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Spiegel der Bibliotheksarbeit vor Ort

Seit Jahrzehnten unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen die Kommunen finanziell bei der Entwicklung ihrer Bibliotheken. Dabei ist schon lange nicht mehr nur das Medienangebot entscheidend für Erfolg und Zukunftsfähigkeit der öffentlichen Bibliotheken. Vielmehr spielen die Aufenthaltsqualität in den Räumen, die technische Ausstattung und die Vernetzung mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen in der Kommune eine wesentliche Rolle. Bibliotheken sind wichtige Partner für Institutionen, Vereine, Schulen und Kindergärten.

Sondermittel für die Arbeit mit Asylsuchenden und Migranten….

Öffentliche Bibliotheken reagieren schnell auf neue Herausforderungen. Das zeigte sich z.B. 2016 bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation in den Kommunen, die sich auch in der Bibliotheksförderung widerspiegelte. Dank der Bereitstellung zusätzlicher Mittel durch den Landtag NRW konnte die Fachstelle in zwei Förderrunden die Bibliotheken bei der Anschaffung von fremdsprachigen Medien, der Einrichtung von Willkommensbereichen in den Bibliotheksräumen und der Durchführung von zahlreichen Veranstaltungen unterstützen. In die zweite Förderrunde dieses Themenbereichs wurden auch die Fachstellen für das kirchliche Büchereiwesen einbezogen. 220 katholische und evangelische Büchereien sowie 77 kommunale öffentliche Bibliotheken konnten so 2016 finanziell beim Aufbau ihrer Angebote für die Zielgruppe Asylsuchende und Migranten unterstützt werden.

Bibliotheken im Wandel….

Die Veränderung der Bibliotheken zum sogenannten Dritten Ort spiegelt sich seit ca. zehn Jahren in den Förderanträgen ebenso wider wie die Digitalisierung der Gesellschaft. Die Entwicklung von neuen Angeboten im Bereich der Leseförderung sowie der Medien- und Informationskompetenzförderung geht einher mit der Einführung von E-Medien und Datenbanken, der Ausstattung der Bibliotheken mit mobilen Endgeräten, neuen Katalogoberflächen, Selbstverbuchung und der Umgestaltung der Bibliotheksräume zu Arbeits-, Lern- und Aufenthaltsorten.

Programme wie MobiDig und die Initiative Lernort Bibliothek, die die Fachstelle durchführt, finden nach und nach Eingang in die individuellen Projektanträge weiterer Bibliotheken. So werden die Projektergebnisse in die Fläche getragen.

Durch die unterschiedlichen Personalqualifizierungsmaßnahmen, die die Fachstelle in der Zwischenzeit anbietet, sind Inhouse-Schulungen zum Bestandteil vieler Projektanträge geworden.

Förderanträge werden individueller und komplexer….

Diese Entwicklungen haben zur Folge, dass die Projektanträge komplexer werden und die Vorhaben häufig nicht mehr innerhalb eines Jahres umzusetzen sind. Da gerade in den Bereichen Technik und Raumgestaltung viele Aspekte bei der Antragstellung noch nicht genau festzulegen sind, wird bei ca. der Hälfte aller Anträge im Laufe der Projektdurchführung mindestens ein Änderungsantrag gestellt, den die Fachstelle zu prüfen und genehmigen hat. Oft sind es auch zwei oder drei Änderungsanträge.

So hat sich die Förderung individueller Projektanträge in den vergangenen 10 Jahren deutlich verändert:

  • vor der Antragstellung intensive Beratungsphasen vor Ort, per Mail und telefonisch mit Bibliotheken und ihren Trägern,
  • zeitaufwändigere Prüfung der Kostenpläne,
  • individuelle Festlegung von Rahmenbedingungen zur Projektdurchführung in den Zuwendungsbescheiden,
  • hohe Zahl an Änderungsanträgen während der Durchführungszeit,
  • größerer Aufwand bei der Verwendungsnachweisprüfung.

Dies alles ist auch Ausdruck dafür, dass die Aufgabenwahrnehmung Öffentlicher Bibliotheken sich in den vergangenen 10 Jahren deutlich verändert hat. Die Bibliothek, die ausschließlich ein Medienangebot zur Ausleihe bereitstellt, wird in zehn Jahren sicher eine Ausnahme sein.

Neben den schon erwähnten zwei Förderrunden für die Beantragung von Sondermitteln, mit denen Angebote für Geflüchtete unterstützt wurden, galt es zwei Antragsrunden für die im November 2015 eingereichten individuellen Projektanträge für das Jahr 2016 durchzuführen.

Vier Förderrunden in einem Jahr – eine Herausforderung fürs neue Team….

Vier Förderrunden in einem Jahr – diese Ausnahmesituation stellte nicht nur die Bibliotheken vor Ort, sondern auch die Fachstelle vor besondere Herausforderungen, denn normalerweise ist nur eine Förderrunde pro Jahr zu organisieren. Bestand das Team zu Beginn des Jahres 2016 noch aus fünf erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, so kamen im Laufe des Jahres weitere sechs Kolleginnen hinzu. Diese galt es möglichst schnell in die Landesförderung einzuarbeiten.

Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, erschließt sich schnell, wenn man die 12-seitige Arbeitsanweisung zur Landesförderung das erste Mal zu Gesicht bekommt. Hier sind die einzelnen Verfahrensschritte detailliert beschrieben. Regelungen des Zuwendungs- und Verwaltungsrechts kommen hinzu. Und wie beurteilt man die eingereichten Anträge unter bibliothekarischen Gesichtspunkten?

Von der Antragstellung bis zur Bewilligung der Mittel sind zahlreiche Schritte zu erledigen. Nicht selten sind Rückfragen mit den Bibliotheksleitungen zu klären. Für fast alle Kommunen ist die Zustimmung der Finanzaufsicht bei den fünf Bezirksregierungen einzuholen. Hier hat sich seit der Zentralisierung der Fachstellenarbeit im April 2015 für jede Bezirksregierung das Verfahren eingespielt, und wir freuen uns über die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in den Dezernaten 31.

Die Durchführung von vier Förderrunden stellte unter diesen Rahmenbedingungen das Fachstellenteam zeitlich und organisatorisch vor eine große Herausforderung. Herzlichen Dank allen Beteiligten für diese tolle Leistung!


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