Alle Artikel in der Kategorie “Schwerpunktthema

In Form von Impulsbeiträgen greift die Fachstelle Themen aus den Arbeitsschwerpunkten auf, zu denen sie Bibliotheken vertiefende Informationen bereitstellen möchte. Die Beiträge sollen zum fachlichen Diskurs anregen oder über Neuigkeiten des jew. Themengebietes informieren. Die Schwerpunktthemen lauten:
->Bibliothek als realer Ort
->Bibliothek als digitaler Ort
->Lebenslanges Lernen in der digitalen Gesellschaft
->Bibliotheksmanagement

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Bibliotheken im Ausland: Schiedam – die erste grüne Bibliothek der Niederlande (Teil 3)

Wer sich einmal eine ganz anders aussehende Bibliothek in den Niederlanden ansehen möchte, sollte unbedingt nach Schiedam reisen. Die hier 2015 neu eröffnete Stadtbibliothek befindet sich in einer ehemaligen „Korenbeurs“ (Getreidebörse), also einer Markthalle. Das denkmalgeschützte Gebäude hat die Planer und Gestalter vor die eine oder andere Herausforderung gestellt, die meiner Meinung nach alle gut gemeistert wurden.

Neben dem monumentalen Bestandsgebäude ist das ausschlaggebende Kennzeichen der Bibliothek in Schiedam, dass es die erste grüne Bibliothek der Niederlande ist. Das bezieht sich natürlich auch auf den Aspekt der Nachhaltigkeit, aber nicht nur. Denn wenn man die Bibliothek betritt, ist dies das erste was man sieht und denkt: „Grün!“

Der Innenhof des Gebäudes wurde überdacht und dient nun in Form eines Atriums als Treffpunkt und Aufenthaltsort der Bibliothek. Neben einem großen Lesetisch und Nutzerarbeitsplätzen gibt es hier vor allem viele Pflanzen. Aber nicht die üblichen kleinen Drachenbäume wie man sie aus der einen oder anderen hiesigen Bibliothek kennt, sondern Bäume, die bis zu 6 Meter hoch sind. Vorwiegend Tamarinde, Ficus und Olivengewächse. Bewässert werden die Pflanzen über ein ausgeklügeltes System, das in den Pflanzgefäßen eingebaut wurde. Es muss also nicht jeden Abend jemand durch die Bibliothek wandern und händisch gießen. Für alle Nichtpflanzenkennern unter den Bibliotheksnutzern ist an jedem Strauch oder Baum ein Schild angebracht mit der Bezeichnung der Pflanze.

Zwischen den Tischen und Pflanzbehältern gibt es im Innenhof auch einen Bereich zum „Chillen“: Auf einer Art Liegewiese können zwei Personen entspannen und über Kopfhörer Musik hören. Die beiden Liegestühle sind zwar aus künstlichem Rasen, trotzdem ist es fast wie im Sommer auf der Wiese im Park.

Auch Zeitschriften zum Schmökern gibt es im Innenhof.  Nicht versteckt, aber gut integriert,  in einem oder besser gesagt unter einem Hochbeet.

Über dem direkt daneben liegenden Lesetisch hängt ein weiteres Highlight. Eine Leuchte aus vielen kleinen Genever-Gläsern. Schiedam ist für die Herstellung von Genever bekannt und somit ist dieses kleine, verspielte Detail eine schöne Widmung an die eigene Stadt.

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Schiedam ist für die Herstellung von Genever bekannt.

Insgesamt mutet der überdachte Innenhof wie ein wilder Garten an, in den man sich bei jedem Wetter zurückziehen kann und trotzdem das Gefühl hat, sich im Freien zu befinden.

In einem am Rande gelegenen, extern betriebenem Lesecafé können sich die Besucher mit Getränken und Speisen stärken, sodass es nicht schwer fällt, in der Bibliothek einen ganzen Tag zu verbringen. Den Hinweis „Essen verboten“  findet man hier nicht. Mit vielen Salaten sowie Sandwiches ist die Auswahl recht groß und ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, auch wirklich lecker.

Um das Atrium herum befindet sich unter dem Gewölbe ein Teil der Medienaufstellung. Dieser Bereich ist zum Innenhof hin offen gestaltet, sodass beide Bereiche zu einer Einheit werden.

Das Bestandsgebäude hat noch eine statische Besonderheit: Der Boden ist nicht ganz gerade – das Gebäude steht sozusagen minimal schief. Im Innenhof fällt einem das nicht so sehr auf. Jedoch spätestens, wenn man durch den Außenbereich schlendert. Dies stellte die für die Ausstattung zuständigen Architekten vor die Frage, ob sie die Regale an den Boden anpassen oder durch Unterbauten ausrichten und gerade aufstellen. Tatsächlich stehen nun auch die Regale leicht schief. Hätte man die Regale mit einer Wasserwaage ausgerichtet, wäre bei dem Nutzer der Eindruck entstanden, dass der Raum noch viel schiefer ist. Vielen Nutzern fällt deshalb der leicht abfallende Boden oft gar nicht auf.

Eine weitere Besonderheit sind die Bilderbuchtröge in der Kinderbücherei und die Präsentationsmöbel. Sie bestehen schlichtweg aus Papier. Dieses wird maschinell aufgewickelt und verklebt, sodass eine sehr stabile Kartonage entsteht. Quadratisch, jedoch mit abgerundeten Ecken, bilden sie in verschiedenen Höhen Buchtröge. Sie sind mit leuchtend orangenen Spanngurten zu kleinen Einheiten zusammengefügt oder können mit einem eigens dafür entworfenem Deckel zum Hocker umfunktioniert werden.

In das erste Obergeschoss gelangt man über eine dem Design der Regale angepasste, hölzerne Wendeltreppe oder aber barrierefrei über einen aufwändig in das Gebäude integrierten Aufzug. Hier oben sind die Regale aus eben jenen Kartonagen. Aufeinander gestapelt, durch Holzkästen ergänzt und mit Gurten befestigt, stehen hier freistehende Regale, die kostengünstig in der Herstellung und trotzdem äußerst stabil sind. Damit die Regale nicht von unten her aufweichen, wenn nass gewischt wird, stehen sie auf einer kleinen Unterkonstruktion aus Holzbalken.

