähig, wenn sie sich das Digitale erschließen. Social Media hat sich hierbei als guter Hebel erwiesen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht:

  • Die Nutzung von Social Media schult die Medienkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
    • Mängel in den Ressourcen vor Ort werden sichtbar, ob mangelhaftes oder fehlendes WLAN oder die Ausstattung mit notwendigen Geräten.
    • Ein Verständnis für Veränderungen in Kommunikation und Mediennutzung entwickelt sich.
    • Kreativität wird freigesetzt.
    • Resonanz auf Aktivitäten der Bibliothek erhöht die Motivation.
    • Ein neuer Zugang zu Wissen und neue Möglichkeiten zum hierarchieübergreifenden Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken entstehen.
    • Bibliothek wird da sichtbar, wo Menschen miteinander kommunizieren und nach Informationen, Geschichten und Kontakt suchen.

Doch wo anfangen? Der digitale Wandel ist ein dynamischer Prozess und gerade Social Media wirft in den öffentlichen Bibliotheken viel durcheinander. Sich etwas Neues anzueignen kostet Zeit und bedeutet eine erhebliche Anstrengung. Die Akzeptanz von Social Media wurde erst allmählich besser und es galt für die Bibliotheken, die eigene Rolle in Social Media und die Funktion von Social Media für die Bibliothek zu klären. Die Fachstelle für öffentliche Bibliotheken NRW schuf mit Unterstützung von externen Beratern und Coaches immer wieder neue Ansätze und Angebote, um den Wandel in den Bibliotheken zu unterstützen und voranzutreiben.
„Endlich kann ich mitreden!“
Als ich vor einigen Jahren hinzustieß, entwickelten wir (gemeinsam mit Christoph Deeg) ein zweijähriges Coachingprogramm, die sogenannte #BibReise. Ziel war die Entwicklung einer Leitidee für Social Media, Inhalte waren ein mehrmonatiger Online-Selbstlernkurs, regelmäßige Workshops vor Orts in den Bibliotheken, zwei Barcamps und digitale Betreuung per Facebook-Gruppe. Gerade der anspruchsvolle Selbstlernkurs sorgte für Hader und Verzweiflung. Doch wer dran blieb, wurde belohnt, indem die digitale Welt unversehens keine Black Box mehr war. Plötzlich konnte man mitreden!
Nein, einfach ist die Erarbeitung neuer Technologien und Methoden nicht. Außerdem löst Social Media oftmals bestehende Strukturen auf, wenn interdisziplinäre Teams gebildet werden. Insgesamt betrachtet bringt Social Media also erstmal vor allem Unruhe in die Bibliothek. Und das ist gut so. Denn Wandel bedeutet Bewegung. Wer nicht nur auf Wandel reagieren, sondern ihn mitgestalten will, wird sich bewegen müssen.
Die Fachstelle für öffentliche Bibliotheken NRW hat früh erkannt, dass sich die Bibliotheken bewegen, dass sie sich verändern müssen, ohne die Kernidee einer demokratischen Utopie der Teilhabe zu verraten. Auch die digitale Gesellschaft braucht die öffentlichen Bibliotheken, ob vor Ort oder im digitalen Raum. In Zeiten von Fake News, Kommerzialisierung, Fragmentisierung und gesellschaftlichen Wandel werden die Bibliotheken als Ort der Begegnung und der Ruhe, der Leseförderung und der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz, als Ort des Lesens, Spielens, Arbeitens und der gelebten Nachbarschaft immer wichtiger.
Zehn Jahre machen einen Unterschied: Die Angebote und Aufgaben der öffentlichen Bibliotheken haben sich in dieser Zeit erheblich erweitert. Einen Unterschied macht auch die Initiative „Lernort Bibliothek“, die öffentliche Bibliotheken und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierbei begleitet und visionär beflügelt.

