Der von der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Bildungsbericht 2016 ist erschienen. Aus der Beschreibung:
„Bildung in Deutschland“ erscheint alle 2 Jahre als umfassende und empirisch fundierte Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens: von der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung über die allgemeinbildende Schule und die non-formalen Lernwelten im Schulalter, die berufliche Ausbildung und Hochschulbildung bis hin zur Weiterbildung im Erwachsenenalter.
Leider werden Bibliotheken und Büchereien nicht erwähnt. Trotzdem scheint es für die Planung und Weiterentwicklung sinnvoller Bibliotheks-Angebote sehr lohnenswert, sich die Erkenntnisse zumindest in der Kurzfassung genau anzusehen.
Wir geben hier außerdem die aus unserer Sicht für Bibliotheken relevanten oder bedenkenswerten Kernaussagen gekürzt wieder:
Leichter Anstieg der Geburtenzahlen in den letzten Jahren: für die nächsten 5 Jahre wird diese Anzahl relativ stabil bleiben. Dies führt kurzfristig zu einem höheren Bedarf an frühkindlichen sowie mittelfristig an schulischen Bildungsangeboten, eine Entwicklung, die durch die aktuelle Zuwanderung schutz- und asylsuchender Familien mit Kindern zudem noch verstärkt wird.
Noch immer mehr als jede bzw. jeder vierte Minderjährige in Risikolagen: Überproportional häufig wachsen Kinder mit Migrationshintergrund – trotz positiver Tendenzen – in derartigen Risikolagen auf.
Leichter Anstieg des Anteils der Menschen mit Migrationshintergrund: Insgesamt wiesen im Jahr 2013 21% der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund auf. Vor allem der Anteil der Menschen aus EU- Mitgliedstaaten hat sich seither erhöht. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund verteilt sich allerdings nicht gleichmäßig über die Länder.
Heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund: Die Zusammensetzung der Menschen mit Migrationshintergrund nach Alter, Herkunft, Migrationsgenerationen und sprachlichen Kompetenzen im Deutschen verändert sich stetig.
Junge Menschen mit Migrationshintergrund leben häufiger in Risikolagen: Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund sind zu einem Fünftel von mindestens einer Risikolage betroffen. Mit Migrationshintergrund liegt der Anteil deutlich höher.
Bildungsbeteiligungsquoten der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund haben sich angenähert: so nehmen Personen mit Migrationshintergrund 2014 anteilig vergleichbar oft an Bildung teil, allerdings häufiger in niedriger qualifizierenden Bildungsgängen.
Längeres gemeinsames Lernen gewinnt im Schulwesen an Bedeutung: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die kombinierte Schularten mit mehr als einem Bildungsgang besuchen, hat sich auf 1,1 Millionen erhöht. Der Großteil wird nicht in getrennten Haupt-, Realschul- oder Gymnasialklassen, sondern in integrierter Form unterrichtet. Vor allem Jugendlichen mit niedrigem sozialem Status stehen dadurch mehr direkte Abschlussoptionen an einer Schulart offen. Die Schulen mit mehreren Bildungsgängen bzw. Gesamtschulen machen zudem am häufigsten Ganztagsschulangebote und weisen höhere Integrationsanteile von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf als andere Schularten.
Anhaltender Ausbau des schulischen Ganztagsbetriebs bei weiter hoher Nutzung von außerschulischen Bildungsangeboten und freiwilligem Engagement: Insgesamt nimmt mehr als ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler Ganztagsangebote in Anspruch und wendet dafür neben den Unterrichtszeiten durchschnittlich knapp 2,5 Stunden pro Woche auf. Mit 5 Stunden pro Woche ist der Zeitaufwand für Bildungsaktivitäten außerhalb der Schule jedoch immer noch doppelt so hoch.
Auch 2014 ist die Zahl der Studienanfängerinnen und – anfänger größer als die der Neuzugänge zum dualen System. Die hohe Bedeutung von Aktivitäten in non- formalen Lernwelten wird auch in der deutlich gestiegenen Engagementquote sowie in der Teilnahme an Freiwilligendiensten sichtbar. Weiterhin etwa ein Viertel der 5-Jährigen mit Sprachförderbedarf im Deutschen: Auch wenn es zahlreiche Initiativen im Bereich der sprachlichen Bildung gab, ist derAnteil an sprachförderbedürftigen Kindern seit einigen Jahren in etwa konstant geblieben. Insbesondere Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem Schulabschluss sowie mit nicht deutscher Familiensprache werden vermehrt als sprach-förderbedürftig diagnostiziert.
Sprachförderung im frühkindlichen Bereich und in der Schule wichtiger Teil der Bildungsarbeit: Seit 2008 haben sich die Länder verpflichtet, die sprachliche Bildung im Rahmen der pädagogischen Konzepte in Tageseinrichtungen zu implementieren. Darüber hinaus existieren in 12 Ländern unterschiedliche Sprachfördermaßnahmen für als förderbedürftig diagnostizierte Kinder vor der Einschulung.
Weniger kompetenzschwache Jugendliche, wenngleich ihr Anteil deutlich über dem Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss liegt: Leistungsverbesserungen zeigen sich seit der ersten PISA-Erhebung vor allem für Jugendliche aus sozioökonomisch schwachen Elternhäusern, mit einem Fortschritt von mehr als einem Lernjahr in der Lesekompetenz. Die Risikogruppe der leseschwachen 15- Jährigen ist 2012 mit 15% um 8 Prozentpunkte kleiner als noch 2000.
Positiver Trend in Weiterbildungsteilnahme, vor allem durch (angeordnete) betriebliche Weiterbildung: Über die Hälfte der Teilnehmenden gibt als Teilnahmegrund an, dass sie nur auf betriebliche Anordnung hin erfolgt sei; bei Geringqualifizierten steigt dieser Anteil auf drei Viertel. Wie nachhaltig eine solche, wenig selbstgesteuerte Weiterbildung ist, die sich überwiegend auch auf Kurzzeitmaßnahmen stützt, ist zu diskutieren. Insgesamt werden die sozialen Disparitäten nach Bildungs- und Erwerbsstatus sowie Migrationshintergrund dadurch nicht aufgehoben. Im Gegenteil: Sie bleiben stabil.
Die Teilhabe an informellem Lernen differiert stark nach Migrationshintergrund, Bildungsstand und Erwerbsstatus sowie nach Teilnahme an non- formaler Weiterbildung. Weiterhin deutlich geringere Beteiligungsquote von Personen mit Migrationshintergrund in der Weiterbildung: Auch 2014 ist die Quote der Weiterbildungsteilnahme von Migrantinnen und Migranten nur halb so groß wie die der Personen ohne.
Weiterbildung als nur begrenzt professionalisiertes pädagogisches Beschäftigungsfeld: Der erstmals berichtete Indikator zum Personal in der Weiterbildung weist die Weiterbildung als ein pädagogisches Feld aus mit sehr heterogenen Institutionen, hohen Anteilen an Nebenerwerbstätigkeit sowie einem vergleichsweise niedrigen Durchschnittseinkommen, auch bei den Haupterwerbstätigen – trotz einem relativ hohen Qualifikationsniveau (zwei Drittel aller Erwerbstätigen mit Studienabschluss).