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Freistehende Regale aus Karton

Im Obergeschoss des Gebäudes befinden sich neben der Medienaufstellung vor den Fenstern noch weitere Nutzerarbeitsplätze, von denen man einen tollen Blick auf den historischen Stadtkern hat. Zudem ist hier oben ein Veranstaltungs-/Seminarraum.

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Blick vom Obergeschoss ins grüne Atrium

Mein Gesamteindruck: Die Gestaltung der Stadtbibliothek in Schiedam ist alles andere als gewöhnlich. Der Mix aus historischem Gebäude, den vielen Pflanzen, dem hellen Holz der Einbauten und den Kartonregalen ist so spannend und doch so stimmig, dass die Bibliothek zu einem beliebten Treffpunkt für die Bürger von Schiedam geworden ist und auch ein sehenswertes Ausflugsziel für Bibliotheksinteressierte darstellt.


Weitere Beiträge dieser Reihe:

Bibliotheken im Ausland – Die Fachstelle auf Reisen (Teil 1)

Bibliotheken im Ausland – „School 7“ in Den Helder (Teil 2)

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Bibliotheken im Ausland – „School 7“ in Den Helder (Teil 2)

Die 2016 eröffnete Stadtbibliothek in Den Helder „School 7“ befindet sich, wie der Name bereits zu erkennen gibt, in einem ehemaligen Schulgebäude, welches aufwendig saniert und umgebaut wurde. Ziel der Architekten war es dabei, möglichst viel der Grundsubstanz des Gebäudes zu erhalten und auch sichtbar zu machen. Um einen neuen Eingang zu schaffen, wurde um das alte Schulgebäude teilweise herumgebaut. So blickt man beim Betreten der Bibliothek auf die Fassade des Ursprungsgebäudes. In diesem wurden teilweise die Klassenräume erhalten und dienen nun als Arbeits- und Seminarräume.

Sogar die ehemaligen Toilettenkabinen wurden nicht abgerissen, sondern dienen nun unter anderem den Nutzern als kleine Arbeitskabinen, um sich dort z.B. mit dem eigenen mobilen Endgerät zurückzuziehen oder aber als kleine, kuschlige Vorlesekojen für Eltern und Kinder. Natürlich wurden neue moderne WC-Räume für die Nutzer im Erdgeschoss des Gebäudes eingebaut.

Das Schulgebäude im Kern der Bibliothek beherbergt generell Räumlichkeiten, die zum Aufenthalt einladen. Neben  Arbeitsbereichen gibt es hier ein wirklich schönes Lesecafé, in welchem den Bibliotheksnutzern Getränke und kleine Speisen angeboten werden. In bequemen Polster-Sitzgruppen und Einzelsesseln kann entspannt relaxt werden oder aber man nimmt mit einer Zeitschrift zum Schmökern am großen Lesetisch Platz.

Im Dachgeschoss des Gebäudes befindet sich neben einem Seminarraum und den Mitarbeiterbüros ein ganz besonderes Schmuckstück: ein Theater-/Kinosaal. Durch den Blick von unten in das freigelegte Giebeldach, erhält dieser Raum trotz moderner technischer Ausstattung eine ganz besondere Atmosphäre. Wir haben während unserer Besichtigungstour hier einen Film angesehen, sodass ich aus eigener Erfahrung berichten kann, dass auch die Akustik in diesem Raum wirklich toll ist. Die hellen Sitze des Saals bilden einen schönen Kontrast zum erhaltenen Holzgebälk.

Das Herz der Bibliothek bildet die große Holztreppe, welche aus dem Erdgeschoss hoch ins erste Obergeschoss und direkt ins Lesecafé führt. Sie dient nicht nur als offener Erschließungsweg, sondern auch als Lesetreppe und als Sitzpodest bei Veranstaltungen. In den Seitenwänden, von der Treppe aus zugänglich, werden Medien präsentiert. Die einzigen Medien im Gebäude, die nicht barrierefrei zugänglich sind. Hier hilft dann bei Bedarf ein Mitarbeiter weiter, falls man ein Medium aus dieser Aufstellung benötigt und aufgrund einer Einschränkung selbst nicht dorthin gelangt.

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Eindrucksvolle Holztreppe im Kern der School 7.

In den Außenbereichen, um den alten Schulgebäudekern herum, befindet sich größtenteils die Medienaufstellung. Im Erdgeschoss werden im Eingangsbereich der Bibliothek Bücher auf ausladenden, würfelförmigen Präsentationsmöbeln angeboten. Höhere Möbel/Regale sind so gestaltet, dass Sie durch fensterförmig angelegte Aussparungen den „Durchblick“ ermöglichen. Hierdurch wird eine offene Raumwirkung unterstützt.

Linksseitig der Theke, auf welche man direkt beim Eintreten in das Gebäude zuläuft, eröffnet sich ein Bereich, in welchem die Nutzer an fest installierten Computern, mit mobilen Endgeräten oder aber einfach einem Buch arbeiten können. Diese Einzelarbeitsplätze sind durch filzbespannte Wände voneinander getrennt, welche sowohl zum Sicht- als auch zum Lärmschutz dienen.

Im hinteren Teil des Erdgeschosses und damit wieder im ehemaligen Schulgebäude finden sich Veranstaltungs- und Arbeitsräume. Betritt man diese, erfährt man sofort den Eindruck eines Klassenzimmers. Zwar wurden die Räume mit modernen Designertischen und Stühlen ausgestattet und im Frontbereich durch ein modernes Whiteboard ergänzt, jedoch finden sich an den Seitenwänden auch noch ursprüngliche, natürlich aufgearbeitete, Tafelanlagen wie man sie aus der Zeit kennt, in der man noch selbst die Schulbank drücken musste.