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Die Coaches: Was bedeutet(e) das Lernort-Projekt für Sie, Herr Deeg?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Christoph Deeg

Ein „Transformations-Turbo“

10 Jahre Lernort-Projekt sind eine lange Zeit und ich empfinde so etwas wie Stolz, dass ich für ein paar Jahre ein Teil davon sein durfte. Bei mir fing alles ganz klein an: Zusammen mit Julia Bergmann hatte ich ein Beratungs-Konzept entwickelt, welches das Thema Web 2.0 mit all seinen Facetten in ausgesuchten Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen einführen sollte. Was für mich als temporäres Projekt begann – ich dachte damals, dass ich dies nur 12 Monate machen würde – entwickelte sich zu einem neuen Beruf. Das Projekt Lernort Bibliothek war der Beginn meiner eigenen Transformation und ich denke immer noch gerne an die Anfänge zurück. Ich habe sehr viel ausprobieren und ebenso viel lernen dürfen. So wie die Bibliotheken auf dem Weg in ihre digital-analoge Zukunft sind, bin ich es auch und immer noch.
Nun waren die Bibliotheken auch schon davor digital aktiv. Social Media hat aber eine besondere Bedeutung für die Bibliothekswelt, denn die erfolgreiche Nutzung der sozialen Medien funktioniert nur mit einer umfassenden Transformation der Bibliotheksidentität bzw. der Bibliothekskultur. Das Thema war und ist ein „Transformations-Turbo“ für die Bibliotheksarbeit, denn es bedeutet eine völlig neue Form zu Denken und zu Arbeiten. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Gleichzeitig hat das Lernort-Projekt durch Social Media eine ganz eigene Dynamik bekommen, die es meiner Meinung nach sonst nicht bekommen hätte. Auch die Fachstelle hat einen eigenen Transformationsprozess erlebt – und erlebt ihn wahrscheinlich immer noch. Wie auch immer die digital-analoge Bibliotheksrealität aussehen wird, die Denk- und Handlungsmuster, die sich aus der Nutzung von Social Media ergeben, werden immer eine große Bedeutung haben, ganz egal, ob sich die Bibliotheken mit Gaming, künstlichen Intelligenzen oder auch Maker Spaces beschäftigen. Denn Social Media bedeutet eine neue Perspektive auf die digital-analoge Lebensrealität unserer Gesellschaft.
Ich wünsche dem Lernort-Projekt noch viele erfolgreiche Jahre, viele Themen, viel Neugierde und viele neue Erkenntnisse. Es war schön, ein Teil davon gewesen zu sein…

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Was macht den Lernort aus? Eine Frage verändert die Fachstellenarbeit

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Petra Büning, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW

Wenn man aus Fachstellensicht auf 10 Jahre „Lernort Bibliothek“ zurückschaut, fallen einem sofort viele Aspekte ein. Ein wegweisendes Konzept, die Q-thek, Kataloganreicherung, der Quellentaucher, Empfehlungen für den Weg in die digitale Zukunft, MobiDig und natürlich die Coaching-Programme im Social Media-Bereich.

Ausgehend von der Frage „Was macht eine Bibliothek eigentlich zu einem informellen Lernort?“ hat sich eine Initiative entwickelt, die die Öffentlichen Bibliotheken und die Fachstellenarbeit in NRW verändert hat.

Bereits vor der Lernort-Initiative sind die Fachstellen in Nordrhein-Westfalen neue Wege gegangen. Das Programm „Medienpartner Bibliothek und Schule“ war die erste Initiative des Landes, an dem landesweit 38 Bibliotheken beteiligt wurden. Mit professioneller Unterstützung konnten diese Bibliotheken ihre Kooperationen mit Schulen nachhaltig gestalten und verstetigen. Vor Ort und gemeinsam wurden neue Organisationsstrukturen eingeführt und standardisierte Angebote entwickelt.

Die Einführung eines professionellen Qualitätsmanagementsystems in fünf Bibliotheken war das erste Pilotprojekt, bei dem Bibliotheken unter Leitung der Fachstellen Köln und Düsseldorf neue Organisationsstrukturen geschaffen haben.

