Am 30. Januar fand in Bielefeld die letzte unserer insgesamt sechs Regionalen Bibliothekskonferenzen im Rahmen unserer DigitiativeNRW statt. Alle standen unter der Leitfrage „Wie gelingt es uns als öffentlichen Bibliotheken NRW, unseren Auftrag in der digitalen Gesellschaft zu finden und zu leben?“ Herzlichen Dank noch einmal an alle gastgebenden Bibliotheken für die tolle Gastfreundschaft. Und den mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre Offenheit. Denn das zeichnete alle Veranstaltungen aus: Auf allen Konferenzen sind wir intensiv miteinander ins Gespräch gekommen.
Geschichten des Wandels: Muster erkennen und ins Gespräch kommen
Möglich wurde dies durch das lebendige Konzept unseres Moderatorentrios. So erzählten sich die Teilnehmenden bei den „Geschichten des Wandels“ einen Moment aus den letzten Wochen oder Monaten, in dem sie deutlich gespürt haben, dass sich ihre Arbeit in der Bibliothek wandelt. Im Anschluss galt es Muster in diesen Veränderungsprozessen zu identifizieren. Welche neuen Funktionen und Aufträge für Bibliotheken werden erkennbar? Was können wir lernen, wenn wir persönlichen Geschichten des Wandels zuhören? Als immer wiederkehrende Muster, um Veränderungen zu meistern, wurden beispielsweise Personalqualifizierung, Vernetzung oder Flexibilität genannt.
„Die Veränderungen durch die Digitale Transformation sind in den Bibliotheken und um sie herum in vollem Gange. Veränderung macht sich in kleinen Dingen bemerkbar. Aufmerksamkeit für diese kleinen Anzeichen hilft uns, das größere Ganze zu erspüren, um sinnvolle nächste Schritte zu gehen.“
Petra Büning
Fragen als Orientierung für den weiteren Prozess
Durch die digitale Transformation sind wir mit Herausforderungen konfrontiert, auf die wir alle noch keine Antworten kennen. Viele Bibliotheken haben sich in den vergangenen Jahren den damit verbundenen Veränderungen gestellt. Wo wir jetzt stehen, ist daher sehr unterschiedlich. Für uns alle ist die Bewältigung der digitalen Transformation jedoch eine große Aufgabe, die mit vielfältigen Fragezeichen verbunden ist. Das ist bei uns in der Fachstelle nicht anders als bei Ihnen in den Bibliotheken.
„Mir wurde nochmal deutlich, wie interessant und beeindruckend ein Austausch ist.“
Teilnehmer aus dem Regierungsbezirk Köln-West
Wir glauben daher, dass es vor allem auch Raum für die Fragezeichen braucht, um zu verstehen, welche nächsten Schritte uns wirklich weiterbringen. Deshalb standen in der zweiten Tageshälfte weniger die Antworten (in Form gelungener Projekte) als vielmehr Fragen im Mittelpunkt.
Mehr als 130 Fragen haben wir auf den sechs Konferenzen zu den vielfältigen Aspekten des Veränderungsprozesses zusammengetragen, mit denen wir alle im Bibliothekswesen konfrontiert werden.
„Der Tag hat mich zur inneren Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit geführt.“
Teilnehmerin aus dem Regierungsbezirk Münster
Gemeinsam mit dem Beirat der DigitiativeNRW haben wir diese Fragen aus den Regionalen Bibliothekskonferenzen gesichtet, diskutiert und zu fünf Handlungsfeldern strukturiert:
Am 27. März 2023 möchten wir mit den Bibliotheksleitungen und Mitarbeitenden aus den öffentlichen NRW-Bibliotheken auf der 1. NRW-Konferenz im Rahmen der DigitiativeNRW die Fragen und Themen noch einmal aufgreifen und darüber diskutieren, welche konkreten Fragestellungen wir in den Themengruppen im Laufe des Jahres 2023 weiter vertiefen wollen. Auch durch diese Konferenz werden uns wieder Moderatorinnen und Moderatoren begleiten.
Am 24. Oktober fand der Auftaktworkshop zur zweiten Runde des Qualifizierungsprogramms „Strategieentwicklung für Stadtteilbibliotheken“ statt. Im Unperfekthaus in Essen begrüßte Frau Büning die Stadtteilbibliotheksleitungen und deren Stellvertretungen aus Mönchengladbach-Rheydt, Köln-Porz, Köln-Mülheim, Oberhausen-Schmachtendorf, Oberhausen-Osterfeld, Wuppertal-Cronenberg, und Wuppertal-Wichlinghausen, sowie die Bibliotheksleitungen und Stadtteilbibliothekskoordinator*innen der Gesamtsysteme. Als weitere Programmbegleitung waren Frau Keyzers und Frau Steuten von der Fachstelle sowie Barbara Gellermann als Moderatorin und Coachin dabei.
Zunächst gab Frau Büning einen Überblick über den14-monatigen Programmablauf. Danach fand eine Vorstellungsrunde statt, in der die Teilnehmenden ihre Wünsche für ihre Stadtteilbibliothek und an das Programm formulierten.
Als zentrales Arbeitsinstrument für die Strategieentwicklung stellte Frau Büning den von der Fachstelle entwickelten Funktionsrahmen vor, der fünf Bibliotheksfunktionen für eine digitale Gesellschaft beschreibt: Ort für Wissen und Information, Digitales Kompetenzzentrum, Kultur- und Literaturort, Ort für Inspiration und Kommunaler Begegnungs- und Kommunikationsort. Mit diesem Instrument ist es im ersten Durchgang des Programms allen Teams gelungen, ein einheitliches Verständnis über Aufgaben und Funktion der Stadtteilbibliothek herzustellen.
Im Rahmen einer Gruppenarbeit galt es, die Erwartungen der verschiedenen Funktionsgruppen bewusst zu machen und zu klären. Welche Aufgabe habe ich als Stadtteilbibliotheksleiter*in, als Koordinator*in bzw. Gesamtleitung während des Programms? Und was erwarte und benötige ich von der jeweils anderen Funktionsgruppe, damit ich meine Aufgaben im Qualifizierungsprogramm erfüllen kann? Das für einige doch überraschende Ergebnis: Die formulierten Erwartungen waren fast deckungsgleich.
In der anschließenden Gruppenarbeit ging es dann um das Thema Ressourcenplanung. Im Team-internen Austausch diskutierten die Gesamtsysteme, wie die Stadtteilbibliotheksleitungen das Qualifizierungsprogramm im Bibliotheksalltag umsetzen können. Hier galt es, konkrete Lösungsansätze wie zum Beispiel Home-Office oder Unterstützung bei Recherchearbeiten zu finden, damit die Teilnehmenden am Ende des Programms ihr gesetztes Ziel erreichen: Ein passendes Konzept für ihre Stadtteilbibliothek zu entwickeln!