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Seminarraum im Stil eines Klassenzimmers

Im ersten Obergeschoss befinden sich angrenzend an das Lesecafé im „Neubau“ die Bereiche der Belletristik, Sachliteratur und die Kinderbibliothek. Die Regale sind hier entweder in der Raummitte oder auch an den Wänden sehr strukturiert aufgestellt und schaffen in den Zwischenzonen immer wieder Plätze, die zum Aufhalten einladen. Sei es in Form einer Sofa- oder Sesselgruppe, eines großen Arbeitstisches oder Einzelarbeitsplätzen an den Fenstern, welche den Blick nach Außen ermöglichen. Im Bereich der Belletristik hat es mir eine Sesselgruppe besonders angetan, die sich vor einem Fenster befindet, von welchem aus man direkt auf den benachbarten Hafen blickt.

Neben den liebevoll ausgewählten, unterschiedlichen Sitzmöbeln zeichnen sich die Aufenthaltsflächen dadurch aus, dass sie häufig durch Teppiche ergänzt werden, auf denen Fotografien abgedruckt sind, welche in geschichtlichem Zusammenhang mit der Schule oder der Kommune stehen. Auch wenn ich ansonsten kein großer Freund von dekorativen Teppichen in Öffentlichen Bibliotheken bin, da diese auch Stolperfallen darstellen, gefällt mir diese individuelle Art der Gestaltung sehr gut.

Bei der Gestaltung der Bibliothek wurde neben dem größtmöglichen Erhalt der ehemaligen Schule viel Wert auf die Verwendung „realer“ Materialien gelegt. So schaut man, je nachdem, wo man sich im Gebäude befindet, auf unverputzte Backsteinwände oder lasierte Dachziegel. Wie im skandinavischen Design nicht unüblich, wird in der Raum- sowie in der Möbelgestaltung viel Massivholz verwendet, was der Bibliothek einen gemütlichen, warmen Charakter verleiht. Daneben ergänzen Sitzmöbel, die mit verschiedenfarbigen Textilien oder Leder bezogen sind, das haptische Erlebnis der Nutzer.

Wenn ich mir meine Ausführungen so im Nachhinein noch einmal durchlese, liest es sich fast wie ein Liebesbrief an die meiner Meinung nach vollkommen zu Recht zur Bibliothek des Jahres 2018 ernannten „School 7“. Neben den Räumlichkeiten der Bibliothek gibt es dafür natürlich noch einige andere nennenswerte Punkte, aber Sie werden es mir nachsehen, dass ich mich aufgrund meines beruflichen Hintergrundes zunächst einmal hierauf beschränke. Und wenn Sie mehr Informationen haben möchten,  ist das Bibliotheksteams in Den Helder sehr offen und nett und die Stadt auf jeden Fall einen Besuch wert!


Weitere Beiträge dieser Reihe:

Bibliotheken im Ausland – Die Fachstelle auf Reisen (Teil 1)

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Bibliotheken im Ausland – Die Fachstelle auf Reisen (Teil 1)

Anfang 2019 hatte ich die Möglichkeit, auf einer durch die Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen in Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Goethe-Institut organisierten Besichtigungstour, einige Bibliotheken in den Niederlanden anzusehen. Auch wenn es sich hierbei um unser Nachbarland handelt, sind für mich dabei einige Unterschiede zu unseren Öffentlichen Bibliotheken sichtbar geworden.

Und um bei den Niederländern zu bleiben, zumindest im entferntesten Sinne, konnte sich Frau Büning im vergangenen Jahr auf einer Reise nach Oslo dort die vom niederländischen Architekten und Creative Guide Aat Vos gestaltete Kinderbibliothek „Biblo Toyen“ anschauen, deren Zugang für Erwachsene normalerweise streng verboten ist.

Doch damit nicht genug. Im Dezember 2018 wurde die von der IFLA im Jahr 2019 zur besten Bibliothek der Welt gewählte Zweigstelle „Oodi“ in Helsinki eröffnet. Was für mich und Frau Büning Anlass war, nach Helsinki zu reisen und uns auch drei finnische Bibliotheken einmal näher anzuschauen.

Unsere Eindrücke der besichtigten Bibliotheken möchten wir natürlich nicht für uns behalten und sie gerne auf dieser Plattform mit Ihnen teilen. In den kommenden Wochen werden Sie also an dieser Stelle Blogbeiträge zu lesen bekommen, in denen wir versuchen zu vermitteln, wie die gesehenen Bibliotheken im Ausland arbeiten und (besonders aus meiner Sicht beschrieben) räumlich gestaltet werden.

Zu Beginn ist es vielleicht gut, kurz zu beschreiben, wie sich wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu unseren Öffentlichen Bibliotheken  darstellen.

Die Ziele, die Öffentliche Bibliotheken verfolgen, sind in der Regel die gleichen. Man möchte das Lesen fördern, schon von klein auf. Informationen sollen möglichst uneingeschränkt zur Verfügung stehen und Öffentliche Bibliotheken sollen ein Aufenthaltsort in der Kommune sein.

 

Den niederländischen Bibliotheken steht hierfür im Gegensatz zu den meisten unserer Öffentlichen Bibliotheken mehr Geld zur Verfügung. Zum einen durch die Kommunen, zum anderen sind die Bibliotheksgebühren für die Nutzer im Vergleich zu deutschen Bibliotheken verhältnismäßig hoch. In der OBA (Openbare Bibliotheek Amsterdam) z.B. können die Nutzer zwischen verschiedenen Tarifen wählen. Für 33 Euro/ Jahr können die Nutzer nur eine begrenzte Medienanzahl von 50 Medien im Jahr ausleihen und nicht mehr als 10 pro Bibliotheksbesuch. Im „OBA Total“ Tarif (für 43 Euro/ Jahr) hingegen ist die Medienanzahl für die Ausleihe zwar pro Besuch auf 10 ME begrenzt, jedoch für das gesamte Jahr nicht limitiert. Kinder und Jugendliche leihen, wie auch in den meisten unserer Bibliotheken kostenfrei aus.

