Aus ganz NRW sind in den vergangenen Monaten Kolleginnen und Kollegen aus kleinen und großen Öffentlichen Bibliotheken zu fünf Arbeitsgruppen mit dem gemeinsamen Anliegen zusammengekommen, neue Handlungsoptionen zur Bewältigung der digitalen Transformation zu erkunden, die in den realen Bibliotheksalltag passen. Dabei stehen sie teils vor unterschiedlichen, oft aber auch vor ähnlichen Herausforderungen unserer Zeit. Der Auftrag der Arbeitsgruppen im Rahmen der DigitiativeNRW: Innovative, zugleich praxistaugliche Maßnahmenvorschläge zur Unterstützung der digitalen Transformation in den Bereichen zielgruppenorientierte Angebote, Berufsbild und Identität der Bibliotheksmitarbeitenden, Führung, Teamentwicklung und Ressourcenmanagement, sowie Netzwerkarbeit zu entwickeln. Am 20. November fand die 2. NRW-Konferenz statt, auf der die entwickelten Ideen vorgestellt wurden. Mehr als 70 Teilnehmende nahmen an der Veranstaltung in der Sportschule Wedau in Duisburg teil, die unter dem Motto „Vom Loslassen und Anpacken“ stand.
Wie bei allen Veranstaltungen der DigitiativeNRW gab es viel Raum für überregionale Vernetzung durch persönliches Kennenlernen und Austausch. Bereits die Raumgestaltung lud dazu ein. Eine aufwändig gestaltete Collage aus Veranstaltungsfotos der vergangenen Monate gab einen Überblick über den bisherigen Prozess der DigitiativeNRW. Einige griffen sogar zur Sofortbildkamera und dokumentierten so am Zeitstrahl ihre Teilnahme an der 2. NRW-Konferenz.
Impromptu Networking: Weshalb bin ich heute hier?
Für einen aktivierenden Start in die Konferenz sorgte die Methode des Impromptu Networkings. Um neue Verbindungen herzustellen, lud das Moderationsteam zunächst jeden Teilnehmenden in einer Zweiergruppe dazu ein, einander zu erzählen, warum sie heute hier sind.
Impuls zum Loslassen
Vor der Präsentation der neuen Handlungsmöglichkeiten und Maßnahmenvorschläge im Rahmen der digitalen Transformation Öffentlicher Bibliotheken wurden die Konferenzteilnehmenden in einem Impulsbeitrag dafür sensibilisiert, dass es fürs Gelingen der Veränderung nicht ausschließlich neue zusätzliche Aktivitäten braucht. Um Spielraum für neues Handeln zu schaffen, lohnt es, vertraute Tätigkeiten und gewohnte Denkmuster zu hinterfragen – und manches davon loszulassen, zumindest versuchsweise.
Die Frage „Was will ich loslassen, um heute Raum für Neues zu öffnen?“ beantworteten die Anwesenden zunächst wieder im Austausch zu zweit, danach mit einem digitalen Umfrageinstrument, das die Schlagworte als gewichtete Wortwolke für alle sichtbar machte.
5 x 5 Minuten-Kurzpräsentationen
Dann ging es ums „Anpacken“. Die 5 Themen-Arbeitsgruppen stellten zunächst kurz und knackig ihre im Sommer erarbeiteten Maßnahmen vor.
Themen AG Führung und Identität: Über den Tellerrand blicken und Inspiration finden
Die Maßnahmen der Arbeitsgruppe zum Themenfeld Führung und Identität sind das Ergebnis dieser beiden Fragen:
- Wie können wir als Führungskräfte im Team mehr Verständnis füreinander schaffen?
- Wie schaffen wir einen Perspektivwechsel und eine daraus folgende gemeinsame Vision?
Die angedachten Vorschläge sollen Bibliotheksbeschäftigte dazu einladen, den Blick zu weiten sowie Arbeitsweisen, Projekte oder Ideen in anderen Bibliotheken kennenzulernen und sich auch darüber auszutauschen.
Themen AG Lobbyarbeit und Advocacy: „Der bunte Faden“ – Modulares Qualifizierungsangebot
Netzwerkarbeit ist nach Ansicht der Arbeitsgruppe nicht allein die Aufgabe der Bibliotheksleitung, sondern Teamarbeit. Jeder Außenkontakt zählt und ist ein kleiner Baustein im Rahmen der Lobbyarbeit. Außerdem ist sie nicht beschränkt auf Politik und Verwaltung, sondern zielt zum Beispiel auch auf andere Bildungspartner wie Schulen, Kindergärten oder auch Vereine. Netzwerken ist nicht nur etwas für Naturtalente – man kann es auch lernen. Und dabei soll das modular aufzubauende Qualifizierungsangebot „Der bunte Faden“ Unterstützung bieten.