Das Bild zeigt: Wir haben mit unserem Workshop ins Schwarze getroffen. Gemeinsam mit den Teilnehmenden blicken wir daher motiviert und zuversichtlich auf den anstehenden Strategieprozess.
Gemeinsam mit den Bibliotheken in NRW möchten wir im Rahmen der „DigitiativeNRW“ in den kommenden vier Jahren Projekte und Programme entwickeln und umsetzen. Nach Durchführung der Umfrage Anfang des Jahres haben wir im zweiten Schritt einen Expertenrat als praxisnahen Impulsgeber gegründet, der aus Bibliotheksleitungen aus Klein-, Mittel- und Großstädten aller fünf Regierungsbezirke besteht.
Warum habe ich mich zur Mitarbeit im Beirat entschieden?
Nachdem die Anfrage zur Beteiligung an dem Beirat kam war ich sehr zwiegespalten. Ich habe mich gefragt, ob ich der Richtige für diese Aufgabe bin. Ich habe mich letztendlich dafür entschieden, da ich schon immer an der Weiterentwicklung der Bibliotheken interessiert bin. Darüber hinaus finde ich es wichtig, dass auch der Blickwinkel einer kleinen Stadtbücherei in kirchlicher Trägerschaft eine Rolle spielt.
Was habe ich aus der Beiratssitzung mitgenommen?
Aus der Sitzung habe ich vor allem mitgenommen, das es nicht um die 1 zu 1 Umsetzung von analogen Angeboten ins Digitale geht. Für die Zukunft müssen wir weiter denken und dadurch auch die Aufgaben einer Bibliothek neu denken.
Wie war die erste Sitzung für mich?
Anstrengend war’s, aber gut! Es macht Spaß mit so vielen kompetenten Kolleg*innen im Austausch zu sein und an der Weiterentwicklung von Bibliotheken zu arbeiten.
Peter Mählmann, Stadtbücherei St. Felizitas Lüdinghausen
Diese Zusammensetzung ermöglicht einen intensiven fachlichen Austausch. Mitglieder im Beirat sind
RB Arnsberg: Frau Böhler-Winterberg (Olsberg), Frau Ludwig (Arnsberg),
RB Detmold: Frau Niermann (Gütersloh) und Frau Brockamp (Minden)
RB Düsseldorf: Frau Flicker (Essen), Frau Joosten (Emmerich)
RB Köln: Frau Kasberg (Jülich), Herr Wieczorek (Bergheim); Frau Reinwald (Aachen)
RB Münster: Herr Mählmann (Lüdinghausen)
Auf der Gründungssitzung am 23. und 24. Mai in Duisburg wurden mit dem Fachstellenteam rege Diskussionen über die Auswirkungen der Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen geführt. Zunächst wurde ein gemeinsames Verständnis geschaffen, was die digitale Transformation für die öffentlichen Bibliotheken bedeutet und welche Fragen sich daraus ergeben.
Es stellte sich heraus, dass die teilnehmenden Bibliotheksleitungen des Beirats die Herausforderungen des Wandels nicht nur als Problem, sondern ebenso als Chance verstehen, die Rolle der Bibliotheken zu stärken. Das deckt sich mit den Ergebnissen unserer Umfrage. Dabei hat den Teilnehmenden geholfen, sich zu überlegen, was in ihrer Bibliothek in zehn Jahren anders wäre, wenn die digitale Transformation erfolgreich umgesetzt wird. Und woran Kunden, Mitarbeitende, Führungskräfte oder die Gesellschaft dies merken würden. Die Gruppe entwarf ein durchaus positives Zukunftsbild. Angesprochen wurden beispielsweise automatisierte Arbeitsprozesse, diversere Berufsbilder in den Bibliotheksteams, flexiblere Arbeitszeitgestaltung und eine enge Verzahnung von analogen und digitalen Elementen bei der Angebotsgestaltung.
Die gemeinsame Diskussion hat noch einmal deutlich gemacht, dass der Veränderungsprozess durch die Digitalisierung der Gesellschaft, in dem sich auch Bibliotheken befinden, in seinem ganzen Ausmaß häufig noch nicht erfasst ist. Ohne eine inhaltliche Klärung, was Digitalisierung bzw. digitale Transformation für Öffentliche Bibliotheken bedeuten wird, ist jedoch eine strategische und zukunftsorientierte Neuausrichtung der Bibliotheksarbeit nicht möglich. Im Rahmen eines breit angelegten Diskurses wollen wir daher in einem nächsten Schritt Bibliotheksleitungen ins Gespräch über die digitale Transformation bringen.
Die Mitarbeit im Beirat der „Digitiative“ – und damit auch eine Unterstützung der Fachstellen-Arbeit – ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Sich in einer Runde von engagierten Kollegen:innen aus Bibliotheken aller Größenordnungen in den nächsten Monaten fokussiert mit der Fragestellung zu beschäftigen, was die Digitale Transformation wirklich ist und was das für unsere Bibliotheken, unsere Angebote, unsere Fortbildungsformate und unsere Personalentwicklung genau bedeutet, halte ich für überfällig und zukunftsweisend. Die Möglichkeit im Rahmen dieses Beirats kollegial, kreativ und sehr frei über diese Fragen nachzudenken, sehe ich als besondere Chance für die Weiterentwicklung der Bibliotheken in NRW.
Silke Niermann, Stadtbibliothek Gütersloh GmbH
Mit vielen Ideen und Anregungen aus der ersten Beiratssitzung im Gepäck entwickelt und plant die Fachstelle jetzt die Umsetzung von unterschiedlichen Veranstaltungsformaten. Wir hoffen, dass die ersten Veranstaltungen noch im Herbst dieses Jahres umgesetzt werden können. Angedacht ist, auf den bereits terminierten Regionalen Bibliothekskonferenzen über die Funktion Öffentlicher Bibliotheken in einer digitalen Gesellschaft ins Gespräch zu kommen. Der Beirat wird uns bei den weiteren Planungen eng begleiten.