In den finnischen Bibliotheken stellt es sich noch einmal ganz anders dar. Hier zahlen die Nutzer, egal welcher Altersklasse sie angehören, keine Nutzergebühren für die Öffentliche Bibliothek. Die Gebühren sind sozusagen bereits mit den Steuern beglichen. Man muss sich lediglich anmelden, um Medien ausleihen zu können. Dafür sind einige Sonderleistungen, wie das Buchen bestimmter Räume eventuell mit Kosten verbunden.

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Diese Lernküche in Oodi in Helsinki kann kostenpflichtig gebucht werden.

Das Bibliothekspersonal war in allen von uns besichtigten Bibliotheken auf der Fläche gut erkennbar, da es entweder einheitliche Oberteile trug oder eine  Art Uniform. Das Thema der Berufskleidung wird bei uns zulande ja mitunter sehr kritisch betrachtet. Auf Nachfrage, wie die Mitarbeiter das Thema der Berufskleidung  sehen, wurde uns in der OBA erklärt, dass diese absolut kein Problem damit haben. Es wird den Mitarbeitern nur eingeschränkt vorgeschrieben, was Sie zu tragen haben. Jeder kann seinem Kleidungsstil gerecht auswählen, ob er lieber ein T-Shirt tragen möchte oder doch lieber ein Poloshirt, eine Bluse, ein Hemd, ein Jackett oder eine Strickjacke. Es gibt eine große Auswahl an Kleidungsstücken, die mit dem Logo der Bibliothek versehen sind.

Und die Nutzer freuen sich über den Service, denn so ist gerade in einem großen Haus wie der OBA, wo das Personal sich viel auf der Publikumsfläche bewegt und nicht nur hinter einer Servicetheke zu finden ist, ein Ansprechpartner leicht zu erkennen.

Was das Thema der Aufenthaltsqualität  angeht, so lässt sich feststellen, dass viele der niederländischen Bibliotheken ein extern betriebenes Lesecafé in Ihren Räumlichkeiten haben. Also nicht nur den bei uns häufig gesehenen Kaffeeautomaten, sondern eine Theke an der Getränke und auch Speisen während der Öffnungszeiten verkauft werden. Die Sitzplätze in diesem Bereich werden gerne angenommen, da auch hier, anders als in außenliegenden Cafés, kein Konsumzwang herrscht. Ein Nebeneffekt: Es riecht herrlich nach Kaffee, was für eine gemütliche Atmosphäre sorgt.

 

In Finnland haben wir dann noch einen komplett anderen Typ  Bibliothek kennengelernt. Die Iso Omena Library in Espoo liegt in einem Einkaufszentrum. Einkaufszentren gibt es in Finnland viele und sie erfüllen hier vielmehr den Zweck eines kommunalen Treffpunktes, als sie es bei uns tun, was mitunter den finnischen Wetterverhältnissen geschuldet ist. Das vierte Obergeschoss dieses Einkaufszentrums in Espoo wird zum Großteil durch die Bibliothek bespielt. Sie bildet hier das Zentrum des Iso Omena Service Center. Darum herum liegen Einrichtungen für die Bürger, wie eine Klinik für werdende Mütter und Kinder, diverse andere Gesundheitseinrichtungen, ein Jugendzentrum oder ein Service-Center für Neubürger in Finnland.  Es können Meeting-Räume angemietet und für berufliche Termine genutzt werden und es gibt ein Aufnahmestudio für Musiker. Zwischen all diesen Randbereichen, befinden sich im Kern die klassische Medienaufstellung, Aufenthaltsbereiche, die als Wartezonen genutzt werden können und Nutzerarbeitsplätze. Hier fungiert die Bibliothek als Kommunales Bürger- und Kommunikationscenter.

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Übersichtplan des Iso Omena Service Center in Espoo.

Sie sehen, es gibt neben vielen Ähnlichkeiten auch diverse Unterschiede. Diese alle im Detail zu benennen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. In den kommenden Wochen werden wir Ihnen aber vier Bibliotheken noch einmal etwas genauer vorstellen. Und ich kann jedem, dem sich die Möglichkeit bietet nur empfehlen, sich Bibliotheken in den Niederlanden, Finnland oder auch Norwegen einmal vor Ort anzusehen und sich selbst einen Eindruck zu machen.

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Internetzugang der Öffentlichen Bibliotheken in NRW häufig unzureichend

Die Digitalisierung macht auch vor den Öffentlichen Bibliotheken in NRW keinen Halt. Während der Zugriff auf das Medienangebot und das eigene Nutzerkonto über das Internet bereits seit langem zum Standard gehört, wandelte sich in den vergangenen fünf Jahren auch das Vor-Ort-Angebot der Bibliotheken stetig. Die Erfahrungen  der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit, aber vor allem bei der Durchführung ihrer Qualifizierungsprogramme, zeigen, dass in vielen Bibliotheken die notwendigen technischen Voraussetzungen für diesen Wandel noch fehlen.

Um sich einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen, hat die Fachstelle deshalb in der Zeit vom 05. bis 24.09.2019 eine Umfrage zur Internetanbindung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW durchgeführt. Beteiligt haben sich 52 % der 260 angeschriebenen Bibliotheken.

Warum benötigen Öffentliche Bibliotheken einen sehr guten Internetanschluss?

Die Anforderungen der Bibliotheksbesucher*innen haben sich verändert. Sie setzen einen störungsfreien und schnellen Internetzugriff über WLAN mit ihren eigenen mobilen Endgeräten in den Bibliotheksräumen voraus. Bei steigenden Besucherzahlen kann dies nur gewährleistet werden, wenn die Bibliothek über ein gut ausgeleuchtetes und leistungsfähiges WLAN-Angebot in ihren Räumen verfügt.