Themen AG Zielgruppen und Angebote: Online-Vernetzungstreffen
Die Arbeitsgruppe zum Themenfeld „Zielgruppen und Angebote“ will den Austausch zu Marketingmaßnahmen verbessern. Außerdem sollen regelmäßige Online-Vernetzungstreffen den Austausch zu Angeboten und Zielgruppen unter den Bibliotheken fördern.
Themen AG Identität und Berufsbild: Gerne lesen reicht nicht!
Die Arbeitsgruppe zum Themenfeld „Identität und Berufsbild“ will in einer Pilotgruppe das berufliche Selbstverständnis von Bibliotheksmitarbeitenden schärfen. Das auf diese Weise entwickelte Berufsbild soll über Marketingmaßnahmen wie Podcasts, Youtube-Videos nach außen verbreitet werden. Ziel ist, auf diese Weise ein zeitgemäßes Bild von Bibliotheken zu vermitteln und gleichzeitig ein einheitliches Selbstverständnis im Bibliotheksteam herzustellen.
Themen AG Ressourcenmanagement: Pilotprojekt zur Erprobung neuer Arbeitszeitmodelle
Das Pilotprojekt der Arbeitsgruppe Ressourcenmanagement soll Bibliotheksteams die Chance bieten, Arbeitszeitmodelle zu testen und dabei die Bedürfnisse der einzelnen Teammitglieder mit den Bedarfen der Institution Bibliothek zusammenzubringen. Unter Anleitung einer externen Projektbegleitung haben die Pilotbibliotheken die Möglichkeit, neue Ansätze für ein zeitgemäßeres Arbeitsmodell zu entwickeln, das während der Testphase kontinuierlich evaluiert und angepasst wird. Gleichzeitig profitieren sie vom regelmäßigen Erfahrungsaustausch untereinander.
Ideenmarktplatz: Impulse für die Weiterentwicklung
Danach fand eine Art Marktplatz der Ideen statt. Die Teilnehmenden konnten sich an den Info-Ständen der 5 Themen AGs näher über die jeweiligen Ideen informieren und Rückmeldungen sowie Verbesserungsvorschläge einbringen.
Zu Mittag: Austausch für Gehackte
Ein besonderes Angebot gab es aus aktuellem Anlass. Bei „Hack für Gehackte“ konnten die betroffenen Bibliotheken des Cyber-Angriffs auf die Südwestfalen IT (SIT) sich in der Mittagspause an einem eigenen Tisch austauschen.
Aus 11 mach 6: Über die Themenfelder hinweg ins Handeln kommen
Der Nachmittag war einer zweiten Session-Runde gewidmet. Aus 11 Themenvorschlägen, die sich allesamt auf die konkrete Umsetzung der Transformation bezogen, wurden per Abstimmung sechs Themen gewählt, zu denen sich die Teilnehmenden nach der Mittagpause frei zuordnen konnten.
- Wie kann KI die Arbeit von Bibliotheken unterstützen und verändern?
- Welche Aufgaben könnten Bibliotheken loslassen, um Neues zu ermöglichen?
- Wie können wir unser Team für neue Entwicklungen begeistern?
- Was bedeutet Service für Bibliotheken in einer digitalen Gesellschaft?
- Wie kann Reorganisation der Arbeit den Fachkräftemangel abfedern und gleichzeitig die Qualität aufrechterhalten?
- Wie können sich Bibliotheken als attraktive Arbeitgeber präsentieren?
In den sechs Gruppen fand ein intensiver Austausch statt, der Herausforderungen und Lösungsansätze sowie weiterführende Fragen hervorbrachte.
Ausblick: Austausch mit Vertretern der Kommunen
Mit einem Ausblick auf die nächsten Schritte der DigitiativeNRW von Petra Büning, Leiterin der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, endete die NRW-Konferenz. Das Team der Fachstelle wird sich im Januar zusammensetzen und die Maßnahmenvorschläge im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit weiter konkretisieren. Die so verfeinerten Maßnahmen werden dann auf den Regionalen Bibliothekskonferenzen im Februar / März 2024 vorgestellt. Im Mai 2024 findet in Düsseldorf dann die 3. NRW-Konferenz statt, zu der auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalverwaltung herzlich eingeladen sind.