# Neugier #Aufbruchsstimmung #gemeinsam etwas bewegen #Vernetzung #alle in einem Boot #Zukunftstrategie
Warum: Bekannter und traditioneller Auftrag der Bibliothek – welchen Einfluss (Chancen, Risiken) hat die sich im stetigen Wandel befindende Darreichungsform dabei? Diesem Weg des Wandel können sich die Bibliotheken und deren Mitarbeitende nicht verschließen. Dabei habe ich für mich erkannt, dass ich so früh wie möglich aktiv mitgehen möchte und dies nicht alleine, sondern im Austausch mit Kolleg:innen und mit fachlicher Unterstützung/Begleitung/Coaching durch die Fachstelle. Diese Vorgehensweise hat sich nämlich schon bei einigen anderen Projekten bewährt und als effektiv erwiesen (z.B. Roter Faden).
Wie war die Sitzung und was habe ich mitgenommen: Den Mut, die Möglichkeiten der Digitalisierung für meine Einrichtung zu nutzen sowie die Erkenntnis, dass es sich dabei um einen (langen) Prozess handelt – man fängt klein an und entwickelt sich immer weiter. Auch wenn man als Leitung dem digitalen Wandel gegenüber aufgeschlossen ist, birgt dieser durch seine Anforderungen (z.B. veränderte Arbeitsweisen für das Personal und ein „neues“ Selbstverständnis für die Institution Bibliothek) auch etliche Risiken und Herausforderungen. Deshalb braucht es auf diesem Weg unbedingt die Qualifizierung des vorhandenen „alten“ Fachpersonals, aber auch unter Umständen die Ergänzung um Mitarbeitende aus anderen Berufsfeldern. Unerlässlich ist auf jeden Fall der Rückhalt und die Unterstützung durch die politischen Entscheidungsträger.
Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hat die Öffentlichen Bibliotheken in NRW schon lange erreicht. Ging es in der Anfangsphase um die Automatisierung von Arbeitsprozessen, so stehen Bibliotheken heute vor der Veränderung ihrer Angebote. Vorangegangene Projekte der Fachstelle haben gezeigt, dass diese neue Phase der Digitalisierung nur gemeinsam mit dem gesamten Bibliotheksteam gelingen kann. Die Fachstelle der Öffentlichen Bibliotheken NRW hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ihre Aktivitäten noch passgenauer auf die aktuellen Erfordernisse auszurichten.
Zu diesem Zweck hat die Fachstelle zusammen mit der Firma Dialego aus Aachen eine quantitative Online-Befragung unter Bibliotheksmitarbeitenden und Führungskräften in NRW durchgeführt. Sie liefert Antworten auf folgende Fragen:
Welche Einstellungen zur Digitalisierung bestehen unter den Mitarbeitenden und Führungskräften in Bibliotheken? Was verstehen sie darunter? Was ist wichtig?
Welche Kompetenzen sind vorhanden? Und wo besteht Handlungsbedarf z.B. für Qualifizierungsmaßnahmen?
Die Umfrage bildet den Auftakt zu einer Initiative der Fachstelle, die wir in den kommenden vier Jahren mit den Bibliotheken in NRW entwickeln und umsetzen wollen.
Wer hat geantwortet?
Das Thema Digitalisierung scheint viele Beschäftigte in den Bibliotheken zu interessieren. Entsprechend hoch war die Beteiligung im Februar dieses Jahres. Das Team der Fachstelle bedankt sich bei allen 572 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fürs Mitmachen. 81% der Befragten sind weiblich. 60% Führungskräfte. 55% der Antworten kommen aus kleineren Bibliotheken mit einer Größe von 1-20 MA, 20% aus Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 MA) und 26% aus großen Bibliotheken (mehr als 50 MA). Prozentual am stärksten vertreten ist der Regierungsbezirk Düsseldorf mit 40%. Danach folgen Arnsberg mit 19%, Münster und Köln mit jeweils 15% und Detmold mit 12%. Die meisten Teilnehmenden (39%) sind zwischen 30 und 59 Jahren. 31% sind 60 Jahre und älter und 30% sind zwischen 18 und 29 Jahren alt.
1. Wie wird die Digitalisierung wahrgenommen?
Insgesamt sehen die Mitarbeitenden der Bibliotheken die Digitalisierung als Chance, sowohl auf die Bibliothek wie auch auf sich persönlich bezogen. Die jeweils kleinsten Bibliotheken (1-3 MA) sind jedoch vergleichsweise skeptischer, die größten Bibliotheken (50+ MA) dagegen optimistischer.
Die Befragten glauben, dass Bibliotheken mithilfe der Digitalisierung besser auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren, attraktivere Angebote machen und so mehr Kunden bzw. andere Zielgruppen gewinnen können. Digitalisierung unterstreicht zudem die Bedeutung der Bibliotheken als Bildungspartner – und damit ihre Rolle innerhalb der Kommune. Digitale Veränderungen können zudem die Arbeitsabläufe erleichtern und so helfen, mit knappem Personal besser die Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Die Mitarbeitenden erhoffen sich zudem die Möglichkeit, auch im Home-Office arbeiten zu können.
Es werden aber auch Risiken genannt. So wird ein erhöhter Aufwand bei der Einführung von Neuerungen befürchtet. Dies könnte zulasten begrenzter Ressourcen (Personal & Technik) und zu Überlastungen bei den Mitarbeitenden führen. Es besteht zudem die Angst, sich durch zu viel Digitalisierung selbst abzuschaffen, weil Kernfunktionen wegfallen und Standorte unnötig erscheinen könnten. Es wird ein erhöhter Druck zu ständiger Weiterbildung gesehen. Bei den Kunden könnten weniger digital affine Zielgruppen abgehängt werden. Zudem könnte eine instabile und unzureichende Technik die Umsetzung der Digitalisierung und die Arbeitsabläufe behindern.
Begrenzte Rahmenbedingungen hemmen am meisten
Als Barrieren bei der Umsetzung der Digitalisierung werden an erster Stelle (59%) nicht ausreichende zeitliche Kapazitäten angegeben. Weitere Hemmnisse sind fehlende finanzielle Mittel (55%) und eine unzureichende technische Infrastruktur (54%). Vor allem Mitarbeitende in kaum digitalisierten Bibliotheken sehen dies als Barriere für digitale Veränderungen. Als weitere Barrieren werden mit jeweils 38% die mangelnden Kenntnisse der Mitarbeitenden zum Thema digitale Veränderung sowie eine fehlende Strategie genannt. Außerdem fehlt es an Motivation (31%) und es gibt zu wenige bzw. nicht die richtigen Fortbildungsangebote (27%). Vor allem die jüngeren Personen in den großen Bibliotheken (meist Mitarbeitende mit mittlerer oder hoher Kompetenz) empfinden die Fortbildungsangebote als zu wenig oder nicht passend. 9% aller befragten Personen geben an, dass sie in einem „anderen Grund“ aktuell Schwierigkeiten für die Bibliotheken sehen. Hier wurde z.B. genannt, dass bei vielen Bibliotheken alle digitalen Angebote über die städtische IT laufen und dies als umständlich empfunden wird.