Angebote zur Medienkompetenzförderung für Schulen, Kindergärten und andere Zielgruppen gehören für Bibliotheken als außerschulischer Bildungsort schon immer zum Standard. Heute sind diese Angebote ohne den Einsatz von Tablet oder Smartphone vielerorts nicht mehr denkbar. Bibliotheken richten ihre Angebote am Medienkompetenzrahmen des Landes NRW aus. Damit eine Schulklasse mit bis zu 30 mobilen Endgeräten die Schulungsaufgaben auch durchführen kann, ist ein störungsfreier, schneller und paralleler Internetzugriff unabdingbare Voraussetzung.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, ist der Anschluss an das schnelle Glasfasernetz für Bibliotheken ebenso wichtig wie für Schulen.

Wer hat sich an der Umfrage beteiligt?

An der Umfrage nahmen insgesamt 136 Bibliotheken (sowohl Bibliotheken mit, als auch ohne Stadtteilbibliotheken) in NRW teil. Mit 26% war die Beteiligung im Regierungsbezirk Köln am höchsten, mit 12% im Regierungsbezirk Detmold am niedrigsten.

 

Infrastruktur nach RB

 

Wie sieht der aktuelle Glasfaserausbau in Öffentlichen Bibliotheken aus?

58% der 136 Bibliotheken, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben an, derzeit nicht an das Glasfasernetz angeschlossen zu sein. Es ist davon auszugehen, dass der Prozentsatz bei den 124 Bibliotheken, die auf die Umfrage nicht geantwortet haben, noch höher liegen wird.

Leider kann man nicht davon ausgehen, dass sich diese Situation kurzfristig positiv verändern wird. Denn bei 43% der Bibliotheken ist damit zu rechnen, dass in den kommenden drei Jahren die Bibliotheksgebäude  nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

 

Infrastruktur Zeithorizont

 

Wie sieht die Situation in den Kommunen mit Stadtteilbibliotheken aus?

74% der Bibliotheken mit Stadtteilbibliotheken geben an, dass ihre Standorte derzeit nicht (56%)  oder nur teilweise (18%) an das Glasfasernetz angebunden sind.

 

Wie schnell ist der Internetzugang?

Im Rahmen der Befragung wurden die Bibliotheken aufgefordert, die DSL-Geschwindigkeit, die Ihnen zur Verfügung steht, anzugeben. Um diese zu ermitteln, konnten sie die Kommunale IT befragen oder einen sogenannten Speedtest selber durchführen. Mit Hilfe dieses Testes kann die aktuell an einem Endgerät verfügbare Datenrate gemessen werden.

Die Ergebnisse ergaben, dass 47% der Bibliotheken nur über einen Internettarif von weniger als 50Mbit/s verfügen. Lediglich 5% der Bibliotheken (in der Grafik lila) verfügen über Gigabit-Tarife.

Durch die zunehmende Verbreitung von Multimedia-Inhalten und neuen technologischen Möglichkeiten ist der Bandbreitenbedarf seit Jahren steigend. Fotos und Videos werden in immer höheren Auflösung (z.B. 4K, d.h. 4x Full HD) angeboten, die Nutzung von grafischen Elementen auf Webseiten nimmt stetig zu und neue Services, wie z.B. Streaming-Angebote, sind ohne eine bandbreitenstarke Anbindung gar nicht nutzbar. Da davon auszugehen ist, dass in einer Öffentlichen Bibliothek parallel mehrere Nutzer auf diese Angebote zugreifen – sei es als Bibliotheksbesucher oder im Rahmen von Medienkompetenzschulungen durch die Bibliothek,  benötigen Öffentliche Bibliotheken eine leistungsstarke Datenrate. Weitere Informationen hat die Fachstelle in der Publikation „Auf dem Weg in eine digitale Zukunft – Handreichung zur EDV-technischen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken“ zusammengestellt.

 

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Fazit

Die Anbindung an das Gigabitnetz in den Öffentlichen Bibliotheken NRWs erfolgt nur zögerlich. Die Umfrage belegt, dass der Glasfaseranbindung Öffentlicher Bibliotheken in den meisten Kommunen noch keine hohe Priorität eingeräumt wird. Um ihren Aufgaben in einer digitalen Gesellschaft nachkommen zu können, ist ein Anschluss an das Gigabitnetz für Öffentliche Bibliotheken jedoch eine grundlegende Voraussetzung. Denn digitale Angebote Öffentliche Bibliotheken können nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn sie auch technisch umgesetzt werden können.

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„Platt, aber glücklich!“ – der Rote Faden 2018/2019 ist gesponnen

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Öffentlicher Bibliotheken u.a. durch die finanzielle Förderung und Organisation von Fortbildungen. Dieser Beitrag wurde von dem Strategieberater Andreas Mittrowann geschrieben, der die vom Land Nordrhein-Westfalen finanzierte Fortbildung „den roten Faden finden – wir entwickeln eine Bibliotheksstrategie“ begleitet.

Mittrowann_Autorenfoto_19_10_08Am 24. und 25. September 2019 fand in Düsseldorf der Abschluss-Workshop für die Fortbildungsreihe „Den Roten Faden finden – Wir entwickeln eine Bibliotheksstrategie“ der Fachstelle für Öffentlichen Bibliotheken NRW in Kooperation mit dem ZBIW Köln statt. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus öffentlichen kommunalen und kirchlichen Bibliotheken konnten während des ersten Tages zunächst die Vermittlung ihrer fertiggestellten Bibliothekskonzeptionen an Entscheider, Partner oder die Öffentlichkeit üben und wurden dabei von den beiden erfahrenen Kommunikationstrainnerinnen Christiane Brockerhoff und Marion Creß unterstützt. Ziel war es, eine Präsentation innerhalb von 5 bis 7 Minuten zu den wesentlichen Inhalten der Strategie zu erarbeiten. In einem zweiten Schritt bestand die spannende Herausforderung darin, dieses Ergebnis dann in einer noch weiter komprimierten Version von zwei Minuten zu bündeln – immer mit dem Ziel, die wesentlichen Aussagen in einer überzeugenden Kombination aus Inhalten, Rhetorik und Körpersprache zu vermitteln. In ihrem Feedback hoben die Teilnehmer/innen besonders den wichtigen Übungseffekt und die praktischen Tipps durch die Trainerinnen hervor. Fazit: „Weniger ist mehr!“.

