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Mönchengladbach: Auf dem Weg zur smarten Zentralbibliothek der Zukunft

Die Nutzung von Bibliotheken ändert sich ebenso wie die an sie gerichteten Erwartungen: vom Ausleihort zum öffentlichen Lernort, Vernetzungsraum und Treffpunkt. Weniger Medien als vielmehr Menschen stehen im Mittelpunkt. Der Wandel erfordert Anpassungen. Qualität und Bedarfsgerechtigkeit der räumlichen und technischen Infrastruktur sind dabei Schlüsselmomente. Wie gut das gelingen kann, zeigt der Umbau der Zentralbibliothek Mönchengladbach. Das Projekt wurde vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Landesförderung für Öffentliche Bibliotheken gefördert.

Hintergrund und Realisierung

Das Projekt „Zentralbibliothek der Zukunft zb+“ war mit der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Bibliothek eines der zentralen Projekte des von Land, Bund und EU geförderten Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepts „Soziale Stadt Gladbach & Westend“. Basis für den architektonischen Realisierungswettbewerb 2018 war das innovative Bibliothekskonzept „Offene Bibliothek – hybrider Lernort, innovativer Vernetzungsraum, (inter)kultureller Treffpunkt“. Der Wettbewerbssieger Schrammel Architekten hat ihm mit einem spannenden Entwurf zwischen Denkmalschutz und Modernität erfolgreich Raum gegeben. Nach dreijähriger Bauzeit konnte die Zentralbibliothek Carl Brandts Haus im Juni 2023 wiedereröffnet werden. Das Konzept „Zentralbibliothek der Zukunft zb+“ auf einer fast doppelt so großen Publikumsfläche (3.000 qm) mit komplexer Raumstruktur, vielfältigen analogen und digitalen Angeboten und Funktionsbeziehungen sowie geplantem Open-Library-Betrieb erfolgreich umzusetzen, war eine Herausforderung.

Anforderungen an die Nutzung

Dabei muss die Bibliothek heute ihre virtuellen und physischen Räume effektiv und effizient, auf die Bedarfe und Erwartungen der Nutzer*innen abgestimmt, bespielen. Für die Umsetzung ihres Konzeptes „Zentralbibliothek der Zukunft zb+: Offene Bibliothek – hybrider Lernort, innovativer Vernetzungsraum und (inter)kultureller Treffpunkt“ und einen erfolgreichen Betrieb muss die Bibliothek eine einfache, sichere Orientierung gewährleisten, eine intuitive, selbstständige Nutzung ermöglichen sowie die Sichtbarkeit und Vermittlung der Angebote (Wissen und Informationen, Medien, Veranstaltungen …) verbessern. Das gilt im Netz wie vor Ort. Dabei ist der Bibliothek wichtig, dass das „Look and Feel“ digital wie analog die Bibliothek und den roten Gestaltungsleitfaden eindeutig erkennen lässt.

Ziele der Gestaltung

In der gesamten Bibliothek geht es darum, alle Zielgruppen niederschwellig anzusprechen, Digitales mit Haptischem zu verbinden, im physischen Raum inspirierend und sichtbar zu inszenieren und einfach nutzbar zu machen, Besucher*innen Information, Interaktion, Inspiration, Kommunikation, Kollaboration und Partizipation zu ermöglichen. Nicht zuletzt ihr geändertes Aufgabenprofil – Programmarbeit spielt quantitativ und qualitativ eine viel größere Rolle als früher – und der geplante Open-Library-Betrieb erfordern eine Optimierung der Kundenorientierung und Kundenkommunikation.

Leit- und Orientierungssystem als Projektschwerpunkt

Die Entwicklung eines grafisch gestalteten, analogen Leit- und Orientierungssystems ist – nach Änderung – der Schwerpunkt des Projektes „Orientierung, Vermittlung, Zugang: Auf dem Weg zu einer smarten Zentralbibliothek der Zukunft“. Nur ein von Fachleuten professionell entwickeltes Leit- und Orientierungssystem, das die Perspektive der Bibliotheksbesucher*innen einnimmt und für ein breites Publikum leicht verständlich ist, kann niederschwelligen Zugang und selbstständige Nutzung der Bibliothek und ihrer Angebote ermöglichen. In einer hybriden Bibliothek muss dabei ganzheitlich digitale Orientierung mitgedacht werden. Seine Gestaltung kann nicht losgelöst vom Corporate Design der Bibliothek betrachtet werden. Mit seiner ästhetischen Funktion hat das System Einfluss auf die Wirkung des Raums, hat imagebildenden Charakter und ist somit Teil des Corporate Designs der Bibliothek.