Übersicht Barrieren
Und wie sieht der Status Quo aus?
30 Prozent der Befragten schätzen den Digitalisierungsgrad ihrer Bibliothek als hoch ein – unabhängig ob Mitarbeitende oder Führungskräfte. Je größer die Bibliotheken, desto höher liegt dieser Wert: In kleinen Bibliotheken bis zu 20 Mitarbeitenden empfinden 20% den Digitalisierungsgrad als hoch, in Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 Mitarbeitende) sind dies 35% und in großen Bibliotheken mit mehr als 50 Mitarbeitenden sogar 45%.
2. Wie soll die Bibliothek der Zukunft aufgestellt sein?
In einem weiteren Themenblock haben wir gefragt, wie die Bibliothek der Zukunft aufgestellt sein soll und welche digitalen Veränderungen man sich wünscht. Zunächst sollte die Bibliothek die aktuellen technischen Anforderungen zuverlässig erfüllen. Dazu gehört eine attraktive Homepage (94%) und ein Online-Katalog (91%). Außerdem wird eine ausreichend technische Ausstattung wie WLAN-Ausleuchtung (90%) und aktuelle Geräte (68%) erwartet. Bei den digitalen Veränderungen sind es vor allem digitale Angebote für die Kunden. Ganz oben auf der Wunschliste stehen mehr digitale Services Apps, für die der Kunde dann nicht mehr in die Bibliothek kommen muss (78%). 73% wünschen sich mehr digitale Medien wie E-Books oder E-Paper. Genannt wurden auch mehr proaktive Kommunikation über Social Media (71%) sowie mehr digitale Schulungsangebote (51%).
Angaben in Prozent
3. Welche persönliche Einstellung haben die Befragten zur Digitalisierung?
Eine große Mehrheit der Befragten (83%) hat eine positive Einstellung zur Digitalisierung und ist motiviert, die Bibliothek zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Allerdings kommt die Motivation eher aus der Funktion der Bibliothek und dem Wunsch, diese zu erhalten, als aus einem individuellen inneren Interesse. Am motiviertesten sind Personen mit mittlerer und hoher digitaler Kompetenz sowie Jüngere. Die Mitarbeitenden sind eher in den kleinen, die Führungskräfte in den großen Bibliotheken motiviert.
Als individuelles Hindernis geben vor allem Führungskräfte (47%) Zeitmangel an – bei den Mitarbeitenden sind dies 32%. Fehlende Kompetenzen sind für 37% der Mitarbeitenden sowie für 32% der Führungskräfte eine weitere Barriere. Zudem fühlt sich ein Viertel der Mitarbeitenden nicht für digitale Veränderungen zuständig. Nur gut jede vierte Führungskraft und jeder fünfte Mitarbeitende empfindet keine Hindernisse.
Gefragt nach den Gefühlen hinsichtlich der digitalen Veränderungen, überwiegen die positiven. Es herrscht eine positive Anspannung, man fühlt sich neugierig (60%), herausgefordert (60%), motiviert (44%), nützlich. Demgegenüber empfindet ein kleinerer Teil der Befragten einen negativen Stillstand: Diese nennen Gefühle wie lahm (21%), abgehängt (17%), hilflos oder frustriert. Frustfaktoren sind zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung und die Personalsituation. Wenig überraschend ist, dass Motivierte deutlich positiver eingestellt sind als nicht Motivierte. Sie empfinden sich eher als angespannt und lahm. Am positivsten eingestellt sind die unter 35-Jährigen. Je älter die Befragten desto negativer sind die genannten Gefühle. Hinsichtlich der Bibliotheksgröße gibt es keine Unterschiede.
4. Wie bewerten die Befragten ihre Kompetenzen?
Neben den Basiskompetenzen, die aus persönlichen und sozialen sowie Kompetenzen in Bezug auf die Arbeit in der Bibliothek bestehen, halten die Befragten zusätzliche Kenntnisse wie grundlegendes technisches Verständnis oder Medienkompetenz für unentbehrlich, um digitale Veränderungen voranzutreiben. Hier bewerten aber nur 34% der Führungskräfte und 24% der Mitarbeitenden ihre Kompetenzen für diese digitalen Veränderungen als gut. Relevanter Einfluss scheint das private Interesse daran zu sein: Wer privat aktiv ist (gerade Jüngere mit 72%), übernimmt auch in der Bibliothek eine aktive Rolle. Wer privat kein Interesse hat, sieht andere Kolleginnen und Kollegen in der Verantwortung.
Mitarbeitende sollten vor allem Kunden und Kollegen helfen sowie bekannte Anwendungen bedienen können. Beim kreativen Umgang mit digitalen Angeboten und bei der Produktion von Inhalten haben die Führungskräfte höhere Ansprüche an die Mitarbeitenden als die Mitarbeitenden an sich selbst. Nur wenige Mitarbeitende übernehmen diese Aufgaben gern, andere fühlen sich dafür nicht geeignet und schieben die Aufgabe an andere Kolleginnen und Kollegen. Ähnlich sieht es es bei den Schulungen für Kunden aus. Neben den fehlenden technischen Kompetenzen, fehlt hier zudem didaktisches Fachwissen. Auch bei der Schulung zu Fake News fehlt das nötige Wissen. Bei der Administration und Inbetriebnahme von Anwendungen und Geräten sehen die Mitarbeitenden die Fachabteilungen in der Verantwortung, nur wenige sind an einer Schulung interessiert.
Generell gibt es an die Führungskräfte höhere Ansprüche. Sie werden als Treiber der Digitalisierung gesehen. Bei den notwendigen Kompetenzen der Führungskräfte liegt der Hauptfokus auf der Mitarbeiter- und Teamführung. Hier sind laut den Befragten auch hohe Kompetenzen vorhanden. 84% der Führungskräfte haben den Anspruch, eine Digital-Strategie festzulegen – allerdings fällt die Entwicklung von konkreten Zielen oft dem stressigen Alltag zum Opfer. Auch das Erkennen digitaler Trends halten 83% der Vorgesetzten zwar für eine wichtige Kompetenz, ihre eigene Fähigkeit dafür schätzen sie aber geringer ein. Fortbildungen zu organisieren gilt zwar als relevant (84%), kommen aber oftmals nicht zustande (Verwaltung, Personal, Zeitmangel). Zudem sehen hier viele die Fachstelle in der Verantwortung. Den größten Defizit sehen die Befragten beim Umgang mit der Kommunalverwaltung. 80% glauben, dass Führungskräfte fähig sein sollten, Kommunalverwaltungen für die Digitalisierung von Bibliotheken zu überzeugen. Allerdings glauben nur wenige hierfür die notwendige Kompetenz zu besitzen.