Ergebnisoffen diskutiert

Mit der Initiative „Lernort Bibliothek“ haben die Fachstellen einen weiteren Ansatz gefunden, die Bibliotheken in NRW zu unterstützen. Acht Pilotbibliotheken haben gemeinsam mit und unter Leitung der Fachstelle für den Regierungsbezirk Düsseldorf ein Jahr ergebnisoffen über ihre Zukunft nachgedacht. Eine Vorgehensweise, die alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellte. Ging es doch um die Gestaltung eines Prozesses, bei dem kein konkretes Ziel vorgegeben war. Und genau darin lag der besondere Wert des Vorgehens. Ein Jahr lang konnte in vertrauensvoller Umgebung darüber diskutiert und nachgedacht werden, was eine Bibliothek als informellen Lernort ausmacht. Neue Impulse wurden von externen Referenten eingebracht. In dieser intensiven und kreativen Arbeitsumgebung war es möglich, das wegweisende Konzept „Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ zu entwickeln, das bis heute an Aktualität kaum etwas eingebüßt hat.

Für alle Beteiligten hat sich seit dieser Zeit die Art und Weise, wie Bibliothek gestaltet und kontinuierlich weiterentwickelt wird, nachhaltig verändert. Es geht darum, neuen Fragestellungen offen gegenüber zu stehen, neue Angebote auszuprobieren und aus den Erfahrungen zu lernen. Bibliotheken werden als sich ständig verändernde Institutionen begriffen.

Weg in die digitale Zukunft

Gleichzeitig rückte das Projekt die gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung in den Mittelpunkt der Fachstellenarbeit. Das im Anschluss an das Lernort-Konzept mit den Bibliotheken erstellte Positionspapier „Lernort Bibliothek – auf dem Weg in eine digitale Zukunft“ wurde zu einem Leitfaden für die weiteren Aktivitäten der Fachstellenarbeit in NRW. Auch nach 10 Jahren sind noch immer nicht alle Aspekte, die im Empfehlungskatalog angesprochen wurden, umgesetzt.

Ausgehend von den Erkenntnissen des ersten Lernort-Jahres wurden in der Fachstellenarbeit Aspekte in den Blick genommen, die sie bis heute prägen:

  • Die Veränderungen durch eine digitale Gesellschaft haben grundlegenden Einfluss auf die Raumgestaltung einer Bibliothek. Deshalb wurde 2010 die „Q-thek“ entwickelt. Ein Konzept, das die Menschen und ihre Anforderungen an moderne Bibliotheken in den Mittelpunkt gerückt hat und die sich verändernden Bibliotheksfunktionen im realen Raum sichtbar macht. Das Thema Raum hat in den Folgejahren noch an Bedeutung gewonnen, so dass nach Zentralisierung der Fachstellenarbeit 2015 bei der Bezirksregierung Düsseldorf eine Innenarchitektin Teil des Fachstellenteams wurde. Seit dem gehen professionelle bibliothekarische und innenarchitektonische Beratung der Fachstelle Hand in Hand.
  • Bibliotheken sind in der digitalen Gesellschaft wichtige reale Orte. Gleichzeitig müssen sie aber auch mit Ihren Angeboten in der digitalen Welt sichtbar sein. Deshalb hat die Fachstelle 2010 ein großes Social-Media-Coaching-Programm aufgelegt, an dem bis heute 61 Bibliotheken teilgenommen haben. Ausgehend von der Überzeugung, dass das gesamte Bibliotheksteam eine Vorstellung von den Auswirkungen und Herausforderungen der Digitalisierung entwickeln sollte, damit man gemeinsam „die Bibliothek“ weiterdenken kann, hat die Fachstelle Teamschulungen ins Leben gerufen. Ab 2015 hat das Fachstellenteam in das Coaching-Programm einen Online-Kurs integriert und damit erneut ein neues Angebot geschaffen, um Bibliotheken zu fördern.
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Februar 2015: Abschlussveranstaltung des Qualifizierungsprogramms „Web 2.0 Aktivitäten für kleine Bibliotheken“ in Essen