Am zweiten und letzten Tag stand dann der Abschluss mit den Strategie-Coaches Sonja Bluhm und Andreas Mittrowann im Mittelpunkt: Dabei ging es zunächst um ein letztes Feedback zu den erstellten Gesamtkonzeptionen und ihre „Highlights“ sowie um die nächsten Schritte: Welche Werkzeuge kann ich nutzen, um die Umsetzung der Konzeption zu einem nachhaltigen Erfolg zu gestalten? Zu den Antworten auf diese Frage zählten unter anderem die Tools „Road Map“ und „Kanban“. Im zweiten Teil standen dann erneut die Kurzpräsentationen der Teilnehmer/innen mit ihren Weiterentwicklungen vom Vortag im Mittelpunkt sowie das Feedback durch die Gruppe und die Coaches.

Besonders begeistert waren das Team der Fachstelle und die Coaches von der Qualität der erarbeiteten Konzepte, die unter anderem die wichtigen Bausteine Bibliotheksvision, Ist- und Umfeldanalyse sowie Handlungsfelder und Zielstellungen enthalten. Dabei kommt es nicht immer nur auf die Papierform an, sondern auch auf den inhaltlichen Klärungsprozess. So berichtete eine Bibliotheksleiterin begeistert, dass bereits vor Abgabe der Konzeption zwei Teilzeitstellen genehmigt worden seien, da sie selbst die künftige Ausrichtung der Bibliothek überzeugend habe darstellen können. Weitere Bibliotheken aus dem Teilnehmerkreis konnten bereits von erfolgreichen Präsentationen in den städtischen Gremien berichten

Und das Resümee auf die Workshop-Reihe insgesamt? „Dranbleiben lohnt sich!“ – so nur eine der zahlreichen Rückmeldungen aus dem Kreis der Teilnehmer/innen. „Sicherheit für die Argumentation“, „Team: motiviert“, „Rückhalt: positives Feedback in der Gruppe“ oder „Wir hatten Spaß und Pilgerbier“ sind nur einige weitere der erfreulichen Äußerungen zu dieser dritten Durchführung der Workshop-Serie. Besonders gefreut haben wir uns natürlich sowohl seitens der Fachstelle als auch der Coaches über die Aussage „Tolle Zusammenarbeit und Unterstützung in allen Phasen!“. Die Übergabe der Zertifikate und ein (alkoholfreier) Cocktail rundeten den Tag und die Serie ab. Besser als in dem Teilnehmer-Zitat „Platt, aber glücklich“ können wir es nicht zusammenfassen…

Die gute Nachricht zum Schluss: Auch 2020 wird es einen Roten Faden geben! Die Informationen dazu erhalten Sie demnächst auf diesem Blog und weiteren Kanälen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

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Mit unkonventionellen Ideen zur Innovation

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Dirk Ehlen und Sarah Hollendiek, Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW

Die Überlegungen zum informellen Lernen, die die Pilotgruppe „Lernort Bibliothek“ 2009 anstellte, hatten Auswirkungen auf die Bereiche Personalentwicklung, Arbeitsorganisation, Auskunftsdienst und die Anforderungen an die technische Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken. Insbesondere die steigende Relevanz digitaler Dienste und damit verbunden die technische Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken, beschäftigte das Land Nordrhein-Westfalen über die Jahre in verschiedenen Folge-Projekten. Dabei beschritten sowohl das Land, als auch die Öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen neue Wege. Im Zuge dieser Projekte konnte die Entwicklung des Bibliothekswesens auch über die Landesgrenzen hinaus, positiv beeinflusst werden.
Koffer für die mobile Revolution
In 2013 und 2014 wurden im Rahmen des Projektes „Mobi Dig – Mobil und Digital in öffentlichen Bibliotheken “ u.a. Koffer mit Tablet-PCs und E-Book-Readern an Bibliotheksteams ausgeliehen. Nach einer eintägigen Einführung in den Kofferinhalt konnten sich die Mitarbeiter*innen über mehrere Wochen selbstständig mittels Übungsmaterialien und Aufgaben in die Nutzung der Geräte einarbeiten. Mittlerweile sind Mobile Endgeräte nicht mehr aus dem Berufsalltag wegzudenken. In vielen Bibliotheken besteht heute vielmehr das Problem, den gewachsenen „Gerätefuhrpark“ zu verwalten. In einigen Bibliotheken werden zu diesem Zweck Mobile-Device-Management-Verfahren eingeführt.

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Ganz neue Ideen zur Recherche entwickelte der Quellentaucher. Mit der „Expedition“ werden zu einem vom Nutzer ausgewählten Zeitungsartikel weitere Informationen angeboten – hier: Zeckenbisse – und mit Online-Quellen angereichert.