Kompetenzen:Erwartungen an die Mitarbeitenden
Kompetenzen: Erwartungen an die Führungskräfte
Alles in allem schätzen Führungskräfte ihre eigenen Fähigkeiten, Eigenschaften und Kompetenzen, um digitale Veränderung in ihrer Bibliothek aktiv voranzubringen, höher ein als dies Mitarbeitende tun. Nur 24% der Mitarbeitenden sind der Auffassung, dass sie über hohe Kompetenzen in diesem Bereich verfügen.
5. Welche Unterstützungen und Fortbildungen werden genutzt? Welche werden benötigt?
Die Bibliotheken wünschen sich vor allem bessere Rahmenbedingungen seitens der Kommunen, um weitere digitale Veränderungen anzugehen. Dazu gehört eine langfristige finanzielle Sicherheit, eine bessere technische Ausstattung für Kunden und Personal, mehr Personal, insbesondere IT-Fachkräfte, mehr Unabhängigkeit von den Kommunen sowie eine großzügige Finanzierung von Fortbildungen.
Insgesamt ist zudem der Wunsch nach mehr Wissen und Austausch sehr groß. Dazu gehören einfache Zugriffsmöglichkeiten auf bestehendes Wissen. Führungskräfte wünschen sich regelmäßige kurze Updates zu technischen Neuigkeiten, Trends und aktuellen Themen (79%). Genannt wird auch ein zentraler Ideenpool für alle Bibliotheken. 61% wünschen sich mehr Austausch mit anderen Bibliotheken. Und dies nicht nur zwischen Führungskräften, sondern auch unter den Mitarbeitenden. 38% benötigen mehr Unterstützung bei der Umsetzung des Wissens in den Arbeitsalltag.
Ein weiterer Wunsch ist der nach einem optimierten Fortbildungsangebot. Vor allem kleinere Bibliotheken wollen direkte und schnellere Informationen über Weiterbildungsangebote, eine passendere inhaltliche Ausrichtung sowie eine häufigere Durchführung. Interessant ist, dass aber nur 27% der Befragten bislang Fortbildungen der Fachstelle besucht haben.
Um digitale Veränderungen voranzutreiben sind Online-Schulungen und der Austausch mit anderen Bibliotheken für Führungskräfte eine viel genutzte Unterstützungsquelle. Mitarbeitende partizipieren deutlich weniger von externer Unterstützung. Interessant ist auch der Blick auf die Altersstruktur: Die 16- bis 35-Jährigen nehmen seltener an Vor-Ort-Schulungen und Workshops teil als die beiden älteren Zielgruppen. Die Motivierten haben bisher insgesamt schon mehr Unterstützung genutzt, um die digitalen Veränderungen voranzutreiben, als die weniger Motivierten. Kaum digitalisierte Bibliotheken nutzen am wenigsten Unterstützung. Der Austausch mit anderen Bibliotheken und Nutzung von Schulungen ist bei ihnen vergleichsweise gering. Egal wieviel Mitarbeitende eine Bibliothek hat, alle suchen zunächst den Austausch mit Personen im eigenen Haus. Kleinere Bibliotheken mit bis zu 20 MA nutzen im Vergleich zu Bibliotheken mittlerer Größe (21-50 MA) sowie großen Bibliotheken (mehr als 50 MA) vor allem auch Online-Angebote sowie den Austausch mit Personen aus anderen Bibliotheken.
Fortbildungen: Großer Wunsch nach kundenorientierten Schulungen 76% der Befragten wünschen sich Schulungen zu digitalen Angeboten, um diese auch an die Kundinnen und Kunden weitergeben zu können. Insgesamt haben Führungskräfte mehr Erwartungen an das Fortbildungsangebot. 79% würden regelmäßige kurze, thematische Einführungen zu aktuellen Themen begrüßen. Praxisnahe Austauschmöglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken geben 75% der Führungskräfte an. Signifikant ist auch, dass sich vor allem kleinere Bibliotheken mit bis zu 20 MA Fortbildungen zur Entwicklung einer digitalen Strategie, zur Produktion digitaler Inhalte oder Austauschmöglichkeiten mit anderen wünschen.
Übersicht Fortbildungswünsche
Gefragt nach den Barrieren für die Teilnahme an den Qualifizierungsmöglichkeiten der Fachstelle, ist mit 26% die häufigste Antwort der Befragten, dass ihnen die Zeit fehle, an den Fortbildungen teilzunehmen. Vor allem auf Jüngere (31%) und kleinere Bibliotheken (43%) trifft dies zu. Für 17% der Mitarbeitenden passen einige Angebote nicht zum Arbeitsalltag. Vor allem jüngeren Mitarbeitenden (16-35 Jahre) sind die verschiedenen Schulungsmöglichkeiten der Fachstelle nicht bekannt. Bei den Führungskräften geben 12% an, dass ihnen die Organisation der Regionalschulungen zu kompliziert ist.
Fortbildungen der Fachstelle: Übersicht der Barrieren
Zur Verbesserung der Qualifizierungsmöglichkeiten der Fachstelle werden als häufigste Wünsche ein breiteres Angebot, eine größere Terminauswahl und ein Forum zum Austausch mit anderen Bibliotheken oder Mitarbeitenden genannt.
Fazit: Die Digitalisierung ist eine große Chance für die Bibliotheken
Die Umfrage zeigt, dass die Digitalisierung DIE Chance für Bibliotheken ist, am Puls der Zeit zu bleiben und ihre Daseinsberechtigung gegenüber den Kunden und der Verwaltung zu sichern. Bibliotheken können mithilfe der Digitalisierung besser auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren, attraktivere Angebote machen und so mehr Kunden bzw. andere Zielgruppen (z.B. Schulen, Menschen mit Behinderung, Jugendliche) gewinnen.
Deutlich wird auch, dass die Kunden im Fokus der Beschäftigten stehen: Ihretwegen macht die Arbeit Spaß. Sie motivieren auch zur Auseinandersetzung mit digitalen Themen – nämlich dann, wenn man darin einen Nutzen für die Kunden sieht. Die digitalen Veränderungen selbst motivieren die Beschäftigten kaum.
Als Hauptbarriere für digitale Veränderungen wird die aktuell mäßige Ausstattung der Bibliotheken bei Finanzen, Technik und (Fach)-Personal angegeben. Hier sehen die Bibliotheksmitarbeitenden vor allem die Kommunalverwaltungen in der Pflicht.