Entwicklung des Systems

Das Leit- und Orientierungssystem wurde multiprofessionell von einer Kommunikationsdesign-Agentur, den Architekten und der Bibliothek entwickelt. Barrierefreiheit wurde dabei systematisch mitgedacht. Wo möglich, z.B. beim unterfahrbaren Tastplan, wurde auf Design for all gesetzt. Die Entwicklung erfolgte iterativ. Der Einsatz von Personas sollte dabei eine bestmögliche Orientierung für verschiedene Zielgruppen sicherstellen. Eine Rolle spielte auch das Wording, das aus Besuchendenperspektive geprüft und optimiert wurde, um leichte Verständlichkeit und niedrigschwelligen Zugang zu gewährleisten. Um die optimale Position und Größe der Leitsystemelemente festzulegen, hat der Kommunikationsdesigner ein digitales 3D-Modell exemplarischer Bibliotheksbereiche gebaut.

Wesentliche Leitsystemelemente

  • ein Tastplan im Windfang
  • Orientierungspläne, die auf allen Etagen analog und digital an zentraler Stelle informieren und orientieren, aber auch in Print-Medien verwendet werden können (z.B. im Flyer des Eröffnungsprogramms)
  • Informationstafeln am Anfang von Bereichen
  • Bezeichnungen der Bereiche/Räume und Angebote (Wände und Möbeloberflächen)
  • Beschriftungselemente für flexible Beschriftung
  • Regalbeschriftung

Regalbeschriftung

Bei der Regalbeschriftung geht die Bibliothek neue Wege: Sie integriert sie gestalterisch in das Leit- und Orientierungssystem. Eingesetzt werden Topschilder und Würfel aus Pappe, die Stirnseiten sind mit Folie beschriftet. Gezieltes Auffinden wird mit eindeutigen Regalnummern, Browsen mit Klartextbezeichnung auf der Stirnseite unterstützt. Die Schließzeit hat die Bibliothek unter anderem dazu genutzt, Kindermedien und Belletristik vollständig auf eine Klartextsystematik umzustellen. Transparente Fachbodenbeschriftungen können vom Bibliotheksteam per mobilem Drucker im Corporate Design realisiert werden.

Erweiterungen während des Projektverlaufs

Um ein dem Entwurf entsprechendes, optimales Ergebnis – sowohl im Hinblick auf die Funktionalität wie Ästhetik – zu garantieren, ergab sich im Projektverlauf die Notwendigkeit, die Überwachung der Montage und Begleitung der Abnahme mit in den Leistungsumfang des beauftragten Kommunikationsdesign-Büros aufzunehmen. Des Weiteren notwendig wurde eine Art Direktion für eine Wandillustration in den Kinderwelten, damit sich die illustrierte Wand, die kindgerecht zum Entdecken einladen soll, in den Gestaltungskosmos des Leit- und Orientierungssystems integriert. Im Vorfeld hat die Mönchengladbacher Illustratorin Ruth Zadow, die das Bild kreiert hat, Kinder beteiligt: In Wort und/oder Bild konnten sie ihre Ideen einreichen.

Erste Schritte digitaler Services

Erste Schritte zu einem digitalen Strategieprozess wurden dennoch mit einem verwaltungsintern moderierten Workshop mit einem Teil des Bibliotheksteams realisiert. Im ursprünglichen Antrag als Desiderate benannte digitale Services konnten in der Zwischenzeit bereits ohne externe Begleitung umgesetzt werden, z.B. eine 24/7-Online-Anmeldung (Selbstregistrierung) für Erwachsene und die Gebührenbezahlung mit ePayment. Weiter steht inzwischen ein Veranstaltungskalender auf der Bibliotheks-Website und im Webportal Arena zur Verfügung. Die digitale Transformation in der Bibliothek konnte also durchaus vorangetrieben werden. Nicht zuletzt aufgrund der großzügigen Landesförderung im Projekt „Die smarte Zentralbibliothek“ ist die modernisierte Zentralbibliothek technisch zukunftsfähig ausgestattet.

Digitale Besucherinformation und Ausblick

Ein erster Schritt Richtung digitale Besucherinformation, Erhöhung der Sichtbarkeit und besseren Vermittlung – Informationen, Medien, Veranstaltungen – sowie Orientierung konnte im Projekt „Auf dem Weg zur smarten Zentralbibliothek“ mit den Screens realisiert werden, für die Templates entwickelt wurden. Wirklich smart wird die Zentralbibliothek aber erst mit digitaler Indoor-Navigation, etwa über mobile Endgeräte wie Smartphones und/oder Tablets. Die steht auf der Agenda ebenso wie ein 3D-Modell, in dem man sich – wo immer man ist – digital durch die Bibliothek bewegen kann.