Entwicklung durch Forschung
Immer wieder kooperierte die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW mit Partnern aus anderen Fachdisziplinen. Das eindrucksvollste Beispiel ist wohl die Zusammenarbeit mit der AG Mensch-Computer-Interaktion der Universität Konstanz von 2012 bis 2014. Gemeinsam mit dem Team rund um Prof. Dr. Harald Reiterer wurde das Forschungsprojekt „Quellentaucher“ durchgeführt. Im Rahmen dieses Projektes wurde der Versuch unternommen, die Katalogsuche neu zu denken. Die Stadtbibliothek Köln konnte hierfür als Labor für Feldversuche gewonnen werden.
Die Hochschule entwickelte zwei Prototypen, die verschiedene Suchbedarfe von Bibliotheksbesuchern adressiert: die „Expedition “ und den „Tiefenrausch “.
Mithilfe der „Expedition“ konnten Nachweise von physischen Medien und digitaler Angebote der Bibliothek auf einer Oberfläche angezeigt werden. Sie unterstützte somit das Stöbern im Gesamtbestand einer Bibliothek. Der „Tiefenrausch“ stellte eine Erweiterung und Neuinterpretation der klassischen Katalogsuche dar. Mithilfe von Spielsteinen konnten Suchbegriffe und Filter in Kombination angewandt und Recherchetechniken optisch sichtbar gemacht werden.
Auch wenn das Forschungsprojekt kein konkretes Produkt zum Ergebnis hatte, so war die Arbeit mit der Universität Konstanz ein Gewinn für die zukünftige Arbeit der Fachstelle. Das Projekt offenbarte Schwächen in Hard- und Software-Ausstattung der Bibliotheken, sowie der Katalogdaten, auf deren Basis neue digitale Angebote entstehen.
Hilfreich und praxisnah – Handreichung zur EDV-technischen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken
Auf der Grundlage der Erkenntnisse und Erfahrungen im Forschungsprojekt „Quellentaucher“ konzipierte die Fachstelle ihr nächstes größeres Projekt. Um die Bibliotheken beim Auf- und Ausbau der eigenen technischen Infrastruktur zu unterstützen, hat das Kulturministerium NRW 2017 eine Handreichung zur EDV-technischen Infrastruktur in Öffentlichen Bibliotheken in Auftrag gegeben. Die Firma Cancom GmbH hat dazu in vier NRW-Bibliotheken eine Analyse der vorhandenen EDV-Ausstattung vorgenommen. Die bibliotheksfachliche Begleitung lag bei der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken. Als Piloten konnten die Bibliotheken in Herten, Lübbecke, Mönchengladbach und Paderborn gewonnen werden. Mithilfe eines einheitlichen Fragebogens konnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie die jeweiligen Rahmenbedingungen in den Kommunen in Erfahrung gebracht werden. Aus den gesammelten Informationen wurden Fokusthemen herausgearbeitet, die in allen Bibliotheken eine hohe Relevanz hatten:
• Internetanbindung
• WLAN
• Ausstattung
• Mobile Endgeräte
• Gebäudeinfrastruktur
• EDV-Kompetenzen
• die Anbindung externer Dienste

Diese Themen dienten als Grundlage für die zu erarbeitende Handreichung. Die Handreichung bietet durch Erläuterungen und mithilfe von Referenzwerten den Bibliotheksmitarbeitenden und-trägern sowie den Entscheidern eine Möglichkeit, den aktuellen Stand der EDV-technischen Infrastruktur einzuschätzen, und daraus den notwendigen Handlungsbedarf für die kommenden Jahre abzuleiten. Die Handreichung wurde ausdrücklich nicht für IT-Experten geschrieben, sondern ist so aufbereitet, dass sie für Laien verständlich ist. Eine derartige Zusammenstellung von Erläuterungen und Referenzwerten ist bis zum heutigen Datum einmalig im deutschsprachigen Raum.

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Rückblick ins Jahr 2013: Mark Robin Horn (Fachstelle NRW) bei der Inventarisierung der Technik für die MobiDig-Koffer

Gemeinsam zum Erfolg
Über die Jahre haben die verschiedenen Projekte bewiesen, dass sich insbesondere beim Thema Technik ein gemeinsames Vorgehen von Bibliotheken und Land / Fachstelle als besonders sinnvoll erweist. Durch unkonventionelle Projektideen und neue Wege der Förderung konnte eine Verbesserung und Weiterentwicklung der Bibliothekslandschaft in NRW angestoßen werden.

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Rheinbach: Was hat das Lernort-Projekt in Ihrer Bibliothek verändert?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Daniela Hahn, Öffentliche Bücherei St. Martin, Rheinbach

Den Blick geschärft

Für unser Team war es eine gute Erfahrung, sich mit dem Thema Web 2.0 auseinanderzusetzen. Es hat den Blick geschärft für die Notwendigkeit, Angebote und Aktivitäten vor Ort mit virtuellen Aktivitäten zu vernetzen. Es entstanden regelmäßige Facebook-Posts sowie Konzepte für Storytelling-Projekte rund um das Thema Bücherei, die zum Teil im Blog sichtbar wurden.

Besonders Spaß gemacht hat das Projekt „I did it with my library“, bei dem auch unsere Leser mit ihren eigenen Erfahrungsberichten rund um das Buch sehr aktiv waren und den Blog bereicherten. Das Projekt „LibraryThing for libraries“ erzielte zahlreiche Leserrezensionen.

Was bedeutet die Lernort-Initiative heute für die Stadtbibliothek Rheinbach?

Heute halten wir unsere Website und den Facebook-Auftritt weiterhin aktuell. Weitere Plattformen können zurzeit aus personellen und bürokratischen Gründen (DSGVO) nicht bedient werden. Das Team ist weiterhin Neuerungen gegenüber aufgeschlossen. Die Bücherei versteht sich als Treffpunkt und Ort für informelles Lernen (z.B. Kleingruppensprachkurse für Flüchtlinge), wobei uns auch die Erhöhung der Aufenthaltsqualität ein dauerhaftes Anliegen ist.


Ansprechpartner:
Daniela Hahn
Lindenplatz 4
53359 Rheinbach

Die Öffentliche Bücherei St. Martin, Rheinbach im Netz:
Webseite: http://www.buecherei-rheinbach.de/
Facebook: https://www.facebook.com/Buecherei.Rheinbach/
Blog: https://buechereirhb.wordpress.com/

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Münster: Was hat das Lernort-Projekt in Ihrer Bibliothek verändert?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Gunter Riemers, Stadtbücherei Münster

Rückenwind

Für die Stadtbücherei Münster war das Lernort-Projekt ein Glücksfall, der viele Steine ins Rollen gebracht hat und den Blick für die Anforderungen an Bibliotheken in einer sich wandelnden, zunehmend digitalen Gesellschaft geschärft hat.