Die Kompetenzen des Personals sind ein weiteres Hemmnis, um zum Beispiel Schulungen für technische Anwendungen und digitale Angebote anzubieten. Das persönliche Interesse und Alter der Mitarbeitenden hat einen Einfluss auf ihr Engagement in den Bibliotheken.
Den Führungskräften fehlt es eher an Informationen zu technischen Neuigkeiten und Trends sowie an Ideen zur Umsetzung. Etwas hinter ihren Erwartungen liegen sie auch im Umgang mit den Kommunen sowie bei der Organisation von Fortbildungen.
Im November 2021 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW das Programm „Förderung digitaler Medienbestände und des Ausbaus der digitalen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen (NRW) (RL REACT-EU)“ veröffentlicht. Finanziert wird das Programm durch die von der Europäischen Union bereit gestellten Mittel zur Abmilderung der Corona-Folgen.
Neben der Förderung von E-Lending-Angeboten stand die technische Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken im Mittelpunkt. Ein Bereich, der auch in der Landesförderung eine große Rolle spielt. Lag der Anteil der jährlich verfügbaren Landesmittel für die Anschaffung von Selbstverbuchungsanlagen, Bibliotheksmanagementsystemen und Open-Library-Technik 2019 noch bei 30%, so ist er bis 2022 kontinuierlich auf ca. 40% gestiegen.
Deshalb war es nicht überraschend, dass sich 75% der 53 REACT-EU-Anträge auf die technische Ausstattung der Bibliothek bezogen. Betrachtet man diese Anträge genauer, so beinhalteten 62% die Einführung von RFID, Selbstverbuchung und Open Library-Technik, 19% die Verbesserung der WLAN-Ausleuchtung und 25% den Ausbau der Netzwerktechnik im Bibliotheksgebäude.
Um den Förderbedarf für die technische Infrastruktur in den kommenden fünf Jahren zu ermitteln, führte die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW Anfang 2022 eine Umfrage unter den kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW durch. Mit einer Beteiligung von 164 Bibliotheken war die Rücklaufquote sehr hoch. 77% (127) dieser Bibliotheken sahen Handlungsbedarf, der sich wie folgt aufschlüsselt:
Open Library Technik
68%
Netzwerktechnik im Bibliotheksgebäude
48%
Neuanschaffung von RFID / Selbstverbuchungsanlagen
32%
Ersatzbeschaffung von RFID / Selbstverbuchung
32%
WLAN im Bibliotheksgebäude
26%
Quelle: Umfrage der Fachstelle unter NRW-Bibliotheken im Rahmen der Bibliotheksstatistik zur benötigten technischen Infrastruktur. Mehrfachangabe war möglich
Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass es in vielen Bibliotheksgebäuden an einer modernen Netzwerktechnik mangelt, die Voraussetzung für ein zeitgemäßes Bibliotheksangebot ist. In Arbeitswelt, Schule und zu Hause setzen sich immer mehr hybride Welten durch. Auch Bibliotheksangebote werden künftig digitale und reale Aspekte miteinander verbinden. Dies ist nur möglich, wenn sie über eine leistungsfähige Netzwerktechnik im Gebäude verfügen.
Des Weiteren zeichnet sich ein deutlicher Trend zur Umsetzung von Open-Library-Konzepten ab. Zu einer erfolgreichen Umsetzung gehören ein leistungsfähiges WLAN ebenso wie Selbstverbuchungsmöglichkeiten. In vielen Bibliotheken müssen RFID- und Selbstverbuchungstechnik in den kommenden Jahren erneuert werden, da die erste Geräte-Generation die aktuellen Standards nicht mehr erfüllen kann. Betrachtet man Neu- und Ersatzbeschaffung für diesen Bereich, so haben auch hier zwei Drittel der Bibliotheken Förderbedarf.
Mit dem #DigitalCheckNRW können Nutzerinnen und Nutzer herausfinden, wie fit sie im Umgang mit digitalen Medien sind. Als Werkzeug zur Einbindung in das eigene Fortbildungsprogramm wurde vor kurzem eine Methodensammlung zum #DigitalCheckNRW veröffentlicht. Passend zu jedem der sechs Kompetenzbereiche des Selbsttests werden hier Anregungen an die Hand gegeben. Mit diesen Ideen können Sie mit Ihren Teilnehmenden medienpraktisch arbeiten, um deren Medienkompetenz zu fördern.
Es gibt die Möglichkeit, entweder einzelne vorgestellte Methoden als Einstieg in das jeweilige Thema umzusetzen, oder die gesamte Einheit durchzugehen.
Die Methoden sind für Einsteigerinnen und Einsteiger konzipiert, also für Menschen mit geringer Medienkompetenz. Durch die inhaltliche Vertiefung in den Methodenblättern kann man die Inhalte allerdings für „Medien-Fortgeschrittene“ anpassen. So können Sie den Selbsttest auf www.digitalcheck.nrw entweder als eigenständige Einheit mit den Teilnehmenden durchlaufen. Oder aber einzelne Kompetenzbereiche mit Methoden aus dem Material ergänzen. Die Dauer einer Einheit ist davon abhängig, ob Sie die Methoden für Einsteiger*innen oder Fortgeschrittene auslegen.
Wir stellen Ihnen hier die 6 Methodenblätter kurz vor.
Bedienen & Anwenden
„Hilfe, ich brauche ein neues Smartphone aber welches ist für mich das Richtige?“
Ziel ist es, gemeinsam mit den Teilnehmenden eine Checkliste für den Kauf eines neuen Smartphones zu erarbeiten. Daraus können sich weitere individuell festgelegt Ziele ergeben, wie
Mit Hilfe dieses Methodenblattes sollen Teilnehmende:
unterschiedliche Suchmaschinen kennenlernen und reflektieren, um im Anschluss informiert und souverän eine Auswahl zu treffen, welche sie nutzen möchten
Suchstrategien auf verschiedenen Endgeräten kennenlernen
Werbung in Suchmaschinen identifizieren können
in der Lage sein, Datenschutz/-themen zu reflektieren
Strategien zur Erkennung von Falschmeldungen anwenden können
Eine bewusstere Mediennutzung ist oft sinnvoll. Welche Möglichkeiten haben wir, um die eigene Mediennutzung bewusster zu gestalten? Den Teilnehmenden sollen hier Ideen und Anregungen für eine selbstreflektierte und selbstregulierte Mediennutzung vermittelt werden.
Bei diesem Material liegt der Fokus auf der Auseinandersetzung mit Webtracking, insbesondere der Funktion von Cookies: Was sind Cookies und wie funktionieren sie?