  • Heute bietet die Fachstelle ein umfangreiches Qualifizierungsangebot an und arbeitet hier eng mit dem ZBIW an der TH Köln zusammen. Mitarbeiterqualifizierung wird als wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Bibliotheksarbeit angesehen.
  • Im Rahmen der Lernort-Initiative wurden auch die Bedarfe der Bibliothekskunden intensiver in den Blick genommen. So war eine Kundenbefragung Teil des Entwicklungsprozesses der Q-thek. Basis der Evaluation des Projektes „Quellentaucher“ bildete eine Untersuchung der Kundenreaktionen auf die beiden neuen Angebote.
  • Die Verknüpfung von realer und digitaler Welt ist eine der größten Herausforderungen und Chancen für moderne Bibliotheksarbeit. Deshalb hat die Fachstelle 2012 gemeinsam mit der Stadtbibliothek Köln und Prof. Dr. Reiterer sowie seinem Team vom Lehrstuhl für Mensch-Computer Interaktion der Universität Konstanz das Projekt „Quellentaucher“ ins Leben gerufen. Wie zu Beginn der Lernort-Initiative wurde das Projekt ergebnisoffen konzipiert. Auch wenn es sich als nicht sinnvoll erwiesen hat, das Projekt weiter zu verfolgen, hat es jedoch wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Herausforderungen gebracht, vor denen Bibliotheken bei der Verknüpfung von realen und digitalen Angeboten stehen. Diese Erkenntnisse wurden u.a. zur Grundlage für die weitere Fachstellenarbeit.
  • Mit dem Projekt „Kataloganreicherung“ wurde versucht, Anschluss an die sich rasant entwickelnden Kundenbewertungssysteme der kommerziellen Online-Anbieter zu finden. 36 Bibliotheken haben sich beteiligt und erstmals ihren Kunden ein Bewertungssystem für ihre Medien zur Verfügung gestellt.
  • Mobile Endgeräte prägen heute unseren Alltag. Eine professionelle technische Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken und ein gut geschultes Team sind Voraussetzung für eine zukunftsfähige Bibliotheksarbeit. Deshalb sind Qualifizierungsangebote, Beratung sowie Förderung im Bereich Technik seit Beginn der Lernort-Initiative ein Arbeitsschwerpunkt der Fachstelle. Das 2012 entwickelte Qualifizierungsprogramm „Mobi Dig“ war der Startschuss für diesen Arbeitsschwerpunkt. 54 Bibliotheken liehen sich die von den Fachstellen konzipierten Gerätekoffer aus und beschäftigten sich im Team mit den neuen technischen Möglichkeiten. 2019 greift die Fachstelle dieses erfolgreiche Qualifizierungsprogramm erneut auf, diesmal unter dem Aspekt der Medienkompetenzförderung. Die 2017 veröffentlichte EDV-Handreichung „Lernort-Bibliothek – auf dem Weg in die digitale Zukunft“ bietet eine Grundlage für die Förderung der technischen Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken

„Lernen bedeutet Informationen zu teilen, zu kreieren, zu diskutieren und zu verknüpfen. Lernen bedeutet aktiv zu werden bzw. zu sein.“(1) Diese Vorstellung vom Lernen in einer digitalen Gesellschaft, die die acht Pilot-Bibliotheken vor 10 Jahren als Leitmotiv für ihre Arbeit gewählt haben, ist heute so aktuell wie damals. Und sie ist zum Leitgedanken für die Fachstellenarbeit in NRW geworden.


(1) Quelle: „Lernort Bibliothek – Zukunftsvision und Entwicklungsperspektiven„, 2009, S. 3

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10 Jahre Lernort Bibliothek – ein Meilenstein für die Landesförderung

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Beate Möllers, Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW

Nachdem die Landesförderung für Bibliotheken 1999 auf eine reine Projektförderung umgestellt worden war, markierte der Start des Projekts „Lernort Bibliothek“ zehn Jahre später einen weiteren Meilenstein. Auch zwischen 1999 und 2008 gab es neben vielen interessanten und innovativen Ein-zelprojekten der Bibliotheken schon landesweite Maßnahmen und Pilotprojekte wie die „Digitale Öffentliche Bibliothek“, „Medienpartner Bibliothek und Schule“ oder „Bist Du auch lesekalisch?“. Mit „Lernort Bibliothek“ hat die Förderung des Landes für Bibliotheken aber noch einmal eine ganz neue Ausrichtung bekommen.