Klicken Sie auf das Bild, um noch mehr Fotos der ZB zu sehen:

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Fotos der ZB Mönchengladbach

Fazit

Aus Sicht der Stadtbibliothek hat das Projekt die zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll umzusetzenden Ziele vollständig erreicht. Das Leit- und Orientierungssystem ist unverzichtbar für den erfolgreichen, kundenzentrierten Betrieb der Zentralbibliothek als offene Bibliothek mit Öffnungszeiten ohne Bibliothekspersonal, als hybrider Lernort, innovativer Vernetzungsraum und (inter)kultureller Treffpunkt. Mit neuen Ansätzen wurde ein gestalterisch hochwertiges, innovatives, nachhaltiges, kundenorientiertes Ergebnis geschaffen. Die Lösung ist zudem wirtschaftlich mit begrenztem Budget zu realisieren.

(Stand: 2023)

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Leverkusen: Stadt schließt zwei Stadtteilbibliotheken

Aus Kostengründen wird die Stadt Leverkusen die beiden Stadtteilbibliotheken in Schlebusch und Opladen schließen. Dies soll voraussichtlich ab 2027/2028 umgesetzt werden, wenn zwei Mitarbeiterinnen in den Ruhestand treten. Derzeit sind die Bibliotheken an den Gymnasien Freiherr-vom-Stein in Schlebusch sowie Landrat-Lucas in Opladen untergebracht.

Die Schulbibliotheken werden weiterhin bestehen bleiben, aber nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Stattdessen stehe künftig die Zentralbibliothek in Wiesdorf zur Verfügung. Der Bücherbestand soll „zielgruppenadäquat“ reduziert werden, wodurch zusätzliche Flächen entstehen, die von den Schulen genutzt werden können.

Mehr Informationen auf dieser Website: https://www.ksta.de/region/leverkusen/stadt-leverkusen/leverkusen-bibliotheken-schlebusch-und-opladen-sollen-schliessen-1045793

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Online-Seminar „Community zum Ausleihen” / 02.07.25

Faktor D, ein Demokratie-Netzwerk im gesamten DACH-Raum, lädt am 02.07.2025 zum Online-Seminar „Community zum Ausleihen – wie wir mit wenig Ressourcen mehr Miteinander schaffen“ ein. Vorgestellt werden Good Practices, die zeigen, wie Bibliotheken auch mit begrenzten Mitteln zu lebendigen Orten der Begegnung und Zusammenarbeit werden können. Im Mittelpunkt stehen Projekte, die neue Wege der Öffnung, Teilhabe und Repräsentation beschreiten. Die Teilnehmenden erhalten praxisnahe Impulse, frische Perspektiven und erprobte Ansätze für ihre Arbeit. Mehr Informationen und Anmeldung auf dieser Website: https://www.faktor-d.org/mitmachen-veranstaltungen/community-zum-ausleihen

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Erftstadt: Stadtbücherei im Stadtteil Liblar schließt

Der Standort der Stadtbücherei in Erftstadt-Liblar wird bis Ende des Jahres geschlossen. Die Kinder- und Jugendbibliothek bleibt aber weiterhin in Liblar präsent. Sie soll künftig in einem Raum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) untergebracht werden. Der verfügbare Platz wird dort jedoch deutlich kleiner sein als bisher.

Das hat Auswirkungen auf das Medienangebot. Lernhilfen und schulbegleitende Materialien werden künftig nicht mehr in Liblar zur Verfügung stehen. Auch der Sachbuchbestand wird deutlich reduziert. Der Schwerpunkt soll künftig auf Kinder- und Jugendliteratur liegen. Ergänzend ist ein kleiner Bereich mit ausgewählten Romanen für Erwachsene und Seniorinnen und Senioren vorgesehen. Der bisherige Erwachsenenbereich wird künftig am Standort Lechenich angeboten.

Zur Neuordnung des Bestands plant die Stadt, einen Teil der Medien, die künftig nicht mehr benötigt werden, im Rahmen eines Büchertrödels Ende August zu veräußern.

Die Entscheidung zur Schließung des Standorts hatte in der Vergangenheit zu öffentlichen Reaktionen geführt. Unter anderem setzten sich Eltern mit einer Unterschriftensammlung für den Erhalt ein. Mit dem künftigen Angebot für Kinder und Jugendliche bleibt jedoch ein Teil der Bibliotheksstruktur in Liblar erhalten.