Ziele sind:
Hintergrundinformationen und Kenntnisse zu diesem Thema zu erhalten
Reflexion von Möglichkeiten, wie die Teilnehmenden Webtracking umgehen können
Die Methodensammlung soll Sie bei der Gestaltung eigener Fortbildungsveranstaltungen unterstützen. Weitere Informationen zur Nutzung und zur Struktur finden Sie hier: https://www.digitalcheck.nrw/methodenblaetter
Die Materialien stehen unter einer freien Lizenz: der CC-BY-SA 4.0. Das bedeutet, dass Sie die Methodenblätter nutzen und verändern dürfen, sofern Sie sie mit einem Hinweis zur Ursprungsquelle versehen. Falls Sie die veränderten Materialien veröffentlichen möchten, ist das ausschließlich unter derselben Lizenz erlaubt.
Das Team der Stadtbibliothek Gladbeck hat im Rahmen des Qualifizierungsprogramms „In 30 Tagen um die Welt – digitale Reisekoffer für Bibliotheken“ ein Spiel programmiert. Mit dem auf der Plattform „RPG Playground“ programmierten Spiel können Interessierte kurzweilig die Bücherei erkunden.
Hier ihr Erfahrungsbericht dazu:
Die Benutzeroberfläche von RPG Playground war zunächst etwas verwirrend, man muss sich erst einmal durch sämtliche zur Verfügung stehenden Spielelemente durchklicken und viel ausprobieren, bis man das richtige findet. Es sind wirklich wahnsinnig viele Komponenten vorhanden, mit denen ganz verschiedene Welten/Level erstellt werden können. Die Grafik erinnert sehr an die alte Zelda-Version, von daher kamen direkt ein paar Ideen aus dem alten Spiel, die man mit einbauen könnte.
Im Workshop hatte Frank Schlegel kurz darauf hingewiesen, dass man z. B. eine kleine Einführung in die Bücherei als Mini-Spiel machen könnte. Diese Idee fanden wir sehr schön und genau das wurde versucht umzusetzen. Durch die vielen möglichen Gebäude- und Einrichtungselemente konnte so eine Bücherei im Spiel erstellt werden, die unserer echten recht ähnlich ist. Außerdem kann man kleine Quests/Aufgaben einbauen, wie z. B. „Hol dir einen Büchereiausweis und leih dir etwas aus“, was auch sehr gut funktioniert. So hatten wir schon nach ein paar Stunden ein ganz ordentliches Spiel zusammengestellt, das sich sehen lassen kann. Ein tolles Tool, das wirklich Spaß macht und nach einer kleinen Einarbeitung auch gut klappt.
Das Einführungsvideo von RPG Playground auf der Startseite der Homepage ist gut als Einstieg, auch wenn es nur auf Englisch ist. Die Seite ist aber durchaus empfehlenswert und man könnte damit kleine Workshops in der Kinderbücherei anbieten – sofern genügend PCs/Laptops vorhanden sind.
Die Spielkomponenten sind größtenteils in Richtung Mittelalter ausgerichtet, man kann z. B. Schlösser, Schmieden, Dungeons bauen, aber das ist ja auch bei den meisten Role Play Games so üblich, wünschenswert wären ansonsten noch etwas breiter ausgerichtete Dekore, wie z. B. zum Erstellen von Inselwelten, Häfen, Schiffe etc. oder auch moderne Gebäude.
Mit dem Landeskulturbericht legt die NRW-Landesregierung eine umfassende Bestandsaufnahme zur Lage der Kultur in Nordrhein-Westfalen und ihrer Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren vor. Auf insgesamt 347 Seiten gibt der Bericht detaillierte Einblicke in die unterschiedlichen Facetten des kulturellen Lebens in Nordrhein-Westfalen und dokumentiert die Wegmarken des 2017 begonnenen kulturpolitischen Aufbruchs im Rahmen der Stärkungsinitiative Kultur.
Verabschiedung des Bibliotheksgesetzes
Der Bericht beleuchtet auch die Situation und die Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Bibliothekswesens in NRW. So wurde 2022 das Kulturgesetzbuch verabschiedet, das auch ein Bibliotheksgesetz umfasst. Damit erfolgte eine rechtliche Verankerung der Bibliotheksförderung.
Ein Kapitel des Landeskulturberichts widmet sich der Kulturstärkungsinitiative des Landes, von dem auch die Bibliotheken in vielfältiger Weise profitieren.
Zusätzliche Mittel für die Provenienzforschung
Bisher fehlten vielen Museen, Bibliotheken und Archiven in Nordrhein-Westfalen die Ressourcen, um dem wichtigen Thema Provenienzforschung systematisch, flächendeckend und nachhaltig nachzugehen. In der Stärkungsinitiative des Landes wurden die Mittel für die Provenienzforschung sukzessive bis zu einem Förderbetrag von 300.000 Euro in 2022 erhöht.
Weiterentwicklung der Bibliotheken zu Bildungsorten
Die Landesregierung ist sich bewusst, dass der gesellschaftliche und technische Wandel von den öffentlichen Bibliotheken einen umfassenden Veränderungsprozess erfordert, für den viele noch nicht ausreichend gerüstet sind. Vor allem bei der Ausstattung der Bibliotheken, insbesondere in technischer Hinsicht, und bei der Qualifizierung des Personals, besteht Handlungsbedarf. Grundsätzlich ist eine umfassende, vor allem inhaltliche Neukonzeption von Bibliotheksservices und -angeboten erforderlich.
Die Landesregierung hat daher zusätzliche Mittel aus der Stärkungsinitiative in Hohe von 750.000 Euro jährlich vor allem dafür verwendet, die Qualität der Informations- und Literaturversorgung durch Bibliotheken zu verbessern und an moderne Anforderungen anzupassen. Den Schwerpunkt bildeten dabei Maßnahmen zur technischen Ausstattung und die Entwicklung digitaler Angebote, z. B. Gaming, Robotik und Maker Spaces. Die Rahmenbedingungen für die Aufgabenerfüllung öffentlicher Bibliotheken wurden so grundlegend verbessert – explizit auch im Hinblick auf die Anforderungen der Digitalisierung.
Bestandsaktualisierung kirchlicher Bibliotheken
Auch konnten durch die Stärkungsinitiative Mittel bereitgestellt werden, um in den ehrenamtlich geführten, zumeist kirchlichen, Büchereien dringend benötigte Aktualisierungen der Medienbestände vorzunehmen und eine attraktivere Ausstattung zu erreichen. In einem vierjährigen Sonderprogramm wurden mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro – jeweils 500.000 Euro von 2018 bis 2021 – diese Bedarfe bedient.