Strategische Fragen im Zentrum
Bei der Konzeptionierung von „Lernort Bibliothek“ ging es erstmals weniger darum, die Weiterentwicklung einzelner Bibliotheken zu unterstützen. Stattdessen standen strategische Fragen im Zent-rum: Wie verändert die Digitalisierung grundsätzlich die Bibliotheksarbeit? Wie muss daher Bibliotheksarbeit aussehen, die zukunftsfähig ist? Und mit welchen Maßnahmen und Programmen kann das Land diese Neuausrichtung vorantreiben, unterstützen und dabei möglichst viele Bibliotheken mitnehmen?
Dass es um solch grundsätzliche Fragen ging, war dabei zu Beginn der Initiative „Lernort Bibliothek“ noch gar nicht klar. Es ist ein Charakteristikum dieses Vorhabens, dass es sein Potential erst im Tun präsentiert hat. Geplant war, den acht teilnehmenden Bibliotheken ein Jahr lang Zeit und Raum zum Nachdenken zu geben (schon das ein Modul, das es zumindest in NRW so noch nicht gegeben hatte) und anschließend die Ideen, die daraus entstehen, in einer zweiten Projektphase umzusetzen. Ein klassisches Projekt also: konzeptionieren, umsetzen, fertig. Zwar gab es am Ende des „Denkjahres“ tatsächlich erste Ideen, wie Bibliotheken auf die Digitalisierung reagieren könnten. Aber weder gab es ein fertiges Konzept noch konkrete Vorstellungen für eine mögliche Umsetzung. Stattdessen gab es vor allem neue Fragen, Unsicherheiten, Erkenntnislücken.

Lernort Bibliothek_ProLibris 1-2019_18_12_11 Dormagen Lichtobjekt

Stadtbibliothek Dormagen

Bibliothekswelt erkennbar verändert
Entscheidend für die weitere Arbeit war es, dass die Pilotbibliotheken sich davon nicht haben ab-schrecken lassen. Stattdessen haben sie sich mit großer Offenheit und Neugier auf den weiteren Weg gemacht, sind gemeinsam mit der Fachstelle erste Schritte gegangen hin zu neuen Angeboten und Arbeitsweisen und haben – das erscheint mir das Wichtigste – nicht aufgehört, nachzudenken und sich selbst in Frage zu stellen. Weitere Bibliotheken haben sich davon anregen und anstecken lassen. Nach zehn Jahren hat ein Großteil der Bibliotheken in der einen oder anderen Weise teilgenommen und Ideen umgesetzt. Die Bibliothekswelt in NRW hat sich durch die Initiative „Lernort Bibliothek“ erkennbar verändert.
Für die Landesförderung war „Lernort Bibliothek“ in jeder Hinsicht ein Meilenstein. Es ist unübersehbar, wie wichtig landesweite und zentral organisierte Maßnahmen sind, um eine strategische Weiterentwicklung des Bibliothekswesens zu erreichen. Vor allem für kleinere und personell schlecht ausgestattete Bibliotheken ist das oftmals die einzige Möglichkeit, den Anschluss zu halten und neue Entwicklungen mitzuvollziehen. Dass die kleineren Bibliotheken dabei sind, ist aber von entscheidender Bedeutung für die Etablierung neuer Bibliotheksangebote und -konzepte. Die Förderung von landesweiten Maßnahmen hat daher für das Kulturministerium inzwischen den gleichen Stellenwert wie die Förderung von Einzelprojekten.
Dabei geht es nicht nur um neue Programme oder Projekte. Inzwischen gehört es z.B. zu den selbst-verständlichen zentralen Maßnahmen der Landesförderung, dass über die Fachstelle gemeinsam mit dem ZBIW ein umfangreiches Fortbildungsangebot organisiert wird. Mit diesem werden die einzelnen Module von „Lernort Bibliothek“ und weiteren Programmen begleitet und vertieft – ein Angebot, das aus Sicht des Landes notwendig und unverzichtbar für die Zukunftsfähigkeit der Bibliotheken ist und das deswegen aus Landesmitteln finanziert wird.