Mit der Q-thek entstand erstmals ein medienfreier (!) Raum zum Lernen, Informieren, Kommunizieren und Entspannen. Mittlerweile ist die Q-thek als Marke etabliert – bis heute finden hier fast täglich Vorträge, Workshops, Kurse und Sprechstunden statt rund um Internet, eBooks, Smartphones und Co.

münster

Um die Bibliothek den neuen Anforderungen anzupassen, haben wir das Projekt „Mehr Raum für Menschen“ gestartet. Zunächst wurde das Medienangebot um mehr als 20 Prozent reduziert. Neue Veranstaltungsbereiche entstanden, zusätzliche Arbeits- und Anleseplätze wurden eingerichtet, Büroräume verwandelten sich in Lernräume.
Auch wurde die Technikausstattung im gesamten Haus modifiziert. Das JuWel samt Gamingraum wurde geboren und mit dem Preis „Zukunftsgestalter in Bibliotheken“ ausgezeichnet.
Die Rückendeckung des Landesprogrammes ermöglichte uns auch den Einstieg in die Sozialen Medien: Die Etablierung eines überaus umfangreichen internen Wikis, die Nutzung von Blogs für die interne und externe Kommunikation, den Einstieg bei Facebook und Instagram.
Danke für all den Rückenwind – wir freuen uns auf weitere spannende Projekte mit Ihrer Unterstützung!


Ansprechpartner:
Stefanie Dobberke
Stadtbücherei Münster
Alter Steinweg 11
48143 Münster
Die Stadtbücherei Münster im Netz:
Webseite: https://www.stadt-muenster.de/buecherei/startseite.html
Facebook: https://www.facebook.com/stadtbuecherei.muenster
Instagram: https://www.instagram.com/stadtbuechereimuenster/
YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC1lBoS0Itmv2EAGcKZxH5Sg

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Köln: Was hat das Lernort-Projekt in Ihrer Bibliothek verändert?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln

Nachhaltige Anstöße

Die Lernort-Initiative der Bezirksregierung hat zukunftsweisend und proaktiv den Gedanken des Dritten Ortes, der heute in der Fachwelt in aller Munde ist, aufgenommen und wichtige Impulse gegeben für die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek Köln zu einem attraktiven Aufenthalts- und Aktionsort.

Kreative Content Strategie - Köln 2014_07_22-09

Nicht nur die gemeinsame Erarbeitung des Q-thek-Konzeptes sondern auch das darauf folgende Social-Media-Coaching und die Entwicklung des Quellentauchers, für den wir Pilotbibliothek sein durften, haben unsere Arbeit sehr bereichert.

Das Projekt hat nachhaltige Anstöße gegeben, neue Lernzugänge einzurichten, bei denen heute die digitale Teilhabe durch Partizipation und eigenes Tun, das Lernen durch Anfassen und Experimentieren und das niederschwellige Ausprobieren digitaler Technologien im Vordergrund stehen.

Ich möchte mich sehr herzlich für die jahrelange angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit bedanken!


Ansprechpartner:
Dr. Hannelore Vogt
Stadtbibliothek Köln
Josef-Haubrich-Hof 1
50676 Köln
Die Stadtbibliothek Köln im Netz:
Webseite: https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/stadtbibliothek/index.html
Facebook: https://www.facebook.com/Stadtbibliothek.Koeln
Instagram: https://www.instagram.com/stbibkoeln/
YouTube: https://www.youtube.com/user/StadtbibliothekKoeln
Twitter: https://twitter.com/stbibkoeln
Blog: https://stadtbibliothekkoeln.blog/

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Kamp-Lintfort: Was hat das Lernort-Projekt in Ihrer Bibliothek verändert?

2009 hat das Land NRW die Initiative „Lernort Bibliothek“ ins Leben gerufen. Mit der Abschlussveranstaltung am 15. Mai 2019 hat die Initiative ihr offizielles Ende gefunden. ProLibis hat das 10-jährige Jubiläum zum Anlass genommen, um noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Wir freuen uns, dass wir diese Rückblicke nun auch auf unserem Blog veröffentlichen können. Die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitenden in den vergangenen 10 Jahren und natürlich bei den Autorinnen und Autoren dieser Artikel.


Von Katharina Gebauer, Mediathek Kamp-Lintfort

Alleinstellungsmerkmal

Die Stadtbücherei Kamp-Lintfort war die zweitkleinste der acht Pilotbibliotheken und die kleinste, in der das Raumkonzept „Q-thek“ realisiert wurde. Tatsächlich konnte besonders die Visualisierung der Bibliothek als realer und virtueller Lernort in der Kommune bewirken, dass die Stadtbücherei in der öffentlich geführten Diskussion um die Stadtentwicklung zentrales Element wurde. Ihr Platz wurde als wichtiger Standortfaktor mit Alleinstellungsmerkmal im Stadtzentrum bestimmt. Es folgten Planungen für die neue Mediathek Kamp-Lintfort, in deren Mittelpunkt die Bereitstellung eines öffentlichen Raums zum individuellen Lernen und Informieren stand. Klare, intuitiv zu erfassende Orientierung und hoher Aufenthaltswert hatten Vorrang vor Regalmetern zur Unterbringung von analogen Medien.

KampLintfort

Dieses „Wohnzimmer der Stadt“ ist heute beispielgebend für dritte Orte der Kommunen NRWs geworden.
Und was bedeutet die Lernort-Initiative heute für die Mediathek Kamp-Lintfort?
Die Lernort-Initiative greift bis heute wichtige Trends auf und ist wichtige Ideenschmiede für unkonventionelle Lösungen, um reale Bibliotheksorte mit der Medienwelt zu verbinden.


Ansprechpartner:
Katharina Gebauer
Mediathek Kamp-Lintfort
Freiherr-vom-Stein-Straße 26
47475 Kamp-Lintfort
Die Mediathek Kamp-Lintfort im Netz:
Webseite: https://www.kamp-lintfort.de/de/inhalt/mediathek/
Facebook: https://www.facebook.com/Mediathek.KampLintfort
Instagram: https://www.instagram.com/mediathek.kamplintfort/