Quelle: https://www.radioerft.de/artikel/erftstadt-zukunftsplaene-fuer-buecherei-in-liblar-2350914.html

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Noch Plätze frei: Personalführung in Öffentlichen Bibliotheken und Persönlichkeitsentwicklung als Führungskraft / 27.-28.08.25

Für alle, die eine Öffentliche Bibliothek leiten oder eine Teamleitung innehaben und ihre Führungskompetenzen ausbauen möchten, bietet dieses Seminar, das wir in Kooperation mit dem ZBIW der TH Köln anbieten, Unterstützung bei den komplexen Herausforderungen, die mit einer Leitungsposition verbunden sind. Zusätzlich zum Seminar wird ein Einzelcoaching angeboten.

Am Ende des Seminars
» können Sie Ihr Selbst- und Fremdbild als Führungsperson einschätzen,
» können Sie Führungsstile und -techniken anwenden,
» können Sie Konflikte und Entscheidungen besser analysieren und aktiv gestalten,
» kennen Sie Ihre eigene Wirkung und Motivation und können sie gezielter einsetzen,
» haben Sie Ihre innere Haltung zum Thema „Leitung und Führung“ kritisch betrachtet und konstruktiv weiterentwickelt.

Es richtet sich in erster Linie an Beschäftigte der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in NRW und ist für diese kostenfrei.

Mehr Informationen und Anmeldung auf der Website des ZBIW: https://www.th-koeln.de/weiterbildung/personalfuehrung-in-oeffentlichen-bibliotheken-und-persoenlichkeitsentwicklung-als-fuehrungskraft_125083.php

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dbv: Barcamp „Informationskompetenz neu denken“ – Anmeldung ab sofort möglich / 19.11.25

Am 19.11.25 findet das Barcamp „Informationskompetenz neu denken“ von „Netzwerk Bibliothek Medienbildung“ in der Stadtbibliothek Hannover statt. Das Barcamp bietet ein offenes Forum für alle, die sich zu den besonderen Herausforderungen durch KI und Fake News bei der Vermittlung von Informationskompetenz in Bibliotheken austauschen und vernetzen wollen.

In den Barcamp-Sessions können in lockerer Atmosphäre eigene Themen vorgestellt, aktuelle Entwicklungen diskutiert und neue Projektideen entwickelt werden. Unter netzwerk-bibliothek.de/de_DE/barcamp-2025 können Sie sich über die Veranstaltung informieren und sich bis zum 31.10.2025 anmelden.

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Schleiden: Bibliothek in neuen Räumen

Nach schweren Rückschlägen kann die Stadtbibliothek Schleiden nun endlich neu durchstarten. Zunächst war sie beim Brandanschlag auf das Städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium schwer beschädigt worden, später wurden viele Bücher und Möbel im Ausweichquartier durch die Flutkatastrophe zerstört. Nun ist der Umzug in die neuen Räume abgeschlossen. Die Bibliothek befindet sich jetzt auf dem Dach des Gymnasiums und ist barrierefrei über einen Aufzug erreichbar.

In den neuen, modernen Räumen erwartet die Besucherinnen und Besucher eine technisch zeitgemäß ausgestattete Bibliothek mit Blick über die Stadt Schleiden. Die Medienausleihe kann selbstständig über ein Verbuchungsterminal erfolgen, Gebühren lassen sich künftig bequem per EC-Karte bezahlen. Ein externer Einwurf ermöglicht die Rückgabe von Medien rund um die Uhr.

Auch das Angebot wurde umfassend überarbeitet. Besonders Kinder und Jugendliche profitieren von der Erweiterung des Bestands, der nun etwa 11.500 Medien umfasst – darunter neue Genres, Gesellschaftsspiele, Tonie-Figuren und Bücher in ukrainischer Sprache.

Wie die Bürgerstiftung Schleiden mitteilt, sind neue Veranstaltungsreihen und Workshops geplant. Auch das beliebte Kinder-Kino könnte wiederaufleben. Die Bibliothek soll künftig nicht nur ein Ort zum Lesen, sondern ein lebendiger Treffpunkt für alle Generationen werden.

Mehr Informationen auf dieser Website https://www.radioeuskirchen.de/artikel/stadtbibliothek-schleiden-jetzt-mit-blick-auf-die-stadt-2357176.html

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Barcelona: Marquez-Bibliothek setzt Maßstäbe

Im Stadtteil Sant Martí ist 2022 auf einem engen Grundstück die fünfgeschossige Biblioteca Gabriel García Márquez entstanden, deren Schauseite an ein Buch erinnert. Sie wurde 2023 vom internationalen Bibliotheksverband IFLA zur besten öffentlichen Bibliothek gekürt. Für die FAZ ein weiteres gutes Beispiel, wie Barcelona mit Bibliotheken soziale Räume schafft https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/architektur/wie-bibliotheken-in-barcelona-soziale-raeume-schaffen-110530568.html