Konzentriertes Wissen

Die Entscheidung, ganze Bibliotheksteams auch über einen längeren Zeitraum mit Coachingmaßnahmen u.ä. zu begleiten, hat sich dabei als besonders wirkungsvoll erwiesen. Auch die Erarbeitung und Bereitstellung von Grundlagenarbeiten wie der Handreichung zur EDV-technischen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken „Auf dem Weg in die digitale Zukunft“ ist wichtig, um möglichst viele Bibliotheken bei der Neuausrichtung der Bibliotheksarbeit in NRW mitzunehmen und ihnen neue Wege zu ermöglichen.
Von entscheidender Bedeutung für das bisher Erreichte und für den weiteren Prozess war sicher die Zentralisierung der Fachstellenarbeit. Erst dadurch konnte die stringente Arbeit an einer landesweiten Strategie richtig Fahrt aufnehmen und konsequent vorangetrieben werden. Die spezialisierten Kenntnisse der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen so nicht mehr nur den Einrichtungen in einem Regierungsbezirk zugute, sondern allen Bibliotheken im Land. Das Wissen über neue Entwicklungen wird hier konzentriert, diskutiert und für das Bibliotheksland NRW aufbereitet und nutzbar gemacht. Mit der zentralen Fachstelle ist ein Kompetenzzentrum für die Bibliotheken entstanden, um das NRW zu Recht immer wieder beneidet wird.
Die eigentliche Arbeit daran, zukunftsfähig und relevant zu bleiben, müssen die Bibliotheken selbst leisten. Das Land kann nur anstoßen, begleiten und unterstützen. Genau dies will und wird es aber tun. Die teilnehmenden Bibliotheken und die Fachstelle haben im Zuge der Initiative „Lernort Bibliothek“ deutlich gemacht, wie dies sinnvoll umgesetzt werden kann. Für die Zukunft ist uns allen zu wünschen, dass das Engagement für ein modernes Bibliothekswesen in NRW und die Offenheit und Experimentierfreude der Bibliotheken in unserem Land erhalten bleiben.

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Kartendienst Google Maps: Indoor-Funktion

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Praxissemesters von Giulia Stella (TH Köln) entstanden.

90% der Suchen im Internet erfolgen über die Suchmaschine von Google (Statista). Wer heute Informationen über Adressen oder Öffnungszeiten bekommen möchte, sucht zuerst dort. Mittlerweile haben die meisten öffentlichen Gebäude neben ihren Öffnungszeiten auch ihre Stoßzeiten vermerkt, was die Planung eines Besuches zusätzlich erleichtern kann.Continue Reading Kartendienst Google Maps: Indoor-Funktion

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Gelebte Utopien: Als Coachin bei der #BibReise

Öffentliche Bibliotheken halte ich als demokratische Utopien der Teilhabe für wichtiger denn je für unsere Gesellschaft. Doch nicht allein wegen der Teilhabe an  Bildung, Kultur und Technologien. Sondern auch als nicht-kommerzielle, öffentliche Schutzräume, die freien Zugang zu Informationen und nicht zuletzt menschlicher Gemeinschaft bieten.  Diese Funktionen erfüllen öffentliche Bibliotheken meiner Überzeugung nach nicht nur vor Ort, sondern auch im digitalen Raum.

Hierfür braucht es in den Bibliotheken das notwendige Wissen und einen souveränen Umgang in der Benutzung und Einschätzung digitaler Dienste. Nur so lassen sich eigene digitale Angebote glaubwürdig vermitteln. Daher schätze ich mich glücklich, zusammen mit Stefan Evertz Teil des Coaching-Teams der #BibReise zu sein, des zweijährigen Coachingprogramms, in dem diesmal die Entwicklung einer Leitidee für Social Media im Fokus steht. Die Runde davor ist hier dokumentiert. Wie es bei den Angeboten der Fachstelle für öffentliche Bibliotheken NRW üblich ist, ruht sich niemand auf einmal erdachten Angeboten aus. Und so sind auch die Abläufe und Inhalte dieser Runde eine weiterentwickelte Variante zur #BibReise davor.

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Perspektivwechsel und der Wert vertrauensvoller Räume

Das Coaching ist auch für mich immer wieder ein Perspektivwechsel. Der digitale Raum ist mir seit Jahren vertraut (wenngleich es immer wieder überraschend ist, so oder so). Ich lebe in der Dynamik der Entwicklung und gestalte diese auf meine Weise mit. In all den Jahren hat sich ein verlässliches und wundervolles Netzwerk gebildet, Menschen, auf deren Meinung, Expertise, Einfallsreichtum und Zugewandtheit ich setzen kann – und eine ausgesprochene Trennung zwischen Leben digital und nicht-digital gibt es nicht.