Förderprogramm zur Sonntagsöffnung in Bibliotheken
Vorgestellt wird auch die Initiative zur Sonntagsöffnung der Bibliotheken in NRW: Der nordrhein-westfälische Landtag hat im Oktober 2019 das Bibliotheksstärkungsgesetz verabschiedet, das es den Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen nun auch ermöglicht, auch sonntags zu öffnen.
Um für die Sonntagsöffnung nötige neue Konzepte zu erarbeiten, Personal zu finanzieren und die zusätzlichen Öffnungsstunden mit einem attraktiven Veranstaltungsprogramm zu bereichern, wurde im Rahmen der Stärkungsinitiative das Förderprogramm zur Sonntagsöffnung in Bibliotheken (ProSib) aufgelegt. Die Mittel aus der Stärkungsinitiative hierfür stiegen schrittweise bis zu einem Förderbetrag von 500.000 Euro in 2022 an.
Insgesamt ist im Bereich Literatur und Bibliotheken der Mittelaufwuchs um rund 2,6 Millionen Euro im Jahr 2022 gegenüber dem Jahr 2017 gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von circa 33 Prozent.
Förderung durch stufenübergreifende Programme
Im Landeskulturbericht werden auch eine Reihe von Programmen und Initiativen vorgestellt, von denen auch Bibliotheken profitieren konnten. So zum Beispiel das Programm „Dritte Orte“. Teil des Berichts sind auch stufenübergreifende Programme und Förderzugänge wie der Sommerleseclub (SLC), der von den öffentlichen Bibliotheken der beteiligten Städte (2021: 139 Kommunen) veranstaltet wird oder SchreibLand NRW, das das Literaturbüro NRW und der Verband der Bibliotheken des Landes NRW (vbnw) 2014 ins Leben gerufen haben.
Digitaler Wandel: Bibliotheken im Transformationsprozess
Am Beispiel der Bibliotheken Köln und Düsseldorf mit ihren vielfältigen neuen digitalen Angeboten wie dem Social-Media-Studio in Köln oder dem Library Lab in Düsseldorf macht der Bericht deutlich, was auch für Museen, Theater, Galerien und weitere Kultureinrichtungen gilt: Die zunehmende Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten, verändert aber auch die Orte selbst, da die Nutzung der Angebote nicht mehr zwingend die physische Präsenz vor Ort voraussetzt.
Dies zeigt, so der Landeskulturbericht, auch der Blick auf die NRW-Bibliotheken insgesamt. So ist die Zahl der öffentlichen Bibliotheken zwischen 2014 und 2019 um 122 gesunken. Fünf hauptamtlich geleitete Bibliotheken wurden seit 2014 geschlossen (-1,8 Prozent), bei Zählung aller Stadtteilbibliotheken sind es 24 Standorte (-4,8 Prozent). Von 2010 bis 2019 ist die Zahl der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken um 6,6 Prozent gesunken, die der einzelnen Standorte um 10,7 Prozent. Deutlich höher ist der Rückgang bei den neben- oder ehrenamtlich betreuten, überwiegend kirchlichen Büchereien: Hier sank die Zahl seit 2014 um knapp zehn Prozent, seit 2010 sogar um rund 16 Prozent.
Die Ausleihzahlen sind um mehr als zehn Millionen gesunken. Dagegen verzeichneten die Bibliotheken insgesamt ein Plus von fast 323.000 bei den physischen Besuchen. 2019 zählten die Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen fast 26 Millionen Besuche. Die Landesregierung sieht dies als Zeichen dafür, dass die Interessierten die Bibliothek nicht mehr nur als Ausleihstelle wahrnehmen, sondern zunehmend als Lern- und Begegnungsort und um dort auch neue Angebote wie Maker Spaces, Repaircafés und Kurse für Robotik und Gaming zu nutzen.
Das Team der Fachstellehat auf Basis des Bibliotheksmonitors der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) eine detaillierte Auswertung der Bibliotheksstatistik für das Land NRW erstellt. Die Landesstatistik NRW umfasst die kommunalen öffentlichen Bibliotheken. Sie ist gegliedert nach den Regierungsbezirken und beinhaltet auch einen zusammenfassenden NRW-weiten Überblick.
Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Landesstatistik 2020 nicht mit den Ergebnissen des Vorjahres vergleichbar. Dies betrifft vor allem die Zahl der der physischen Entleihungen. Die Statistik weist einen Rückgang um fast 30% aus. Dieser ist nicht nur auf die Schließzeiten während der Pandemie zurückzuführen. Da einige Bibliotheken die automatischen Verlängerungen gemäß DBS-Definition nicht herausrechnen konnten, wurden ihre Entleihungen in der Statistik nicht erfasst. Gleichzeitig haben viele Bibliotheken ihr digitales Medienangebot gestärkt. Landesweit sind die Erwerbungsausgaben um 25% gestiegen. Das ausgebaute E-Medien-Angebot wurde von den Nutzerinnen und Nutzern sehr gut angenommen, so dass die Entleihungen um 26% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. https://fachstelle-oeffentliche-bibliotheken.nrw/bibliotheksstatistik/
Sechzehn Stadtteilbibliotheken haben sich 2019 in unserem Programm „Strategieentwicklung für Stadtteilbibliotheken“ erstmals auf den Weg gemacht, ihr aktuelles Profil zu überprüfen, dies auf die verändernden Rahmenbedingungen neu auszurichten und mit Blick auf die Bedarfe ihres Einzugsgebietes zu schärfen. Als Arbeitshilfe zur Strategieentwicklung diente der vom Team der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW entwickelte Funktionsrahmen, der fünf Bibliotheksfunktionen für eine digitale Gesellschaft beschreibt. Mit diesem Instrument ist es allen Teams gelungen, ein einheitliches Verständnis über Aufgaben und Funktion der Zweigestelle herzustellen.
Im Rahmen des Prozesses hat jedes Zweigstellenteam mehrere Angebote zur Erprobung für die anderen Teams zur Verfügung gestellt. Die Teams sollten anhand der Angebote testen, ob die vereinbarten Funktionen und das Profil zur Bibliothek passen. Mit der Zustimmung aller Teilnehmer*innen stellen wir die erarbeiteten Angebote allen Interessierten zur Verfügung. Die Angebote beinhalten eine Verlaufsbeschreibung, die jeweilige Zielgruppe mit Altersangaben, eine Technik- und Materialliste, Zeitangaben und Hinweise über notwendige Kompetenzen zur Durchführung. Viele Beispiele verwenden digitale Medien wie Bee-Bots, Green Screen oder Tablets.