Das Pilotprojekt „Sprachschatz – Bibliothek und KiTa Hand in Hand“ ist im Oktober 2017 gestartet. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW und der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI). In den nächsten Monaten werden verschiedene Gastbeiträge veröffentlicht, welche allen Interessierten anhand fachlichen Inputs Einblicke in das Projekt „Sprachschatz“ ermöglichen sollen. Mit dem Abschluss des Projekts in 2020 werden die Ergebnisse für den Einsatz in der Fläche aufbereitet und in Form eines Abschlussberichts veröffentlicht. In diesem Blogbeitrag gibt einer der Medienpädagogen, welcher für das Projekt gewonnen werden konnte, einen Einblick in die praktische Projektarbeit. Im Folgenden wird dargestellt, welche Bedeutung digitale und analoge Medien für Kindergartenkinder haben können und wie der Erwerb von Medienkompetenz und Sprachbildung praktisch unterstützt werden können.
Digitale Medien als Alltagsbegleiter von Kindern
Smartphones, Tablets oder Laptops sind in den allermeisten Familien fester Bestandteil des Alltags. So erleben auch Kinder im Vorschulalter die digitalen Medien als etwas ganz normales, das zugleich eine starke Faszination auf sie ausüben kann. Wird Mediennutzung aber nicht bzw. nur unzureichend begleitet, entsteht bei Kindern häufig ein intensives Nutzungsverhalten, das gerade im Grundschulalter, aber auch in der weiterführenden Schule und im Jugendalter eine unreflektierte Nutzung des mobilen Netzes begünstigen kann.
Medienkompetenz trainieren
Medienkompetenz- also der reflektierte und bewusste Umgang mit (digitalen) Medien- ist aber keine Fähigkeit, die „vom Himmel fällt“ oder sich von ganz alleine einstellt: sie muss erlernt, trainiert und dem Alter entsprechend vermittelt werden. Bei Kindern im Kindergartenalter steht vor allem eine kreative Mediennutzung im Vordergrund, welche es den Kindern erlaubt, digitale Medien einmal anders als gewohnt zu erfahren – nicht nur konsumierend, sondern aktiv und gestaltend, sodass sie von Konsumenten zu „Produzenten“ werden können.
Medien als Sprech-Anlass nutzen
Altersgerechte und kreative Mediennutzung im Vorschulalter muss und sollte dabei aber nicht nur produktorientiert sein: schon der Entstehungsprozess bzw. das reflektierte Sprechen über Medien, die Thematisierung von Medienerlebnissen und Mediengewohnheiten der Kinder gehört zur Medienbildung dazu. So werden Sprechanlässe geschaffen, die an der Alltagswelt der Kinder ansetzen und gleichzeitig das Thema Sprache und Sprachbildung mitdenken. Der vorhandene Sprachschatz wird um neue Begrifflichkeiten erweitert und das bereits erworbene Sprachwissen dadurch trainiert, dass die Abläufe, die es bei der Gestaltung mit Medien zu beachten gilt, von den Kindern selbst inhaltlich strukturiert und sprachlich artikuliert werden.
Erfahrungen zusammenführen
Damit der Gleichklang zwischen Medienbildung und Sprachförderung gelingen kann, ist eine am Alter bzw. dem Entwicklungsstand der Kinder orientierte Auswahl an Medienprojekten bedeutsam. Im Projekt „Sprachschatz“ werden daher die Erfahrungen der Erziehrinnen und Erzieher aus dem Elementarbereich mit denen der Mitarbeitenden der Bibliotheken und der Kommunalen Integrationszentren miteinander verbunden. Durch die Bündelung dieser unterschiedlichen Erfahrungen können gezielt Projektideen angegangen werden, die an Alter und Entwicklungsstand der Kinder ausgerichtet sind aber auch die jeweiligen Interessen der Erwachsenen berücksichtigen und die Umsetzbarkeit in den Blick nehmen.
Die Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Sprachschatz“ konnten auf dieser Grundlage einen entsprechenden Überblick gewinnen. So wurden z.B. folgende Projektideen bzw. medienpädagogischen Methoden vorgestellt, die zu einem gemeinsamen Arbeiten aller beteiligten Einrichtungen einladen (Auswahl):
Schwerpunkt Sprache:
- Interviews zu verschiedenen Themen mit Nutzern der Bibliothek führen und aufnehmen, Hörrätsel (Aufnahme eines Geräusches und einer auflösenden Erklärung) oder Hör-Memory (zwei Geräusche einander zuordnen) erstellen etc. Diese Inhalte können leicht mit einem (Kinder-) Mikrofon realisiert werden.
- Bilderbücher mit einer Alternative zu den bekannten (und bewährten) Vorlesestiften vertonen: Mit audio-digitalen Vorlesestiften, welche über Aufnahme- und Wiedergabekapazität verfügen, können Kinder selbst Sprachinhalte aufnehmen. Diese lassen sich im Falle einiger Produkte einfach auf Klebepunkte übertragen, welche in der Kita, in der Bücherei oder in Bilderbüchern angebracht und jederzeit von den Kindern und Erzieherinnen wieder abgehört werden können.
- Gegenstände benennen und in mehreren Sprachen aufnehmen, um das Verständnis für Mehrsprachigkeit zu erweitern
Schwerpunkt Foto:
Quelle: Lightpainting von Johannes Wentzel unter CC BY-NC-ND
Schwerpunkt Film:
Quelle: Stop Motion von Johannes Wentzel unter CC BY-NC-ND
Passende Auswahl treffen
Eine Übersicht über die unterschiedlichen medienpädagogischen Angebote bietet allen beteiligten Akteuren die Chance, einen für ihre jeweilige Ausgangslage passenden Einstieg zu finden. Im Vordergrund steht dabei eine einfache und schnelle Umsetzung und niedrigschwellige Einarbeitung.
Ansprechpartner:
Johannes Wentzel
Medienreferent
Klosterstraße 11, 48143 Münster
E-Mail: info@johannes-wentzel.de
Weitere Informationen zum Projekt „Sprachschatz- Bibliothek und Kita Hand in Hand“:
Projekt „Sprachschatz“: Trickfilm als Element der alltagsintegrierten Sprachförderung für fast alle Altersklassen
Projekt „Sprachschatz“: Sprachbildung, Mehrsprachigkeit, Medienbildung und Medienkompetenz
„Sprachschatz – Bibliothek und KiTa Hand in Hand“ – 2017-2019 Auftakt zum Pilotprojekt
Ausschreibung: Sprachschatz – Bibliothek und KiTa Hand in Hand