Mit Menschen zusammenzuarbeiten, für die das Digitale zunächst mal verunsichernd oder schlicht ärgerlich ist, verlangt allen Beteiligten etwas ab. Man muss miteinander einen Weg finden, offen füreinander zu sein und aufeinander zu vertrauen.

„Eine Leitidee für Social Media entwickeln“: Das klingt, als könne man das auch prima in einem halbtägigen Workshop abhandeln. Tatsächlich hängt mehr daran, als man zunächst denkt. Es geht um Identität und das Selbstverständnis der Bibliothek, von Team und Leitung. Es geht um Kommunikation miteinander und mit anderen. Was vor Ort und mit institutionellen Partnern gut gelingt, gestaltet sich im digitalen Raum schwieriger: Die Bibliothek muss zu einem eigenen Ausdruck, einem Ton finden, die eigenen Themen erklären und aktiv auf andere zugehen, sich auf sie einlassen und sich mit ihnen vernetzen.

Social Media als Hebel für umfassende Veränderungen

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Was Sie noch nicht über öffentliche Bibliotheken wussten…

Stefan Evertz beschäftigt sich seit langem mit Strategien für die Digitale Welt, Community Management und Social Media Monitoring. Wir freuen uns, ihn mit Frau Wibke Ladwig als weiteren Couch für unsere Lernort-Initiative und die aktuelle #BibReise „Eine Leitidee für Social Media“ gewonnen zu haben. Stefan Evertz hat nach einem Jahr Coaching einen Blick von außen auf die Bibliothekswelt geworfen:

Einer der wohl wichtigsten Ausgangspunkte für Lernen und Veränderung ist in meinen Augen die Neugier. Und so freue ich mich, im Rahmen des zweijährigen Projektes „Leitidee für Social Media“ acht sehr unterschiedliche Bibliotheken aus Nordrhein-Westfalen bei ihrer Reise hin zu einer tragfähigen Leitidee begleiten zu können. Denn dort ist viel Platz und auch Bedarf für Neugier. Zusammen mit Wibke Ladwig bin ich als Coach vor Ort und erkunde eine Welt, die auch für mich immer wieder spannende Begegnungen mit ebenfalls neugierigen Menschen und auch für einen „Quereinsteiger“ wie mich interessante Beobachtungen ergeben hat.

Fünf dieser Beobachtungen habe ich nachfolgend zusammengetragen. Und so finden sich vielleicht noch einige Details, die Sie bisher noch nicht über öffentliche Bibliotheken wussten – vor allem, wenn Sie nicht im Bibliotheksbereich unterwegs sind.

Gebäude
Bibliotheken sind nicht nur Wissensspeicher und ein Lern- und Arbeitsort für viele Menschen – es sind natürlich immer auch Gebäude. Spannend, wie unterschiedlich Gebäude sein können. Oft nutzen Bibliotheken ältere Gebäude, die auch mal unter Denkmalschutz stehen. Manche sind dunkel, manche sind sehr hell, manche haben viel Platz, andere weniger. Und auch heute noch werden Bibliotheken neu gebaut. Meistens liegen sie zentral, manchmal werden sie auch sehr lang und aufwändig (und laut) modernisiert. Und sie haben einen gerne unterschätzten Anteil an der „Persönlichkeit“ und der Atmosphäre der einzelnen Bibliothek. Es freut mich daher, dass auch der „Raum“ Bibliothek immer wieder in die Social-Media-Aktivitäten der Bibliotheken einfließt.

Sichtbarkeit
Einerseits ist eine bessere Sichtbarkeit der Bibliotheken sicher eine wichtige Motivation für die Beteiligung am Projekt – und gerade die visuelle Plattform Instagram hilft, die vielen Facetten des Bibliotheksalltags niedrigschwellig zu vermitteln. Genauso helfen auch die zahlreichen Aktivitäten, Kinder und Jugendliche über Führungen physisch ins Haus zu holen, um sie mit dem Ort und den Angeboten vertraut zu machen. Aber gerade bei den ersten Besuchen in den einzelnen Bibliotheken fällt mir auf: Die sprichwörtliche Sichtbarkeit vor Ort ist durchaus steigerungsfähig, auch wenn die Arbeit mit den Besuchergruppen eine ausgezeichnete Basis ist. Denn während jeder Bäcker, Kaffeeröster oder Lebensmittelhändler große Logos und Schilder nutzt, um gesehen zu werden, kann es durchaus sein, dass ein unerfahrener und nicht ortskundiger Interessent etwas länger suchen muss, bis er die Bibliothek gefunden hat (und fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß…).

WLAN? WLAN!
Eine für den Nerd in mir besonders wichtige Information: Biblioheken haben eigentlich immer WLAN (von ganz seltenen Ausnahmen mal abgesehen, wenn sich der Anschluß rein technisch leider schon sehr lange verzögert). Etwas, dass die Deutsche Bahn erst seit Kurzem in ihren Zügen schafft und auch sonst an vielen öffentlichen Orten in Deutschland eher unüblich ist, ist hier quasi selbstverständlich. Nicht immer ist es mit riesiger Bandbreite ausgestattet, aber es ist da – und das zudem kostenlos.

Denn auch wenn es oft „öffentliche“ Computer in den Bibliotheken gibt, um etwas recherchieren oder auch mal einfach surfen zu können, so ist ein verfügbares WLAN hilfreich, um auch mit dem eigenen Laptop oder Smartphone recherchieren zu können oder auch mal eine Nachricht zu verschicken. Natürlich ist es auch eine gute und konsequente Basis, um den Kunden und Besuchern der Bibliotheken zu ermöglichen, die zunehmend verfügbaren Social-Media-Angebote der Bibliotheken zu nutzen und mit ihnen zu interagieren.

Freier Zugang
Natürlich ist es auch heute noch wichtig, dass Bibliotheken einen freien Zugang zu Wissen bieten – und auch bei Recherche und Medienauswahl helfen können. Ich mag dabei besonders das Augenleuchten von Kolleginnen, wenn sie erzählen, wie sie bei einem besonders kniffligen Recherchefall helfen oder einen erfolgreichen Lektüretipp geben konnten.

Was aber viele nicht wissen: In die meisten Bibliotheken kann ich eben auch gehen, ohne angemeldet zu sein bzw. einen Benutzerausweis zu haben. Es gibt vielfach Zeitungen, Zeitschriften, günstigen Kaffee, das schon erwähnte kostenlose WLAN (und Steckdosen) und natürlich auch weiterhin: Bücher. Wenn man mal gesehen hat, wie sich Jugendliche vor der Tür einer Bibliothek herumdrücken, weil sie dort gerade noch das WLAN nutzen können, merkt man, dass es offensichtlich einige übersehene Gründe gibt, eine Bibliothek zu betreten.

Bibliotheken sind weiblich
Ich bin als Berater in ganz unterschiedlichen Branchen unterwegs, zum Teil auch bei Behörden. Gerade dort ist der Frauenanteil generell spürbar höher als in der freien Wirtschaft. Bei Bibliotheken stelle ich fasziniert fest, dass man eher die Männer suchen muss, wenn man denn wollte. Sowohl bei den Kolleginnen als auch auf der Leitungsebene dominieren bzw. überwiegen ganz klar die Frauen. Bei den acht beteiligten Bibliotheken gibt es zusammengenommen genau einen Leiter und einen stellvertretenden Leiter, in den Teams ist der Männeranteil zum Teil noch kleiner. Bei manchen Auftaktworkshops (jeweils mit dem gesamten Team) war ich sogar der einzige männliche Teilnehmer. Für mich spielt das zwar keine Rolle und es hat auch keine Auswirkung auf die Arbeit am Thema Social Media. Aber es fällt auf jeden Fall auf, auch wenn es bei einer solchen Reise und einem derartigen Veränderungsprozess letztendlich vor allem um die einzelnen Menschen, ihre Ideen, Sorgen und Wünsche geht.

Das also waren meine Beobachtungen aus dem ersten Projektjahr. Und nun kann ich eigentlich nur noch empfehlen, einen Blick auf die nachfolgenden Kurzvorstellungen der beteiligten Bibliotheken zu werfen – und die kreative Vielfalt zu genießen…

Viel Spaß!

Stefan Evertz